Mad Max II – Der Vollstrecker [1981]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 11. Januar 2016
Genre: Action / ThrillerOriginaltitel: Mad Max 2
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: Australien
Produktionsjahr: 1981
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: George Miller
Musik: Brian May
Darsteller: Mel Gibson, Bruce Spence, Michael Preston, Max Phipps, Vernon Wells, Kjell Nilsson, Emil Minty, Virginia Hey, William Zappa
Kurzinhalt:
Es ist eine öde Welt, durch die der ehemalige Polizist Max Rockatansky (Mel Gibson) in seinem Auto fährt. Ein Ziel gibt es nicht, außer zu überleben aus Gründen, die er selbst nicht kennt. Auf seiner Suche nach Benzin trifft er auf einen Piloten (Bruce Spence), der ihm einen Handel anbietet: Damit Max ihn nicht tötet, bringt er ihn zu einer Siedlung, in der die Bewohner eine der letzten Ölquellen eingenommen haben. Doch die Siedlung wird bereits von der brutalen Bande von Humungus (Kjell Nilsson) und seinem obersten Handlanger Wez (Vernon Wells) belagert. Sie wollen das Öl genauso wie Max. Der sieht seine Möglichkeit darin, dass er den Siedlern unter Pappagallo (Michael Preston) eine Sattelmaschine organisiert, mit der sie ihre Ölvorräte auf einer langen Reise nach Norden mitnehmen können. Dort soll es etwas anderes als das unendliche Sandmeer geben. Doch Humungus ahnt, was Max plant und bringt seine Männer in Angriffsstellung ...
Kritik:
Nach dem Überraschungserfolg von Mad Max [1979] erzählt Filmemacher George Miller in Mad Max II – Der Vollstrecker ein weiteres Kapitel der Titel gebenden Figur. Auch wenn es sich hierbei um eine Fortsetzung handelt, viele Vorkenntnisse sind an sich nicht notwendig. Die Geschichte ist wie bereits im ersten Teil so minimalistisch gehalten, dass es beinahe verwundert, dass mehr als 10 Jahre später ein anderer Filmemacher sie großteils kopiert. Wie zuvor geht es hier nicht um den Inhalt, sondern die Präsentation.
Nach den spärlichen Informationen über die düstere Zukunft im vorigen Film, beginnt Miller hier mit einem Prolog, der erklärt, was in der Welt von "Mad" Max geschehen ist: Die Welt war auf Öl gebaut, das eines Tages versiegte. Dem verheerenden Krieg um die letzten Vorräte folgte eine zerfallende Zivilisation, in der es kein Recht und kein Gesetz mehr gab. Diese letzten Momente der Ordnung zeigte Teil eins – an ihre Stelle tritt hier blanke Anarchie: Marodierende Banden nehmen sich, was sie wollen, vergewaltigen, töten, ohne dass sie jemand aufhalten könnte. Der Einzelgänger Max trifft auf eine Gruppe, die eine der letzten Ölquellen bewacht und das Öl raffiniert. Gut geschützt, verteidigen sie sich gegen die brutale Bande von Humungus, der unter allen Umständen das Öl will.
Was bei Mad Max II – Der Vollstrecker vorrangig auffällt ist die Tatsache, dass es keine "gewöhnlichen" Figuren gibt. Die Rockerbanden sind alle bis ins Extreme stilisiert mit ihrer überdrehten Kleidung, den Frisuren oder der Tatsache, dass es nur wenige gibt, die überhaupt sprechen (können). Die "Guten", die sich bei der Ölquelle verschanzt haben, sind in helle Kleidung gehüllt, teils mit Pelz, die zum verwahrlosten, kargen Land nicht passen mag. Ebenso der in knallige Farben gekleidete Tragschrauberpilot. Die stilisierten Figuren tragen zur klaren Abgrenzung zwischen gut und böse bei und es spricht Bände, dass der wortkarge Max sich eher wie die Rocker kleidet. Er ist keiner von den Guten und immer auf seinen Vorteil bedacht. So sieht er seine Chance, mit den Bewachern der Quelle einen Handel einzugehen: Wenn er ihnen eine Zugmaschine bringt, die in der Lage ist, ihren großen Tankanhänger zu ziehen, bekommt er von ihnen so viel Benzin, wie er unterbringen kann.
Auch in Mad Max II beginnt die eigentliche Story erst sehr spät. Bis es soweit ist, zeichnet der Regisseur das hoffnungslose Bild einer trostlosen Welt. Er legt mehr Wert auf die gelungene Atmosphäre als auf Dialoge und Charakterzeichnungen. Sie sind für ihn Mittel zum Zweck, ein Actionfeuerwerk abzubrennen, das bis dahin seinesgleichen suchte. Beginnen die ausladenden Autoverfolgungsjagden mit Massenkarambolagen, waghalsigen Stunts und einem unbeschreiblichen Gefühl für Geschwindigkeit, verzeiht man ihm diese Schwächen gern.
Das gesamte Finale ist dabei nichts anderes als eine lange Verfolgungsjagd, die waghalsiger kaum sein könnte und die den Vorgänger in allen Belangen übertrifft. Wer nicht mehr erwartet, wird auch nicht enttäuscht. Wer jedoch eine tiefere Aussage sucht, der wird sie – wie die Hauptfigur auch – nicht finden.
Fazit:
Nicht ohne Grund wird Waterworld [1995] häufig als Mad Max-Variante auf dem Wasser bezeichnet. Der Film übernimmt viele Eigenschaften und Storyelemente insbesondere aus Mad Max II – Der Vollstrecker, inklusive dem Hauptaugenmerk auf spektakulärer Action, der ein bedeutend höherer Stellenwert eingeräumt wird als einer detaillierten Geschichte. Die Welt, die Regisseur George Miller hier vorstellt, ist eine Weiterentwicklung jener des ersten Films. Ein Endzeitszenario, wie es trostloser kaum sein könnte.
Dass die aufwändigen und gefährlich aussehenden Stunts und Verfolgungsjagden mit reichlich brutalen Ideen und Szenen gespickt sind, gibt dem Gezeigten einen bitteren, reißerischen Beigeschmack, es passt jedoch zu dieser Dystopie. In Der Vollstrecker wird Hauptfigur Max von einer Ikone zur Legende – und das, obwohl er von der Menschlichkeit des ersten Films immer mehr verliert. Es ist eine Entwicklung, die man mehr dem einrahmenden Erzähler entnimmt als dem, was im Film zu sehen ist. Die Charakterzeichnungen sind wie die Dialoge eben sehr spärlich.