Scream 2 [1997]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 3. April 2023
Genre: Horror / Thriller

Originaltitel: Scream 2
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Wes Craven
Musik: Marco Beltrami
Besetzung: Neve Campbell, David Arquette, Courteney Cox, Jamie Kennedy, Jerry O’Connell, Elise Neal, Laurie Metcalf, Timothy Olyphant, Liev Schreiber, Lewis Arquette, Duane Martin, Sarah Michelle Gellar, Jada Pinkett, Rebecca Gayheart, Portia de Rossi, Omar Epps


Kurzinhalt:

Zwei Jahre, nachdem sie einer grausamen Mordserie in der kalifornischen Kleinstadt Woodsboro ein Ende setzen konnte, studiert Sidney Prescott (Neve Campbell) am Windsor College in Ohio. In Derek (Jerry O’Connell) hat sie einen neuen Freund gefunden, Randy (Jamie Kennedy), der die Mordserie ebenfalls überlebte, ist an derselben Universität. Ihr Leben wird erneut auf den Kopf gestellt, als wieder Morde durch ein Täter mit einer Ghostface-Maske verübt werden. Die Verbrechen rufen nicht nur den ehemaligen Woodsboro-Polizisten Dewey (David Arquette) auf den Plan, sondern auch Journalistin Gale Weathers (Courteney Cox), die aus der Mordserie mit einem reißerischen Buch Kapital geschlagen hat, dessen Verfilmung gerade ins Kino kommt. Gale konfrontiert Sidney zudem mit dem ehemaligen Strafgefangenen Cotton Weary (Liev Schreiber), der auf Grund von Sidneys Zeugenaussage unschuldig im Gefängnis saß und durchaus ein Motiv hätte, Sidney zu schaden …


Kritik:
Nur ein Jahr nach der ursprünglichen Veröffentlichung von Scream - Schrei! [1996] erzählt Filmemacher Wes Craven mit Scream 2 eine Fortsetzung, wie vermutlich nur der Altmeister selbst es konnte. Zeigte Teil eins Klischees und Regeln gängiger Horrorfilme auf, werden diese hier erweitert und entsprechend umgesetzt. Das Ergebnis ist ein Horror-Thriller mit vielen einprägsamen Momenten und einem Augenzwinkern, das die Gewalt allenfalls erträglich, aber doch nicht zugänglich macht.

Der Auftakt mit einem Gastauftritt von Jada Pinkett, der in Erinnerung bleibt, macht bereits deutlich, dass Filmemacher Craven nicht daran interessiert ist, die Ereignisse des ersten Films zu wiederholen, der sich mit merklich Humor dem Horrorgenre und seinen Klischees genähert hat, um diese dann auf den Kopf zu stellen. Vielmehr richtet er nun seinen Blick auf die Auswirkungen der Horrorfilme auf das Publikum selbst mit einem Täter bzw. Tätern, die ihre Taten mit der in Filmen vermittelten Gewalt begründen. Zwei Jahre nach den grausamen Morden in Woodsboro werden die Ereignisse als Horrorfilm einem großen Publikum präsentiert. „Stab“ („Stich“) ist ein Medienereignis und basiert auf dem Buch der Journalistin Gale Weathers, die damit landesweit berühmt wurde. Bei einer Sneak-Preview von „Stab“ werden zwei grausame Morde verübt, anhand derer der Regisseur dem Publikum auf bedrückende Art und Weise den Spiegel vorhält. Nicht nur feuert das „Stab“-Publikum bei der Gewalt auf der Leinwand den Killer an, anstatt mit dem Opfer mitzufiebern. Wohnen die Anwesenden vielmehr wenig später einem tatsächlichen Mord bei, fallen nicht nur ihre Masken, sondern auch die Anonymität, die mit der Anwesenheit in der Masse einhergeht. Scream 2 unterstreicht, dass Kunst nicht nur das Leben imitiert, sondern die Tür in beide Richtungen schwingt. Und dass selbst im Horrorgenre die Sympathien immer bei denen liegen sollten, die um ihr Leben kämpfen, nicht bei jenen, die es nehmen. Nicht nur, weil der zweite Mord des Films in seiner grafischen Darstellung der expliziteste ist, auch auf Grund der Tatsache, dass Wes Craven dabei die Kamera auf sein eigenes Publikum richtet, sorgt die Szene auch mehr als 25 Jahre später noch für Gänsehaut.

Die Morde selbst sind nur der Anfang, als ein neuer Killer mit einer Ghostface-Maske Studentin Sidney Prescott ins Visier nimmt, die Woodsboro überlebte. Dabei holt sie ihre Vergangenheit zudem ein, als Cotton Weary nach einem Jahr im Gefängnis durch Weathers’ Enthüllungen entlassen wird. Sidneys Zeugenaussage hatte Weary damals ins Gefängnis gebracht und der ist nun bemüht, seine 15 Minuten Ruhm einzufordern, von denen er glaubt, dass sie ihm zustehen. Mit ihm, Gale selbst, die immer auf der Suche nach einer neuen Story ist, Sidneys neuem Freund Derek und weiteren Figuren stellt Scream 2 viele mögliche Kandidatinnen und Kandidaten vor, die für die neue Mordserie verantwortlich zeichnen könnten. Gleichzeitig kehren mit Filmfan Randy und dem ehemaligen Polizisten Dewey zwei Charaktere zurück, die den Horror des ersten Films überstanden haben.
Es gibt widersprüchliche Aussagen darüber, inwieweit Drehbuchautor Kevin Williamson die Geschichte der Fortsetzung anpassen musste, nachdem Teile des Drehbuchs ins Internet gelangt waren. Der enorme Erfolg des ersten Films sorgte in jedem Fall dafür, dass nicht einmal die Schauspielerinnen und Schauspieler wussten, wer der Mörder ist, bis die Auflösung gedreht wurde. Zudem mussten wohl Teile des Skripts während der Dreharbeiten wenigstens umgeschrieben werden.

Es erklärt ein wenig, weshalb beispielsweise die Suche nach dem Killer im Mittelteil durchaus Raum einnimmt, davor und danach jedoch spannungsgeladene Situationen im Mittelpunkt stehen, wenn der Ghostface-Mörder sich sein nächstes Opfer holt. Die erzählerische Struktur wirkt im Vergleich zum ersten Teil etwas rau, die Erzählung selbst weniger kompakt. Das ändert nichts daran, dass die Spannungsmomente selbst mehr als nur gelungen sind. Von Cicis Begegnung mit dem Killer, bis hin zur Sequenz im Hörsaal mit Dewey und Gale, zieht Scream 2 spürbar das Tempo an. Muss sich Sidney aus dem Auto befreien, während der Ghostface-Mörder ohnmächtig auf dem Fahrersitz sitzt, rückt man spürbar immer weiter nach hinten. Handwerklich beweist Wes Craven erneut, dass er zu den Besten seines Fachs gehört und verleiht gleichzeitig dem Horrorgenre einen Spiegel, den er dem Publikum entgegenhält. Auf Grund der dargestellten Gewalt eignet sich das weiterhin nur für erwachsene Zuschauerinnen und Zuschauer. Die kommen dabei jedoch erneut auf mehr als ihre Kosten.


Fazit:
Wie zuvor präsentiert Regisseur Wes Craven neben vielen Anleihen an das Horrorgenre selbst auch zahlreiche Verweise auf Filme und Fortsetzungen im Allgemeinen. Die dabei aufgestellten „Regeln“ hält er selbst zwar ein, was der Geschichte dennoch ein wenig abhandenkommt, ist der augenzwinkernde Humor, der die Gewalt des ersten Films in gewisser Weise relativiert hat. Dass sich die Figuren an ihre eigenen Ratschläge nicht halten, ist wohl Klischees geschuldet, denen auch die Verantwortlichen nicht entkommen können. Die Geschichte von Sidney Prescott wird zwar weitergeschrieben, bis sie jedoch erneut zurückschlägt, dauert es erstaunlich lange. Es ist beinahe, als wäre sie anfangs selbst nur Zuschauerin, bis sie in einer von Neve Campbell toll gespielten Szene bemerkt, dass wieder Menschen, die ihr nahestehen, Opfer des Killers werden. Als unterhaltsamer Horror-Thriller ist Scream 2 dabei so gelungen, wie man sich nur wünschen kann, selbst wenn die Hinweise auf den oder die Täter teils sehr offensichtlich platziert werden. Cravens Kritik an der dargestellten Gewalt des Mediums Film und dem Publikum im Umgang damit, ist unübersehbar, doch gerade diese Ebene zeichnet die durchweg toll gespielte Fortsetzung aus.



Die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von Scream 2

Mit Scream - Schrei! hauchte Altmeister Wes Craven dem Horrorfilm neues Leben ein. Spät im Jahr 1996 veröffentlicht, war es einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 1997 und für das Studio ein so großer Erfolg, dass die Arbeiten an der Fortsetzung bereits begannen, während Scream noch im Kino lief. Weniger als ein Jahr nach Kinostart des ersten Teils wurde Scream 2 veröffentlicht und überzeugte wie der erste Teil mit einer Detailliebe zum Medium Film im Allgemeinen und dem Horrorgenre und seinen Regeln im Speziellen. Nach Veröffentlichungen auf DVD und Blu-ray, erschien Scream 2 inzwischen bei Paramount Pictures erstmals in 4K Ultra-HD. Der Film ist – wie bereits bei der Kinoauswertung – von der FSK nicht unter 18 Jahren freigegeben. Ein Wendecover ohne prominentes Logo ist enthalten, ein Booklet mit weiteren Hintergrundinformationen gibt es jedoch bedauerlicherweise nicht. Bis auf den bereits bei vorigen Veröffentlichungen enthaltenen Audiokommentar von Regisseur Wes Craven, Produzentin Marianne Maddalena und Editor Patrick Lussier gibt es auf der 4K Ultra-HD-Disc keine Extras. Diese befinden sich ausschließlich auf der im Set ebenfalls befindlichen Blu-ray-Disc.

Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray
  4K Ultra-HD-Disc Blu-ray-Disc
Tonspuren Deutsch 5.1 Dolby Digital, Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio, Spanisch (Spanien sowie Lateinamerika) 2.0 Dolby Digital, Französisch 2.0 Dolby Digital, Japanisch 2.0 Dolby Digital Deutsch 5.1 DTS-HD, Deutsch 2.0 DTS-HD, Englisch 5.1 DTS-HD
Untertitel Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Dänisch, Deutsch, Spanisch (Spanien sowie Lateinamerika), Französisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Niederländisch, Norwegisch, Finnisch, Schwedisch Deutsch
Extras  •  Audiokommentar von Regisseur Wes Craven, Produzentin Marianne Maddalena und Editor Patrick Lussier  •  Audiokommentar von Regisseur Wes Craven, Produzentin Marianne Maddalena und Editor Patrick Lussier
 •  Trailer zum Film (deutsch und englisch)
 •  Geschnittene Szenen (mit optionalem Audiokommentar des Regisseurs und Crew, 4 min.)
 •  Music Videos (Master P „Scream“, Kottonmouth Kings „Suburban Life“, 7 min.)
 •  Behind the Scenes (7 min.)
 •  Outtakes (9 min.)
 •  Weitere Highlights (Trailers)

Die Unterschiede zwischen der enthaltenen 4K Ultra-HD-Disc und der Blu-ray-Disc sind dabei größer, als auf den ersten Blick ersichtlich. Bei der Blu-ray scheint es sich um die „Remastered“-Fassung aus dem Jahr 2011 zu handeln. Selbst die enthaltenen Film-Trailers sind dieselben und auf Blu-ray ist der Film in bedeutend mehr Kapitel unterteilt. Entsprechend weist das Bild zahlreiche Verschmutzungen auf, die Farben erscheinen ausgewaschen und Kanten wie Konturen mit einem Schärfefilter oftmals überzeichnet. Das Bild der 4K Ultra-HD-Disc hingegen ist vermutlich keine vollständig restaurierte Fassung. Zwar ist das Bild selbst merklich sauberer und Verschmutzungen sind bedeutend weniger zu sehen, dafür sind in hellen Bereichen viele Artefakte erkennbar. Konturen und Texturen sind in manchen Einstellungen merklich definierter, in anderen aber unschärfer, beinahe weichgezeichnet. Von der Qualität einer vollständigen Restaurierung ist Scream 2 in 4K merklich entfernt. Dafür wartet die Disc mit bedeutend besseren, lebendigeren und natürlicheren Farben auf. Der Kontrast kommt insbesondere in der zweiten Filmhälfte mit vielen dunklen Bereichen zur Geltung und kann hier seine Stärken bestens ausspielen. Dann sind auch die dezenten Highlights erkennbar. Die HDR-Fassung liegt zudem in Dolby Vision vor und verleiht dem Bild eine merkliche Tiefe in den Nachtaufnahmen, während die Farben in jeder Hinsicht eine Verbesserung darstellen. Ohne Zweifel, besser hat Scream 2 im Heimkinobereich nie ausgesehen.

Der Ton ist wenigstens in Bezug auf die deutsche Sprachspur auf dem Papier jedoch ein Schritt zurück. Anstatt eine DTS-HD-Tonspur in 5.1, gibt es „nur“ noch eine Dolby Digital 5.1-Sprachspur, die grundsätzlich eine geringere Bitrate aufweist. Inwieweit sich das tatsächlich niederschlägt, ist vorliegend schwer zu beurteilen. In beiden Fällen klang der deutsche Ton für einen Film aus jener Zeit und jenes Genres angemessen.

Die Extras, die wie gesagt, nur auf der Blu-ray enthalten sind, bleiben auf dem Stand der ursprünglichen Disc-Veröffentlichungen und haben ihren Ursprung in Bezug auf die Bildqualität ganz offenbar in den erstmals veröffentlichten DVDs.

Wollte man es kurz fassen, dann kann man sagen, wer die bisherige Blu-ray-Veröffentlichung von Scream 2 bereits besitzt und für die 4K Ultra-HD-Disc keine Verwendung hat, kann diese Edition im Grunde überspringen. Die Blu-ray selbst bietet keinen Mehrwert und sollte in diesem Fall nicht das Kaufargument sein.
Dieses findet sich aber sehr wohl in der 4K Ultra-HD-Disc, die hinsichtlich der Bildqualität einen spürbaren Sprung in den wichtigsten Bereichen bietet. Farben und Kontrast gewinnen merklich hinzu, lassen die Szenen in neuem/alten Glanz erstrahlen und verleihen den Hauttönen sowie dem Campus eine Natürlichkeit, die der Blu-ray bislang gefehlt hat. Dass die Schärfe oftmals nicht ganz getroffen ist, ist bedauerlich und eine grundlegende Restaurierung hätte dem Bildmaster gut getan. Ärgerlicher ist stattdessen die Artefaktbildung in hellen Bereichen, die jedoch nur einem aufmerksamen Publikum auffallen wird. Im Gegensatz zur Jubiläums-4K-Ausgabe von Scream - Schrei! ist die Farbgebung konstanter und selbst, wenn man für sich genommen durchaus Punkte an der Qualität des Bildmaterials bemängeln mag, im direkten Vergleich zur Blu-ray, ist sie eine spürbare Verbesserung und jeden Cent wert.

Auch deshalb bietet die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von Scream 2 eine tolle Gelegenheit, Wes Cravens sehenswerte Fortsetzung seines modernen Klassikers neu oder wieder zu entdecken. Als Wegstation der Entwicklung dieser Figuren, die das Genre spürbar geprägt haben, ist der Film ebenso gelungen wie als Horror-Thriller. Dass er sich ausschließlich an ein erwachsenes Publikum richtet, ist dabei kein Vorwurf. Das kann sich hier gleichermaßen erschrecken wie unterhalten lassen. Toll!

Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
4.5 von 6 Punkten

Scream 2-Packshot Scream 2
ist seit 9. März 2023 als
4K Ultra-HD mit Blu-ray sowie zum Download
von Paramount Home Entertainment erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei Paramount Home Entertainment.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.