Hautnah - Die Methode Hill: "Freitag, der Dreizehnte" [2005]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 01. März 2006
Genre: Krimi / Drama

Originaltitel: Wire in the Blood: "Nothing But the Night"
Laufzeit: 69 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Andrew Grieve
Musik: The Insects
Darsteller: Robson Green, Hermione Norris, Peter Barrett, Lisa Hogg, Sara Stewart, Peter Sullivan, Emma Handy, Mark Letheren, Mark Penfold, Graham Dowling, Dave Hart


Kurzinhalt:
Während seines Fluges nach Amerika, wo er sein Buch "Killer Instinct" bewerben soll, lernt Tony Hill (Robson Green) die Kanadierin Patricia (Sara Stewart) kennen, die nach anfänglicher Skepsis von Tony fasziniert scheint.
Wenig später wieder in der Heimat angekommen, zieht Carol Jordan (Hermione Norris) den Psychologen bei einem überaus brutalen Mordfall als Berater hinzu – dann kommt ein weiteres Opfer um, und auch wenn Tony Hill nicht denselben Täter vermutet, scheinen die Fälle zusammen zu hängen.
Ohne handfeste Hinweise kann das Ermittlerteam lediglich darauf warten, dass neue Opfer auch neue Spuren mit sich bringen. Unterdessen sieht sich Tony einer ungewohnten Situation gegenüber: Patricia ist aus den USA wieder eingetroffen, und scheint sich wohl einzubilden, mit ihm eine Beziehung zu haben, die immer verrücktere Auswüchse annimmt ...


Kritik:
Gleichwohl der vorletzte Fall dieser Methode Hill-Staffel nicht viel mit der bekannten Horror-Film-Reihe Freitag, der 13. [1980] gemein hat, markiert diese Episode die dreizehnte Folge der britischen Krimiserie, die nach dem kommenden Staffelfinale einmal mehr für ein Jahr pausieren wird. Das ist dabei umso ärgerlicher, da die Macher nach zwei starken TV-Krimis mit Freitag, der Dreizehnte eine der schwächsten Episoden der gesamten Serie abliefern. Fanden ich die Skript-Autoren – dabei zählt Alan Whiting zu den Stammautoren der Serie – bislang sehr gut damit ab, ihre Geschichten nicht mehr auf Romanen der Autorin Val McDermid basierend zu entwickeln, scheint ihnen bereits der Ansatz bei Nothing But the Night, wie der Originaltitel lautet, gänzlich misslungen zu sein.

Anders kann man es sich kaum erklären, dass bereits der Auftakt des neuen Falls mit einer aus früheren Episoden bekannten, wirren Collage der einzelnen Handlungsstränge beginnt, die dabei aber weit weniger mitzureißen vermag, als dass sie vor sich hin plätschert.
Als wäre das nicht genug, versucht Whiting zusätzlich zum eigentlichen Krimi die Story um einen Stalker mit einzuweben, die schon genügend Stoff für eine einzelne Episode bieten würde, hier aber so lieblos wie schnell abgehandelt wird. Als wäre das nicht genug, nimmt der Autor lediglich die plakativen Aspekte eines solchen Zwangsverhaltens, ohne aber ihre Ursachen oder ihre weitreichenden Auswirkungen auch auf das Leben des Stalkers selbst zu erläutern. Die gesamte Nebenhandlung wirkt unausgegoren, kindlich-naiv erzählt und schlichtweg fehlplatziert angesichts des hauptsächlich zu behandelnden, wichtigen und erschütternden Falles.
Hier muss Alan Whiting selbstverständlich Abstriche machen, weswegen man eine tiefere Charakterisierung und Motivation der Täter leider vergebens sucht. Statt wie in den letzten Episoden ausgefeilte Profile zu erstellen und den Zuschauer in die Aufklärung mit einzubeziehen, bekommt man im Eilverfahren einen halbgaren Fall aufgezeigt, der weder so facettenreich, noch so herausgearbeitet erscheint, wie bei den letzten Teilen der Serie.
Zu guter letzt begräbt das Skript sämtliche Entwicklungen zwischen Tony Hill und Carol Jordan, beraubt Hill aber gleichzeitig seiner skurrilen Verhaltensweisen, die hier kaum zur Geltung kommen. So verwundert es nicht, dass Freitag, der Dreizehnte unnötig gestückelt und mit inhaltlichen Sprüngen versehen wirkt, Charakterprofile sucht man ebenso vergebens wie eine vernünftige inhaltliche Dramaturgie, die meist schon aufgelöst ist, ehe sie überhaupt begann.

Die bekannten Darsteller versuchen zwar, das Beste daraus zu machen, abgesehen von Robson Green, dem es immerhin gelingt in manchen Situationen die Eigenarten seiner Filmfigur zum Vorschein treten zu lassen, kann aber kaum ein Beteiligter wirklich glänzen.
Die unterkühlt wirkende Hermione Norris wirkt ebenso wenig emotional berührt, wie schockiert, als selbst ihre Privatsphäre verletzt wird, einzig in einem Dialog mit Tony Hill scheint sich ihre beinahe versteinerte Mine aufzuhellen.
Emma Handy hätte man insbesondere beim Finale stärker mit einbeziehen können und müssen, denn abgesehen davon, dass sie chronisch unterbeschäftigt bleibt, macht sie ihre Sache wirklich gut. Routiniert agiert auch Mark Letheren, der aber kaum zu sehen ist.
Von den Gastdarstellern scheint auch Sara Stewart hoffnungslos unterschätzt, hat sie doch so gut wie nichts zu tun; anders hingegen Lisa Hogg, der es zwar gelingt, die aussichtslose Situation ihrer Figur zum Ausdruck zu bringen, eine weitere Charakterentwicklung bleibt ihr allerdings leider vorenthalten. Peter Barrett und Dave Hart machen ihre Sache gut, sind aber insgesamt zu wenig eingebunden, um sich von den übrigen Beteiligten abzuheben.

Handwerklich macht Andrew Grieves Regie einen etwas unentschlossenen Eindruck; auch er ist schon lange bei Die Methode Hill als Regisseur zu Gast und beweist bisweilen ein Gespür für ruhige Bilder, die er aber eher für sich sprechen lässt, als sie zu kommentieren.
Aber wenn zum zweiten Mal in dieser Staffel eine andere Vorgehensweise von Tony Hill gezeigt wird, sich in die Psyche der Täter zu versetzen, stört das nicht nur aus ästhetischen Gründen. Man gewinnt als Zuseher vielmehr den Eindruck, als würden sich die Produzenten nicht um eine einheitliche Umsetzung bemühen. Davon abgesehen verwirrt nicht nur der unsinnig strukturierte Anfang, auch innerhalb des Krimis gibt es immer wieder abrupte Schnitte, die vermuten lassen, dass die Szenen deutlich länger geplant waren.
So wartet Freitag, der Dreizehnte zwar prinzipiell mit guten Bildern auf, die aber durchweg eher willkürlich geschnitten scheinen – und an manchen Stellen auch vorzeitig abgebrochen werden.

Immerhin ist auf die musikalische Untermalung der Insects nach wie vor Verlass. Das Geschehen wird einmal mehr mit gewohnt atmosphärisch-minimalistischen Themen unterlegt, wobei auch die bekannte Hill-Melodie zum Einsatz kommt, wie auch die ruhigeren Stücke, die bereits aus vergangen Fällen bekannt sind.
Der Score passt einmal mehr gut zum Fall, erreicht aber nicht die Stärken, die andere Folgen aufweisen konnten.

Man sollte meinen, dass es den Machern gelingen würde, einen spannenden Fall zu erzählen, wenn sie schon zwei Storylines in einer Episode unterbringen wollen. Doch statt die Prämisse zu nutzen, darauf aufbauend einen Krimi auf mehreren Ebenen zu erzählen und eine beklemmende Stimmung zu erzeugen, enttäuscht Freitag, der Dreizehnte durch ein gestückelt erscheinendes Drehbuch, das beide Geschichten nur halbfertig präsentiert und keinerlei neuen Akzente setzen kann.
Handwerklich ist das stellenweise gut umgesetzt, auch wenn die Szenenaneinanderreihung stark zu wünschen übrig lässt. Einzig die routinierten Darsteller enttäuschen nicht, doch das ist insofern keine Entschuldigung, als dass die Autoren und Regisseure lediglich vier Krimis im Jahr erzählen müssen – selbst traditionelle TV-Serien mit dem dreifachen an Laufzeit pro Staffel weisen keine so großen inhaltlichen Schwankungen auf.


Fazit:
Als Stammzuschauer könnte man den Eindruck gewinnen, die Macher wollen die Wartezeit bis zur neuen Staffel damit versüßen, dass sie die alte so schwach wie selten zuvor enden lassen – es bleibt zu hoffen, dass die Autoren diesen Missstand im kommenden Finale der Season, Das Spiel des Todes [2005], zu korrigieren wissen.
Nach einem sehr guten Staffelbeginn und der noch etwas besseren Episode Mackie Messer [2005], scheint das Drehbuch von Alan Whiting, als stamme es nicht einmal aus derselben Epoche. Fehlende Charakterisierungen, zwei Storylines, von denen keine überzeugen könnte oder vernünftig ausgearbeitet wäre, und eine handwerkliche Umsetzung, die löchrig und gestückelt erscheint.
Die soliden Akteure können das zwar teilweise wieder auffangen, und weniger erfahrene Krimifans werden auch leidlich unterhalten, letztlich gibt sich Freitag, der Dreizehnte jedoch nur selten spannend und qualitativ einen gewaltigen Schritt zurück vom gewohnten Die Methode Hill-Niveau.