The Adam Project [2022]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. März 2022
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: The Adam Project
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Shawn Levy
Musik: Rob Simonsen
Besetzung: Ryan Reynolds, Walker Scobell, Mark Ruffalo, Jennifer Garner, Catherine Keener, Zoe Saldaña, Alex Mallari Jr.


Kurzinhalt:

Der 12jährige Adam Reed (Walker Scobell) glaubt sich in einem Science Fiction-Film, als in der Hütte seines kürzlich verstorbenen Vaters ein angeschossener Mann liegt, der sagt, er wäre Adam – aus dem Jahr 2050. Tatsächlich wollte Adam (Ryan Reynolds) aus der Zukunft nicht im aktuellen Jahr landen, sondern einige Jahre zuvor, denn um die Zukunft vor dem Einfluss von Maya Sorian (Catherine Keener) zu retten, braucht er die Hilfe seines Vaters Louis (Mark Ruffalo). Doch da sein Fluggefährt beschädigt wurde, kann Adam ohne die Hilfe seines jüngeren Selbst nicht weiterreisen. Der Besuch in seiner eigenen Vergangenheit weckt Erinnerungen, die er sich lange bemüht hat, zu vergessen, denn in seiner Kindheit wurde Adam gehänselt und hat seiner Mutter Ellie (Jennifer Garner) nach dem Tod seines Vaters das Leben nicht einfach gemacht. Als Sorian ihn in der Vergangenheit ausfindig macht und ihre Truppen nach Adam schickt, bleibt ihm nichts anderes, als die Flucht nach vorn anzutreten, mit seinem jüngeren Ich im Schlepptau. Dabei ist er auch noch auf der Suche nach seiner nach einem Zeitsprung verschollenen Frau Laura (Zoe Saldaña) …


Kritik:
Nach beinahe 10 Jahren Entwicklung erscheint mit The Adam Project der neueste Film von Ryan Reynolds, in dem er neben gelegentlichen Momenten, in denen er seine Filmfigur Adam Reed verkörpert, hauptsächlich sich selbst vor der Kamera darstellt. Sein Charme und insbesondere der von Co-Star Walker Scobell, der eine jüngere Version von Reynolds spielt, trösten über weite Strecken darüber hinweg, dass Shawn Levys spürbar von Science Fiction-Familienabenteuern der 1980er-Jahre inspirierter Film außer seiner Besetzung nur wenig vorzuweisen hat.

In Einblendungen während des Prologs wird das Publikum darüber aufgeklärt, dass „Zeitreisen existieren. Ihr wisst es nur noch nicht.“ Entsprechend reist Pilot Adam Reed aus dem Jahr 2050 mit einem Fluggefährt, das ebenso sehr Raumschiff wie Flugzeug sein könnte, zurück ins Jahr 2022, wobei ihm ein anderes Fluggefährt dicht auf den Fersen ist und versucht, ihn aus der Stratosphäre zu schießen. Verletzt im Jahr 2022 angekommen, sucht Adam die zwölfjährige Version seiner selbst auf. Sein damals erst kürzlich verstorbener Vater hat Zeitreisen mit seiner Forschung erst möglich gemacht, während seine Geschäftspartnerin, die von der sträflich unterforderten Catherine Keener gespielte Maya Sorian, offenbar ihre eigenen Pläne verfolgt. Gleichzeitig ist Adam auf der Suche nach seiner angeblich bei einem Zeitsprung ums Leben gekommenen Frau Laura, verkörpert von der kaum weniger unterforderten Zoe Saldaña. Adam nutzt die Zeit in der Vergangenheit auch, ein Gespräch mit seiner trauernden Mutter zu führen, der der junge Adam ziemlich zusetzt und in deren Rolle Jennifer Garner mehr Engagement zeigt, als der kurze Auftritt rechtfertigen würde.

Bis auf die beiden Adams im Zentrum und den Auftritt von Mark Ruffalo im letzten Drittel haben die übrigen Beteiligten auffallend wenig zu tun, da jedes Mal, sobald die Geschichte an dem Punkt ankommt, die Nebenfiguren über ihre erste längere Vorstellung hinaus zu entwickeln, die Schurken buchstäblich aus dem Nichts auftauchen, sei es, indem sie einfach materialisieren, oder ihr Fluggefährt sich enttarnt bzw. sie mit Hoverboards eine Verfolgungsjagd durch einen Wald antreten – was wie eine Mischung aus Zurück in die Zukunft II [1989] und Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter [1983] anmutet. Wie die Bösewichte Adam finden konnten und weswegen sie ihn dann offenbar nicht weiter verfolgen, wenn sie ihn einmal gefunden haben, sondern kommentarlos verschwinden, um später in der Geschichte wieder aufzutauchen, sind Detailfragen, mit denen sich The Adam Project nicht aufhält. Zugegeben, Geschichten um Zeitreisen mit Logik oder gar den Gesetzen der Physik beikommen zu wollen, ist von Grund auf bereits ein hoffnungsloses Unterfangen, doch die Kritikpunkte hier beziehen sich nicht auf die Logik betreffend die Zeitreisen an sich, sondern vielmehr alles darum herum.

Das beginnt bereits damit, dass Adam sein Raumschiff nicht steuern oder gar betreten kann und daher sein jüngeres Alter Ego aufsucht, weil seine DNA nicht mehr erkannt wird, da er angeschossen wurde. Inwieweit eine Verletzung durch eine Schusswunde die DNA einer Person verändern soll, erklärt The Adam Project dabei aber nicht. Es würde jedenfalls die Polizeiarbeit in Bezug auf DNA-Spuren vor ganz neue Herausforderungen stellen. Auch geschieht es hier mehrmals, dass Adams Verfolger, wie Mayas rechte Hand Christos, zusehen, wie die Helden an ihnen vorbeifliegen oder -fahren, nur um im nächsten Moment vor ihnen (beispielsweise aus einer Wolkendecke) aufzutauchen. Regisseur Levy ist offenbar mehr daran interessiert, die Figuren an bestimmten Positionen zu zeigen, um seine Bilder zu erhalten, als sich damit aufzuhalten, wie sie dorthin kommen. Nebencharaktere wie Adams Mutter, Laura oder auch die beiden Bullys, die dem jungen Adam zusetzen, haben meist nach zwei Auftritten ihren Zweck erfüllt und werden einfach aus der Gleichung genommen.

Weshalb die Truppen aus der Zukunft in offenbar vollkommen nutzlose Rüstungen gepackt sind, wird ebenfalls nie erwähnt. Die halten offenbar weder Kugeln, noch Schläge ab, verbergen aber die Gesichter dergestalt, dass es den Anschein hat, Adam würde gesichtslose Schergen familienfreundlich dahinraffen. Wirklich interessiert ist The Adam Project an diesen Elementen ohnehin nicht, weshalb die Kampfszenen immer gleich aufgebaut sind und am Ende stets auf dieselbe Art und Weise ablaufen, bis zu einer Druckwelle, die alle Figuren bis auf die Helden wegschleudert (die Technik der Zukunft ist vermutlich magisch). Eine wirkliche Steigerung innerhalb der Actionsequenzen, ein mehrstufiger Aufbau, ist gar nicht erkennbar. Die Bösen tauchen auf, sind offenbar ebenso lausige Schützen wie Einzelkämpfer und werden von Adam oder Laura ohne jegliche Schwierigkeit mit verwackelten Kameraeinstellungen getötet, denn jedes Mal, wenn sich eine Figur in Luft auflöst, ist sie offenbar getötet worden. Dabei wollen sich Filmemacher Shawn Levy und Reynolds augenscheinlich für eine Beteiligung am Star Wars-Franchise empfehlen, denn die Parallelen – von Sturmtruppen-artigen Schurken bis hin zu Lichtschwertern – sind unübersehbar.

Trotz alledem funktioniert The Adam Project lange Zeit erstaunlich gut, nicht zuletzt, weil Verweise an Klassiker wie Zurück in die Zukunft [1985] (war der Hund damals nach dem einflussreichsten Physiker des damaligen Jahrhunderts Einstein benannt, heißt er hier Hawking) das Flair von Abenteuern wie E.T. - Der Außerirdische [1982] oder Der Flug des Navigators [1986] geradezu heraufbeschwören. Doch das hält nur solange, bis die vielen Schwächen überhandnehmen, letztlich bis hin zum kaum mitreißenden und ebenso absehbaren Finale. Aber bereits zuvor fragt man sich, welchen Grund es gibt, dass der jüngere Adam den älteren bei seiner Mission begleitet, außer, dass es die Geschichte so will? Würde sich das Drehbuch wenigstens Mühe geben, könnte man das verzeihen, doch drängt sich der Eindruck auf, als würden die Verantwortlichen nicht einmal die Pflicht erfüllen wollen, von der Kür ganz zu schweigen. So schwanken bereits die Farben mitunter von Schnitt zu Schnitt, so dass Adams Jacke am See mal braun, mal olivfarben und mal grau aussieht. Auch spottet die Ausleuchtung in den allzu offensichtlichen Studioaufnahmen bei Adams Zuhause stellenweise jeder Beschreibung, wenn zwei nebeneinander stehende Personen aus unterschiedlichen Richtungen angeleuchtet werden, während die Sonne hinter ihnen steht. Wenn die Beteiligten so wenig Mühe in ihre Präsentation stecken, wundert einen auch nicht, weshalb der Inhalt keinen Sinn ergibt.


Fazit:
Hat die erste Zusammenarbeit zwischen Regisseur Shawn Levy und Hauptdarsteller Ryan Reynolds, Free Guy [2021], gerade deshalb so gut funktioniert, weil Reynolds trotz seiner typischen Ausstrahlung eine Figur verkörperte, die das Gegenteil seiner sonstigen Rollen darstellte, ist sein Adam Reed hier überwiegend ein Spiegelbild der Figuren, die er für gewöhnlich darstellt, anstatt dass er die Rolle prägen würde. Umso gelungener ist die Darbietung von Walker Scobell als sein jüngeres Ich. Dessen Charme, seine Mimik und Gestik sind toll getroffen und die Momente der beiden sind rundum gelungen, insbesondere diejenigen, in denen die Geschichte ernstere Töne anschlägt. Doch jeder dieser Momente wird von mindestens zwei aufgewogen, in denen das emotionale Gewicht durch absehbaren Humor ausgehebelt wird, meist sogar direkt im Anschluss. Die weiblichen Nebenfiguren sind allesamt völlig verschenkt und kaum gefordert, während Mark Ruffalo seinem Charakter mehr Facetten verleiht, als er durch das Drehbuch zugeschrieben bekommt. Zusammen mit den handwerklichen Unzulänglichkeiten, die sich von der Umsetzung mit ihren mäßig inspirierten Actionszenen bis hin zu einer nur selten durchgängigen Farbgebung erstrecken, sowie den scheunentorgroßen inhaltlichen Ungereimtheiten, ist The Adam Project am Ende nur mäßig packende Unterhaltung, die merklich gut gemeint ist und auch Einiges von ihrem Potential durchscheinen lässt. So gelungen wie die Filme, deren Charme er heraufbeschwört, ist er jedoch in keinem einzigen Moment.