Jennifer's Body - Jungs nach ihrem Geschmack [2009]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. März 2010
Genre: Horror / Fantasy

Originaltitel: Jennifer's Body
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: keine Jugendfreigabe

Regie: Karyn Kusama
Musik: Stephen Barton, Theodore Shapiro
Darsteller: Megan Fox, Amanda Seyfried, Johnny Simmons, Adam Brody, Sal Cortez, Ryan Levine, Juan Riedinger, Colin Askey, Chris Pratt, Juno Ruddell, Kyle Gallner, Josh Emerson, J.K. Simmons


Kurzinhalt:
Man würde es angesichts ihres Aussehens nicht für möglich halten, dass Needy (Amanda Seyfried) und Jennifer (Megan Fox) beste Freundinnen sind. Scheint Needy eher schüchtern und zurückhaltend, strahlt Jennifer eine Selbstsicherheit aus, die sie nicht nur bei ihren Mitschülern beliebt macht. Als beide zum Konzert einer unbekannten Band in ihrer Kleinstadt gehen, endet der Abend in einer Katastrophe. Nach einem verheerenden Feuer wird Jennifer von den Bandmitgliedern in deren Van mitgenommen.
Als Needy sie das nächste Mal sieht, scheint Jennifer direkt aus der Hölle gekommen zu sein. Tags darauf ist sie jedoch wieder die alte – bis die Morde beginnen. Während Needys Freund Chip (Johnny Simmons) ihre Bedenken abweist, Jennifer könnte mit den Todesfällen in Verbindung stehen, forscht Needy weiter und kommt hinter ein schreckliches Geheimnis, das seit Jennifers Rückkehr die männliche Bevölkerung dezimiert ...


Kritik:
Den ausbleibenden, finanziellen Erfolg von Jennifer's Body schrieb Autorin Diablo Cody, deren zweites Kinodrehbuch nach dem überraschenden Juno [2007] mit etlichen Vorschusslorbeeren übersäht wurde, einer fehlgeleiteten Werbekampagne zu. Immerhin wurde Megan Fox als Star des Films angekündigt und die (männlichen) Zuschauer auf freizügige Szenen und reichlich Splatter vorbereitet. Im Nachhinein mag sich die Werbestrategie des Studios als das klügste Element an dem Teeniehorrorfilmchen entpuppen. Waren die Dreharbeiten einmal angelaufen, fanden Bilder vom Set den Weg ins Internet, in denen Megan Fox mit spärlicher Oberkörperbedeckung zu sehen war. Diese Eindrücke wurden kombiniert mit Versprechen, Diablo Cody würde das Genre revolutionieren. Herausgekommen ist eine Geschichte, deren Absurdität ihr geringstes Problem darstellen sollte.
Jennifer Check mag in ihrem Ort nicht unbedingt das klügste Mädchen sein, bleibt trotz ihrer visuellen Reize durch ihre Sandkastenfreundschaft zur grauen Maus Needy (überzeugend verkörpert durch Amanda Seyfried) aber immerhin auf dem Boden der Realität. Nach einer schicksalhaften Begegnung mit den Mitgliedern einer nicht übermäßig erfolgreichen Rockband hat sich Jennifer verändert. Fortan ist sie auf Menschenfleisch angewiesen, um ihre übernatürlichen Kräfte zu behalten und wie das im Teeniealter eben ist, müssen dafür Jungs herhalten. Für Needy steht fest, sie muss ihrer Freundin helfen und verschwendet deswegen auch keinen Gedanken daran, die Polizei zu informieren. Als sich Jennifers Opfer schließlich häufen, muss Needy sich entscheiden, ob sie dem wilden Treiben nicht doch einen Riegel vorschiebt – immerhin könnte auch ihr Freund Chip auf Jennifers Speiseplan stehen.
Wie es aber so üblich ist für Teeniefilme dieser Art, darf es kein ganz einfaches Ende geben. Dass Jennifer's Body in Rückblenden, in der Rückblende einer Rückblende und schließlich in der Rückblende einer Rückblende einer Rückblende erzählt wird, macht das Geschehen dabei nicht wirklich spannender, zumal sich die Opfer an einer Hand abzählen lassen und die sich Vorgehensweise ständig wiederholt. Persiflierte Genreklassiker Scream [1996] das Horrorgenre und dessen Klischees, ohne aber die Trauer und die Figuren dabei ins Lächerliche zu ziehen, versucht sich Autorin Diablo Cody daran, Klischees anzudeuten, um sie fortan zu entwaffnen. Doch fällt sie wenig später immer wieder in ein absehbares Schema zurück.

Passend als inhaltlicher Höhepunkt zum Ende des zweiten Aktes bekommen männliche Zuschauer schließlich eine intime Annäherung zwischen den beiden weiblichen Hauptfiguren geboten, die jedoch wie der Rest des Films überraschend harmlos ausfällt. Zeitlupeneinstellungen von Megan Fox, der es überraschend gut gelingt, die inhaltsleere Hülle ihres Filmcharakters zu mimen, gibt es viele zu sehen, nur lässt sich damit allein kein Film erzählen. Wird die Grundstory erst einmal aufgeklärt und die konstruiert abstruse Handlung offenbar, mögen sich Fans des Films damit trösten, dass die Autorin hierhinein Metaphern für das Erwachsenwerden oder über die Findung der eigenen Persönlichkeit interpretieren mag. Das soll zumindest erklären, weswegen sich die Figuren in selbstgefälligen Dialogen einmal schwülstige Phrasen vorbeten, ehe es in minutenlangen, unnötigen Dialogen um das Lieblingsthema der pubertierenden Teenies geht: Sex. Cody scheint dabei ihre Figuren gerne reden zu hören, auch wenn sie in Wirklichkeit gar nichts damit aussagen. Insofern erinnert sie wohl nicht unabsichtlich an eine weibliche Version von Quentin Tarantino, ohne aber je die Coolness zu erreichen, die seine früheren Werke auszeichnete. An unnützem und aufgeblähtem Geschwafel scheint sich das Drehbuch letztlich an Death Proof - Todsicher [2007] zu orientieren.
Akzeptieren könnte man all das bedeutend leichter, wäre Jennifer's Body schlecht umgesetzt. Dann könnte man den Film getrost als Trash ad acta legen. Doch trotz der geringen Produktionskosten, ist der Horrorstreifen in überaus ansprechende Bilder gekleidet. Auch die Masken erscheinen bedeutend aufwändiger als man dies gewohnt ist. Nur reichen die Produktionswerte allein nicht aus, um über die Schwächen des enttäuschenden Films hinwegzutrösten. Für ein gewisses Publikum mag es dabei ausreichen, dass Megan Fox sowohl im Cheerleadingkostüm zu sehen ist, als auch im Ballkleid und mit spärlicher Körperbedeckung – nur sollte das auch nicht der Anspruch der Darstellerin sein, die trotz einiger großer Erfolge, bei denen sie Nebenrollen bekleidete, in keinem Film bewiesen hat, dass sie in einer Hauptrolle vollends überzeugen kann.


Fazit:
Man fühlt sich an eine Mystery-Variante von Faculty - Trau keinem Lehrer [1998] erinnert, wenn man die Zusammenhänge hinter Jennifer's Body erzählt bekommt. Doch während bei dem erstgenannten Film die Figuren sympathisch erscheinen und trotz der parodistischen Elemente ihre Trauer samt der Ernsthaftigkeit der Story erhalten bleiben, gelingt es Autorin Diablo Cody nicht, zwischen Humor und Horror eine vernünftige Grenze zu ziehen.
Unspannend und mit wichtigtuerischen Dialogen überfrachtet, kommen weder die Figuren, noch die Geschichte in Fahrt. Am Ende bleibt eine überzeugende Optik und überraschenderweise eine Megan Fox, die zwar neben Amanda Seyfried immer noch verblasst, aber zumindest nicht untergeht. Nach den vollmundigen Versprechungen ist Jennifer's Body aber schlicht enttäuschend. Auch die angepriesene Langfassung, die eine reduzierte FSK-Freigabe erhalten hat, die Geschichte aber trotzdem nicht besser macht, ändert daran nichts.