Kindergarten Cop [1990]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. Februar 2017
Genre: Komödie / Thriller

Originaltitel: Kindergarten Cop
Laufzeit: 111 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1990
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Ivan Reitman
Musik: Randy Edelman
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Penelope Ann Miller, Pamela Reed, Linda Hunt, Richard Tyson, Carroll Baker, Joseph Cousins, Christian Cousins, Cathy Moriarty, Park Overall, Jayne Brook, Richard Portnow


Kurzinhalt:

Drogenfahnder John Kimble (Arnold Schwarzenegger) glaubt sich endlich sicher, den einflussreichen Drogenhändler Cullen Crisp (Richard Tyson) hinter Gitter bringen zu können. Nur ist die Augenzeugin eines von Crisp verübten Mordes selbst drogenabhängig und wenig zuverlässig. Darum soll Kimble Cullens Ex-Frau ausfindig machen und als Zeugin gewinnen. Von ihr ist nur bekannt, dass sie sich mit ihrem und Crisps Sohn in einem kleinen Städtchen unter falschem Namen vor ihrem Mann versteckt. Johns Partnerin Phoebe O'Hara (Pamela Reed) soll sich als Kindergartenlehrerin einschleusen, doch als sie erkrankt, springt Kimble ein. Zwar kann er sich mit der Lehrerin Joyce (Penelope Ann Miller) anfreunden, deren Sohn Dominic (Joseph und Christian Cousins) auch in seiner Klasse ist, doch den Kindern ist John nicht gewachsen. Währenddessen setzen Crisp und dessen Mutter (Carroll Baker) alle Hebel in Bewegung, im Cullen früher aus dem Gefängnis zu bekommen. Als das gelingt, sind sie unter allen Umständen darauf aus, Cullens Sohn zu finden ...


Kritik:
Die Ausgangsidee von Kindergarten Cop besitzt für sich bereits ein immenses komödiantisches Potential. Man stelle sich einen muskelbepackten Superstar vor, der die Jahre zuvor durch Action-Rollen berühmt geworden ist, und sich hier einem ganz ungewohnten Gegner gegenübersieht: Einer Klasse Vorschulkinder. Auch wenn Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger für seine schauspielerischen Fähigkeiten, auch in diesem Film, immer wieder kritisiert wurde, gerade er macht den Film auch nach all der Zeit immer noch sehenswert.

Dabei ist Ivan Reitmans Komödie in vielerlei Hinsicht ein Musterbeispiel einer klassischen Erzählung. Schwarzeneggers Image im Fokus, stellt der Prolog seine Figur als taffen Polizisten vor, der einem Schwerverbrecher auf der Spur ist, und der sich nicht scheut, zu drastischen Mitteln zu greifen, um diesen dingfest zu machen.
Was Cullen Crisp dabei genau verbrochen hat, darüber schweigt sich der Film aus. Seine Figur ist eher eine Randnotiz und nur Mittel zum Zweck. Crisps Ex-Frau hat sich mit ihrem gemeinsamen Sohn und angeblich einer Menge Bargeld abgesetzt. Da Kimbles Fall um Crisp von einer wenig verlässlichen Augenzeugin abhängt, soll Kimble die verschwundene Ex-Frau ausfindig machen und zur Aussage bewegen. Unterstützt wird er von einer neuen Partnerin, Phoebe O'Hara, die als Kindergärtnerin verdeckt ermitteln soll. Doch als sie ausfällt, muss Kimble einspringen.

Sein Auftritt, frisch rasiert und ordentlich gekleidet, ist nicht nur der größtmögliche Kontrast zu seinem Erscheinen zu Beginn, es nimmt der mit diesem Darsteller so vertraut wirkenden Figur jeglichen Wiedererkennungswert in der sonderbaren Umgebung eines Kindergartens. Umso unterhaltsamer ist, wie sich Kimble vor einer Klasse Vorschulkinder gibt, von denen man drei aufeinander stellen müsste, um ihm nur hinsichtlich der Körpergröße gewachsen zu sein. Wird der Polizist, der sich in einer Absteige für Drogensüchtige allein mühelos behaupten konnte, von Sechsjährigen in die Knie gezwungen, dann ist das zum Schreien komisch.

Doch statt die Kinder unmögliche Dinge tun, oder perfide bösartig auftreten zu lassen, dürfen sie in Kindergarten Cop weiter Kinder sein. Zwar mit ihren eigenen Persönlichkeiten, wie man sie vermutlich selbst einmal erlebt hat, aber doch immer nachvollziehbar.
Die Geschichte entwickelt sich dabei in gewohnten Bahnen und findet genau dann zu Crisp zurück, der sich mit seiner teuflischen Mutter aufmacht, seinen Sohn zu holen, als die von ihm eingerahmte Grundstory beginnt, sich zu wiederholen. Bis es soweit ist, stellt Reitman Abläufe wie den Feueralarm vor, weil diese im späteren Verlauf wichtig werden. Um dann die Zuseher nicht mit hektischen Momenten zu verwirren, wird das Szenario einmal durchgespielt, damit sich das Publikum beim Finale auf die Figuren konzentrieren kann. Ebenso das Haus der Lehrerin Joyce, mit der sich Kimble anfreundet: Der erste Besuch dient dazu, den Zusehern eine Vorstellung der Umgebung zu verschaffen, damit man die Unterschiede bei der zweiten Szene dort sofort erkennen kann.

Auch der Drei-Akt-Aufbau trägt dazu bei, dass einem die Verlagerung zum actionreichen Schluss nicht unpassend erscheint. Kindergarten Cop macht allein handwerklich so vieles richtig, dass sich Filmemacher heute mehr denn je ein Beispiel daran nehmen sollten. Die schauspielerischen Fähigkeiten seines Stars weiß der Film zu nutzen, ohne ihn nachhaltig zu überfordern. Zugegeben, der ein oder andere Gefühlsausbruch mag Arnold Schwarzenegger nicht ganz gelingen, doch das machen Pamela Reed in einer immens amüsanten Darbietung und Penelope Ann Miller samt den natürlich agierenden Kinderdarstellern locker wieder wett.
Sie alle verleihen dem Film darüber hinaus eines, was heutigen Produktionen so oft abhanden zu kommen scheint: Unvorstellbar viel Charme.


Fazit:
Entgegen seinem Image als Mann fürs Grobe stellt sich Arnold Schwarzenegger hier einer ganz ungewohnten Herausforderung. Filmemacher Ivan Reitman fängt das in teils so abstrusen Situationen ein, dass es eine Freude ist, dem zuzusehen. Ein großer Vorteil von Kindergarten Cop ist dabei, dass der Film bewusst mit den Erwartungen des Publikums zu spielen weiß. Darüber hinaus geraten die Momente mit den Kindern nie zu zotig oder überdreht. Stattdessen konzentriert sich die Komödie auf eine Story, die das Herz am rechten Fleck hat, den unterstützenden Darstellern allesamt etwas zu tun gibt und Figuren entwirft, denen man gern zusieht, selbst wenn sie nicht wirklich vielschichtig geraten und die Liebesgeschichte absehbar ist. Das ist nicht wirklich bewegend oder wichtig, aber leichtfüßig und charmant erzählt, so dass der Film auch beim wiederholten Ansehen einfach Spaß macht.