Rogue One: A Star Wars Story [2016]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Dezember 2016
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Rogue One
Laufzeit: 133 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Gareth Edwards
Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Felicity Jones, Diego Luna, Alan Tudyk, Donnie Yen, Wen Jiang, Ben Mendelsohn, Guy Henry, Forest Whitaker, Riz Ahmed, Mads Mikkelsen, Jimmy Smits, Alistair Petrie, Genevieve O'Reilly, Ben Daniels


Kurzinhalt:

Auf dem Weg in ein Strafarbeitslager wird Jyn Erso (Felicity Jones) von Rebellen, angeführt von Cassian Andor (Diego Luna), aus den Fängen des Imperiums befreit. Sie soll, so die Hoffnung der Anführerin der Rebellenallianz Mon Mothma (Genevieve O'Reilly), Kontakt mit Saw Gerrera (Forest Whitaker), Anführer einer militanten Splittergruppe der Rebellen, herstellen. Der imperiale Pilot Bodhi Rook (Riz Ahmed) ist zu Gerrera desertiert mit Hinweisen auf eine Superwaffe, die das Imperium durch Direktor Krennic (Ben Mendelsohn) bauen lässt und an der Jyns Vater Galen (Mads Mikkelsen) maßgeblich beteiligt ist. Während die Allianz zu zerbrechen droht angesichts einer Waffe, deren Zerstörungskraft sie nicht schlagen kann, leitet Jyn ein Himmelfahrtskommando, um die Pläne des Todessterns zu stehlen. Nur mit ihnen kann es gelingen, dem Imperium entgegen zu treten ...


Kritik:
Mehr als die Hälfte seiner Laufzeit ist der lang erwartete Rogue One: A Star Wars Story ein wirklich guter Film der beinahe 40 Jahre überdauernden Science-Fiction-Reihe. Mit dem ausgedehnten Finale ändert sich das. Was Regisseur Gareth Edwards dann präsentiert, zählt zum Besten, was die Saga bislang hervorgebracht hat. Dabei bedient er sich, zumindest was die Handlung auf mehreren Erzählebenen angeht, eindeutig an Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter [1983] und tut gut daran. Das letzte Drittel ist so packend und mitreißend, die Überleitung auf Episode IV – Eine neue Hoffnung [1977] so nahtlos, dass es einem den Atem raubt.

Die Handlung erzählt ein Abenteuer, das im ersten Star Wars-Film nur mit einer Nebenbemerkung erwähnt wird. Angesiedelt unmittelbar vor Episode IV erleben wir mit, wie die Rebellion in den Besitz der Pläne für den Todesstern kommt. Hauptfigur ist Jyn Erso, deren Vater Galen einst als Wissenschaftler für das Imperium arbeitete, ehe er sich vor Augen führte, welche Schreckensherrschaft er hilft, zu erschaffen. Als ihn Direktor Orson Krennic zwingt, am Bau des Todessterns zu arbeiten, wird er von der jungen Jyn getrennt, die beim militanten Rebellen Saw Gerrera aufwächst. 15 Jahre später erfährt der Rebell Cassian Andor von dem desertierten imperialen Piloten Bodhi Rook, der eine Nachricht von Galen betreffend eine Superwaffe bei sich trägt.

Das klingt recht komplex und in der Tat gibt sich das Skript durchaus Mühe, das Universum vor dem Beginn des allerersten Star Wars-Films mit Leben zu füllen. Ehe die Geschichte in Fahrt kommt, springt sie von einer Welt zur nächsten, die meisten davon werden im Laufe jedoch nicht noch einmal besucht. Über den von Ben Mendelsohn finster verkörperten Orson Krennic erfährt man nur sehr wenig und auch die anderen Figuren erhalten kaum einen Hintergrund. Was jedoch viel entscheidender ist, ihr Verhalten und kurze Äußerungen erwecken dabei den Eindruck, als handle es sich bei ihnen um lebende, atmende Charaktere. Wer nach Andors Verhalten bei seiner Vorstellung die Vermutung hegt, es könne sich um einen Doppelspion handeln, der wird überrascht sein, worauf die Figur hinausläuft und auch die taffe Jyn Erso hat mehr Facetten, als man ihr zutraut.

Obwohl Fans bereits wissen, wie die Geschichte enden wird, bietet Rogue One neben den vielen Anleihen an die übrigen Teile der Reihe und bekannten Gesichtern wie dasjenige von Jimmy Smits oder dem digital wieder zum Leben erweckten Peter Cushing (dessen Auftritt jedoch nicht so überzeugt wie die letzten Momente mit einer anderen vertrauten Figur), viele kleine Verweise an das bekannte Universum, die einem nicht ins Auge springen. Vor allem aber lenkt die Geschichte den Blick darauf, wie die Rebellenallianz eigentlich bereits beendet war. Eingeschüchtert von einer verheerenden Waffe waren viele bereit, die Niederlage zu akzeptieren, wäre es nicht um Jyn und ihre kleine Gruppe, die entgegen allen Aussichten die Hoffnung nicht verlieren. Es ist ein Thema, das so gekonnt auf den Titel von Episode IV überleitet, dass man es beinahe übersieht.

Handwerklich ist das tadellos eingefangen und insbesondere beim Aussehen und dem Design so fantastisch umgesetzt, aber nie mit einer solchen Verspieltheit, wie Regisseur J.J. Abrams sie in Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht [2015] erkennen lässt. Trifft die kleine Gruppe Rebellen auf dem sonnigen Planeten Scarif ein, beginnt schließlich das Finale, das sich stückweise auf mehreren Ebenen am Boden abspielt und im Orbit über dem Planeten. Die Dramatik, mit der sich die Situation allerorts zuspitzt, erinnert nicht von ungefähr an die aussichtslosen Kämpfe preisgekrönter Antikriegsfilme, inklusive der Verzweiflungstaten der Figuren, die einem im Laufe der zwei Stunden ans Herz gewachsen sind. Allein Darth Vaders Macht einmal vollkommen entfesselt zu sehen, ist so beängstigend wie beeindruckend. Die Rebellen kämpfen nicht nur um ihr Leben, sondern um die Freiheit der gesamten Galaxis. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist sehr hoch und ihre Anstrengungen hier so spannend und eindrucksvoll eingefangen, dass die nahtlose Überleitung auf das nächste Kapitel der Star Wars-Reihe besser nicht hätte sein können.


Fazit:
Auch wenn es zu Beginn scheint, als würde Gareth Edwards mit manchen Traditionen der Star Wars-Filme brechen, nicht zuletzt durch die düstere Stimmung, die gerade am Ende an einen Kriegsfilm erinnert, er ergänzt die Werte der Saga ebenso, wie er ihnen durchweg treu bleibt. Sein Beitrag zu der beliebten Filmreihe ist zwar nicht so unbeschwert wie Episode VII und kann auch nicht auf den Charme bekannter Figuren setzen, dafür überzeugt Rogue One mit einer eigenständigen Geschichte, die neue Facetten des bekannten Universums ebenso vertieft, wie es vertraute ausgestaltet. Seien es die verschiedenen, teils militanten Splittergruppen der Rebellen, oder dass auch treu ergebene Fürstreiter Linien übertreten, von denen es kein Zurück mehr gibt. Es gibt hier für Fans viele Highlights zu entdecken, wie die Auftritte von Großmoff Tarkin oder Darth Vader, dessen erster Moment ebenso in Erinnerung bleiben wird, wie sein letzter, um nur zwei zu nennen. Das Finale ist schlicht brillant mit einer ungeheuren Dynamik inszeniert und die letzten Momente so gelungen, dass man sich sofort das nächste Kapitel ansehen möchte.
Rogue One: A Star Wars Story ist ein packendes Abenteuer in einer weit, weit entfernten Galaxis, mit einer tollen Besetzung, einer umwerfend detailreichen Umsetzung und einer Aussage, die heute so wichtig ist, wie vor 40 Jahren.