White House Down [2013]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 01. Juni 2014
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: White House Down
Laufzeit: 131 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Roland Emmerich
Musik: Harald Kloser, Thomas Wanker
Darsteller: Channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie Gyllenhaal, Jason Clarke, Richard Jenkins, Joey King, James Woods, Nicolas Wright, Jimmi Simpson, Michael Murphy, Rachelle Lefevre, Lance Reddick, Falk Hentschel, Jackie Geary


Kurzinhalt:
Es ist ein radikaler Schnitt, den US-Präsident Sawyer (Jamie Foxx) ankündigt: Er will alle amerikanischen Truppen aus dem Nahen Osten abziehen und die Staatschefs rund um die Welt zu einem Friedensvertrag bringen. Dafür erntet er auch in der eigenen Regierung viel Kritik. Tags darauf bewirbt sich John Cale (Channing Tatum), der bislang als U.S. Capitol Polizist für die Sicherheit des Sprechers des Repräsentantenhauses, Eli Raphelson (Richard Jenkins) verantwortlich ist, um eine Stelle als Secret Service Agent. Doch die verantwortliche Carol Finnerty (Maggie Gyllenhaal) lehnt ab.
Um seine Tochter Emily (Joey King), zu der John nur schwer Zugang findet, nicht zu enttäuschen, besuchen sie anschließend eine Führung im Weißen Haus. Wenig später bricht über Washington D.C. die Hölle herein. Das Kapitol fällt einem Bombenattentat zum Opfer und auch ins Weiße Haus fallen Terroristen ein. Während der Leiter des Secret Service, Martin Walker (James Woods) den Präsidenten in Sicherheit bringen will, ahnt Sawyer nicht, dass der Verrat aus seinem engsten Kreis heraus begangen wurde. Ohne Hoffnung auf Unterstützung von Außen, nimmt Cale den Kampf gegen die militärisch ausgerüsteten Gegner auf ...


Kritik:
Die gute Nachricht zuerst: White House Down ist ein besserer Film, als die Trailer vermuten lassen. Allerdings lässt der Film immer noch Vieles von dem vermissen, was Roland Emmerichs frühere Werke ausgemacht haben. Die zweite Stirb langsam [1988]-Variante des Jahres, die sich um das Weiße Haus dreht, ist bedeutend weniger blutig, als Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr [2013], geht aber nicht weniger zimperlich mit dem Gebäude um. Wieder einmal haben Terroristen den Weltfrieden im Visier und wieder einmal liegt es an einem Mann, sie daran zu hindern. Es darf geraten werden, wie das wohl ausgeht.

Auf der Heimvideoveröffentlichung findet sich eine kurze Featurette, "Grenzen der Spezialeffekte", in der ein verantwortlicher Trickspezialist zu Protokoll gibt, dass es heute kaum mehr etwas gibt, das man sich vorstellen, aber nicht auf die Leinwand bringen kann. Umso bedauerlicher, dass White House Down ausgerechnet mit einer solchen Einstellung beginnt und auch damit endet. Was dazwischen geschieht, sieht meist gut aus, ist aber oft als Trick erkennbar. Und hier liegt eines der Probleme des Actionthrillers. Denn wenn einen die Figuren und die Story nicht mitreißen, die Bilder die Glaubwürdigkeit dessen, was man zu sehen bekommt, aber noch zusätzlich untergraben, trübt das leider das Filmerlebnis.

Dabei bietet der Film im Grunde alles, was einen Sommerfilm ausmacht: Die Geschichte um einen Verrat von innen, durch den schwer bewaffnete Terroristen ins Weiße Haus gelangen und den Präsidenten kidnappen wollen, kann so spannend sein wie jeder x-te Stirb langsam-Aufguss. Dass der mächtigste Mann der Welt von Jamie Foxx gespielt wird, macht ihn politisch zumindest aktuell und ohne Frage sympathisch und wider Erwarten hat sogar Channing Tatum, was ein Actionheld von heute braucht.
Das Drehbuch von Zodiac - Die Spur des Killers [2007]-Autor James Vanderbilt gibt der namhaften Besetzung nur nicht allzu viel zu tun. Nicht nur, dass hier Waffen auf Kinder gerichtet werden, das Familiendrama ist ebenso abgegriffen wie die verantwortlichen Entscheidungsträger, die nicht auf Ratschläge ihrer Experten hören, nur um dann festzustellen, dass sie lieber darauf hätten hören sollen. White House Down gräbt beinahe jedes Klischee aus, das in diesem Genre seit Urzeiten beheimatet ist und wäre es nicht um die leichtfüßige Umsetzung, würde der Film daran scheitern.

Ähnlich zweigeteilt gibt sich auch die Optik. So überzeugen die Bilder, die im Weißen Haus stattfinden, während die computererzeugten Außenaufnahmen in den wenigsten Fällen authentisch erscheinen. Dass gerade dann alles Mögliche in die Luft gesprengt und zerstört wird, macht es nicht einfacher, beim Gezeigten mitzufiebern. Hinzu kommt, dass Emmerichs Hauskomponisten Harald Kloser und Thomas Wanker einen netten, aber austauschbaren Score beisteuern, der nur selten Tempo erzeugt.

Am Ende sind die Figuren also auf sich allein gestellt. Für sie spricht, dass mehr lustige Sprüche zünden, als ihr Ziel verfehlen. Doch das macht viele von den absehbaren Dialogen nicht besser und hört man sich die Rechtfertigung seiner Taten von Ed Harris in The Rock - Fels der Entscheidung [1996] an, klingt das bedeutend überzeugender als alles, was es in White House Down zu hören gibt. An dessen Finale erinnert Roland Emmerichs jüngster Film im Übrigen auch am Ende. Und auch hier bleibt er deutlich dahinter zurück.
Es ist nicht, dass der Filmemacher, der Stargate [1994] und Independence Day [1996] zu so unterhaltsamen Action-Abenteuern gemacht, und auch The Day After Tomorrow [2004] beunruhigende Bilder abgerungen hat, sein Fach nicht mehr beherrscht. Es ist nur, dass man das Gefühl nicht los wird, er würde sich zu sehr auf die Trickeffekte verlassen, anstatt sich darum zu bemühen, sie auch in einen Kontext zu setzen.


Fazit:
Wirkliche Überraschungen bietet White House Down nicht. Dafür erzählt Regisseur Roland Emmerich den Thriller nach zu bekannten Mustern und fängt die Action zu gewöhnlich – und künstlich – ein, als dass sie mitreißen würde. Dass der Film dennoch unterhält, liegt an der tollen Besetzung, die versucht, aus den Rollen das Beste herauszuholen.
Wer sich auf die explosive Unterhaltung einstellt, darf sich auf zwei Stunden freuen, die nie wirklich langweilig werden. Das ist immerhin mehr, als manch andere Sommerfilme zu bieten haben. Hätten sich die Filmemacher in ihrem Zerstörungsrausch auf die Dinge beschränkt, die auch visuell überzeugen können und wäre die Balance zwischen Gewalt und Humor besser gelungen, dann wäre der Film nicht nur besser als die Vorschau, vielleicht wäre er auch mehr als nur einer von vielen, die John McClane vergeblich nacheifern.