Alias – Die Agentin: "Authorized Personnel Only" [2005]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 19. Januar 2005
Genre: ActionOriginaltitel: Alias: "Authorized Personnel Only"
Laufzeit: 82 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Ken Olin
Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Jennifer Garner, Ron Rifkin, Michael Vartan, Carl Lumbly, Kevin Weisman, Victor Garber, Greg Grunberg, Mía Maestro, Rick Yune, Angela Bassett
Kurzinhalt:
Nachdem Sydney Bristow (Jennifer Garner) von der CIA-Mitarbeiterin Hayden Chase (Angela Bassett) für eine neue Organisation innerhalb der CIA, genannt APO, rekrutiert wurde, sieht sie sich hier einer unerwarteten Aufgabe gegenüber, denn ihr Leiter ist niemand anders als Arvin Sloane (Ron Rifkin) – als wäre das nicht genug, soll sie nun auch wieder mit ihrem Vater Jack Bristow (Victor Garber) zusammen arbeiten, mit dem sie seit ihrer Entdeckung vor einigen Monaten kein Wort mehr gewechselt hat.
Doch für ihren ersten Auftrag muss sie all ihre Vorurteile bei Seite schieben; Ziel ist es, ein gefährliches Isotop zurück zu bekommen, das der Terrorist Tamazaki (Rick Yune) erwerben möchte.
Als Sydney gefangen genommen wird, liegt es an Michael Vaughn (Michael Vartan), Nadia Santos (Mía Maestro) zur Mitarbeit zu Überreden, um Tamazakis Aufenthaltsort heraus zu bekommen – doch ihn, Sydney und Jack verbindet mehr, als Sydney ahnt, und die Erklärung könnte sie noch weiter von Jack entfremden, als ohnehin schon ...
Kritik:
Im Jahr 2001 holte sich der amerikanische Sender ABC mit Alias eine renommierte, richtungweisende und qualitativ hochwertig produzierte Serie des Autors und Regisseurs J.J. Abrams ins Programm. Doch trotz der interessanten, mystischen Hintergrundgeschichte, der kinoreifen Darstellerleistungen und der aufwändigen Action, die der eines James Bond-Films kaum nachsteht, hatte der Sender mit einem stetigen Quotenschwund zu kämpfen. Die Fans schoben das auf die unausgegorene Ausstrahlungspolitik, die die Episoden bisweilen eine Stunde später oder früher über die Bildschirme flimmern ließ, hin und wieder mehrere Wochen Pause einlegte, um dann mehr oder weniger kurzfristig mit neuen Episoden auf Sendung zu gehen. Gleichzeitig stieg das Budget der Serie jedoch weiter an, da man mehr Darsteller und teurere Sets benötigte. So gab es lange Zeit Gerüchte, ob eine vierte Staffel der Actionserie überhaupt ins Programm kommen würde – als jedoch das Finale der dritten Staffel ausgestrahlt wurde, gab es Entwarnung, eine vierte Staffel von Alias sei gesichert, allerdings würde diese erst im Januar 2005, und nicht wie üblich im September 2004 starten. Angesichts der über sechs Monate langen Pause waren die Fans dementsprechend verunsichert und fieberten dem Staffelauftakt entgegen. Das Studio begründete die Entscheidung, dass man mit dem späten Start Ausfälle im neuen Jahr vermeiden, und die 20 Episoden der vierten Season am Stück ausstrahlen wolle. Den Auftakt macht hier "Authorized Personnel Only", ein Zweiteiler mit dem Autor J.J. Abrams in alter Tradition der Serie viele Geschichten wieder auf Anfang setzt, neue Figuren vorstellt und – zum ersten Mal in der Serie – einen neuen Vorspann, der jedoch erst nach knapp 20 Minuten einsetzt.
Der deutsche Fernsehsender ProSieben, der die Rechte an Alias für viel Geld erworben hat, sieht sich einem ähnlichen Problem gegenüber, trotz der teuren Werbekampagne schalten bei der US-Serie immer noch bedeutend weniger Zuschauer ein, als bei vergleichsweise billig produzierten einheimischen Serien der Konkurrenz. Ob es der vierten Staffel gelingt, diesen Trend zu durchbrechen, sei dahingestellt, denn auch wenn man sich beim Staffelauftakt vorkommt, als handle es sich um so etwas wie einen zweiten Pilotfilm, wird die weitreichende Hintergrundgeschichte um Rambaldis Artefakte weiter gesponnen, wenn auch zögerlich – aber das wird sich in den kommenden Episoden sicher ändern.
Abrams' Bemühen, der Serie mit jeder Staffel einen neuen Auftakt zu verleihen sind ohne Zweifel nicht nur storytechnischer Natur, sondern sollen auch neuen Zuschauern eine Chance geben, in das verworrene Universum der CIA-Agentin Sydney Bristow einsteigen zu können. Auch wenn der Autor und Serienerfinder das in seinen Skripts meist mehr oder weniger logisch präsentiert hat, sieht man sich im Rückblick einmal eine Zusammenfassung der einzelnen Episoden an, kann man nicht umhin über die konstruierte, sehr phantastisch angehauchte Geschichte die Stirn zu runzeln. Der Knick in "Authorized Personnel Only" ist dahingehend noch etwas gravierender, da das bekannte Team bestehend aus Sydney, Vaughn, Jack Bristow, Dixon, Marshall Flinkman und Arvin Sloane auf arg umständliche Weise wieder zusammen geführt wird. Hat man sich damit aber abgefunden, werden Fans die interessante Geschichte des Staffelauftakts zu schätzen wissen.
Den Drehbuchautoren J.J. Abrams und Jeff Melvoin lag es offensichtlich am Herzen, den etwas plötzlichen Cliffhanger des Finales der dritten Season aufzulösen, und so gibt sich die gesamte Episode mehr oder weniger als Antwort auf die entscheidende Frage, was Sydney denn in jenem Bankschließfach gefunden hat. Die Antwort ist dabei sicherlich unerwartet, kommt für die regelmäßigen Zuschauer aber insofern mit einem bitteren Beigeschmack, da eine gern gesehen Gastdarstellerin nun wohl definitiv nicht mehr auftreten wird können. Dafür gibt es allerdings neue Figuren wie Hayden Chase, die in der Staffel offensichtlich mehr zu tun bekommt, ebenso wie Sydneys Halbschwester Nadia Santos. Dafür ist bislang nichts über eine weitere dauerhafte Beteiligung von Julian Sark zu erfahren (obgleich der Charakter im weiteren Verlauf der Staffel einen Gastauftritt bekommen wird), der immerhin einen der charismatischsten Bösewichte der Serie darstellte. Selbiges ist dann auch das Hauptmanko des Skripts, denn während mit dem Auftakt der letzten Season die Weichen für das gesamte Serienjahr gelegt wurden, führen die Autoren in "Authorized Personnel Only" lediglich eine Storyarc ein, die über die Episode hinaus dauert. Einen bedeutenden Widersacher, der die Helden auch die kommenden Episoden beschäftigen könnte, bekommt man dafür nicht präsentiert.
Stattdessen darf man sich als Zuschauer auf ausgeklügelte, spitze Dialoge, einige sehr gute Actionszenen und Charaktermomente freuen, Marshalls Auftritt gehört dabei ohne Zweifel zu den besten Momenten des Zweiteilers, dessen Drehbuch zwar nicht enttäuscht, aber doch etwas an Komplexität, wenn auch nicht Originalität, vermissen lässt.
Das augenzwinkernde Drehbuch scheint auch den Darstellern gefallen zu haben, die sich wie bislang in ihren Rollen sehr wohl zu fühlen scheinen. Allen voran wie gewohnt Jennifer Garner, die in der Rolle der Sydney Bristow eine ausgezeichnete Darbietung abliefert, die ernsten und aufgelockerten Szenen sehr gut zur Geltung bringt und auch in den Actionpassagen zu überzeugen weiß. Ohne sie wäre die Serie kaum machbar.
Michael Vartan, geborener Franzose, mimt ebenfalls solide, hat hier aber nicht ganz so viel zu tun wie in den letzten Episoden der dritten Staffel, anders Carl Lumbly, der als Dixon endlich wieder in dem Maße in Aktion treten darf, wie während der ersten beiden Staffeln.
Die stillen Stars des Zweiteilers sind aber nach wie vor Victor Garber und Ron Rifkin, die sich mit ihrer Ruhe und ihrem Charisma von den anderen Akteuren sichtlich abheben und gerade deshalb so faszinierende Figuren verkörpern.
Als ungleiches Buddy-Team sind hingegen Greg Grunberg und Kevin Weisman zu sehen, die wie bislang einige der witzigsten Szenen vortragen dürfen und darum so sympathisch wirken, auch wenn sie hier nur recht kurz zu sehen sind. Mía Maestro hingegen macht als Nadia Santos wie schon in Staffel drei eine gute Figur, muss sich als regelmäßiger Charakter der Serie aber erst noch etablieren.
Die Gastauftritte von Angela Bassett und Rick Yune sind hingegen sehr gut gelungen; sie überzeugen ebenso wie die übrigen Gastdarsteller tadellos und unterstreichen, dass Alias nach wie vor auf eine sehr gute Besetzung zurückgreifen kann, die der Serie sichtlich gut tut.
Inszenatorisch gibt sich Regisseur Ken Olin routiniert, kleidet das Geschehen in übersichtliche Szenen, wobei er auf wackelige Kameraeinstellungen glücklicherweise verzichtet. Die Actionszenen sind dabei zwar mitunter etwas schnell geschnitten, was die Optik durch die dunklen Räume anstrengend macht, aber auch hier hatte Alias schon mit mehr Problemen zu kämpfen. Etwas verwunderlich sind dabei allerdings die zwei Zeitlupeneinstellungen während des finalen Zweikampfes, die nicht so recht überzeugen können.
Doch dank der ungewöhnlichen Kamerawinkel, der sehr guten Farbfilterauswahl, die das Geschehen der verschiedenen Länder jeweils in ein natürliches Licht tauchen und des überzeugenden Schnitts ist "Authorized Personnel Only" eine sehr gut fotografierte Episode, die auch auf der großen Leinwand Bestand hätte.
Nicht immer gut gelungen sind hingegen die Spezialeffekte bei der ausgiebig eingefangenen Zugfahrt; zwar stehen diese vielen Kinoproduktionen in nichts nach, wirken aber trotzdem nicht überzeugend, der Einsatz der CGI-Aufnahmen ist dafür zu offensichtlich. Spannend ist die Sequenz dennoch gelungen.
Komponist Michael Giacchino hat für seine Arbeit an Alias zwar ungerechterweise noch keinen einzigen Preis erhalten, dafür war sein Score zum Animationsfilm The Incredibles – Die Unglaublichen [2004] umso erfolgreicher. Bei der Actionserie überzeugt er aber in Zusammenarbeit mit Serienerfinder J.J. Abrams seit jeher mit einem ausgeklügelten Mix aus instrumentalem und elektronischem Soundtrack, wobei Abrams nicht nur für das Titelthema der Serie verantwortlich ist, sondern auch selbst viele elektronische Elemente beisteuert, wohingegen Giacchino eher ein Verfechter der klassischen Filmmusik ist.
Nicht nur, dass seine Kompositionen endlich auf CD erhältlich sind, in "Authorized Personnel Only" liefert er neben bekannten Melodien wie Sydneys Thema, auch neue, rhythmische und schnelle Stücke, die sich gekonnt in die Atmosphäre der Szenen einfügen und schnell das bekannte Flair um die Geheimagentin wieder aufkommen lassen. Seine musikalische Untermalung ist so zurückhaltend wie stimmungsvoll, nie aufdringlich und doch für den letzten Schliff der Episode unabdingbar. Ihm kann man nur gratulieren, auch wenn die Musik des neuen Vorspannes bei weitem nicht so kraftvoll klingt.
Dass Serienerfinder Abrams seit jeher viele Anspielungen in seiner Arbeit versteckt hat, ist vielen Zuschauern bereits bekannt, so erinnert der Name des sagenumwobenen Erfinders Rambaldi, der vor 500 Jahren gelebt hat und dessen Arbeit angeblich eine Superwaffe darstellt, in Wirklichkeit an niemand anderen als Carlo Rambaldi, seines Zeichens Erfinder der herausragenden E.T.-Puppe in E.T. - Der Außerirdische [1982], wofür er auch den Oscar erhalten hat.
Dass die Zahl 47 außerdem sehr häufig in der Serie vorkommt, ist ebenfalls den meisten Fans bekannt, aber auch wenn sich Gerüchte halten, dass im neuen Vorspann 47 verschiedene Verkleidungen von Sydney zu bewundern wären, sind es tatsächlich 53 – allerdings dürften nun auch die letzten Zuschauer verstanden haben, wofür "Alias" eigentlich steht.
"Authorized Personnel Only" beginnt überdies mit dem Etta James-Lied "At Last", was sicherlich auch auf die lange Wartezeit von sechs Monaten in den USA seit Ende der letzten Staffel anspielt. Ausgezahlt hat sich das insofern, als dass die Episode das zweit höchste Zuschauerergebnis der gesamten Serie verbuchen konnte.
Wer seit Beginn der ersten Staffel dabei ist, wird sich bis heute fragen, ob das Geheimnis um Rambaldis Prophezeiung irgendwann gelüftet und seine sagenumwobene Maschine in Betrieb genommen wird. Doch auch wenn Fans hofften, dass die Hintergrundgeschichte um den Erfinder weiter fortgeführt wird, im Auftakt der vierten Staffel ist davon leider noch nichts zu sehen. Dafür schließen die Autoren merklich mit der dritten Season ab und präsentieren neben einem veränderten Setting bisher keine neuen Bösewichte. Wie sich die Staffel also weiter entwickeln wird, ist noch offen, auch wenn Autor J.J. Abrams bislang nicht enttäuschte, wenn es um seine große Storyarc in Alias ging.
Man darf also gespannt sein und sich freuen, dass "Authorized Personnel Only" den Zuschauer im Handumdrehen wieder in das bekannte Universum um Sydney Bristow und ihre Einsätze verlegt. Die Darsteller scheint das sichtlich zu freuen, handwerklich gibt es nichts zu bemängeln und die ungewohnt einfach gestrickte Story muss kein schlechtes Omen für die kommenden Episoden darstellen. Als Auftakt zur neuen Season ist die Episode jedenfalls gut gelungen.
Fazit:
Dass Jennifer Garner in ihrer Rolle als Geheimagentin mehr Erfolg hat, als bei ihren Kinofilmen, spricht zwar nicht unbedingt für ihre darstellerische Leistung, sondern vielmehr für ihre Rollenauswahl, Fans dürfen sich aber darauf freuen, dass die Aktrice als Sydney Bristow wie gehabt sowohl tough, als auch zerbrechlich wirkt, ihr der Spagat zwischen pflichtbewusster Soldatin und emotionaler Frau sehr gut gelingt und sie dabei auch ihre Kollegen dementsprechend motiviert. Die Beteiligten scheinen jedenfalls wie gehabt in sehr guter Stimmung und auch wenn die Story nicht ganz das verspricht, was sich Fans nach dem plötzlichen Ende der vorangegangenen Episode versprochen hatten, an der Inszenierung gibt es nichts auszusetzen.
Die Musik von Michael Giacchino ist wie gewohnt spielfilmreif, ebenso wie die ausgearbeiteten und gut choreographierten Actionszenen in "Authorized Personnel Only". Alias gibt sich nach wie vor als eine der besten Action-Thriller-Serien, die derzeit zu sehen sind, Fans werden lediglich das mystische Rambaldi-Element vermissen, das aber in den kommenden Folgen der vierten Staffel sicherlich wieder Einzug halten wird.