Fantastic Four [2005]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. März 2008
Genre: Science Fiction / Action / Komödie

Originaltitel: Fantastic Four
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Tim Story
Musik: John Ottman
Darsteller: Ioan Gruffudd, Jessica Alba, Chris Evans, Michael Chiklis, Julian McMahon, Hamish Linklater, Kerry Washington, Laurie Holden, David Parker


Kurzinhalt:
Gesponsort von seinem ehemaligen Mitstudenten Victor von Doom (Julian McMahon) reist der Wissenschaftler Reed Richards (Ioan Gruffudd) mit dem Piloten Ben Grimm (Michael Chiklis), Richards ehemaliger Freundin Sue Storm (Jessica Alba) und ihrem Bruder Johnny (Chris Evans) zu von Dooms Raumstation im Orbit, um die Auswirkungen einer anrasenden Strahlungswolke auf Pflanzen und einfachere Organismen zu untersuchen.
Doch die Natur schlägt schneller zu als geplant und die Besatzung wird den kosmischen Strahlen ausgesetzt. Wenig später durchlaufen alle außer von Doom eine rapide Veränderung und wenig später müssen sie ihre neu gewonnenen Fähigkeiten einsetzen, um Menschen zu retten. Richards kann sich dehnen und strecken, sich mikroskopisch flach machen und große Belastungen aushalten – er wird später bekannt als Mr. Fantastic. Sue, später "die Unsichtbare" getauft, kann das Licht brechen und so unentdeckt bleiben, zudem entwickelt sie die Fähigkeit, ein Schutzschild aufzubauen. Ihr Bruder Johnny kann das Feuer beherrschen und zu einer Lebenden Fackel werden, wodurch er auch fliegen kann. Ben Grimm allerdings ist als "The Thing" schrecklich entstellt, wenn gleich unheimlich stark und widerstandsfähig.
Von Doom allerdings lernt durch seine Fähigkeit, Elektrizität zu beherrschen – und macht es sich zur Aufgabe, die "Fantastischen Vier" auszulöschen ...


Kritik:
Möchte man die Hintergründe zur Entstehung von Fantastic Four näher erklären, muss man leider auch weiter ausholen. Das 1961 überraschend erfolgreich debütierte Comic war nämlich schon früh ein von Filmproduzent Bernd Eichinger (Der Name der Rose [1986], Die unendliche Geschichte [1983] oder Der Untergang [2004]) favorisiertes Projekt, weswegen er sich auch früh für die von ihm mit wiedererweckte Produktionsgesellschaft Constantin Film die Rechte an dem Comic sicherte. Lange vor der ersten erfolgreichen Verfilmung des Batman-Franchise durch Tim Burton in den 1980ern hatte niemand daran geglaubt, dass sich mit einer Filmadaption beliebter Comichefte viel Geld verdienen ließe. Und auch Eichinger hatte Schwierigkeiten, seine Visionen an den Mann zu bringen. Doch war sein Lizenzerwerb zeitlich gebunden – würde bis zu einem bestimmten Datum kein Film entstehen, fielen die Lizenzrechte wieder an den Verlag zurück. So hob Eichinger im Jahr 1994 eine erste Fantastic Four-Verfilmung aus der Taufe, unter der Regie von B-Filmer Oley Sassone. Damals war jedoch nie gedacht, dass der Film auch veröffentlicht würde (was Cast und Crew jedoch nicht wussten). Vielmehr diente das Projekt dazu, dass Eichinger weiterhin die Recht an Fantastic Four behalten konnte. Durch diverse Lücken kam der Film zwar auf den Schwarzmarkt, wirklich vermisst haben die Fans der Comicreihe eine große Veröffentlichung jedoch nicht.
Es dauerte über zehn Jahre und verschlang unendlich viele Skriptfassungen, ehe der Stoff in einer Koproduktion zwischen Constantin Film und Twentieth Century Fox schließlich das Licht der Welt erblickte. Bernd Eichinger erfüllte sich damit einen Kindheitstraum – auch wenn der Film den Erfolg von Spider-Man [2002] und Konsorten nicht wiederholen konnte. Sieht man sich allein die Geschichte der Comic-Komödie an, versteht man auch wieso.

Wie viel der unterschiedlichen Drehbuchfassungen schließlich erhalten geblieben ist, sei dahingestellt – offiziell werden immer noch Mark Frost (Twin Peaks [1990-1991]) und Michael France als Autoren gelistet, auch wenn angeblich Simon Kinberg das Projekt abschloss und durch die Produktion begleitete. Die vielen "Köche" würden zumindest erklären, weswegen der Film keine durchgehende Handlung erzählt, sondern episodenhaft aneinander gestückelt wirkt. Dabei sind die verschiedenen Episoden nicht einmal wirklich originell, sondern allesamt absehbar und auch der Ausgang einer jeden Szene so vorhersehbar, wie die Dialoge einfältig. Der wissenschaftliche Hintergrund verkommt ebenso zur Farce, wie die schiere, technische Machbarkeit der jeweiligen Mutationen. Das wird insbesondere dann deutlich, wenn Ben Grimm zu The Thing mutiert und dabei seine Körpermasse von einem Moment auf den anderen vervielfacht. Durch die Logiklöcher könnten ganze Sonnenwinde hindurchpassieren, was allerdings an den faden Figuren nichts ändern würde. Diese entwickeln sich nicht nur nicht, sondern vermitteln einem als Zuschauer ständig das Gefühl, man hätte all das schon einmal gesehen – nur viel besser. Auch wenn es ein Markenzeichen der Fantastischen Vier sein mag, dass sie sich im Gegensatz zu ihren Superheldenkollegen nicht vor der Öffentlichkeit verstecken, sondern zu einem Medienphänomen heranwachsen, die Art und Weise wie selbiges umgesetzt wird, entbehrt nicht einer gewissen, abstrusen Komik.
Auch darf man nicht vergessen, dass die vier Superhelden auch immer noch dann von den Menschen bejubelt werden, wenn sie das Chaos und die Zerstörung, die sich mit ihrem heldenhaften Einsatz auszubügeln versuchen, überhaupt erst verursacht haben.
Man sollte meinen, dass es dem Drehbuch zumindest gelingen würde, die vier Figuren innerhalb etwas mehr als eineinhalb Stunden weiterzuentwickeln – doch statt die Nachteile ihrer Eigenschaften aufzuzeigen (bis auf The Thing scheint niemand darunter zu leiden), plätschern die Charakterisierungen nur vor sich hin. Auch ein vernünftiger Bösewicht fehlt; stattdessen muss man sich als Zuseher mit dem üblichen, größenwahnsinnigen Egomanen abfinden, der es sich zur Aufgabe machen möchte, die Vier auszulöschen, bevor der Film vorbei ist. Nebenfiguren mit Sprechrollen gibt es dabei nicht, das Universum der Fantastic Four scheint nur aus den vier Protagonisten und Doom zu bestehen. Man sollte meinen, dass bei einer 100 Millionen Dollar teuren Produktion auch genügend Budget für ein ordentliches Drehbuch übrig bleibt – insbesondere, wenn es 10 Jahre über entwickelt wird. Leider war dies nicht der Fall.

Auch die Darsteller können sich hier nicht mit Glanzleistungen verewigen; angeführt von Ioan Gruffudd (King Arthur [2004]), dessen Charisma leider nicht im geringsten so dehnbar ist, wie seine Filmfigur, bis hin zu Jessica Alba, deren Szenen dann am besten gespielt sind, wenn sie als Sue Storm unsichtbar wird.
Chris Evans mimte in Final Call - Wenn er auflegt, muss sie sterben [2004] den unbedarften Helden wider Willen durchaus charmant, als Johnny Storm allerdings wirkt er lediglich kindisch – und auch bis zum Schluss nicht mehr als ein nerviger Nebendarsteller.
Einzig Michael Chiklis (bekannt aus The Shield - Gesetz der Gewalt [seit 2002]), der als einziger der vier die Comics überhaupt gelesen hat und der täglich bis zu drei Stunden in der Maske saß, um die knapp 30 Kilogramm an Make-up und Prothesen anbringen zu lassen, verbreitet mit seinem Humor etwas Charme. Doch kann er – nicht zuletzt durch seine unterentwickelte Filmfigur – das Fehlen anderer Charaktermomente nicht ausgleichen.
Als undurchschaubarer, deswegen aber nicht wirklich Furcht einflößender, sondern lediglich primitiv gewalttätiger Bösewicht enttäuscht auch Julian McMahon. Er rundet einen durchweg namhaften, aber völlig fehlbesetzten Cast ab; ob der Film besser geworden wäre, hätte George Clooney die Rolle von Mr. Fantastic übernommen, wie ursprünglich geplant, darüber lässt sich streiten. Angesichts der Tatsache, wie viele Darsteller und Regisseure abgelehnt haben, hätte den Produzenten aufgehen sollen, wie solide ihre Drehbuchgrundlage tatsächlich war.

Handwerklich konnte Regisseur Tim Story bei New York Taxi [2004] an sich überzeugen, leider sieht es auch hier bei Fantastic Four nur mittelmäßig aus. Zwar ist die Kameraarbeit zwar grundsätzlich solide geraten, doch die lose Szenenaneinanderreihung, gepaart mit einem ausdrucklosen, unspannenden Schnitt, der die einzelnen Sequenzen so losgelöst voneinander erscheinen lässt, verderben dem Zuschauer mitunter den Spaß am Zusehen. Auch die Spezialeffekte sorgen für keine Besserung. Zwar sind manche (unauffällig) wirklich täuschend echt geraten, doch gerade bei den groß angelegten und erwarteten Actionmomenten wie dem Chaos auf der Brooklyn Bridge oder auch nur einiger weniger prominenten Augenblicke, stören die billig wirkenden Bauten und die offensichtlichen, teils digitalen Effekte. Wenn es für eine so aufwändige Produktion zu viel ist, eine kleine Szene auf einem richtigen Schiff in New York zu drehen, sollte man selbiges wenigstens überzeugend als Effekt nachbilden können.
Auch die Verwandlungen und Superfähigkeiten bieten nichts, was man nicht schon lange gesehen hat. Wohin das Budget geflossen ist, lässt sich also kaum sagen. Lediglich das eigentliche Finale, bei dem die vier Helden endlich zusammen arbeiten müssen, kann sowohl von der Konzeption her, wie auch von der Umsetzung und der Tricktechnik überzeugen. Allerdings nur, wenn man bis dahin nicht das Interesse schon verloren hat.

Selbst die musikalische Begleitung von Komponist John Ottman, der unter anderem die Comicverfilmung X2 - X-Men 2 [2003] vertonte, enttäuscht durch einen uninspirierten Score, der zwar zu den Bildern passt, den Fantastic Four aber weder eine richtige Hymne zuteil werden lässt, noch sich in irgendeiner Form von den Genrekonventionen abhebt. Hier wäre nicht nur mehr drin, sondern an sich auch mehr zu erwarten gewesen.
Insbesondere angesichts der Tatsache, dass Ottman auch den exzellenten Score von Superman Returns [2006] komponierte, der alle Eigenschaften vereint, die man sich bei einem energiegeladenen Comicfilm wünschen würde.

Dass insbesondere Produzent Bernd Eichinger viel Herzblut in die Verfilmung der in den USA sehr erfolgreichen Comicreihe gesteckt hat, sei unbestritten. Doch angesichts von Comicfilmen wie den ersten beiden Spider-Man-Filmen oder der sehr guten X-Men-Trilogie, an denen sich spätere Filme des Genres messen lassen müssen, enttäuscht Fantastic Four mit einer kindischen, unausgeglichenen Story, unterentwickelten Figuren und Dialogen, die ohne Ton mehr Spaß machen.
Auch die Inszenierung vermag nicht mitzureißen und lässt trotz des Budgets jenes epische Gefühl vermissen, das man sich von einem solchen Film erwarten würde. Bruchstückhaft hetzt das Skript durch die hauchdünne Story, ohne den Zuschauer davon zu überzeugen, weswegen man sich die angeblich bessere Fortsetzung Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer [2007] überhaupt ansehen sollte.


Fazit:
Man könnte Fantastic Four auch wenig schmeichelhaft als eine Sammlung "Deleted Scenes" aller möglichen anderer Comic-Verfilmungen beschreiben. Für sich allein genommen ergeben manche Szenen nicht viel Sinn und scheinen auch nicht notwendig – gleichwohl noch weniger übrig bleiben würde, würde man sie entfernen.
Die "Entwicklung" der vier zu den mutierten Fantastischen Vier ist ebenso unglaubwürdig wie verkrampft witzig, dabei besitzen sie alle weder Charme noch Charisma. So sehr das Skript enttäuscht, so wenig vermag die Inszenierung auszubessern und gibt sich wie die Spezialeffekte im besten Fall mittelmäßig. Auch die Musik scheint lustlos abgespult und das klischeebeladene Ende setzt dem Unsinn eine traurige Krone auf.
Wirklich "fantastisch" ist Eichingers Superhelden-Film leider nicht geraten, auch wenn der moderate Erfolg eine weniger erfolgreiche Fortsetzung nach sich zog, und ein dritter Teil schon geplant ist. Notwendig ist er allerdings nicht.