Showtime [2002]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. April 2005
Genre: Komödie / Krimi

Originaltitel: Showtime
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Tom Dey
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Robert De Niro, Eddie Murphy, Rene Russo, William Shatner, Pedro Damián, James Roday, Zaid Farid, Rachael Harris, Alex Borstein, Holly Mandel, Nestor Serrano, T.J. Cross, Mos Def


Kurzinhalt:
Bei einem Undercover-Einsatz vermasselt der trottelige Polizist Trey Sellars (Eddie Murphy) die Arbeit von Detective Mitch Preston (Robert De Niro), der in der frustrierenden Situation sogar die Kamera eines der allzeit präsenten Fernsehteams erlegt.
So droht der Sender nun mit einer Millionenklage, sollte das Department nicht zustimmen, dass Preston für die Fernsehproduzentin Chase Renzi (Rene Russo) in einer Doku-Serie zum Einsatz kommt. Widerwillig geht der Polizist darauf ein, doch von den anfänglichen Versicherungen der Produzentin, dass er realitätsnah eingefangen würde, ist bald nichts mehr zu sehen und kurz darauf krempelt der Sender sein Image und seine Privatsphäre vollständig um. Als wäre das nicht genug, teilt man ihm Trey als Partner zu, und während dieser darauf aus ist, vor der Kamera zu beeindrucken, versucht Preston, dem Kriminellen Ceasar Vargas (Pedro Damián) auf die Schliche zu kommen, der hochgefährliche und tödliche Waffen in Umlauf bringt – und auf Polizisten nicht gut zu sprechen ist.


Kritik:
Wohin auch immer das gigantische Produktionsbudget von über 80 Millionen Dollar bei Showtime geflossen sein mag, als sich das Einspielergebnis in den USA auf unter 40 Millionen einpendelte, war den Produzenten sicherlich mulmig zumute. Und auch international war das Publikum von der Polizei-Komödie nicht sonderlich begeistert. Doch liegt der mangelnde Erfolg weniger bei den ausbleibenden Zuschauern, denn die Zahlen sind für diese Art Film ganz ordentlich, sondern vielmehr im völlig überzogenen Budget.
Dass sich der Film außerdem nicht recht entscheiden kann, ob er nun die klamaukige Story weiter ausbauen, oder aber den Krimi mehr verfolgen soll, hat dem Projekt sicher nicht geholfen. Angesichts zweier grundsätzlich talentierter und in diesem Fall auch recht gut aufgelegter Darsteller, hätte man nur auf ein solideres Skript setzen sollen, um all das auch umzusetzen.

So schrieb an der Vorlage unter anderem Keith Sharon mit, der sonst als Reporter tätig ist – hauptverantwortlich für das Skript waren jedoch Miles Millar und Alfred Gough, die beide nicht nur an Spider-Man 2 [2004] mitschrieben, sondern vor allem durch ihre erfolgreiche Teen-Serie Smallville [seit 2001] um die Jugendjahre von "Superman" Clark Kent bekannt wurden.
Allerdings begehen die beiden Autoren hier einige folgenschwere Fehler, die schon in der eigentlichen Story ihren Ursprung haben. So wird versucht, ein Dreieck abzustecken, das sowohl als Polizeikomödie, als auch als Mediensatire im Stil von Edtv [1999] und zuletzt als Krimi funktioniert. Doch während schon die beiden Hauptfiguren kaum beleuchtet werden, kommt der Krimi nach einer kurzen Einleitung beinahe eine Stunde lang überhaupt nicht zur Geltung, um dann jedoch das Finale wieder zu würzen. Dass es in diesem Fall nicht ratsam ist, in eine Komödie Mord und Totschlag einzubauen, auch wenn diese Taten nicht explizit demonstriert werden, versteht sich von selbst, und hinterlassen, den zynischen Kommentaren zum Trotz, auch einen üblen Beigeschmack. Wieso zudem Handlungsstränge wie der um Prestons angeschossenen Kollegen überhaupt nicht weiterverfolgt werden, verstehe wer will.
Auch die Mediensatire kommt nicht recht zum Zug, bleibt vor allem zu zahm und wird in den ohnehin nur 90 Minuten Film auch nicht recht beleuchtet – wie sehr die neue Show "Showtime" denn beim Pulbikum ankommt, worum es eigentlich geht und wie die beiden Figuren mit dem Ruhm fertig werden (negative Auswirkungen scheint es im Vergleich zu Edtv keine zu geben), erfährt man als Zuseher nur am Rande.
Dass viele Slapstickeinlagen nicht nur vorhersehbar sind, und sich bisweilen ewig in die Länge ziehen, macht den Komödienaspekt zudem nicht besser, und wenn der Abspann nach 90 Minuten erst einmal loslegt, ist das meiste bereits wieder vergessen. Hätten die Autoren nicht in den beiden größten Actionsequenzen kurz vor Schluss und beim Finale einige wirklich gute Ideen untergebracht, würde der Eindruck auch deutlich schlechter ausfallen. So kann man zumindest nicht behaupten, dass die Story nicht ausgenutzt wäre, denn mit diesem Ansatz wäre im Drehbuch auch nicht mehr viel möglich gewesen – dafür hätten sich die Macher vielleicht auf weniger Genres konzentrieren, und den Zuschauern stattdessen eine "gewöhnliche" Buddy-Komödie mit Polizeieinschlag servieren müssen, dann wären auch bessere Charaktere möglich gewesen.

Die Darsteller scheinen nichtsdestotrotz ihren Spaß gehabt zu haben. Robert De Niro ist hier sichtlich besser gelaunt als in 15 Minuten Ruhm [2001] oder in dem später folgenden Reine Nervensache 2 [2002] – verausgaben muss er sich zwar nicht, und im Vergleich mit seine relativ kleinen Rolle in Jackie Brown [1997] erweckt er auch einen weniger engagierten Eindruck, insgesamt scheint er jedoch auf seine Kosten gekommen zu sein.
Dass sich Eddie Murphy hingegen bei seinem Gagfeuerwerk und mit seiner schnellen Sprechweise zurückhalten muss, tut auch ihm gut, viel schlimmer als in seinem katastrophalen Flop Pluto Nash [2002] konnte es jedoch auch nicht kommen. Zusammen mit De Niro harmoniert er nicht schlecht und die Nominierung für die Goldene Himbeere war sicher nicht berechtigt.
Rene Russo ist zwar nicht wirklich gefordert, macht ihre Sache aber solide – anders William Shatner, dessen Auftritt zu den besten Szenen des Films gehört. Kaum jemand hätte gedacht, dass der damals immerhin schon 71 Jahre alte, in Kanada geborene Darsteller mit solch selbstironischen Rollen seine größten Erfolge nach seinem Engagement im Star Trek-Franchise feiern würde. Ihm zuzusehen ist jedoch eine Freude und er bereichert den Film sichtlich.
Über die übrigen Beteiligten gibt es nicht viel zu sagen, keiner hat wirklich viel zu tun, allenfalls Pedro Damián ist noch als Bösewicht erwähnenswert, doch anhand der dürftigen Vorlage kann auch er aus seiner Filmfigur nicht mehr machen.

Tom Dey, der mit Shang-High Noon [2000] sein Regiedebut im Kino feierte, überzeugt hier mit einer soliden Kamera- und Schnittarbeit, fängt das Geschehen bisweilen aus der Sicht eines dritten Beobachters, hin und wieder aber auch mit der Kamera der Filmcrew um die beiden "Showtime"-Cops ein und beweist auch hier eine ruhige Hand.
Dass die Action zudem exzellent gefilmt ist, kommt dem Endprodukt zugute und dank der interessanten, wenn auch nicht immer innovativen Perspektiven bleibt Showtime positiv in Erinnerung.

Wirklich gefordert ist Alan Silvestri als Komponist zwar nicht, immerhin sind meist gesungene Lieder im Film zu hören, doch auch die wenigen Stücke sind gelungen und gerade im Bezug auf die Verfolgungsjagd, gut eingespielt.
Einprägsame Themen sind zwar leider nicht dabei, und vergleicht man die entfernt ähnliche Thematik mit Die Truman Show [1998], so ist nicht nur der Film, sondern auch die damalige Musik von Burkhard von Dallwitz deutlich besser gelungen. Silvestri tut hier, wie die meisten Beteiligten, sein Notwendigstes, um den Film über dem Durchschnitt zu halten, was ihm auch gelungen ist.

Vielmehr darf man jedoch als Zuschauer auch nicht erwarten – zwar kann die Story in Grundsätzen gefallen, die Durchführung ist jedoch zu unausgegoren und zu unentschlossen, um wirklich mitreißen zu können. Für eine Satire nicht bissig genug erweckt die Situationskomik ein ständiges Gefühl des Déjà-vu und das ganze als Krimi oder gar Thriller zu bezeichnen ist doch arg vermessen.
Was das Gezeigte ganz unterhaltsam macht sind die beiden Hauptdarsteller und der Gastauftritt von "T.J. Hooker", sowie einige ganz gute Anspielungen auf Film und Fernsehen. Zwar hat man alle Zutaten bereits besser in anderen Filmen gesehen, unerträglich ist es hier aber auch nicht, so dass Interessierte einen Blick riskieren dürfen.


Fazit:
Es gibt zweifelsohne Vieles, was man an Showtime kritisieren kann und auch muss, und sobald der Film vorbei ist, bleiben nur zwei wirklich gute Momente in Erinnerung: Das ist zum einen der Kurzauftritt von William Shatner, der für die meisten Lacher sorgt, und auch die Actionsequenz mit der Verfolgungsjagd, die nicht nur sehr gut gefilmt ist, sondern auch inhaltlich ein paar sehr gute Ideen verarbeitet.
Wären da nicht die drei sympathischen und gut aufgelegten Hauptdarsteller und die solide Umsetzung, hätte der Film sicherlich ein noch kleineres Publikum gefunden. In der Form taugt er zwar weder als reine Polizeikomödie, noch als Mediensatire oder Krimi – wer aber auf eineinhalb Stunden leichte Unterhaltung aus ist, und sich immer gefragt hat, wie Robert De Niro und Eddie Murphy vor der Kamera harmonieren würden, der darf bedenkenlos einschalten. Die zwei guten Actionszenen, sowie ein paar lustige Momente machen Tom Deys Regiearbeit zumindest einmalig sehenswert.