Die Bestimmung - Divergent [2014]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 11. Juli 2015
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Divergent
Laufzeit: 139 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Neil Burger
Musik: Junkie XL
Darsteller: Shailene Woodley, Theo James, Ashley Judd, Jai Courtney, Ray Stevenson, Zoë Kravitz, Miles Teller, Tony Goldwyn, Ansel Elgort, Maggie Q, Mekhi Phifer, Kate Winslet


Kurzinhalt:

Im Alter von 16 Jahren muss sich Beatrice (Shailene Woodley) entscheiden, welcher der fünf Fraktionen sie angehören möchte. Ihre Eltern sind Teil der selbstlosen Altruan, doch sie entscheidet sich für die kämpferischen Ferox. Bei einem Test, der vorab durchgeführt wurde, war das Ergebnis "unbestimmt" – etwas, das Beatrice niemandem verraten darf. Da die Unbestimmten schwer zu kontrollieren sind und den Machthabern gefährlich werden können, werden sie gejagt. Während sie unter Four (Theo James) ihre Ausbildung beginnt, wird ein Komplott vorbereitet, um die Machtverhältnisse in der Gesellschaft neu zu regeln. Dabei könnte Beatrice diejenige sein, die das Gleichgewicht bewahren oder überhaupt herstellen kann ...


Kritik:
In der Zukunft leben die Menschen in zerstörten Ruinen unserer untergegangenen Welt. Sie sind in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die alle einen bestimmten Zweck in der Gesellschaft erfüllen. Eine junge Heldin wird vom herrschenden System gefürchtet, da sie ausschlaggebend sein könnte, die Mächtigen zu stürzen. Was von der Beschreibung klingt wie Die Tribute von Panem basiert tatsächlich auf der Buchreihe Die Bestimmung von Autorin Veronica Roth. Doch das ändert nichts daran, dass das bekannte Konzept nur minimal verändert wird und darum hier als farblose Kopie der Kopie erscheint.

Überraschend ist dabei allenfalls, dass die Macher hier dieselben Fehler begehen wie in den Panem-Filmen und eine Welt präsentieren, über die man zu wenig erfährt, als dass sie wirklich interessieren würde. Sie soll verwüstet sein, auch wenn das einzige, was man zu sehen bekommt ein verfallenes Chicago ist. Von einem gigantischen Zaun umgeben, wachsen die Menschen in fünf Fraktionen auf: Während die Amite sich um die Landwirtschaft kümmern, sorgen die Ferox als Polizei für Recht und Ordnung. Die Ken sind Wissenschaftler, die Candor die Justiz, während die Altruan die Regierung stellen und dabei stets selbstlos agieren. Wenn sie 16 Jahre alt sind, müssen sich die Heranwachsenden entscheiden, welcher Fraktion sie zugehören wollen. Beatrice ist zwar bei den Altruan aufgewachsen, entscheidet sich aber für die Ferox – vermutlich, weil es toll aussieht, wie sie permanent von und auf fahrende Züge hüpfen, ständig durch die Gegend rennen und coole Klamotten tragen.

Wie die Gesellschaft in Die Bestimmung funktioniert, erfährt man nicht. Es wird gemunkelt, dass die selbstlosen Altruan so uneigennützig gar nicht sind und der Anführer der Regierung seinen eigenen Sohn geschlagen haben soll. Andere Fraktionen sollen dabei an einem Umsturz interessiert sein, um die Macht an sich zu reißen. Aber auch wenn die Ferox, an sich dafür da, für Sicherheit zu sorgen, von diesem Plan erfahren, machen sie ... gar nichts. Überhaupt sieht man die Ferox nie irgendwo einschreiten, oder bekommt eine Erklärung geliefert, weshalb in einer so perfekten Gesellschaftsform, in der alle ihre Platz haben, überhaupt eine Notwendigkeit für eine Fraktion wie die Ferox gegeben sein soll.

Beatrice geht zu den Ferox, nennt sich dort nur noch Tris und durchwandert eine ewig dauernde Ausbildung, an deren Ende die schlechtesten gar nicht aufgenommen, sondern verstoßen werden. Da es unmöglich ist, sich nach einer einmaligen Wahl der Fraktion umzuorientieren, werden die Verstoßenen so genannte Fraktionslose, die in den Straßen herumlungern. In den meisten Filmen wird eine solche Ausbildung als Collage gezeigt, die ein paar Minuten dauert, im höchsten Fall 10. In Divergent dauert es ganze eineinhalb Stunden, ehe Tris endlich so weit ist, dass sie an die Front geschickt werden kann. Bis dahin wird sie von ihrem gepierct-tätowierten Ausbilder Eric gedemütigt und drangsaliert, muss sich mit anderen Feroxjünglingen prügeln und verliebt sich (wer hätte es gedacht) in ihren zweiten Ausbilder Four. Was der schon ahnt und die anderen nicht wissen dürfen: Tris ist eine so genannte Unbestimmte. Die Unbestimmten werden von den Machthabern am meisten gefürchtet und sogar exekutiert, wenn sie entdeckt werden.

Im letzten Drittel nimmt die Erzählung schließlich in gewisser Weise Fahrt auf, entwickelt sich aber gleichzeitig in eine ganz andere Richtung als man erwarten würde. Man sollte meinen, dass in den langgezogenen Szenen davor diese Entwicklung stärker vorbereitet würde, doch zeigt sich die Geschichte hier wie zuvor so unkreativ und abgegriffen, dass Die Bestimmung nie wirklich packt.
Das Schicksal der Heldin Tris ist so einfallslos, die Liebesgeschichte so absehbar und die handwerkliche Umsetzung so austauschbar, dass einzig die schwachen Nebendarsteller hier noch herausstehen. Angeführt von einem charismalosen Jai Courtney, der zumindest den B-Film-Charakter des Films trifft, werden hochkarätige Schauspieler wie Ashley Judd und Tony Goldwyn in kurzen Auftritten verheizt, ohne dass ihre Figuren oder ihre Opfer Eindruck hinterlassen. Als Bösewichtin beweist Kate Winslet, dass auch Oscarpreisträgerinnen Rollen wegen des Gehaltsschecks annehmen. Hoffentlich war er wenigstens groß genug.


Fazit:
Inhaltlich kaut Die Bestimmung - Divergent alle möglichen Klischees der bekannten Heranwachsenden-Helden wieder, ohne alledem etwas Neues hinzufügen zu können. Die Welt, die gezeigt wird, ergibt in sich keinen Sinn und was jenseits des Zaunes liegt, wird nicht einmal angesprochen. Das Fraktionssystem ist mehr konstruiert als durchdacht und die Figuren allesamt Abziehbilder besserer Vorbilder.
Das einzig Ärgerliche an der routinierten, ohne Besonderheiten daherkommenden filmischen Umsetzung ist die Tatsache, dass sich Regisseur Neil Burger viel Zeit mit Tris' Vorbereitungen nimmt, um im letzten Drittel einen inhaltlichen Bruch zu vollführen. Statt eine wirkliche Geschichte zu erzählen, wird auf den kommenden Teil verwiesen. Für einen Prolog ist das nicht nur zu lang, sondern hat inhaltlich zu wenig zu bieten.