Final Fantasy: Die Mächte in dir [2001]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. Oktober 2011
Genre: Animation / Science Fiction / Action

Originaltitel: Final Fantasy: The Spirits Within
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA / Japan
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Hironobu Sakaguchi, Motonori Sakakibara
Musik: Elliot Goldenthal
Stimmen: Ming-Na (Bettina Weiß), Alec Baldwin (Christian Tramitz), Ving Rhames (Tilo Schmitz), Steve Buscemi (Tobias Lelle), Peri Gilpin (Claudia Urwschat Mingues), Donald Sutherland (Joachim Höppner), James Woods (Hans-Georg Panczak), Keith David (Oliver Stritzel), Jean Simmons (Gudrun Vaupel), Matt McKenzie (Fritz von Hardenberg)


Kurzinhalt:
Das Jahr 2065: Die Erde ist verwüstet und großteils verlassen. Die Menschen haben sich in wenige, unter Kuppeldächern abgeschirmte Städte zurückgezogen. Seit vor 34 Jahren ein Meteor aufgeschlagen ist und mit ihm die außerirdischen Phantome eingetroffen sind, ist beinahe alles Leben, das nicht unter jenen Energiefeldern geschützt war, abgestorben. Dr. Aki Ross (Ming-Na / Bettina Weiß) ist Teil von Dr. Sids (Donald Sutherland / Joachim Höppner) Team und forscht an seiner Wellentheorie, mit der sich die Phantome dauerhaft aufhalten lassen sollen.
Doch seine Theorien sind insbesondere beim Militär nicht beliebt, und während die Ratsmitglieder der Menschen darüber beraten, was getan werden soll, bereitet General Hein (James Woods / Hans-Georg Panczak) den Einsatz einer verheerenden Waffe vor, die Dr. Sids Überlegungen zufolge jedoch nur bewirken wird, dass sich die Phantome stärker in die Erde verkriechen. Zusammen mit Captain Gray Edwards (Alec Baldwin / Christian Tramitz) und seinem Team, bleibt Aki nicht viel Zeit, die fehlenden Puzzlestücke für Dr. Sids Projekt zu finden. Diese Spirits können überall auf der Welt verteilt sein, auch wenn sie schon sechs von insgesamt acht ausgemacht hat. Nur wird es ihr gelingen, die Welt zu retten, ehe sie von Hein und seinen Männern zerstört wird?


Kritik:
Nach vierjähriger Produktionszeit wurde Final Fantasy: Die Mächte in dir damit beworben, dass sich die Zuschauer nicht darauf vorbereiten konnten, "wohin die nächste Evolution der Realität sie bringen" würde. Es war eine kühne Behauptung, die letztlich damit quittiert wurde, dass das Publikum dem Film fern blieb. Für ein für damalige Zeit nie dagewesenen Budget eines animierten Films (140 Millionen Dollar) und einem sehr hohen Werbeetat, waren die Zuschauerzahlen mehr als nur enttäuschend, sie waren vernichtend. So sehr, dass sich das produzierende Animationsstudio Square Company aus dem Filmgeschäft zurückzog und nur noch einen Teil zur Animatrix [2003] beisteuerte. Dabei beschreitet Final Fantasy einen ganz neuen Weg im Geschichtenerzählen und versucht sich nicht daran, ein Kinderfilm zu sein. Obwohl die Geschichte als Science Fiction-Story viel kreativen Raum bietet, handelt sie nicht nur von Fantasiewesen oder Tieren, sondern hat den Anspruch, glaubhafte Figuren zu erzeugen, die durch einen mitunter beinahe erschreckenden Fotorealismus stellenweise so lebendig wirken, dass man meinen könnte, sie wären real. Eine der Hauptfiguren, Gray Edwards, hat dabei so verblüffende Ähnlichkeit mit Ben Affleck, dass es gar nicht interessiert, ob er für die Figur Modell gestanden hat. Mit der erwachsenen Story, die eine sehr spirituelle Aussage trifft, konnte das anvisierte, westliche Publikum wohl nicht viel anfangen und in der Tat ist Final Fantasy einer jener Filme, die vom wiederholten Ansehen nicht nur profitieren, sondern dann erst mehr Sinn ergeben.

Hauptfigur Aki Ross erzählt davon, dass im Jahr 2031 ein Meteor auf der Erde gelandet ist. Es war augenscheinlich der Beginn einer Alieninvasion, welche einen Großteil der Bevölkerung dahingerafft hat. Die Aliens, auf Grund ihres mitunter durchsichtigen, unwirklich scheinenden Auftretens Phantome genannt, töten Menschen bei Berührung, als würden sie ihnen ihren Lebensmut, ihre Seele entziehen. Wenige Städte haben sich unter Schutzkuppeln erhalten und es scheint nicht viele Waffen gegen die Angreifer zu geben. Seither sind 34 Jahre vergangen, in denen zahlreiche Versuche, der Phantome Herr zur werden, gescheitert sind. Aki ist Teil der Forschungseinheit um Dr. Sid, der glaubt, einen alternativen Weg gegen die Phantome gefunden zu haben. Hierfür braucht er die Signaturen von acht Spirits, die zusammengefügt etwas ergeben, wodurch sich die Phantome unschädlich machen lassen.
Es ist ein unkonventionelles Vorgehen, das vor allem dem Militär, repräsentiert durch General Hein, ein Dorn im Auge ist. Dieser will stattdessen eine im Orbit erbaute Laserkanone einsetzen, um die Phantome an ihrem Ursprungsort, dem Meteor, zu vernichten. Dr. Sid warnt davor, dass dies der Erde selbst schaden könnte, genauer gesagt Gaia, der alle Lebewesen der Erde entspringen und zu der sie nach ihrem Tod zurückkehren.

Der ungewöhnliche Denkansatz, eine Science Fiction-Story mit einem solch spirituellen Element zu versehen, erscheint auf den ersten Blick eher befremdend. Doch hebt genau dies Final Fantasy: Die Mächte in dir von vielen Genrekollegen ab. Nicht nur, dass es eine Aussage ist, welche uns daran erinnert, bedacht mit Planeten umzugehen, sondern sie löst sich wohltuend von den am weitesten verbreiteten Religionen, ohne die Menschen jedoch sich selbst zu überlassen. Vielleicht war es genau dieser Glaubenssprung, der dem Film in kommerzieller Hinsicht das Genick brach.
Aki trägt dabei ein Geheimnis in sich und ihre gemeinsame Vergangenheit mit dem Soldaten Gray Edwards bleibt unklar genug, auch wenn wir so viel erfahren, wie wir wissen müssen, um mit ihnen mitfiebern zu können. Edwards' Team, bestehend aus Ryan, Neil und Jane scheint bunt zusammengewürfelt und doch kollegial genug, wohingegen das manipulative Militär, selbst von der Trauer des Verlusts getrieben, kopflos handelt, wie man es oft von solchen Geschichten gewohnt ist.

Was inhaltlich geschieht, wie Akis Träume damit zusammenhängen, in denen sie Außerirdischen begegnet, die ähnlich und doch anders aussehen wie die Phantome, sei an der Stelle nicht verraten. Insbesondere das letzte Drittel scheint für einen Animationsfilm überraschend melancholisch, auch wenn man sich keinen besseren Ausklang vorstellen kann.
Was Final Fantasy jedoch auch nach 10 Jahren noch auszeichnet ist die Technik, die einem immer noch den Atem raubt. In die Hintergründe mit einem zerstörten, kargen New York, den übernatürlich anmutenden Phantomen, oder aber der Kuppelstadt, in welcher das Chaos ausbricht, blenden die Figuren so natürlich ein, dass man stellenweise das Gefühl bekommt, einen normalen Film zu sehen. Insbesondere die Bewegungen können hier überzeugen, doch auch einige Figuren selbst, sei es Dr. Sid, Ryan oder Major Elliot, erscheinen so realistisch, dass die Grenzen zwischen Trick und Realfilm verschwimmen. Ob dieser Evolutionssprung etwas Gutes darstellt oder nicht, muss dabei jeder für sich entscheiden.


Fazit:
Ob es dem Publikum zu viel war, so realistisch aussehende Computerfiguren präsentiert zu bekommen, oder ob die als actionreich beworbene Story mit ihrer spirituellen Aussage zu übersinnlich und bedacht erzählt ausgefallen ist? Es mag viele Gründe geben, weswegen das Publikum Final Fantasy: Die Mächte in dir fern geblieben ist. Viele Produktionen, die so stark auf die Technik setzen, alter eher unschön – nicht so hier.
Auch nach zehn Jahren verblüffen die Bilder und lädt die Geschichte jene Zuschauer ein, die bereit sind, sich mit einer Science Fiction-Mär verzaubern zu lassen. Dass das Drehbuch letztlich hintersinniger ist, als man auf den ersten Blick vermuten würde, ist den Autoren hoch anzurechnen. Und selbst beim wiederholten Ansehen entdeckt man neue Hinweise und Anspielungen, welche die Hintergründe besser erklären. Die Aussage richtet sich dabei nicht an eine bestimmte Religion (wobei genau die religiösen Auffassungen das letzte Jahrzehnt geprägt haben), sondern vereint alle Menschen. Vielleicht war auch jene Absicht schlicht zu ambitioniert.