Killer’s Bodyguard 2 [2021]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. August 2021
Genre: Action / Komödie / Thriller

Originaltitel: Hitman’s Wife’s Bodyguard
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Patrick Hughes
Musik: Atli Örvarsson
Besetzung: Ryan Reynolds, Samuel L. Jackson, Salma Hayek, Frank Grillo, Antonio Banderas, Morgan Freeman, Tom Hopper, Alice McMillan, Kristofer Kamiyasu, Caroline Goodall, Gabriella Wright, Richard E. Grant, Ivor Bagaric, Dragan Mićanović, Rebecca Front


Kurzinhalt:

Der ehemalige Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds) hat jede Nacht denselben Traum, in dem ihm ein prestigeträchtiger Preis verliehen wird, nur damit der Attentäter Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) ihn daraufhin auslacht, weil er den Preis in Wirklichkeit nie erhalten wird. Immerhin trägt Kincaid Schuld daran, dass Michael seine Lizenz verloren hat und seinen Beruf nicht mehr ausüben darf. So rät ihm Michaels Therapeutin zu einem Urlaub. Auf der italienischen Insel Capri angekommen, wird seine Erholung jäh unterbrochen, als Kincaids Ehefrau Sonia (Salma Hayek) Michael aufsucht. Sie braucht seine Hilfe, um Darius zu befreien, der von der Mafia gefangengenommen wurde. Widerwillig kommt Michael mit ihr und wenig später sitzen sie beide sowie Darius vor dem Interpol-Agenten Bobby O’Neill (Frank Grillo). Der verpflichtet sie zur Mitarbeit, um zu verhindern, dass der schwerreiche Aristotles Papadopoulos (Antonio Banderas) in wenigen Tagen ganz Europa ins Chaos stürzen wird, um seinem geliebten Griechenland wieder zu alter Blüte zu verhelfen …


Kritik:
Spätestens, wenn eine weit über 80 Jahre alte Hollywoodlegende ihren Gastauftritt in Killer’s Bodyguard 2 feiert, fragt man sich, wie sich diese namhafte Besetzung hierher verirren konnte. Lange vorher bereits muss man aber feststellen, dass eben diese Besetzung der beste Grund ist, überhaupt hinzuschauen. Was Filmemacher Patrick Hughes ansonsten präsentiert, ist im besten Fall amüsant und nicht vollkommen langweilig. Meist jedoch ist es zäh und scheint so sehr bemüht, dass man versucht ist, aus Mitgefühl zu lachen.

Die Geschichte setzt zwar grundsätzlich die Kenntnis des ersten Teils voraus, präsentiert diese aber selbst zu Beginn nochmals im Schnelldurchlauf, so dass auch Quereinsteigende die Möglichkeit bekommen, dem Geschehen folgen zu können. Der von Ryan Reynolds gespielte Michael Bryce war einst ein angesehener Bodyguard, bis ein Klient unter seinem Schutz getötet wurde. Jahre später traf er auf den Auftragskiller Darius Kincaid, den er beschützen sollte, damit dieser vor dem Internationalen Strafgerichtshof aussagen konnte. Nach dem Verlust seiner Lizenz als Bodyguard steckt Bryce nun in einer Lebenskrise. Seine Therapeutin rät ihm, Urlaub zu machen, und nicht weiter an das Bodyguard-Dasein zu denken. So reist Michael nach Capri und kann sich einige Stunden durchaus erholen, bis ihn Darius’ Ehefrau Sonia aus dem Urlaub reißt – mit gezückten Waffen und die halbe Insel verwüstend. Sonia benötigt Michaels Hilfe, denn Darius ist von der Mafia gefangen genommen worden. Sieht man, mit welch rücksichtsloser Präzision Sonia ganze Gruppen von Angreifern ausschält, kommt zwar durchaus die Frage auf, wobei diese Frau Hilfe benötigen könnte, doch angeblich war es der ausdrückliche Wunsch ihres Mannes.

Allerdings ist das bei Killer’s Bodyguard 2 nicht viel mehr als ein Aufhänger für viele weitere Aufhänger, die hier die Story ausmachen. Denn nachdem Michael und Sonia zu Darius’ Rettung eilen, werden beide von Interpol gefangen genommen. Dessen Bobby O’Neill verpflichtet die drei, sich verdeckt auf die Spur des größenwahnsinnigen Aristotles Papadopoulos zu machen, der geschworen hat, Europas Infrastruktur in Schutt und Asche zu legen, nachdem Griechenland durch Europa mit Sanktionen belegt werden soll. Das mag absurd klingen, ist aber letztlich auch nicht so wichtig. Im Verlauf des Films will Michael niemanden töten, weil er sich in einem Sabbatical von seiner Arbeit befindet, Sonia wird zwischenzeitlich mit einem explodierenden Armband an einen Koffer gekettet und Darius und Sonia beschäftigen sich die meiste Zeit mit ihrer Familienplanung, denn was sollten sich wohl zwei psychopathische Killer wünschen, wenn nicht ein Baby? Im Grunde würde Patrick Hughes Vieles mitbringen, was eine durchaus bleihaltige Actionkomödie ausmacht. Dass sich die Actionsequenzen dabei auf Schusswechsel und Autoverfolgungsjagden beschränken, wäre auch kein Kritikpunkt, würde der Filmemacher selbige denn ansprechend inszenieren. Doch sämtliche Abschnitte sind derart irrsinnig schnell vorbei, dass man selbst bei den durchaus gelungenen Stunts keine Möglichkeit bekommt, sie tatsächlich zu sehen. Da die vermeintlichen Highlights so aber nicht zur Geltung kommen, wiederholen sich die Szenen im Aufbau sehr schnell.

Hinzu kommt, dass sich der Humor bei Killer’s Bodyguard 2 darauf beschränkt, dass die Beteiligten keine Minute zubringen können, ohne zu fluchen, oder sich anzuschreien. Meistens beides gleichzeitig. Das wirkt in vielen Momenten unnötig aufgesetzt, obwohl Salma Hayek mit einer Hingabe spielt, als gäbe es kein Morgen. Sie ist insofern auch die größte Überraschung, während Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson kaum eine Chemie miteinander entwickeln. Ihre Kabbeleien haben selten etwas wirklich Natürliches, sondern erscheinen erzwungen und geskriptet. Erst weit nach der Hälfte des Films, wenn die Figuren in wenigen Momenten zur Ruhe kommen und einfach miteinander reden, hat man das Gefühl, die Darsteller würden zurücktreten und stattdessen die Figuren in den Vordergrund rücken. In der Rolle des stets auffallend gekleideten Aristoteles ist Antonio Banderas dabei bedauerlicherweise verschenkt.

Die Ernüchterung stellt sich bei Patrick Hughes’ Film früh ein und hält auch bis zum Ende an. Dass er wie bei Agentenfilmen üblich viele verschiedene Ortschaften und Länder besucht, ist zwar nett, aber es wirkt sich auf die Geschichte kaum aus. Durch die vielen, vielen Gegner, die Michael, Sonia und Darius hier aus dem Weg räumen (müssen), eignet sich Killer’s Bodyguard 2 nur für ein älteres Publikum, wobei die Szenen glücklicherweise nie ausladend gewalttätig eingefangen sind. Zweifel am Ausgang der Geschichte kommen jedoch ebenfalls nie auf.
Mag sein, dass die Fortsetzung zu Killer’s Bodyguard [2017] kein Film ist, den man sich aktiv für eine Kinovorstellung aussuchen würde, doch er ist immerhin nie vollkommen langweilig und bietet für ein erwachsenes Publikum durchaus Unterhaltungswert.


Fazit:
Nicht nur durch die Besetzung wird eine gewisse Erwartungshaltung geschürt. Dieser wird Patrick Hughes’ Fortsetzung jedoch nicht gerecht. Dafür klingt der Humor zu einstudiert, die ständigen Obszönitäten zu erzwungen und die Action gerät auf der anderen Seite zu wenig spektakulär oder ist (mit offensichtlichen Trickeffekten) überhaupt handwerklich wenig begeisternd umgesetzt. Killer’s Bodyguard 2 ist eine in jeder Hinsicht bestenfalls durchschnittliche Actionkomödie, wäre es nicht um eine Handvoll Superstars, die hier aus unerfindlichen Gründen versammelt vor der Kamera stehen. Sie werten das Gezeigte, nicht zuletzt durch die augenzwinkernde und furchtlose Darbietung von Salma Hayek, auf den Charme eines B-Films auf, der am besten in Gesellschaft funktioniert und bei dem hin und wieder eine Ablenkung von dem, was geschieht, nicht unbedingt schadet. Wenigstens für die große Leinwand ist das aber im Grunde zu wenig.