The Comeback (Pilotfilm) [2005]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. August 2005
Genre: Komödie / Drama / Unterhaltung

Originaltitel: The Comeback
Laufzeit: 31 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michael Patrick King
Musik: Destiny's Child - "Survivor"
Darsteller: Lisa Kudrow, Damian Young, Laura Silverman, Malin Akerman, Robert Michael Morris, Lance Barber, Robert Bagnell, Kimberly Kevon Williams, Kellan Lutz


Kurzinhalt:
Vor über zehn Jahren spielte Valerie Cherish (Lisa Kudrow) in der TV-Serie "I'm It" mit, nach deren Ende sie von der Bildfläche verschwand. Nun strebt sie ein Comeback an und spricht für die Rolle in der neuen TV-Serie "Room and Bored" vor – doch dafür muss sie gleichzeitig die Reality-TV-Serie "The Comeback" drehen, die ihr Comeback chronologisiert und bei der sie nicht nur ein Kamerateam rund um die Uhr und am Set verfolgt, sondern im Zuge dessen auch in ihrem Haus viele Kameras aufgestellt sind.
Doch während Valerie, unterstützt von ihrem Ehemann Mark Berman (Damian Young) erkennen muss, dass ihr einstiger Ruhm heute nicht mehr viel wiegt, und sie am Set von "Room and Bored" deutlich älter ist, als die übrigen Darstellerinnen, muss auch sie nach dem Abdrehen des Pilotfilms zu "Room and Bored" wochenlang abwarten, in der Hoffnung, dass der Sender die Serie übernimmt – immer in der Angst, dass ihr Comeback bereits zu Ende ist, bevor es recht begann.


Kritik:
Demnächst feiert Lisa Kudrow ihren 48. Geburtstag. Seit Ende der 1980er Jahre viel beschäftigt, war die TV-Sitcom Friends [1994-2004], in der sie Phoebe Buffay mimte, bislang ihr größter Erfolg – dabei ist die promovierte Psychobiologin in Wirklichkeit weder so naiv wie Phoebe, noch so geistig unscheinbar wie ihr Filmcharakter Michele, den sie an der Seite von Mira Sorvino in Romy und Michele [1997] spielte.
Während Matt LeBlanc mit Joey [2004-2006] sein eigenes, kurzlebiges Friends-Spinoff bekam, wollte sich Kudrow nicht auf die Rolle der Sitcom-Aktrice reduzieren lassen, auch wenn sie in den Drehpausen bei Friends häufig in Komödien mitwirkte. Es gab "eine, und nur eine Show, die ich machen würde" sagte sie dem Produzenten und Autoren Michael Patrick King, mit dem sie sich traf, und der bereits bei der HBO-Produktion Sex and the City [1998-2004] mitschrieb und auch einige Episoden inszenierte.
Ihre Idee von Valerie Cherish wurde von King ausgearbeitet und wenig später stand das Konzept, das dem US-Pay-TV-Sender HBO vorgelegt wurde. Nach 13 Episoden wurde The Comeback bereits wieder eingestellt, und in der Tat waren die Reaktionen von Zuschauern und Kritikern alles andere als einheitlich. Woran es letztlich liegt, ist in diesem Fall nicht schwer zu sagen: die Verquickung von Reality-TV mit einem Hollywood-Behind-the-Scenes scheint zwar interessant, mäandriert aber zwischen Drama und Komödie und scheint schlicht unnötig kompliziert.

Das Skript stammt aus der Feder von Michael Patrick King und Lisa Kudrow, die hier versuchen, den Alltag eines ehemaligen TV-Sternchens, das nach zehn Jahren ein Comeback versucht, mehr oder weniger glaubhaft einzufangen. Aber wie so oft sind die Personen, die hinter den Stars stecken, alles andere als interessant, und wenn sogar eine Pseudo-Reality-TV-Show nicht auf die bei HBO inzwischen schon obligatorischen nackten weiblichen Oberkörper als "Schockmoment" für das amerikanische Publikum verzichten kann, und der vermeintlich witzigste Gag der 30 Minuten eine halb-realistische, nur mit Ton versehene Sitzung auf der Toilette darstellt, fragt man sich als Zuseher, ob man das wirklich im Fernsehen sehen muss.
Rühmlich ist sicherlich, damit die Machenschaften hinter den Hollywood-Vorhängen aufzuzeigen, den tatsächlichen Alltag einer TV-Berühmtheit zu porträtieren und daraus ein Drama zu konstruieren, wobei The Comeback nicht nur die Fassade des interessanten, schönen Hollywoods zu entblättern versucht, sondern gleichzeitig in einigen Momenten die negativen Seiten vom Reality-TV (und dessen künstlichen Realismus) festzuhalten.
Ersteres verfolgt HBO allerdings bereits in der Serie Entourage [seit 2004], die einen jungen Darsteller in Hollywood bei seinem Aufstieg zeigt – und seine drei Jugendfreunde aus Queens, die ihn auf dem Boden der Tatsachen halten. Ebenfalls als Mischung aus Drama und Comedy konzipiert, verzichten die Macher allerdings im Gegensatz zu The Comeback auf das "Eine Show ("Room and Bored") in einer Show (Reality "The Comeback") in einer Show (The Comeback)"-Prinzip, das schlicht unnötig umständlich erscheint und an eine etwas krude Abwandlung einer gewünschten Karriere der Osbournes erinnert.
In einigen wenigen Momenten funktioniert das Konzept von King und Kudrow zweifellos, beispielsweise wenn Valerie Cherish feststellen muss, dass ihr einstiger Ruhm ihre zehnjährige Pause nicht überstanden hat, oder dass auch sie durch dieselbe Ungewissheit marschieren muss, wie ihre viel jüngeren Kolleginnen, wenn es darum geht, ob "Room and Bored" vom Network übernommen wird, oder nicht.
Was jedoch überhaupt nicht funktioniert, sind die wohl gewollt witzigen Momente, die sich immer daraus ergeben, dass verlegenes Schweigen herrscht, doch unangenehme Momente ersetzen gerade bei einer Reality-TV-Show keinen Humor. Und wenn Valerie zum zigten Mal etwas verlegen die Augen von der Kamera abwendet, stört das sich in 30 Minuten selbst überlebende Konzept der komödiantischen Momente ungemein.
So ambitioniert das Projekt auch gewesen sein mag, das Drehbuch enttäuscht abgesehen von einer vielschichtigen Hauptfigur durch fehlende Höhepunkte, sich wiederholende "Gags" und viel zu selten eingesetzte Drama-Situationen. Die Gesellschaftskritik spielt nur eine untergeordnete Rolle und wenn die Arbeit hinter Hollywoods Kulissen wirklich derart langweilig gerät, möchte man das als Zuschauer schlicht nicht wissen.

Von der Darstellerriege sticht verständlicherweise Lisa Kudrow am meisten hervor, die hier Mut besitzt, ihre eigene Persönlichkeit in ein anderes Licht zu rücken und einen etwas kritischen Blick auf ihre Karriere zu werfen. Dabei ist sie jedoch so darum bemüht, das Quirlige, charmante Image ihres Friends-Alter Egos abzulegen, ja sie sträubt sich in einer Szene dagegen, sich nochmals in die Haut jener Figur zu begeben, die sie weltweit berühmt machte, dass es für Kenner von Kudrows bisherigen Engagements schwer sein wird, ein Zugang zu ihrer Comeback-Figur zu finden. Doch gerade die schauspielerisch anspruchsvollen Szenen am Schluss gelingen ihr sehr gut, wohingegen die betont witzigen Momente für sie ebenso peinlich scheinen, wie für die Zuseher.
Von Damian Young, der Valeries Ehemann mimt, ist kaum etwas zu sehen, doch dafür in der besagten Badezimmerszene mehr zu hören als wirklich notwendig – er bringt recht gut zum Ausdruck, wie sich diejenigen Menschen fühlen müssen, die in Reality-TV-Shows nur die Nebenfiguren spielen, doch im Gedächtnis bleibt seine Darbietung nicht.
Ebenso wenig diejenige von Laura Silverman, die die Aufnahmeleiterin Jane verkörpert. Von ihr ist zu wenig zu sehen, um sich darüber eine Meinung bilden zu können; ebenso wenig bei Malin Akerman, die vermutlich ebenfalls weiter ausgebaut werden wird. Fehlbesetzt scheint Lance Barber, der als Autor der "Room and Bored"-Serie Paulie G nur unfreiwillig für Lacher sorgt, wohingegen Robert Bagnell immerhin überzeugen kann. Ebenso wie Robert Michael Morris, der als Valeries Friseur aber zu sehr präsent ist.
Der Cast agiert dabei nicht schlecht, nur scheint die angestrebt realistische Verkörperung der Figuren zu verkrampft, um natürlich zu wirken.

Handwerklich fällt auf, dass wie bei der HBO-Serie Die Sopranos [1999-2007] jegliche musikalische Untermalung fehlt, was angesichts des Reality-TV-Charakters sicher beabsichtigt ist, aber zusätzlich Tempo und Erzählfluss kostet.
Kamera und Schnitt sind mit der weichen, überzeichneten Videokamera-Optik nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern durch den sehr häufigen Einsatz von Handkameras auch sehr anstrengend. So stimmen häufig die Beleuchtungsverhältnisse nicht, der Nachzieheffekt der Kameras strengt die Augen zusätzlich an, und wenn zudem noch der Fokus nicht richtig eingestellt ist, hat man schnell das Gefühl, Urlaubsvideos von Hobbyfilmern anzuschauen.
Das alles ist sicherlich so gewünscht und auch als Stilmittel zu sehen, erleichtert einem als Zuschauer aber nicht den Zugang zur Serie, die schlicht eine sehr ungewohnte und deshalb anstrengende Optik bietet.

Was nach den knapp 30 Minuten des Pilotfilms bleibt, ist eine etwas unhandliche Mischung aus geskriptetem Reality-TV, Drama und Comedy, von denen nichts recht funktioniert, der Mix aber ohne Zweifel interessant geraten ist.
Es mag daran liegen, dass gerade der Reality-TV-Anteil so künstlich erscheint, oder dass man als Zuschauer keinen Draht zu den Figuren findet, von Valerie einmal abgesehen. Aber auch wenn einige Szenen in Bezug auf die darstellerischen Leistungen überraschen, ein gefilterter und doch nur erfundener Blick hinter die Hollywood-Kulissen erscheint den meisten Zusehern zurecht als Zeitverschwendung. Dass außerdem keine der witzigen Szenen überzeugen können, ist traurig angesichts der hochkarätigen Namen hinter der Produktion; doch wenn Valerie zum zwanzigsten Mal (!) ihren Eröffnugsspruch bei "Room and Bored" rezitiert und meint "Memo an mich selbst: das muss ich nicht sehen", verliert der ohnehin maue Oneliner nicht nur an Zugkraft, sondern er provoziert auch die Reaktion bei den Zuschauern, die sich dasselbe bei The Comeback sagen.


Fazit:
Man gesteht Autorin, Produzentin und Hauptdarstellerin Lisa Kudrow nach dem Pilotfilm der ungewöhnlichen Serie schnell zu, dass es eine mutige Entscheidung war, ein solches Konzept auf die Beine zu stellen; denkt man aber darüber nach, was für ein Konzept das tatsächlich ist, kommt man ins Stocken. Vom Dramaaspekt ist kaum etwas zu sehen, der komödiantische Anteil beschränkt sich auf einen Fäkalwitz, der alles andere als komisch ist, und das gezeigte Reality-TV ist nicht real.
Einen Blick hinter das angestrebte Comeback eines TV-Stars zu werfen, birgt Potential, und wäre es nicht um die wirklich sehr gute Darbietung Kudrows, hätte man sicher früher ausgeschalten, aber wieso sollte man sich angesichts tatsächlicher Reality-TV-Formate mit einem künstlichen Scheinprodukt aufhalten? Abgesehen davon gibt es genügend Drama- und Comedy-Serien, weswegen also sollte man bei einem Konzept am Ball bleiben, das bei beiden Elementen nur altbacken und halbgar an der Oberfläche kratzt?
Doch möglicherweise am wichtigsten: eine vielleicht unbewusste, aber sicher in The Comeback enthaltene Aussage ist, dass das Leben von Hollywood-Persönlichkeiten ebenso mit unnötigen Kleinigkeiten und Scherereien gespickt ist, wie das eines jeden Menschen. Doch wieso sollte man sich jemand anderes, "gewöhnliches" Leben im Fernsehen ansehen, wenn das eigene beginnt, sobald man die Flimmerkiste abschaltet?