Sing - Die Show deines Lebens [2021]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 1. Dezember 2021
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Sing 2
Laufzeit: 112 min.
Produktionsland: Frankreich / Japan / USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Garth Jennings
Musik: Joby Talbot
Stimmen: Matthew McConaughey (Bastian Pastewka), Reese Witherspoon (Alexandra Maria Lara), Scarlett Johansson (Stefanie Kloß), Taron Egerton), Tori Kelly, Nick Kroll, Bobby Cannavale (Wotan Wilke Möhring), Halsey (Victoria Swarovski), Pharrell Williams (Luca Hänni), Nick Offerman, Letitia Wright (Julia Beautx), Eric André, Chelsea Peretti, Bono (Peter Maffay), Garth Jennings (Katharina Thalbach)


Kurzinhalt:

Angesichts des Erfolgs seiner Bühnenshow möchte Koala Buster Moon (Matthew McConaughey / Bastian Pastewka) sie gern nach Redshore City bringen, um ein noch größeres Publikum anzusprechen und sich auch mit anderen im Showbusiness zu messen. Seine Crew um Schwein Rosita (Reese Witherspoon / Alexandra Maria Lara), Stachelschwein Ash (Scarlett Johansson / Stefanie Kloß), dem jungen Gorilla Johnny (Taron Egerton) und Elefantendame Meena (Tori Kelly) hat er bereits überzeugt, auch wenn der für Entertainmentmogul Jimmy Crystal (Bobby Cannavale / Wotan Wilke Möhring) arbeitende Talent Scout behauptet hat, sie könnten es in der großen Stadt nicht schaffen. In Redshore City angekommen, erschleichen sie sich ein Vorsingen vor Jimmy, doch sie werden abgelehnt – bis Jimmy auf Gunters (Nick Kroll) Idee eines Weltraummusicals aufmerksam wird und Buster behauptet , er könne den zurückgezogen lebenden Rockmusiker Clay Calloway (Bono / Peter Maffay) nicht nur überzeugen, dass dessen Songs verwendet werden dürfen, sondern er würde ihn sogar zu einem Auftritt überreden können. So bekommen Buster und seine Crew drei Wochen Zeit, eine Show auf die Beine zu stellen und Calloway dafür zu gewinnen …


Kritik:
Für manche Eltern wird Sing - Die Show deines Lebens eine geradezu toxische Mischung aus Humor, putzig animierten Figuren sowie vor allem Musik- und Tanzeinlagen darstellen, denn mit seinen drei Dutzend Songs finden Kinder genügend Ohrwürmer, die sie in Dauerschleife werden abspielen wollen. Unbestritten, ist die Fortsetzung des gleichgelagerten Sing [2016] genau hierauf aus, doch muss man den Verantwortlichen zugutehalten, dass sie ihrem Zielpublikum ein paar Botschaften mit auf den Weg geben und die temporeiche Präsentation durchaus zu unterhalten vermag.

Im Zentrum der Geschichte, die mit anthropomorphen Tieren erzählt wird, also Tieren unterschiedlichster Herkunft, die sich wie Menschen verhalten, kleiden und interagieren, steht einmal mehr Koala Buster Moon. Nachdem er im ersten Film seinen Traum eines erfolgreichen Bühnenstücks wahrmachen konnte, träumt er nun noch größer. Das aktuelle Musical mit dem Thema „Alice im Wunderland“, ist jeden Abend ausgebucht, darum zieht es ihn in die glamouröse Stadt Redshore City, wo er mit seinen Stars im berühmten Crystal Tower Theater auftreten möchte. Dessen Besitzer Jimmy Crystal ist nicht nur immens einflussreich, sondern prägt das Showbusiness gleichermaßen. Doch Crystals Talent Scout behauptet, Buster hätte nicht, was es braucht, um in Redshore City zu überleben und so packt Buster die Crew zusammen, um sich und allen anderen zu beweisen, dass er es sehr wohl schaffen kann.

Bereits in der ersten Viertelstunde von Sing - Die Show deines Lebens werden mehr Songs angespielt, als Figuren mit Namen vorgestellt. Dieses Tempo nimmt noch zu, wenn Buster dank Gunters absurder Idee, ein Weltraummusical präsentieren zu können, von Jimmy Crystal tatsächlich den Zuschlag bekommt und in nur drei Wochen eine Show auf die Beine stellen soll, bei der außerdem die Rock-Legende Clay Calloway auftreten soll. Dessen Beteiligung hat Buster versprochen, obwohl er Calloway noch nie begegnet ist und der Sänger in Trauer um seine verstorbene Frau seit 15 Jahren weder einen Song gehört, noch gespielt hat.
Die Herausforderungen der durchaus sympathischen Truppe um Buster sind also mannigfaltig und sorgen durchaus für zahlreiche amüsante Momente. Sie es, wenn die Leguandame Miss Crawley zuerst von dem zurückgezogenen Calloway in die Flucht geschlagen wird, nur um danach als perfektes Organisationstalent die Bühnenshow auf die Beine zu stellen. Oder wenn Rositas Höhenangst die Show ebenso gefährdet, wie Johnnys erbitterter Kampf mit seinem Choreografen. Mit Crystals Tochter Porsha droht eine beinahe talentlose Promitochter zudem, das ganze Projekt ins Chaos zu stürzen.

Was humorvolle Momente anbelangt, hat Sing - Die Show deines Lebens somit durchaus einiges zu bieten, auch wenn der Humor selbst in weit absehbaren Bahnen verläuft und erwachsene Zuschauerinnen wie Zuschauer in vielen Momenten wissen werden, wie die jeweilige Szene ausgehen wird. Hinzu kommen immer wieder Tanzeinlagen, wie die beim Zielpublikum beliebten Dance Battles, und fantasievoll bunte Szenenübergänge. Gerade Jüngere werden von den Bildern und den Liedern mitgenommen, so dass ihnen kaum auffallen wird, wie wenig Sinn sowohl die Geschichte selbst, die verkrampft auf eine Bösewichtsrolle getrimmte Figur, oder gar die große Show am Ende ergeben. Die Botschaft, dass man sich von niemandem sagen lassen soll, man könne etwas nicht erreichen, ist altbekannt aber deshalb nicht grundsätzlich falsch und auch die traurigen Augen des Löwen Calloway berühren im manchen Momenten. Schade ist jedoch, dass nur wenige Figuren wirklich zur Geltung kommen und auch, dass sich die Geschichte mit dieser Oberflächlichkeit offenbar zufrieden gibt, obwohl man dies – mit weniger Songs und mehr Chararakterentwicklung – auch vielschichtiger hätte erzählen können. Dies war den Verantwortlichen wohl nicht wichtig und den Kindern im Kino wird es das vermutlich ebenfalls nicht sein.


Fazit:
Dass der melancholische Rockstar Clay Calloway im englischen Original von U2-Sänger Bono gesprochen wird, veredelt nicht nur die Musikauswahl. Die deutsche Synchronisation ist dabei durchaus gelungen, auch wenn mangels Untertitel die Bedeutung einiger Songs manchen im Publikum vorenthalten bleibt. Würde man Garth Jennings’ zweiten Sing-Film als harmlos bis belanglos bezeichnen, klingt das negativer, als es gemeint ist. Denn die Fortsetzung ist nie bösartig gemeint, aber inhaltlich trotz ein paar Aussagen, die auch Kinder mitnehmen können, nicht wichtig. Dass hier sämtliche Konflikte der Figuren in nur einer Szene überwunden werden, unterstreicht die Oberflächlichkeit der Story. Wenn die eingängigen Songs zusammen mit der bunten, lebensfrohen Präsentation und dem offensichtlichen wie absehbaren Humor dafür sorgen, dass das Zielpublikum mitgenommen wird, hat Sing - Die Show deines Lebens jedoch alles erreicht, was die Verantwortlichen erreichen wollten und mehr kann bzw. sollte man auch nicht erwarten. Ganz unverblümt auf Singalongs und Merchandising getrimmt, wird ein junges Publikum gerade durch die Witze, den Tanz und die Musik unterhalten und so unterhaltsam das auch für die Eltern sein kann, für die Ohrwürmer werden manche die Verantwortlichen sicher verfluchen.