Tremors 2 – Die Rückkehr der Raketenwürmer [1996]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 01. Juni 2005
Genre: Horror / Komödie

Originaltitel: Tremors II: Aftershocks
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1996
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: S.S. Wilson
Musik: Jay Ferguson
Darsteller: Fred Ward, Christopher Gartin, Helen Shaver und Michael Gross


Kurzinhalt:
Petromaya Ölfeld, Chiapas, Mexiko: Ein verzweifelter Arbeiter hangelt sich auf einem Überlandrohr in Richtung eines Wagens, während im Boden unter ihm eindeutig etwas rumort und ihm folgt. Die Flucht ist genauso kurz wie erfolglos; der Mann wird am Stück von einem aus der Erde empor schießenden riesigen Wurm verspeist.
Um der stetig sinkenden Zahl an Arbeitern entgegenzuwirken, benötigt der Öl-Konzern professionelle Hilfe, und so tritt man an Graboiden-Jagd-Veteran Earl Bassett (Fred Ward) heran – hoffend, dass er Chiapas eine ordentliche Wurmkur verpasst. Earl winken 50.000 Dollar für jeden toten Graboiden plus 100.000 Dollar für jedes lebend gefangene Exemplar.
Schließlich willigt der zunächst gar nicht begeisterte Earl ein und bricht zusammen mit seinem neuen Partner Grady Hoover (Christopher Gartin) auf. Erst vor Ort wird Earls Enthusiasmus geweckt, allerdings weniger aufgrund der Graboiden, sondern vielmehr wegen der Wissenschaftlerin Rachel Reilly (Helen Shaver).
Die Jagd beginnt erfolgreich und vielversprechend, und mit der Unterstützung von Earls altem Kumpanen und Kampfgefährten Burt Gummer (Michael Gross) kommt man dem Wurmbefall schwer bewaffnet gut bei.
Doch dann beginnen die Biester auf die neue Bedrohung zu reagieren und machen eine Verwandlung durch, die die menschlichen Jäger schnell wieder Gejagte werden lässt ...


Kritik:
Anfang der 1990er Jahre lief Tremors – Im Land der Raketenwürmer [1989] durchaus ordentlich an den Kinokassen; doch vor allem in den Videotheken fand der Film aufgrund seiner handwerklich soliden Umsetzung als gleichermaßen spannende, wie witzige Hommage an alte Monsterfilme aus den 50ern über die Jahre sein Publikum und erlangte einen kleinen Kultstatus.

Dennoch gingen über sechs Jahre ins Land, ehe man an die Produktion einer Fortsetzung ging, die aber erst gar nicht für eine Kino-Veröffentlichung vorgesehen war, sondern den Kurs "Direct-to-Video" einschlug. Damit einhergehend sank naturgemäß das Budget auf ein Drittel des Vorgängers, und betrug so nur noch vier Millionen Dollar.
Nach der Arbeit am Original-Tremors hatten sich die Freunde Ron Underwood (Regisseur), S.S. Wilson (Graboiden-Erfinder und Co-Autor) und Brent Maddock (Co-Autor) zur Firma "Stampede Entertainment Production" zusammengeschlossen – wer den ersten Teil gesehen hat, wird wissen, wieso die Firma so benannt wurde –, welche schließlich auch die Arbeit an dem Sequel aufnahm.
Während Underwood und Maddock die Positionen der ausführenden Produzenten einnahmen, teilte sich Nancy Roberts ("Stampede"-Mitglied und vormalige Agentin von Wilson und Maddock) mit Christopher deFaria den Produzenten-Posten, den im Original Gale Anne Hurd (Aliens – Die Rückkehr [1986], Armageddon – Das jüngste Gericht [1998]) innehatte, die hier immerhin noch als kreative Beraterin in den Credits geführt wird.
Das Drehbuch schrieben erneut Wilson und Maddock, und da Underwood nicht mehr als Regisseur zurückkehrte, gab nun Steve Wilson auf diesem Posten sein Debüt, nachdem er beim ersten Tremors bereits einige erste Erfahrungen als Leiter des "Second Unit" gesammelt hatte.
Die Dreharbeiten fanden in nur 25 Tagen in Sylmar, nördlich von Los Angeles statt, wo Produktionsdesigner Ivo Christante (ebenfalls Tremors-Veteran) die Sets für die hauptsächlich in Mexiko spielende Geschichte errichtet hatte, und einmal mehr eine tolle Arbeit ablieferte.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Tremors 2 – Die Rückkehr der Raketenwürmer gehört zu den seltenen Beispielen von Fortsetzungen, die ihrem Vorgänger nicht nur ebenbürtig sind, sondern ihn in vielerlei Hinsicht sogar noch übertreffen.

Ein großes Lob dafür gebührt an dieser Stelle vor allem Debütant S.S. Wilson, dessen Regie-Leistung zwar bodenständig, aber doch beachtlich ist und in erster Linie ein außergewöhnliches Gespür für Perspektive zeigt, welches einerseits eine ganze Reihe guter visueller Gags erzeugt – schon in der gelungenen Eröffnungssequenz, in der man zuerst nur das Stöhnen des Arbeiters hört und anschließend von oben seine Beine ins Bild ragen und langsam vom rechten zum linken Bildrand rutschen – und zweitens dem geringen Budget Tribut zollt, und so auf geschickte Weise dem Zuschauer vorgaukelt, Dinge zu sehen, die er gar nicht zu Gesicht bekommt. Dies ist zwar im Low-Budget- und B-Movie-Gewerbe keine Seltenheit, hier jedoch besonders gut umgesetzt.

Ein weiterer starker Stützpfeiler des Films, der die verschiedenen, jeweils überzeugenden Produktionsaspekte zusammenschweißt, ist freilich das Drehbuch, bei dem Wilson und Maddock ihre durch Teil eins gesteckte Messlatte noch einmal deutlich übertroffen haben.
So verstehen sie es, dem Zuschauer genau das zu bieten, was er aufgrund der Erfahrungen bei Tremors auch in der Fortsetzung erwartet (schräge, sympathische Figuren, wendungsreiche Jagd- und Fluchtmanöver Mensch gegen Graboid), andererseits aber nicht stumpf die gleiche Geschichte noch einmal aufzuwärmen. Die Ereignisse in Tremors 2 sind eine konsequente, und stellenweise überraschende Weiterführung des ersten Teils und bieten mit der Transformation der Graboiden in die überländisch jagenden Shrieker eine ganz neue Perspektive auf den ansonsten strukturell ähnlich gelagerten Film, in dem sich die teils guten Einfälle der Protagonisten oft genug sogar auf unterhaltsame Weise gegen sie selbst richten.
Lobenswerterweise hält sich das Ganze auch nicht allzu lange mit einem gemächlichen Spannungsaufbau auf; stattdessen werden Publikum und Figuren sehr schnell mitten ins Geschehen geworfen. Hier hat man ganz klar vom ersten Teil gelernt, allerdings trotzdem genug Erklärungen eingestreut, dass auch neue Zuschauer den Film problemlos verstehen können, ohne Tremors je gesehen zu haben, wobei Kenner der Materie gleichzeitig nicht gelangweilt werden, sondern einige nette Querverweise entdecken können.
Sehr offensichtlich setzt der Film noch mehr als sein Vorgänger auf Humor, was zudem einen wesentlich niedrigeren Body-Count zur Folge hat. Ein Nachteil stellt dies jedoch nicht dar, ganz im Gegenteil. Denn schließlich haben gerade die humoristischen Elemente des Originals am besten funktioniert.

Neben den irgendwie putzigen Monstern erweist sich bei diesem Sequel wieder die Besetzung als wahrer Glücksgriff.
Fred Ward wurde nach seinem ersten Auftritt im Originalfilm an der Seite von Kevin Bacon hier zum verdienten Star und dankt es Wilson mit einer merklich gesteigerten Leistung. Der Charakter-Darsteller hatte nach Tremors eine ganze Reihe erwähnenswerte Filme bereichert, darunter der harte Thriller Miami Blues [1990], Robert Altmans The Player [1992] und Short Cuts [1993], ehe er 1994 sein komödiantisches Talent in Die Nackte Kanone 33 1/3 [1994] unter Beweis stellen durfte. Aufgrund des guten Skripts kehrte er mit Tremors 2 schließlich zum ersten Mal in seiner Karriere zu einem Charakter zurück, den er bereits zuvor gespielt hatte. Sein Earl Bassett ist diesmal gar noch brummeliger und nicht zuletzt dadurch noch amüsanter als beim ersten Mal.
Da Kevin Bacon nicht für die Fortsetzung zur Verfügung stand, wurde der Job als Earls Partner für eine neue Figur und einen ebensolchen Darsteller frei. So bedauerlich es sein mag, den vielseitigen Bacon nicht wieder als Val in Aktion zu erleben – man muss feststellen, dass der von Christopher Gartin (M.A.N.T.I.S. [1994]) gespielte übereifrige Grady Hoover sogar einen besseren Kontrast zu Earl darstellt, weswegen man die Bacon/Ward-Paarung erstaunlicherweise nicht wirklich vermisst.
Die Rolle der starken Frau wurde diesmal von Helen Shaver übernommen, die zusätzlich zu ihrer Schauspielerei auch einige Male als Regisseurin tätig war und unter anderem einem breiten Serien-Publikum durch eine der Hauptrollen in Poltergeist – The Legacy [1996 – 1999] bekannt wurde.
Der Letzte im Bunde ließ sich wie Ward dank des spritzigen und wendungsreichen Drehbuchs dazu bewegen, noch einmal die "Atlanta Hawks"-Mütze aufzusetzen und Chiapas eine Wurmkur zu verpassen: Michael Gross, dessen waffenstarrender Burt Gummer schon im ersten Teil ein Zuschauerliebling war und hier die Fans ebenfalls nicht enttäuscht. Allerdings ohne seine Frau Heather, die ihn verlassen hat, weil er angeblich nicht ohne die ständige Bedrohung eines Dritten Weltkrieges glücklich werden könne.

Vergleichsweise wenig zum Einsatz kommen diesmal die Graboiden selbst, jedoch wurden diese, wie auch die animatronischen Shrieker einmal mehr von Alec Gillis und Tom Woodruff Jr. beziehungsweise deren Firma "Amalgamated Dynamics" zum Leben erweckt, während die erstmals in der Film-Reihe auch mittels CGI generierten Shrieker vom renommierten "Tippett Studio" unter der Leitung des namensgebenden FX-Pioniers Phil Tippett erschaffen wurden.
Tippett war am seinerzeit tricktechnisch wegweisenden Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung [1977] beteiligt und wirkte darüber hinaus an einigen effekt-vollen Filmen mit (unter anderem alle drei RoboCop-Kinofilme [1987/1990/1993] und Starship Troopers [1997]). Schließlich machte er sich dann aber bei anhaltendem Erfolg als Firmenleiter selbständig und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er hier zur Veredelung dieses eher kleinen Films beigetragen hat.
Selbst nach heutigen Maßstäben sehen die am Computer erstellten Shrieker noch gut aus, gemessen am schmalen Budget und daran, dass diese Techniken 1996 noch weit vom heutigen Standard entfernt waren, wurde durchaus Erstaunliches geleistet.

Der Score von Jay Ferguson ist zwar nicht besonders abwechslungsreich, nichtsdestotrotz stimmig und eingängig, und weiß damit beinahe noch besser zu gefallen als die musikalische Untermalung des ersten Teils.
Hier hat Ferguson, der später auch für Tremors 4 – Wie alles begann [2003] verantwortlich zeichnen sollte, den gewünschten Effekt zweifellos erreicht.

An Tremors 2 – der in Deutschland als Einzel-DVD, im Bundle mit Teil eins und in einer Box mit allen vier Filmen erschienen ist, neben fünf Sprachen aber nur den Trailer als Extra bietet – hat das Kreativteam von "Stampede Enterainment" bewiesen, wie man selbst mit wenig Geld und dafür einer Vielzahl eigenständiger Ideen, engagierter Besetzung und entsprechendem Stab eine richtig gute und unterhaltsame Fortsetzung auf die Beine stellen kann, die das Maximale aus ihren begrenzten Möglichkeiten zu holen vermag und sogar manchem Genre-Gegner das eine oder andere Schmunzeln entlocken dürfte.


Fazit:
Mehr Monster, mehr Humor. Die Rundum-Sorglos-Monster-Mischung mit B-Movie-Charme legt im Vergleich zu ihrem Vorgänger noch mal kräftig an Witz und Tempo zu und macht auch bei wiederholtem Ansehen noch Spaß.
Sogar im Vergleich mit den diversen Nachfolgern stellt Tremors 2 – Die Rückkehr der Raketenwürmer die wohl unterhaltsamste Wurmkur aller Zeiten dar, garniert mit gut aufgelegten und spielfreudigen Akteuren und drolligen Kreaturen.