Blood Diamond [2006]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 4. Februar 2023
Genre: Thriller / Kriegsfilm / Drama

Originaltitel: Blood Diamond
Laufzeit: 143 min.
Produktionsland: USA / Deutschland / Großbritannien
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Edward Zwick
Musik: James Newton Howard
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Djimon Hounsou, Jennifer Connelly, Kagiso Kuypers, Arnold Vosloo, Antony Coleman, Benu Mabhena, Anointing Lukola, David Harewood, Basil Wallace, Jimi Mistry, Michael Sheen, Marius Weyers, Keithian D. Sammons, Stephen Collins


Kurzinhalt:

Im Jahr 1999 versuchen im westafrikanischen Sierra Leone Rebellen der Gruppierung RUF, die Regierung zu stürzen. Finanziert wird der Bürgerkrieg durch den Erlös von illegal verkauften Edelsteinen, die Waffen finanzieren, mit denen der Konflikt noch gewalttätiger vorangetrieben wird – sogenannten Blutdiamanten. Als sein Dorf überfallen wird, kann zwar die Familie von Fischer Solomon Vandy (Djimon Hounsou) fliehen, er selbst gerät jedoch in die Fänge der RUF und wird gezwungen, in einer Diamantenmine zu arbeiten. Bei einer Razzia der Regierungstruppen verhaftet, trifft er im Gefängnis auf den gut vernetzten Schmuggler Daniel Archer (Leonardo DiCaprio). Der hat gerade Diamanten, die er für Colonel Coetzee (Arnold Vosloo) außer Landes schmuggeln sollte, verloren und ist interessiert an dem großen Diamanten, den Solomon kurz vor der Inhaftierung gefunden und versteckt haben soll. Deshalb sorgt Archer dafür, dass Solomon freikommt, doch wenig später stürmen RUF-Truppen die Hauptstadt. Archers einzige Möglichkeit, mit Solomon zu der Mine zu gelangen, wo der Diamant versteckt ist, ist mit Hilfe der Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly). Auf ihrer Reise durch das ins Kriegschaos gestürzte Land spitzt sich die Situation immer mehr zu. Und Solomon erfährt, dass sein Sohn Dia (Kagiso Kuypers) von der RUF als Kindersoldat rekrutiert wurde …


Kritik:
Vor dem Hintergrund des tatsächlichen Bürgerkriegs in Sierra Leone von 1991 bis 2002 erzählt Filmemacher Edward Zwick in Blood Diamond eine Geschichte, die trotz ihrer fiktiven Elemente und Hollywood-Merkmale auf Grund der realen politischen Verstrickungen und der persönlichen Dramen, die gezeigt werden, unerwartet bedrückend gerät. Getragen von zwei herausragenden Darbietungen, balanciert der Film damit gelungen zwischen mahnender Belehrung und actionreicher Unterhaltung.

In deren Zentrum steht der von Djimon Hounsou packend verkörperte Mende-Fischer Solomon Vandy, der im Westafrikanischen Sierra Leone mit seiner Frau und drei Kindern in einem kleinen Dorf lebt, das von Rebellen der sogenannten RUF, der Revolutionary United Front, überfallen wird. Viele Dorfbewohner werden massakriert, doch Solomons Familie gelingt die Flucht, während er gefangen genommen wird, um in den Diamantenminen zu arbeiten. Diese (Blut-) Diamanten werden außer Landes geschmuggelt und verkauft, um mit dem Geld Waffen zu finanzieren, mit denen die Rebellen die ansässige Regierung zu stürzen versuchen. Auf den Verkauf solcher Diamanten ist der ehemalige Söldner Daniel Archer spezialisiert, der die ortsansässigen Milizen mit Waffen versorgt. Als er verhaftet wird, sieht er sich dem ebenfalls inhaftierten Solomon gegenüber, der von Regierungstruppen in eben einer solchen Mine aufgegriffen wurde. Davor soll Solomon einen sehr großen, rosafarbenen Blutdiamanten gefunden haben, den er versteckt hat. Darum befreit Archer Solomon, damit dieser ihn zu dem Diamanten führt. Dafür benötigt er jedoch die Hilfe der Journalistin Maddy Bowen, die eine Story über den Schmuggel von Blutdiamanten schreibt. Doch auch der Betreiber der Mine ist an Solomons Diamant interessiert und hat dessen Sohn Dia als Kindersoldat rekrutiert.

Blood Diamond folgt diesen Figuren auf ihrem Weg in einem Land, das von Armut, Hunger und Krieg gleichermaßen heimgesucht wird. Dabei müssen Archer und Solomon aus der Hauptstadt Freetown fliehen, während diese von den schwer bewaffneten Rebellen der RUF eingenommen wird. Es sind Bilder eines Kriegsgebiets, die nachwirken, so wie diejenigen der Kinder, die hier zum Kämpfen und Morden gezwungen werden. Edward Zwick zeigt zwar nichts, das nicht bereits bekannt oder entsprechend dokumentiert worden wäre, doch dies nicht als bloßen Hintergrund, sondern als integraler Bestandteil der Geschichte eines vermeintlichen Unterhaltungsfilms präsentiert zu bekommen, entfaltet eine unerwartete Wirkung. Dass die Story zudem den politischen Prozess des Kimberley-Abkommens grob thematisiert, das seit über 20 Jahren den Handel von Rohdiamanten reguliert und reglementiert, erdet die Geschichte überdies. Ebenso der Umstand, dass das in Südafrika und Mosambik gedrehte Thrillerdrama in jeder Minute geradezu erschreckend authentisch anmutet.

Dass die Erzählung selbst fesselt, liegt nichtsdestotrotz an den Figuren, die zwar für sich genommen kaum über das hinaus definiert sind, was man aus ähnlichen Filmen bereits kennt, doch die zusammen eine emotionale Zugkraft mitbringen, die die Geschichte spürbar trägt. Sei es Solomon, oder Archer, beide sind Opfer ihrer eigenen Lebensumstände. Anstatt den von Leonardo DiCaprio gespielten Archer als integren Helden darzustellen, ist er ein egoistischer Opportunist, der stets seine eigenen Ziele verfolgt. Erst seine Handlungen in der zweiten Filmhälfte und sein persönlicher Hintergrund machen ihn sympathisch. Auf der anderen Seite steht Solomon, der stets von äußerlichen Einflüssen getrieben ist und dessen Suche nach seiner Familie jede seiner Handlungen bestimmt. Beide sind preiswürdig zum Leben erweckt, selbst wenn viele Wegstationen altbekannte Elemente solcher Erzählungen aufgreifen und die Geschichte insgesamt so verläuft, wie man es erwarten würde.

Was schwerer wiegt ist der Umstand, dass Blood Diamond insgesamt etwa 15 Minuten zu lange erscheint, wobei Nebencharaktere wie die von Jennifer Connelly gespielte Journalistin oder Arnold Vosloos Figur des Colonel Coetzee kaum zur Geltung kommen. Auch springt das Geschehen im ersten Drittel von Szene zu Szene, ohne dass die Erzählung einer bestimmten Struktur zu folgen scheint. Es gäbe Potential, das Geschehen zu straffen, ohne an der Aussage oder der Wirkung etwas zu verändern. Doch das ändert nichts daran, dass Zwick ein insgesamt sehenswerter Film gelungen ist, der das Augenmerk auf einen Konflikt lenkt, der zwar inzwischen in diesem afrikanischen Land beigelegt ist, gleichwohl sich an der grundsätzlichen Thematik nichts geändert hat. Das eignet sich auf Grund der dargestellten Grausamkeiten nur für ein älteres Publikum, doch das sollte die Augen nicht verschließen – zu alltäglich ist as Leid, das hier gezeigt wird, in vielen anderen Teilen der Welt immer noch.


Fazit:
Erzählerisch scheint Filmemacher Edward Zwick ein wenig Zeit zu benötigen, um einen stimmigen Rhythmus zu finden, wobei es nach dem ersten Drittel den Anschein hat, als würde die Geschichte von einer Konfrontation zur nächsten springen. Es liegt gewissermaßen in der Natur der Sache, wenn die Figuren durch ein Land im Kriegszustand reisen. Die teils globalen politischen Zusammenhänge stellt das Drama dabei ebenso vor, wie die ganz persönlichen Auswirkungen für die Zivilbevölkerung. Das zu sehen, ist erschreckend und macht betroffen, zumal es nicht einmal die ganze Wirklichkeit widerspiegelt. Blood Diamond balanciert dazwischen, Aufmerksamkeit für das Elend eines Teils der Welt zu wecken, der im Grunde so reich an Bodenschätzen ist, in dem die Bevölkerung von diesem Reichtum aber nichts erhält, und dem bloßen Unterhaltungsanspruch, bei dem dennoch an das Gewissen des Publikums zu appellieren versucht wird, wenn es um den Kauf von Diamanten geht. Inhaltlich ist das alles richtig, wenn auch womöglich der Rahmen nicht unbedingt der beste sein mag. Es ändert, ebenso wie manche Klischees, die hier bedient werden, nichts an der packenden Umsetzung, die einen stellenweise in eben jene lebensfeindliche Umgebung katapultiert, an die Seite von erstklassig verkörperten Figuren. Das ist nicht einfach und bedrückend überdies, aber es ist gleichermaßen wichtig. Immer noch.