Eine Leiche zum Dessert [1976]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 05. Mai 2010
Genre: Komödie / Krimi

Originaltitel: Murder by Death
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1976
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Robert Moore
Musik: Dave Grusin
Darsteller: Truman Capote, James Coco, Peter Falk, Alec Guinness, Elsa Lanchester, David Niven, Maggie Smith, Peter Sellers, James Cromwell, Eileen Brennan, Nancy Walker, Estelle Winwood, Richard Narita


Kurzinhalt:
Der exzentrische Lionel Twain (Truman Capote) lädt die größten Detektive aller Zeiten zum Dinner ein. Darunter der Belgier Milo Perrier (James Coco) mit seinem Fahrer Marcel (James Cromwell), Dick (David Niven) und Dora Charleston (Maggie Smith), Jessica Marbles (Elsa Lanchester) und ihre Pflegerin (Estelle Winwood), Sam Diamond (Peter Falk) mit seiner Assistentin Tess (Eileen Brennan) und Sidney Wang (Peter Sellers) mit seinem Sohn Willie (Richard Narita). Twain macht ihnen ein Angebot: nach dem Dinner wird ein Mord geschehen. Wer bis zum Morgen den Mörder identifiziert hat, bekommt eine Million Dollar. Doch bis dahin ist es mit dem blinden Butler Bensonmum (Alec Guinness) und der taubstummen ausländischen Köchin (Nancy Walker) ein weiter Weg, und wer das Opfer ist, ist auch noch nicht klar.
Als die Detektive zusammen arbeiten müssen, um das Verbrechen aufzuklären, kommen allerlei Geheimnisse der Personen zum Vorschein – und Twain scheint sein eigenes Spiel zu spielen ...


Kritik:
Sie waren und sind die Romanhelden für ganze Generationen von Krimifans. Ermittler wie Hercule Poirot, Miss Marple, Sam Spade, Charlie Chan oder Nick and Nora Charles. Mit ihrem messerscharfen Verstand kommen sie im Zweifel auf den letzten Seiten auf den wahren Mörder oder Übeltäter, entlarven jedes noch so finstere Komplott. Wer sich als Leser oder Zuschauer am Rätselraten beteiligt wird dabei oft feststellen, dass einem zum Lösen des Puzzles meist ein Teil fehlt, das selbst die Helden für sich behalten haben. Ein Hintergrundwissen, das vorausgesetzt wird und ohne das man selbst nie auf den Täter kommen könnte. In gewissem Sinne ist das doch unfair, oder nicht?
Drehbuchautor Neil Simon nimmt in der Komödie Eine Leiche zum Dessert all jene Krimihelden aufs Korn, die ihren Lesern und Zuschauern immer einen Schritt voraus bleiben und konfrontiert ihre stark namensverwandten Alter Egos mit einem Widersacher, der so sehr von seinem perfekten Verbrechen überzeugt ist, dass er viel Geld darauf wettet, dass niemand den wahren Mörder seines Dinners herausfinden wird. Lionel Twain hat die größten Detektive seiner Zeit versammelt, um sich mit ihrem Intellekt zu messen. Das Abendessen ist minutiös geplant und zum Dessert soll es eine Leiche geben – nur wird einer der namhaften Kriminologen bis zum Morgen den Mörder herausfinden? Es ist eine einfache Ausgangslage, die Regisseur Robert Moore in seiner Komödie heraufbeschwört, doch setzt er vom ersten Moment an auf eine humorvolle Umsetzung seiner Parodie, die nicht nur mit einer Reihe hochkarätiger Darsteller aufwartet, sondern ihnen allen ihre lustigsten Seiten abverlangt. Truman Capote tritt dabei als unwirklich erscheinender Lionel Twain noch am ehesten in den Hintergrund, während Peter Falk, Alec Guinness, Peter Sellers, David Niven und Maggie Smith, oder Elsa Lanchester und James Coco ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen dürfen. Von der Situationskomik abgesehen sind es vor allem die spitzen Dialoge, die im Sekundentakt dem aufmerksamen Zuschauer Lachtränen abverlangen. Dabei kommt die eigentliche Geschichte aber beinahe zu kurz, immerhin gilt es einen Mord aufzuklären.

Während die erste Filmhälfte mit immer absurderen Situationen aufwartet und kaum Zeit für Verschnaufpausen bietet, lässt das Tempo in der zweiten Hälfte merklich nach. Mit dem letzten Drittel scheint schließlich auch der Autor seine Mühe gehabt zu haben, wirkt Eine Leiche zum Dessert doch, als enttäusche der Ausgang im Hinblick auf das, was zuvor gekommen ist. Dank der lustigen Musik von Dave Grusin und des Staraufgebots verschmerzt man diesen Umstand aber gern. Über die Figuren selbst erfährt man merklich wenig, was angesichts der Menge an Figuren und der kurzen Laufzeit aber keine Überraschung darstellt. Krimifans werden sich bei der einfallsreichen Komödie jedenfalls köstlich amüsieren und viele Anspielungen auf die bekannten Ermittlerlegenden feststellen. Selbst Fay Wray feiert einen "Gastauftritt" als schreiende Türglocke. Der Kriminalfall selbst hätte vielleicht etwas schwarzhumoriger ausfallen dürfen und auch das letzte Drittel enttäuscht ein wenig, doch allein das Staraufgebot in bester Spiellaune lohnt allemal das Einschalten.
Schade nur, dass die geschnittenen Szenen (darunter eine am Schluss mit Sherlock Holmes und Dr. Watson) nicht einmal auf der DVD enthalten sind.


Fazit:
So sehr einen die Stars der Komödie zum Lachen bringen, es stimmt irgendwie traurig, dass von dem Aufgebot eines Dutzend der bekanntesten Darsteller jener Generation nur eine handvoll noch am Leben sind. In Eine Leiche zum Dessert treffen sie sich zum Stelldichein in einer spritzigen Krimiparodie, die viele bekannte Figuren auf die Schippe nimmt, ohne respektlos zu erscheinen.
Die Story selbst ist dabei nicht so wichtig und die Komödie verliert in der zweiten Hälfte merklich an Tempo, doch dank der lustigen Dialoge und der gut gelaunten Akteure ist Murder by Death, so der Originaltitel, auch nach über 30 Jahren ein Garant für leichte und lustige Abendunterhaltung.