Da scheiden sich die Geister [2020]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. Juli 2021
Genre: Komödie / Fantasy

Originaltitel: Blithe Spirit
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Edward Hall
Musik: Simon Boswell
Besetzung: Dan Stevens, Leslie Mann, Isla Fisher, Judi Dench, Emilia Fox, Julian Rhind-Tutt, Adil Ray, Michele Dotrice, Aimee-Ffion Edwards, Dave Johns, Simon Kunz


Kurzinhalt:

Charles Condomine (Dan Stevens) ist ein erfolgreicher Autor im Jahr 1937 in England. Mehr als ein Dutzend Romane hat er bereits veröffentlicht. Doch seit Jahren, als seine erste Frau Elvira (Leslie Mann) ums Leben kam, plagt ihn eine Schreibblockade. Sie war mehr als nur seine Muse. Nun soll Charles sein erstes Buch als Drehbuch adaptieren, doch er bringt nichts zu Papier, die Deadline fest im Blick. Nach dem Besuch des Abendprogramms des Mediums Madam Arcati (Judi Dench) mit seiner neuen Frau Ruth (Isla Fisher), bucht Charles eine private Séance in der Hoffnung, Eingebungen zu erhalten. Zwar geschieht nichts Offensichtliches, doch wenig später steht der Geist von Elvira vor ihm, die nur Charles sehen kann. Nicht nur, dass sie ihn wieder inspiriert zu schreiben, sie bringt sein Leben zusehends durcheinander und ersinnt schließlich einen Plan, wie sie beide wieder zusammen sein können …


Kritik:
Edward Halls Da scheiden sich die Geister ist eine (weitere) Adaption von Noël Cowards erfolgreichem, komödiantischem Theaterstück Blithe Spirit [1941], in dem der Autor Charles Condomine nach einer Séance mit einem Medium von dem Geist seiner verstorbenen, ersten Frau heimgesucht wird, die sein Leben durcheinander bringt. Das klingt vielversprechend, nicht zuletzt auch auf Grund der namhaften Besetzung. Umso enttäuschender, dass der Umsetzung die ansteckenden Züge einer Screwball-Komödie beinahe vollständig abhanden gekommen sind.

Unter anderem bereits unter dem Titel Geisterkomödie [1945] mit Rex Harrison in der Hauptrolle und der unverwechselbaren Miss Marple-Darstellerin Margaret Rutherford als Medium Madame Arcati, sogar für die Trickeffekte Oscar-prämiert, verfilmt, bleibt Da scheiden sich die Geister hinsichtlich der Erzählung seiner Epoche treu. Angesiedelt in England im Jahr 1937, steht der Erfolgsautor Charles im Zentrum, der bislang 15 Detektivromane veröffentlicht hat und für den Vater seiner Frau Ruth, einen Filmproduzenten, sein erstes Buch als Drehbuch adaptieren soll. Das klingt einfacher, als gedacht und obwohl finanziell dringend notwendig, sitzt Charles Tag um Tag vor einem weißen Blatt Papier. Seit dem Unfalltod seiner ersten Frau Elvira vor sieben Jahren hat Charles nichts mehr geschrieben. Sie war mehr als seine Muse, sie hat ihm die Bücher förmlich eingeflüstert. Seine Schreibblockade hat sich inzwischen auch ins Schlafzimmer ausgebreitet, so dass die Ehe mit Ruth durchaus als angespannt bezeichnet werden kann.

Bei dem Besuch einer Show von Madam Arcati, die als Medium auftritt und behauptet, mit dem Jenseits kommunizieren zu können, hat Charles eine zündende Eingebung. Obwohl der Auftritt in einem Fiasko endet und Arcati als Hochstaplerin entlarvt wird, lädt er sie für eine private Séance ein, in der Hoffnung, Ideen für sein Drehbuch zu bekommen. Abgesehen von ausgeblasenen Kerzen und vom Wind aufgedrückten Türen geschieht bei der Séance nichts, bis später am Abend Charles’ tote Frau Elvira als Geist vor ihm steht. Für sie ist nur ein Tag seit ihrem Tod vergangen und außer Charles kann niemand sie sehen. Es ist eine Situation, die Filmfans durchaus bekannt vorkommt und wie zu erwarten, zieht Da scheiden sich die Geister seinen Humor auch daraus, dass Charles von Elvira in (Streit-)Gespräche verwickelt wird, die umstehende Personen, die Elvira ja nicht sehen oder hören können, auf sich beziehen. Das ist beim ersten Mal auch durchaus lustig, nur beschränkt sich Regisseur Hall was den Humor anbelangt über weite Strecken einzig darauf. Sieht man jedoch Charles sich zum wiederholten Mal durch seine für Elvira gedachten Bemerkungen vor anderen in Schwierigkeiten bringen, verliert dies verständlicherweise schnell seinen Reiz. Zumal Charles auch nicht dazu zu lernen scheint. Dass Elvira von Szene zu Szene neu gekleidet ist und urplötzlich mit Gegenständen wie Sonnenschirmen und Hüten erscheint, aber nie geklärt wird, wie das möglich sein soll, fällt da gar nicht mehr ins Gewicht.

Anstatt den Geist seiner verstorbenen Frau zu ignorieren, lässt Charles sich immer wieder auf sie ein und macht sich mit ihrer Hilfe sogar daran, das Drehbuch zu schreiben. So rückt er näher mit Elvira zusammen und entfernt sich weiter von Ruth, die schließlich Madam Arcati aufsucht und um Hilfe bittet. Bis all dies in Gang kommt, dauert es erstaunlich lange, ebenso, bis sich herauskristallisiert, dass Elvira, wenn sie nicht zurück in die Welt der Lebenden kann, Charles auch zu sich holen könnte. Dass dies nicht wirklich funktioniert, liegt nicht an der Besetzung. In der Rolle der Elvira bringt Leslie Mann eben das Temperament mit, das man erwarten würde, es fehlt der Figur jedoch an geschliffenen Dialogen. Als ideenloser Autor wäre Dan Stevens gut getroffen, so wie auch Isla Fisher als Ruth, nur bekommen sie außer wenig zündenden Szenen nichts zugeschrieben. Dame Judi Dench scheint sichtlich engagiert, aber die gesamte Nebenhandlung um ihre Figur, die sich wünscht, sie besäße die Gabe, mit den Toten zu kommunizieren, um mit ihrem verstorbenen Mann Kontakt aufzunehmen, besitzt keinerlei Relevanz für die Geschichte und wirkt daher schlicht unnötig.

Die größte Schwierigkeit von Da scheiden sich die Geister liegt allerdings darin, dass keine der zentralen Figuren wirklich sympathisch ist. Charles betrügt seine aktuelle Frau buchstäblich mit dem Geist seiner vorigen, Ruth ist vom ersten Auftritt an herablassend und wird zu spät als Opfer wahrgenommen, während Elvira eine Ehe auseinander bringen möchte und einer Frau schaden, die sie gar nicht kennt und die ihr nichts getan hat. Mit irgendjemandem mitzufiebern, gestaltet sich daher überaus schwer, denn es gibt niemandem, dem man hier wünschen würde, dass sie oder er glücklich werden soll. Das Zusammenkommen all dieser Elemente und der Tatsache, dass die Geschichte nicht einmal mit Augenzwinkern, sondern so offen albern erzählt ist, ohne als erkennbare Gesellschaftssatire angelegt zu sein, sorgt dafür, dass sich die eineinhalb Stunden deutlich länger anfühlen. Dass die Verantwortlichen außerdem das Ende des Theaterstücks – wie die eingangs genannte Verfilmung ebenfalls – abwandeln, ist bedauerlich, zumal die Rachsucht, die sich hier zeigt, für die Figuren keinen Sinn ergibt.

Immerhin, Kostüme wie Ausstattung sind durchweg gelungen und erzeugen ein stimmiges Bild der britischen High Society der späten 1930er-Jahre. Umso bedauerlicher, dass das Drehbuch dies nicht entsprechend zur Geltung zu bringen versteht.


Fazit:
Die bereits im Jahr 2019 gedrehte und gut ausgestattete Adaption, die auf Grund der Kinoschließungen im vergangenen Jahr verschoben wurde, könnte als leichtfüßige Komödie mit Screwball-Elementen erzählt sein. Doch die statische Umsetzung erinnert stark an den Ursprung als Theaterstück, ohne jedoch in den Dialogen eine entsprechende Dynamik zu entwickeln. So sind weder die einzelnen Verwechslungsmomente, in denen Charles mit Elvira kommuniziert und andere Personen dies auf sich beziehen, ohne die langen Pausen, wenn er mit dem Geist seiner Frau spricht, zu bemerken, noch die Dialoge selbst temporeich oder einfallsreich genug, um mitzureißen. All dies fühlt sich so bekannt, zahm und unoriginell zugleich an, dass es schwerfällt, sich auf die wenig sympathischen Figuren oder ihre Geschichte einzulassen. Die Personen agieren derart steif, der Humor fühlt sich in einem Maß einstudiert an, dass die Momente keinen Charme entwickeln. Mit den Versuchen Elviras, Charles und seine neue Frau auseinander zu bringen, besäße Da scheiden sich die Geister zudem die Voraussetzungen, böse, scharfzüngige Auseinandersetzungen zu präsentieren, doch gestalten sich auch diese Momente langatmig und absehbar. Schade ist es um die namhafte Besetzung, die durchaus stimmig zusammengestellt ist, aber kaum etwas zu tun bekommt.