Sauerkrautkoma [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 25. Juni 2018
Genre: Komödie / KrimiOriginaltitel: Sauerkrautkoma
Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt
Regie: Ed Herzog
Musik: Martin Probst
Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp, Gerhard Wittmann, Nora Waldstätten, Gedeon Burkhard, Sigi Zimmerschied, Daniel Christensen, Stephan Zinner
Kurzinhalt:
Die Nachricht trifft Polizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) vollkommen unvorbereitet: Er wurde aus dem beschaulichen niederbayerischen Niederkaltenkirchen nach München versetzt. Was ihm als Karrieresprung verkauft wird, kommt jedoch einer Strafe gleich, zumal seine Freundin Susi (Lisa Maria Potthoff), die ohnehin bereits (zu) lange auf einen Heiratsantrag von ihm wartet, nicht gut auf ihn zu sprechen ist und gleichzeitig vom beruflich überaus erfolgreichen Karl-Heinz (Gedeon Burkhard) umgarnt wird. Von der Oma (Enzi Fuchs) und Papa Eberhofer (Eisi Gulp) nach München gefahren, wird Papas Wagen gestohlen. Als er wiedergefunden wird, liegt eine Leiche im Kofferraum. Zusammen mit seinem Ex-Kollegen Birkenberger (Simon Schwarz) beginnt Eberhofer zu ermitteln, entgegen der Anweisung seiner Vorgesetzten Mayerhofer (Nora Waldstätten). Die Spur führt ihn dabei überraschenderweise zurück nach Niederkaltenkirchen …
Kritik:
Auch im fünften Leinwandauftritt des granteligen Provinzpolizisten Franz Eberhofer wird wieder im niederbayerischen Niederkaltenkirchen ermittelt und wie zuvor treibt das interessierte Publikum die Frage um, ob es dem lakonischen Eberhofer gelingt, trotz – oder gerade durch – seiner eigenwilligen Art seine Freundin Susi dauerhaft zu erobern. Für Fans der Reihe bringt Sauerkrautkoma alles mit, was schon Leser von Rita Falks erfolgreichen Romanen zu schätzen wissen. Ein neues Publikum wird sich damit vermutlich jedoch nicht begeistern lassen.
Im Zentrum der Erzählung steht wie gehabt Polizist des fiktiven Ortes Niederkaltenkirchen, Franz Eberhofer, der zu seinem Leidwesen erfahren muss, dass er nach München versetzt wurde. Dass dies der letzte Ort ist, an dem er gerne wäre, ist insofern nicht ganz zutreffend, da Darsteller Sebastian Bezzel auf verblüffend natürlich Art und Weise eine Widerspenstigkeit versprüht, nach der „der Eberhofer“ an keinem Ort auf der Welt gern zu sein scheint. Nicht einmal an dem, an dem er gerade ist. Das Porträt des nach außen unnahbaren, stets brummigen Beamten mit insgeheim guten Kern, gelingt ihm ausgesprochen gut. Als wäre es nicht schlimm genug, dass Eberhofer nach München muss, ist zum Klassentreffen der ehemals belächelte (und inzwischen höchst erfolgreiche) Karl-Heinz im Dorf eingetroffen und wanzt sich an Eberhofers Freundin Susi heran. Die wiederum ist ohnehin wütend und enttäuscht von ihrem Franz, da der ihr immer noch keinen Heiratsantrag gemacht hat.
Wer sich die Zusammenfassung des Inhalts bis hierhin durchgelesen hat, wird sich fragen, worin denn der Krimi dieser Kriminalkomödie liegt. Dieser Aspekt der Story hängt, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, mit alledem unmittelbar zusammen. Denn als der Haschisch in Bioqualität anbauende Vater vom Eberhofer zusammen mit der Sauerkraut kochenden Oma den Franz nach München bringt, wird der altgediente Opel Admiral des Vaters gestohlen. Taucht der geliebte Wagen zwei Tage später wieder auf, liegt eine Leiche im Kofferraum, die niemand geringeres ist, als das Au-pair-Mädchen von Niederkaltenkirchens Bürgermeister, der wiederum für die Versetzung Eberhofers nach München verantwortlich ist. Es ist eine nicht ungewöhnliche Eigenschaft eines solches „Provinzkrimis“ (der Begriff ist nicht abwertend gemeint), dass der Kriminalfall selbst nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtiger ist stattdessen das Ambiente, das Sauerkrautkoma erzeugt, und von dem die Komödie merklich zehrt.
Regisseur Ed Herzog nimmt sich viel Zeit für seine eigenwilligen Figuren, die von Franz Eberhofer selbst über seine unmittelbare Familie, Papa und Oma sowie Franz’ Bruder Leopold mit seinen Eheproblemen reichen. Auch um Nebencharaktere wie Eberhofers früheren Kollegen Rudi Birkenberger kümmert sich das Skript. Eberhofer zieht mit ihm in München zusammen und so findet sich das Publikum in einer Münchner Wohnung mit unbeschreiblichem Siebzigerjahre-Flair inmitten einer Männer-WG wieder, in der Dosenessen den kulinarischen Höhepunkt darstellt. Sauerkrautkoma führt viele Klischees vor, ohne jedoch wirklich etwas aus ihnen zu machen. Eine wirkliche Entwicklung der Figuren gibt es nicht und auch die Kabbeleien zwischen Eberhofer und seiner Vorgesetzten Mayerhofer treten meist auf der Stelle. Wie gehabt, fällt die Lösung des Falls den unbeholfen auftretenden Ermittlern eher zufällig zu und auch die meisten humorvollen Einlagen sind in ihrem Ablauf weit absehbar.
Dass dies dennoch funktioniert, liegt zum einen an der Besetzung, die den kantigen Charme der Figuren gelungen zum Ausdruck bringt, und an der Tatsache, dass sich Filmemacher Herzog ebenso wie Sauerkrautkoma selbst stets bewusst ist, was der Film sein möchte. Das heißt nicht, dass alle Witze zünden, auch wenn es ein paar gibt, die allein durch die Art, wie sie dargeboten werden, überzeugen. Manche Szenen wie der letzte Auftritt von Susis Verehrer Karl-Heinz wirken gar, als wären sie nur enthalten, um die Laufzeit auf über eineinhalb Stunden zu drücken. Am Ende würde man sich auch wünschen, dass der Krimi einen größeren Teil der Erzählung eingenommen hätte. Aber alles in allem bekommen Interessenten hier durchgehend leichte Unterhaltung geboten. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt, gibt es dagegen nichts einzuwenden.
Fazit:
Dass die Geschichte selbst mehr Komödie als Krimi ist, liegt in der Natur des „Provinzkrimis“, so wie die Story selbst nicht durch überraschende Aspekte überzeugt, sondern vom eigensinnigen und mitunter nicht immer auf den ersten Blick sympathischen Flair der Figuren lebt. Als werkgetreue Verfilmung erhalten Kenner der Vorlage mit dem inzwischen fünften Eberhofer-Krimi damit genau das, was sie erwarten können, zum Leben erweckt durch eine charmante und treffende Besetzung. Wer mit dem granteligen Ermittler und Konsorten bislang jedoch nichts anzufangen weiß, wird sich hier vermutlich schwertun. Enttäuschend ist aus handwerklicher Sicht allenfalls, dass der Film keine Momente bereithält, die ihn über die Produktionswerte einer Vorabendserie hinausheben. Weshalb man Eberhofers Ausflug in die Großstadt somit auf der großen Leinwand mitverfolgen sollte, bleibt Filmemacher Ed Herzog schuldig. Davon abgesehen jedoch, ist Sauerkrautkoma ein Fest für Eberhofer-Fans.