Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr [2013]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Dezember 2013
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Olympus Has Fallen
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Antoine Fuqua
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Rick Yune, Morgan Freeman, Angela Bassett, Dylan McDermott, Melissa Leo, Radha Mitchell, Finley Jacobsen, Cole Hauser, Phil Austin, James Ingersoll, Freddy Bosche, Lance Broadway, Keong Sim, Malana Lea, Robert Forster, Ashley Judd


Kurzinhalt:
Eineinhalb Jahre, nachdem der Secret Service-Agent Mike Banning (Gerard Butler) das Leben des US-Präsidenten Benjamin Asher (Aaron Eckhart) bei einem Autounfall gerettet hat, ist er immer noch an einen Schreibtisch gefesselt. Selbst wenn alle, darunter Bannings Vorgesetzte Lynn Jacobs (Angela Bassett), wissen, dass er damals richtig entschieden hat, der Präsident wollte ihn seither nicht mehr in seiner Nähe wissen. Als am 5. Juli eine südkoreanische Delegation am Weißen Haus eintrifft, unterbricht Asher den Urlaub mit seinem Sohn Connor (Finley Jacobsen). Doch gerade, als die Gespräche über die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea in Gang kommen, wird Washington D.C. aus der Luft angegriffen.
Der Präsident wird zusammen mit den Delegierten und der Verteidigungsministerin Ruth McMillan (Melissa Leo) in den Bunker unterhalb des Weißen Hauses gebracht. Allerdings entpuppt sich dieser sichere Ort als tödliche Falle, als die Führungskräfte dort allesamt von Kang (Rick Yune) als Geisel genommen werden. Er plant, die USA ein für alle Mal zu Fall zu bringen. Alles, was er hierzu benötigt, sind seine Geiseln und etwas Zeit. So fallen dem Sprecher des Repräsentantenhauses Trumbull (Morgan Freeman), der sich nicht im Gebäude befunden hat, die schwersten Entscheidungen zu. Seine einzige Chance scheint Banning, der sich beim Sturm der Terroristen auf das Weiße Haus hineinretten konnte ...


Kritik:
Olympus Has Fallen ist in vielerlei Hinsicht das, was Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben [2013] hätte sein können und sein sollen – nicht von ungefähr erinnert das Szenario stark an das immerhin schon 25 Jahre alte Vorbild: Im Alleingang stellt sich Mike Banning einer Gruppe Terroristen, abgeriegelt in einem Haus, sowohl waffen-, wie auch zahlenmäßig weit unterlegen. Dass Banning ein ehemaliger Secret Service-Agent ist, die Terroristen den amerikanischen Präsidenten als Geisel genommen haben und das Schicksal der Welt vom Ausgang dieser Nacht abhängt, ist da beinahe schon nebensächlich.

Doch fairerweise muss man sagen, dass sich Regisseur Antoine Fuqua Mühe gibt, seiner Geschichte einige Überraschungen zu verpassen, so dass auch alt eingesessene Actionfans auf ihre Kosten kommen werden. Dazu zählt bereits die Besetzung, die mit mehr als einem halben Dutzend bekannter Namen aufwartet, die auch allesamt entsprechend in Szene gesetzt werden. Angefangen von einem überaus charismatischen Gerard Butler, dessen Hollywood-Karriere ins Stocken geraten scheint nach seinen publikumswirksamen großen Rollen. Er mimt den erfahrenen Personenschützer, der im Prolog eine folgenschwere Entscheidung trifft, die zwar in diesem Moment richtig erschienen sein mag, ihn aber auch eineinhalb Jahre später noch verfolgt. Damals entschied er sich, das Leben des von Aaron Eckhart überzeugend gespielten Präsidenten zu schützen, der daraufhin das Wertvollste in seinem Leben verlor. An einen Schreibtisch versetzt verkümmert Banning zusehends, ist jedoch in der Nähe des Weißen Hauses stationiert, um einzuschreiten, als Terroristen einen Anschlag mit Hunderten Toten verüben.

So explosiv dieser kaum enden wollende Abschnitt des Films auch umgesetzt ist, er bringt einen Kritikpunkt zur Geltung, der bis zum Schluss unverständlich bleibt. Ganz offensichtlich richtet sich Olympus Has Fallen an ein erwachsenes Publikum. Weshalb man jedoch den Film in einer Masse derart brutal gestalten muss, ist schleierhaft. Zugegeben, andere Filmemacher (man denke an die Gewaltorgien in den Expendables-Filmen) würden versuchen, aus dem Massaker noch mehr Kapital zu schlagen, doch scheint auch hier Vieles von dem, was gezeigt wird, nicht notwendig. Sollte sich irgendjemand die Mühe machen, die Anzahl der getöteten und/oder verwundeten Menschen im Film mitzuzählen, es dürfte eine Zahl mit vermutlich mindestens vier Nullen dabei herauskommen.
Immerhin ist der Regisseur darum bemüht, all das in einem ernsten Rahmen zu halten und den Verlust an Menschenleben nicht ins Lächerliche zu ziehen. Nur wünscht man sich auch hier bereits, Antoine Fuqua hätte ein größeres Budget zur Verfügung gehabt. Mit 70 Millionen Dollar war der Streifen zwar alles andere als günstig, doch das meiste davon muss der Besetzung zugute gekommen sein – zumindest, wenn man nach den Spezialeffekten urteilt, die im besten Fall durchschnittlich sind, aber nie überzeugen können. Erst, wenn sich das Geschehen ins Innere des Weißen Hauses verlagert, ändert sich das und der Film packt mit einem Rundgang durch die verschiedene Bereiche, die, ob sie wirklich existieren oder nicht sei dahingestellt, zumindest realistisch aussehen.

Es mag seltsam klingen, wenn man sagt, dass die offensichtlichen Effekte im Ergebnis nicht so sehr ins Gewicht fallen, da der Film mehr richtig macht, als ihm misslingt. Doch erstaunlicherweise ist es genau so. Vielleicht trägt der Hohe Gewaltgrad dazu bei, dass einen als Zuseher der Schock noch mehr ins Geschehen zerrt, als ohnehin schon. Sieht man das eiskalte Kalkül der Terroristen aufgehen, die sich zu Dutzenden bereitwillig für die Sache in den Kugelhagel werfen, packt Olympus Has Fallen mehr, als viele andere Filme dieser Art.
Die Story mag nicht viel mehr sein als die Variation eines viel bemühten Klassikers, doch die namhaften Darsteller, denen es durchweg gelingt, ihre Figuren zu mehr zu machen als sie auf dem Papier sind, hauchen alldem Leben ein. Bis auf die mittelmäßigen Spezialeffekte tadellos umgesetzt, gelingt Filmemacher Fuqua der beste Stirb langsam-Film in mehr als einem halben Jahrzehnt.


Fazit:
Nicht zuletzt all diejenigen, die mit John McClanes Abenteuern aufgewachsen sind, werden sich gelegentlich fragen, was aus Olympus Has Fallen hätte werden können, wenn eine andere Hauptfigur den Kampf mit den Terroristen aufgenommen hätte. Die Wahrheit ist, zumindest nach dem letzten Action-Thriller des inzwischen kahlköpfigen Helden: Vermutlich ein weniger guter Film.
Regisseur Antoine Fuqua gibt seinen Charakteren genügend Hintergrund, damit sie die Story, in der schließlich das Schicksal der gesamten Welt auf dem Spiel steht, auch tragen können. Gleichzeitig – und vielleicht tragen die allzu offensichtlichen Trick-Effekte dazu auch bei – ist er sich aber stets der Tatsache bewusst, das er einen geradlinigen Actionfilm erzählen möchte. Insofern überrascht es auch nicht, dass die Geschichte nur wenig Zeit zum Durchatmen lässt, ehe die nächste Treibjagd beginnt.
Am Ende ist das zwar streckenweise unnötig brutal (oder wenigstens die FSK-Freigabe unangemessen niedrig), aber durchaus spannend und mit einigen Wendungen versehen. Ob Mike Banning ein Platz im Action-Olymp sicher ist, wird vielleicht die angekündigte Fortsetzung entscheiden.