Die Croods - Alles auf Anfang [2020]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 2. Oktober 2023
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: The Croods: A New Age
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Joel Crawford
Musik: Mark Mothersbaugh
Stimmen: Nicolas Cage (Uwe Ochsenknecht), Emma Stone (Janin Ullmann), Ryan Reynolds (Jacob Weigert), Catherine Keener (Arianne Borbach), Peter Dinklage (Dennis Schmidt-Foß), Leslie Mann (Dascha Lehmann), Cloris Leachman (Luise Lunow), Clark Duke (Chris Tall), Kelly Marie Tran (Dalia Mya), Kailey Crawford (Anastasia Paula Hertel), Chris Sanders, James Ryan


Kurzinhalt:

Nachdem sie ihre sichere Höhle verlassen mussten, ist Urzeitmensch Grug (Nicolas Cage / Uwe Ochsenknecht) als Oberhaupt seiner Familie stets darum bemüht, seine Sippe zu beschützen. Die von ihm erstellten Regeln haben bislang funktioniert und sogar den Neandertaljungen Guy (Ryan Reynolds / Jacob Weigert) mit integriert, mit dem Grugs Tochter Eep (Emma Stone / Janin Ullmann) liiert ist. Guy ist seit er sich erinnern kann auf der Suche nach einem sicheren Ort, den seine Eltern immer nur das „Morgen“ genannt haben. Eines Tages trifft die Gemeinschaft auf eine hohe Mauer hinter der ein Garten mit Früchten und Tieren wartet. Es scheint wie ein sicheres Paradies, das von Phil (Peter Dinklage / Dennis Schmidt-Foß) und Hope Bessermann (Leslie Mann / Dascha Lehmann) erbaut wurde, zwei Neandertalern, die Guy seit Kindertagen kennt und mit deren Tochter Dawn (Kelly Marie Tran / Dalia Mya) er befreundet war. Aber während Phil und Hope hoffen, in Guy einen Partner für Dawn gefunden zu haben, sieht Grug einmal mehr keine Notwendigkeit für seine Talente und darüber hinaus die Gefahr, dass Eep mit Guy eine eigene Sippe gründen könnte. Zudem gibt es im scheinbaren Paradies ein dunkles Geheimnis …


Kritik:
Die überraschend späte Fortsetzung zum Animationsabenteuer Die Croods [2013] setzt bereits im deutschen Titel die Entwicklungen auf den Startpunkt zurück. Insofern wundert es nicht, dass Die Croods - Alles auf Anfang inhaltlich kaum Neues bietet und die bekannten Figuren wieder in fantasievollen, bunten Landschaften Abenteuer erleben lässt. Vor allem ein junges Publikum kann sich davon mitreißen lassen und das Herz sitzt hier spürbar am rechten Fleck. Dass der Erfolg merklich hinter dem des ersten Teils zurückblieb, muss aber nicht unbedingt am ungünstigen Startzeitpunkt gelegen haben.

Im Herbst des ersten Jahres der Coronavirus-Pandemie nur kurz im Kino und anschließend für den Heimvideomarkt veröffentlicht, konnte Die Croods - Alles auf Anfang nicht annähernd so viele Menschen in die Lichtspielhäuser locken, wie der Vorgänger. Ursprünglich bereits kurz nach dessen Veröffentlichung angekündigt, war die Fortsetzung sogar vollständig eingestellt worden, da das neue Produktionsstudio von einem Erfolg nicht überzeugt war. Es erklärt die lange Wartezeit, was auch dazu führt, dass das junge Zielpublikum, das einst Die Croods im Kino gesehen hatte, für die Fortsetzung im Grunde zu alt geworden ist. Doch obwohl sich der zweite Teil erneut vor allem an Kinder richtet, heißt das nicht, dass ältere Zuseherinnen und Zuseher sich nicht durchaus unterhalten lassen können. Die Story rückt den jungen Neandertaler Guy stärker ins Zentrum, der seine Familie einst zurücklassen musste und seither eine neue Heimat, das „Morgen“, sucht, von dem ihm seine Eltern erzählt hatten. Die Suche danach hat er auch nicht aufgegeben, nachdem er bei Grug und seiner Familie von Höhlenmenschen eine neue Gemeinschaft und und in Grugs Tochter Eep sogar seine Freundin gefunden hat.

Dank Grugs rigoroser Regeln hat die Familie bislang trotz der Gefahren der Welt überlebt, doch Guy wünscht sich mit Eep mehr Privatsphäre, Zeit für sich, um ein eigenes Zuhause aufzubauen. Das jedoch widerspricht Grugs erster Regel, dass die Sippe stets zusammen bleibt. Auf ihrer gemeinsamen Suche nach einem sicheren Ort finden sie eines Tages ein durch eine hohe Mauer abgetrenntes Areal, das anmutet wie das Paradies. Dort treffen sie auf die Neandertalfamilie Bessermann, die Guy bereits seit Kindertagen kennt. Phil und Hope sind überglücklich, Guy wiedergefunden zu haben, auch, weil sie hoffen, dass ihre Tochter Dawn in Guy einen Gefährten findet. Grug und seine Familie hingegen wollen die Bessermanns am liebsten loswerden. Grug fühlt sich in der modernen Siedlung ebenfalls unwohl und sieht die Gefahr, dass Eep für Guy die Sippe verlassen könnte. Die Croods - Alles auf Anfang handelt damit einmal mehr von der Angst vor Veränderung und dem Unbekannten. Das klingt bekannt und wiederholt im Grunde nur, was im Vorgänger bereits vermittelt wurde, doch fügen die Verantwortlichen mit der Familie Bessermann neue Figuren hinzu, die das Geschehen zumindest ein wenig auflockern.

Auch Die Croods - Alles auf Anfang hat kaum etwas mit dem tatsächlichen Leben in der prähistorischen Zeit gemein. Wieder kombiniert das Drehbuch Fabelwesen, Fantasielandschaften und Anachronismen sowohl in der Sprache wie auch in Bezug auf das Werkzeug, Bewässerungssysteme, Sauna oder sonstige Gegenstände der Familie Bessermann. Hinzu kommen zahlreiche Anspielungen, sei es auf Star Trek oder King Kong, die Erwachsenen vorbehalten sind, bei einem jungen Publikum aber durchaus für Schmunzeln sorgen dürften. Dieses steht eindeutig im Fokus von Filmemacher Joel Crawford, der die kurzweilige Geschichte tempo- und actionreich erzählt. Viele Kamerafahrten, ständige Bewegung in der Inszenierung und vor allem die bunten Farben, die teilweise förmlich überspringen, zeichnen die Präsentation gleichermaßen aus. Humor wird dabei großgeschrieben und sogar, wenn die Hauptfiguren in Gefahr geraten, erscheint dies doch nie bedrohlich oder beängstigend.

All das sind die Zutaten eines Familienfilms, bei dem sich das Zielpublikum wohl besser unterhalten fühlt, als die begleitenden Erwachsenen, doch das ist nicht negativ gemeint. Schade ist durchaus, dass die Geschichte kaum neue Wege geht und der Blick auf die Welt weiterhin so klein bleibt, wie er schon im ersten Teil war. Hier würde man sich mehr wünschen und auch die Animationen selbst fallen hinter denjenigen der übrigen Studios zurück. Doch das sind Details, die den Unterhaltungswert kaum trüben. Der überwiegt bei Die Croods - Alles auf Anfang durchaus.


Fazit:
Bedenkt man die lange Wartezeit seit dem ersten Teil und die vielen Änderungen der Verantwortlichen im Hintergrund, würde man vermuten, dass Regisseur Joel Crawford eine gänzlich andere Geschichte der Croods-Familie im prähistorischen Fantasy-Zeitalter erzählen würde. Tatsächlich geht die Vorlage nur wenig neue Wege, stellt zwar weitere Figuren vor, die aber kaum etwas zu tun bekommen. Selbst Andeutungen wie die (vermüllten) Schattenseiten von Phils Siedlung und die Ausbeutung der Natur, die darunter leidet, werden nur angerissen, aber nicht vertieft. Zahlreiche Anspielungen werden einem jungen Publikum vorenthalten bleiben, wohingegen Erwachsene lange absehen können, worauf die Geschichte, selbst einzelne Abschnitte und Dialoge, hinauslaufen. Dabei gäbe es durchaus Potential, dass die Familie Crood die Welt insgesamt erkundet oder einer größeren Gemeinschaft von Neandertalern begegnet. Stattdessen beschäftigt sich der Film erneut mit denselben Themen wie zuvor. Dafür ist Die Croods - Alles auf Anfang bunt und temporeich präsentiert, mit Humor, der nie über die Stränge schlägt. Das macht das zweite Abenteuer der Urzeitfamilie durchweg unterhaltsam, selbst wenn ihm eine eindeutige Handschrift ebenso fehlt wie die Herzlichkeit des ersten Teils.