Kangaroo Jack [2003]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. Mai 2003
Genre: Komödie / Action

Originaltitel: Kangaroo Jack
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: David McNally
Musik: Trevor Rabin
Darsteller: Jerry O'Connell, Anthony Anderson, Estella Warren, Christopher Walken, Marton Csokas, Dyan Cannon, Michael Shannon


Kurzinhalt:
Als sie noch Kinder waren, rettete Louis (Anthony Anderson) Charlie (Jerry O'Connell) das Leben, weshalb dieser seither in seiner Schuld steht. Viele Jahre später besitzt Charlie einen Friseursalon, den ihm sein Stiefvater Sal (Christopher Walken), ein bekannter Mafiapate, ermöglicht hat.
Louis hingegen versucht immer wieder, mit allerlei krummen Dingern, über die Runden zu kommen, und spannt dafür Charlie regelmäßig ein; immerhin hat er ihm einmal das Leben gerettet. Dem Chaotengespann gelingt allerdings so gut wie überhaupt nichts, und als sie die Polizei direkt in ein Lagerhaus führen, in dem Sal allerlei Diebesgut gelagert hat, ist die Geduld des Stiefvaters endgültig erschöpft.
Er schickt die beiden mit einem Umschlag, der 50.000 Dollar enthält, nach Australien, wo sie Mr. Smith (Marton Csokas) treffen sollen. Doch es kommt, wie es bei jedem Touristenbesuch in Australien kommen muss: Ein Känguruh wird überfahren. Dem vermeintlich toten Tier wird eine Jacke angezogen, um ein paar Urlaubsfotos machen zu können, doch der große Nager – eben Kangaroo Jack – entpuppt sich kurz darauf als quicklebendig und macht sich mit Jacke und den darin enthaltenen 50.000 Dollar auf und davon.
Für Louis und Charlie ist der Fall klar, das Känguruh muss gefasst werden ... das erweist sich allerdings schwieriger, als zunächst angenommen. Zu allem Überfluss machen sich dann auch noch Mr. Smith und Sals Leute auf die Suche nach ihnen; in der Tierschützerin Jessie (Estella Warren) findet das Chaosteam wenigstens ansehnliche Begleitung.


Kritik:
Sneak-Previews besitzen einen ganz besonderen Reiz, man kommt sich als Kinobesucher beinahe schon wieder vor, wie ein kleines Kind am Heiligabend unter dem Weihnachtsbaum mit den noch verpackten Geschenken zur Bescherung, denn auch wenn man sich lange über die kommenden Kinostarts informiert, man kann sich nie sicher sein, was einem auf der Leinwand päsentiert wird – immerhin ist es ein Sneak-Peak. Nun kann man bei diesen Previews wirklich großes Glück haben, und einen Film erwischen, der einen ohnehin interessiert, und den man so einige Wochen vor dem offiziellen Kinostart sehen kann, oder aber man erwischt einen dieser Filme, in die nach dem Bundesstart kein vernünftiger Mensch mehr hinein gehen würde. Der Grund, wieso die Verleiher diese Filme für die Sneak-Previews auswählen, ist einfach: Sie sind recht gut besucht.
Sollte allerdings jemand zum allerersten Mal in eine Sneak-Preview gehen und dabei einen Film wie Kangaroo Jack erwischen, könnte einem der Spaß daran fast wieder vergehen – und das zurecht.

Was der einstige Star-Produzent Jerry Bruckheimer hier auf die Leinwand klatscht, ist eine der schlechtesten Komödien des Jahres und sicherlich eine der erniedrigendsten Kinoerfahrungen, die man als Besucher mit etwas Grips in einer langen Zeit hinnehmen musste. Filme, die einfach schlecht sind, und das gar nicht verstecken, können immerhin auf einen Trash-Bonus zurückgreifen, doch wenn eine Komödie sich zu allem Überfluss hin noch ernst genug nimmt und dem Zuschauer tatsächlich weismachen möchte, dass er dümmer ist, als er wirklich ist, dann ist das eine Schande und eine Frechheit zugleich. Auch wenn der Streifen in den USA knapp seine 65 Millionen Dollar Produktionskosten wieder eingespielt hat – von den Kritikern und den meisten Besuchern wurde er dort gnadenlos verrissen ... kein Wunder.

Die Geschichte um den dicken Denkschwachen und den rückgratlosen Friseur mag anfangs noch ganz lustig klingen, obwohl schon viele Gags weit über's Ziel hinausschießen; als jedoch Estella Warren auf die Leinwand kommt, begibt sich das Drehbuch samt Unterhaltungswert auf einen nicht zu bremsenden Sturzflug. Dazu gesellt sich dann noch Anthony Anderson, der so sehr versucht, die alten, ausgeleierten Klischees der "unterbelichteten Farbigen" auszuwalzen, von dem alle anderen afro-amerikanischen Darsteller zu Recht wegkommen wollen, dass es wie ein Schlag ins Gesicht wirkt, wenn er auf der Leinwand seine Zappeleien und pseudo-witzigen Sprüche abliefert.
Auf die Idee zu kommen, dass zwei New Yorker in Australien ein Känguruh anfahren, dem totgeglaubten Kadaver dann Kleidung anziehen und sich damit fotografieren, ist schon erschreckend und unglaublich dumm genug, wie das Ganze allerdings im weiteren Verlauf noch ausartet, ist kaum vorstellbar. Von den Oasen-in-der-Wüste-Klischees, bis hin zu der obligatorischen Lovestory ist alles vertreten – und derart billig verpackt, dass man wirklich zum ersten Mal im Leben einen Film sehen muss, um hier nicht schon zu Beginn jede Szene vorhersehen zu können.
Wie in den letzten Minuten allerdings noch der Moralprügel ausgepackt wird, und der Film einen "anspruchsvollen" Touch bekommen soll, ist allerdings tatsächlich überraschend ... und völlig fehlplatziert obendrein. Dass die Autoren des Drehbuchs Steve Bing (war einige Zeit mit Elizabeth Hurley zusammen) und Scott Rosenberg heißen, sollte Filmfans allerdings nicht tröstlich stimmen, zumal letzterer angeblich beauftragt wurde, ein Drehbuch für Stirb langsam 4 zu schreiben.
Die witzig gemeinten Dialoge haben so viel Energie wie eine 2000 Jahre alte Batterie, die romantischen Momente gipfeln in "sinnvollen" Sprüchen wie "das ist der sinnlichste und romantischste Moment meines Lebens" und auch die üblichen "der Kuss hat mir nichts bedeutet"-Kindeleien dürfen nicht fehlen. Insgesamt hat man während der gesamten Laufzeit das Gefühl, als würden zwei (später drei) übergroße Kleinkinder vor der australischen Landschaft abgefilmt werden, kein anderer könnte so gekünstelt, so unlustig und so unverfroren derart stupide Dialoge vortragen, ohne dabei in Grund und Boden zu versinken.

Ob das nun eine schauspielerische Meisterleistung oder aber ein Beweis des Nicht-Vorhandenseins desselben ist, wird spätestens in den Szenen deutlich, in denen Jerry O'Connell den Hauch von Können durchblitzen lässt. Selbst in der TV-Serie Sliders - Das Tor in eine fremde Dimension [1995-2000] war der inzwischen 29jährige Darsteller mehr gefordert, in seinem relativ kurzen Auftritt in Scream 2 [1997] zeigte er hingegen, dass er wirklich spielen kann, wenn die Rolle das erfordert. Kangaroo Jack erforderte das offensichtlich nicht.
Über Anthony Anderson ist bereits alles gesagt, viel mehr kann man zu Estella Warren leider auch nicht schreiben; wer der Hoffnung war, ihre "Darstellung" in Planet der Affen [2001] wäre ein Ausrutscher gewesen, der irrt leider. Zwar ist die junge Ex-Synchronschwimmerin erst 24 Jahre alt, vielleicht hätte sie aber lieber weiterschwimmen sollen, anstatt sich der Filmkarriere zu widmen. Trotz der zugegeben hervorragenden Figur wirkt sie wie eine ausdruckslose und völlig inhaltsleere Hülle, trotz der tiefblauen Augen besitzt sie weniger Aussagekraft als eine Barbie-Puppe.
Zu sehen, dass Christopher Walken, der für Catch Me If You Can [2002] eine Oscarnominierung bekam, sich in einer derart undankbaren und unterfordernden Rolle verheizen lassen muss, wird Fans des Darstellers die Tränen in die Augen treiben. Selbiges gilt für Marton Csokas, der in xXx – Triple X [2002] eine deutlich erfüllendere Bösewichtsrolle hatte.

Der Star des Films, das sagt er vor dem Abspann selbst, ist allerdings das Känguruh Jack selbst. Während das aus dem Computer stammenden Pelzvieh in manchen Aufnahmen noch ganz gut aussieht, verliert er in den Close-Up-Shots allerdings viel von seinem Charme; hier sieht man eindeutig, dass das Pixelwesen alles andere als ein echtes Känguruh ist. Noch deutlicher wird das, wenn es neben richtigen Tieren in einer Szene zu sehen ist, Pixel und Fell sind eben doch nicht dasselbe. Die Bewegungen der Computerkreation sind ebenfalls ein zweischneidiges Schwert, manche sehen recht gut aus und erwecken den Eindruck, als wäre es ein richtiges Känguruh, auf der Flucht allerdings hüft das Vieh mit 150 km/h bei einem Sprung 20 Meter weit – jeweils mehr als das Doppelte der tatsächlichen Möglichkeiten der Tiere. Und das wohlgemerkt, obwohl Jack zusätzlich noch eine Jacke trägt.
Der Comic-Aspekt des Filmes mag einen darüber noch hinwegsehen lassen, das entschädigt allerdings nicht für die anderen teils unterdurchschnittlichen Spezialeffekte. Selbige werden noch offensichtlicher, wenn sich die Hauptcharaktere in einem Flugzeug befinden; billigere Blue-Screens gab es seit Jahren nicht mehr.

Man sollte meinen, dass wenn ein Film heute in Australien spielt, die Macher wenigstens die Landschaft gut einzufangen vermögen, doch abgesehen von einfallslosen und langweiligen Outback-Aufnahmen, und einem omnipräsenten "Down Under"-Lied der Men at Work (das Klischee-Lied schlechthin, wenn es um Australien geht), wird von dem Kontinent nicht viel vermittelt; Wasserfälle oder grüne Flächen nimmt man als Zuschauer aufgrund der furzenden Kamele einfach nicht richtig wahr...
Dass man auch nicht beim Landeanflug etwas von Australien zu sehen bekommt, liegt an den MTV-artigen Schnipselübergängen zwischen den Szenen, die sich zwar ebenfalls immer wieder in den Film einschleichen, aber bei weitem nicht so stören, wie die völlig überflüssige Traumsequenz.
Nicht einmal die richtigen Känguruhs werden vernünftig präsentiert, der Knuddelfaktor soll stattdessen mit CGI-Nagern am Schluss herausgeholt werden – natürlich mit mäßigem Erfolg.

Die restliche Inzenierung von Regisseur David McNally (Coyote Ugly [2000]) ist dafür mehr oder weniger reibungslos verlaufen, Actionszenen in denen die Übersicht fehlt, gibt es fast keine, bis auf die Autoverfolgungsjagd am Anfang, die weder einen Aufbau besitzt, noch besonders spannend geraten ist. Zu kurz ist sie obendrein. Der übrige Film ist dem Thema entsprechend gefilmt, hin und wieder eine etwas ungewöhnliche Kameraeinstellung, die aber weit weniger innovativ ist, als die Filmemacher das die Zuschauer glauben machen wollen.

Komponist Trevor Rabin scheint schnell erkannt zu haben, auf was er sich einließ und quittiert das mit einem zwar recht eingängigen und rhythmischen Thema, das er dann jedoch den kompletten Film über ständig wiederholt.
Immer wieder eingestreut (nicht unbedingt passend, dafür eher penetrant) sind gesungene Lieder, die für sich genommen wirklich schönen Sommer-Pop präsentieren, im Film aber einmal mehr so wirken, als hätte unbedingt ein Soundtrack-Album gefüllt werden müssen.

Wer angesichts der völlig hanebüchenen Story und der geradezu abstoßenden Erzählweise Kangaroo Jack nicht den Daumen nach unten gibt, sollte dies zumindest dann tun, wenn das CGI-Känguruh vor dem Abspann rappend auf der Leinwand steht und davon singt, dass er der Star des Films ist.
Produzent Jerry Bruckheimer ließ die Szene nachträglich einbauen, nachdem er sah, wie gut das bei dem Disney-Film Snowdogs - Acht Helden auf vier Pfoten [2002] ankam ... als Kinobesucher kann man da nur unverständig den Kopf schütteln.


Fazit:
Wenn der Höhepunkt eines Films ein Furzkonzert von drei Kamelen ist, sagt das ansich schon alles.
Die Story mag ganz witzig klingen, das Känguruh auch noch recht nett aussehen, aber die Dialoge, der unterirdische Humor und das fehlende darstellerische Können zerstören alles, was von der unterhaltsamen Grundidee vielleicht vorhanden war.
Ein Film, den die Welt nicht gebraucht hat! Wer hier lachen kann, muss ein armseliges Leben führen.
Oder man nimmt einfach einen der pseudo-lustigen Sprüche aus dem Film, "Ich hasse dieses Land wie Fußpilz", und bezieht es auf dieses absurde und dämliche Macherk selbst.
Kangaroo Jack ist ansich die Zeit nicht wert, darüber eine Kritik zu schreiben.