Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung [1999]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. April 2005
Genre: Science Fiction / Fantasy / Action

Originaltitel: Star Wars: Episode I – The Phantom Menace
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: George Lucas
Musik: John Williams
Darsteller: Liam Neeson, Ewan McGregor, Natalie Portman, Jake Lloyd, Pernilla August, Frank Oz, Ian McDiarmid, Hugh Quarshie, Ahmed Best, Anthony Daniels, Kenny Baker, Terence Stamp, Andrew Secombe, Ray Park


Kurzinhalt:
Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis haben sich viele Welten zu einer intergalaktischen Republik zusammengeschlossen. Der Orden der Jedi ist für die Einhaltung des Friedens und der Gerechtigkeit in der Republik verantwortlich, und so werden zwei dieser Jedi entsandt, um zwischen der gierigen Handelsföderation und der friedlichen Welt Naboo, die von der Föderation belagert wird, zu vermitteln.
Doch die Verhandlungen, die Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) führen sollen, sind nur von kurzer Dauer. Ohne Vorwarnung werden die Jedi von den Droiden der Föderation angegriffen, und sie können nur mit Mühe auf Naboo fliehen, während eine gewaltige Invasionsflotte der Handelsföderation den Planeten angreift. Dort soll die junge Königin Padmé Amidala (Natalie Portman) gezwungen werden, einen Vertrag zu unterschreiben, der die Invasion legitimiert.
Den Jedi samt neu gewonnenem Freund, dem Gungan Jar Jar Binks (Stimme: Ahmed Best), gelingt es, mit der Königin Naboo zu verlassen, und sich auf den Weg zum Senat der Republik zu machen, der seinen Sitz auf dem Planeten Coruscant hat. Infolge einer Beschädigung muss das königliche Schiff jedoch auf der Wüstenwelt Tatooine notlanden, wo Qui-Gon Jinn auf der Suche nach Ersatzteilen dem Sklaven-Jungen Anakin Skywalker (Jake Lloyd) begegnet, der den Flüchtlingen seine Hilfe anbietet.
Zur selben Zeit sendet ein dunkler, ausgestorben geglaubter Jedi-Orden der Sith den Attentäter Darth Maul (Ray Park) aus, der sowohl die Königin, als auch die beiden Jedi töten soll. Denn in den Plänen der Sith spielt die Spaltung des Senats der Republik eine entscheidende Rolle ...


Kritik:
Am 14. Mai 1944 wurde George Walton Lucas Jr. geboren und gehört trotz seiner nur 1,70 Meter zu den absoluten Größen Hollywoods. Aufgewachsen auf einer Ranch in Kalifornien hatte er eigentlich den Traum, Rennfahrer zu werden, ehe er bei einem Unfall schwer verletzt wurde und monatelang im Krankenhaus lag. Doch dieser Aufenthalt veränderte in mehrerlei Hinsicht seine Zukunft: Zum einen entwickelte er während der langwierigen Phase der Rehabilitation das erzählerische Konzept der "Macht", zum anderen strebte er nach seiner Entlassung ein Film-Studium an und konnte für seine Kurz-Filme sogar Preise gewinnen. Daraufhin erhielt er ein Stipendium von Warner Brothers, die Produktion von Francis Ford Coppolas Der goldene Regenbogen [1968] zu beaufsichtigen – bei dieser Produktion schloss der erst 24-jährige Lucas Freundschaft mit dem fünf Jahre älteren Coppola, woraus 1969 die Produktionsfirma American Zoetrope entstand, deren erstes Projekt George Lucas abendfüllender Film THX 1138 [1971] war. Im folgenden Jahr beschäftigte sich Coppola mit Der Pate [1972]. Lucas dagegen produzierte und inszenierte mit seiner selbst gegründeten Lucasfilm Ltd. den halb-autobiografischen American Graffiti [1973], der immerhin den Golden Globe gewann und fünf Oscar-Nominierungen einheimste. Diesen Erfolg im Rücken machte sich Lucas daran, sein Traum-Projekt Star Wars zu realisieren. Von 1973 bis 1974 schrieb er das Drehbuch, gründete 1975 die Spezialeffekte-Firma Industrial Light & Magic (ILM) und auch Sprocket Systems, die später unter dem Namen Skywalker Sound Berühmtheit erlangten und für den Ton und dessen Mischung verantwortlich waren.
So ging George Lucas mit der Idee bei den Filmstudios hausieren und wurde von zahlreichen Produzenten abgelehnt, bis das Studio Twentieth Century Fox ihm endlich eine Chance gab. Dabei ließ sich das Studio auf einen – wie sich herausstellte – verhängnisvollen Deal ein: Lucas verzichtete auf eine Gage, verlangte aber 40 Prozent des Einspielergebnisses, sowie alle Merchandising-Rechte. Da das Studio zum einen nicht damit rechnete, dass Star Wars ein Erfolg werden würde, und man zu jener Zeit mit Merchandising nichts verdienen konnte, gingen die Verantwortlichen darauf ein. Der Lohn der Bemühungen war ein für damalige Verhältnisse gigantisches US-Einspielergebnis von über 300 Millionen Dollar. Und Lucas' Einnahmen mit den Merchandising-Artikeln, Spielzeugen und anderen Fan-Artikeln (die erst zum zweiten Film richtig in Fahrt kamen), betrugen buchstäblich Hunderte Millionen Dollar. All dies ermöglichte es Lucas auch, dass er fortan für die Produktion und das Budget seiner Krieg der Sterne-Filme selbst aufkommen und die künstlerische Unabhängigkeit bewahren kann, und er sich bis heute standhaft weigert, Kritiker-Stimmen auf seinen Kinoplakaten zu zitieren, was wiederum die Kritiker verärgert – so auch 20 Jahre nachdem sein erster Film über die Leinwand flimmerte und Fans auf der ganzen Welt verzauberte.
Von Anfang an versicherte Lucas, dass sowohl Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung [1977], als auch die beiden Fortsetzungen Episode V – Das Imperium schlägt zurück [1980] und Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter [1983] der Mittelteil einer viel größeren Film-Reihe seien. Trotzdem dauerte es zwei Jahrzehnte, ehe der Filmemacher mit Episode I – Die dunkle Bedrohung den Beginn seiner Saga in Angriff nehmen konnte.
In den 1980ern und 1990ern adoptierte Lucas, der übrigens Diabetiker ist, insgesamt drei Kinder, wobei die Film-Figur Jar Jar ihren Namen von Lucas' Sohn bekam. Obgleich seine Filme für ihre bahnbrechende und innovative Technik bekannt sind, schreibt der Filmemacher seine Skripts immer noch auf Papier, anstatt mit dem PC. Das Erste, was er während seiner Zeit bei Warner Brothers sehen wollte, war die Animationsabteilung, die allerdings an jenem Tag geschlossen war. Das Animationsstudio seiner eigenen Lucasfilm Ltd. verkaufte er an Steve Jobbs, Mitgründer von Apple Computer – heute ist das Studio unter dem Namen Pixar Animation (Findet Nemo [2003]) weltberühmt und zählt zu den erfolgreichsten der Branche.
1992 wurde George Lucas von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Zwei Jahre vor Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung hatte Lucas seine erste Trilogie 1997 nochmals ins Kino gebracht, mit verbesserter Bild- und Ton-Qualität, neuen Szenen und gedacht als direkte Einstimmung der Fans auf seine neuen Abenteuer, die zu jenem Zeitpunkt bereits angekündigt waren.
So setzt die Geschichte knapp 30 Jahre vor den Ereignissen in Episode IV – Eine neue Hoffnung an und soll verdeutlichen, wie die Gegebenheiten in der Galaxis eigentlich zustande kamen, wie die Jedi derart dezimiert werden konnten, weshalb die Republik dem Untergang geweiht war, und vor allem, wie der von der "Macht" erfüllte junge Anakin Skywalker seinen Platz in der Geschichte fand.
Doch obwohl Die dunkle Bedrohung mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 900 Millionen Dollar ein riesiger Erfolg war, waren viele Fans insbesondere der ersten Trilogie weniger begeistert und hielten dem Film sein kindliches Geplänkel und die infantilen Figuren vor. Dabei ist George Lucas mit Episode I wohl genau das gelungen, was er erschaffen wollte: Knallig buntes Popcorn-Kino für Jung und Alt, mit Star Wars-Flair und sehr guten Action-Momenten. Die größten Schwächen beruhen aber in der Tat auf seiner Drehbuch-Vorlage.

So finden sich zwar die allermeisten Einzeiler aus den bemerkenswerten Trailern zum Film wieder, doch genau daraus scheinen die Wortwechsel komplett zu bestehen. Anstatt einen Dialog aufzubauen, legen sich die Figuren gegenseitig kurze Kommentare in den Mund, ehe ein Szenenwechsel stattfindet. Ein richtiges Gespräch kann sich dadurch verständlicherweise nicht entwickeln, und wenn die junge Naboo-Königin Amidala beginnt, über Politik zu diskutieren, werden sich bei manchen Zuschauern die Nackenhaare aufstellen, ebenso bei den Dialogzeilen des neun Jahre alten Anakin Skywalker.
Die beiden zweifelsohne haarsträubendsten Ideen sind jedoch diejenige betreffend Anakins Vater (beziehungsweise das Fehlen eines solchen), sowie der neu eingeführte Midichlorian-Wert, winzig kleine Lebensformen, die seit Neuestem für die Macht verantwortlich sind. Wo in der ersten Trilogie noch Mythen und Legenden gereicht haben – was der Sache einen ganz besonderen Reiz verliehen hat –, müssen nun absurde pseudo-wissenschaftliche Erklärungen herhalten.
Doch auch sonst plätschert die Geschichte im ersten Drittel eher ziellos und spannungsarm dahin, verschlägt den Zuschauer von einem Set auf Naboo ins Nächste und liefert die immer gleich aussehenden Kämpfe mit den einfach gestrickten Droiden.
Den richtigen Weg schlägt das Drehbuch erst ein, sobald das Raumschiff der Königin auf Tatooine landet, in den alten Filmen die Heimat von Luke Skywalker und Jabba the Hutt. Hier zeigen sich auch die positiven Aspekte der Vorlage, denn während die Dialoge an Raffinesse leider nicht zunehmen, verknüpft Lucas dennoch geschickt neue Elemente mit vertrauten Figuren aus der ersten Trilogie, und beginnt schon hier, die Geschichte auszulegen, die letztlich in seine zuerst gedrehte Filmreihe münden wird.
So ist die Figur Anakin Skywalker überaus interessant angelegt und erklärt viele seiner späteren Verhaltensweisen. Am interessantesten jedoch ist der Handlungsstrang um die Sith, jener geheime Orden, der sich der Dunklen Seite der Macht bedient und die Jedi auszulöschen beabsichtigt. Hier sind bekannte Charaktere verborgen – aber nichtsdestotrotz für Eingeweihte zu erkennen –, deren Kommentare im Film darüber hinaus auf ihre Zukunft und ihre Entwicklung schließen lassen. Ebenfalls gut gelungen ist George Lucas das Finale seines Trilogie-Auftaktes, das sogar auf vier Ebenen gleichzeitig stattfindet, wobei sie sich untereinander jeweils beeinflussen. Hier zieht Lucas die Spannung merklich an und kann die Zuschauer so auf seine Seite ziehen.
Wieso er sich entschied, vielversprechende Figuren (auf Seite der Guten, wie der Bösen) nicht dauerhaft in der Prequel-Trilogie zu erhalten, sondern sie in wenigen (wenngleich effektvollen) Szenen zu verheizen, bleibt unverständlich und hätte eigentlich nicht passieren dürfen.
Die Dialoge erweisen sich als der größte Schwachpunkt des Skripts, da sie nicht über das Niveau eines durchschnittlichen Fernsehfilms hinausragen und vor allem niemals die Ironie oder den Charme der Original-Trilogie erreichen. Die Story selbst mag auf den ersten Blick nicht komplex erscheinen, bietet allerdings viele Anspielungen und bereitet in den Nebenhandlungen wichtige Dinge vor, die in den kommenden Teilen noch eine Rolle spielen werden. Wären da nicht einige Einfälle, die die Magie der Reihe regelrecht beeinträchtigen würden, könnte man selbst über die genannten Mängel problemlos hinwegsehen. So vermittelt das Skript jedoch den Eindruck einer Roh-Fassung und eher das Grundgerüst für eine optisch ansprechende Umsetzung, als einen inhaltlich mitreißenden Science-Fiction-Film.

Der wichtigste Aspekt von Episode I ist zweifelsohne die Optik, die nicht nur vor sechs Jahren, sondern sogar nach heutigen Maßstäben wirklich beeindruckend ist. Dies sowohl angesichts einiger Bilder ansich, als auch im Hinblick auf die schiere Masse an Spezial-Effekten, wobei die Umsetzung und die Technik einander nachhaltig beeinflusst haben.
So gibt es nur knapp zehn Prozent Film in Die dunkle Bedrohung, die keinerlei Spezial-Effekte beinhalten, alle übrigen Szenen wurden entweder mit dem Computer nachbearbeitet, oder entstanden in vollem Umfang an den Rechenmaschinen. Dass dies nicht unbedingt schlecht sein muss, sieht man am unbestrittenen Höhepunkt des über zwei Stunden langen Werkes: Das Pod-Rennen mit Anakin gehört zu den mitreißendsten, spannendsten und besten Sequenzen in der gesamten Film-Reihe, und überzeugt durch brillanten Schnitt und Inszenierung, und nicht zuletzt durch das exzellente und fast schon lebendig-authentische Sound-Design.
Interessant ist, dass es (mit Ausnahme mancher Nahaufnahmen) so gut wie ausschließlich am Computer entstand, angefangen bei den Hintergründen, über die Pod-Renner, bis hin zu den meisten Fahrern. Dass das funktioniert, haben die Trickkünstler bei ILM hiermit bewiesen. Das Pod-Rennen selbst ist bereits das Zusehen wert und entschädigt für viel Leerlauf zuvor – dass viele Zuschauer von der unvorstellbaren Geschwindigkeit berauscht werden und in den Sesseln mit in die Kurven gehen, ist kein Wunder.
Ebenso gut gelungen ist, wie schon erwähnt, das Finale, das besonders bei der Weltraum-Schlacht und dem Laserschwert-Duell für offene Münder sorgt. Auch hier führen die Macher eindrucksvoll vor, dass eine übergangslose Verschmelzung von digitalen Effekten und Real-Aufnahmen möglich ist – einzig die computer-generierte Schlacht auf Naboo zwischen den Gungans und den Droiden vermag nicht so recht zu überzeugen, was hauptsächlich an der künstlichen Beleuchtung im virtuellen Freien und der Darstellung des Grases liegt. So machen die Spezial-Effekte durchweg einen guten, in einigen Szenen sogar einen ausgezeichneten Eindruck, und die Tatsache, dass man oft tatsächlich nicht mehr unterscheiden kann, wo die Realität endet und wo der Trick beginnt, spricht für die Professionalität der Verantwortlichen.
Doch scheint der Regisseur gerade damit seine Mühe zu haben; denn während die rein computer-animierten Sequenzen wirklich interessante Perspektiven und temporeiche Kamerafahrten aufweisen haben, gibt sich die Kameraführung bei Aufnahmen mit den echten Darstellern und Effekten im Hintergrund überaus statisch, denn obwohl sich Kameraschwenks präsentieren, sucht man längere Fahrten, oder gar innovative Perspektiven leider vergebens.
So ist die filmische Umsetzung sicher nicht schlecht geraten, nur bisweilen zu gewöhnlich und zu wenig einfallsreich – hier fehlt es Lucas schlicht an der inszenatorischen Finesse zum Beispiel seines Freundes und Kollegen Steven Spielberg (Jurassic Park [1993]). Bemerkenswert ist hingegen wieder, dass Lucas bereits hier (als Vorstufe zur kommenden zweiten Episode) zwei Szenen mit neu entwickelten digitalen Kameras gedreht hat. Diese beiden allerdings zu entdecken, dürfte sehr schwer fallen, was wiederum für die Technik spricht.

So gelungen die Spezial-Effekte auch sind, manche Make-Up- und Puppen-Arbeiten enttäuschen mitunter ziemlich:
So ist die diabolische Maske von Darth Maul ausgesprochen gut gelungen, wirkt plastisch und doch nicht künstlich.
Dahingegen scheint Yoda nur entfernt Ähnlichkeit mit der Figur zu haben, die man in Star Wars: Episode V - Das Imperium schlägt zurück [1980] kennen gelernt hat, denn nicht nur die Farbe ist unterschiedlich, sondern gerade das Gesicht besitzt gänzlich andere Proportionen, und sowohl die Augen-, als auch die Mundpartie stimmen nicht mit der alten Puppe überein. Erschwerend kommt hinzu, dass die neue Version im Vergleich zum Original aus der ersten Trilogie mimisch stark eingeschränkt ist. Offenbar wurde in Episode I deutlich weniger Sorgfalt darauf verwendet, Yodas Emotionen in entsprechenden Gesichtszügen zu vermitteln. Man gewinnt beinahe den Eindruck, als hätten die Macher die Original-Puppe nicht mehr zur Verfügung gehabt und mussten anhand von Film-Aufnahmen eine neue erstellen. Das Ergebnis ist ein unverzeihliches Manko, das dem beliebten Charakter unnötigerweise viel von seiner Wärme nimmt und damit Sympathien kostet. Ursprünglich war ein rein am Computer ersteller Yoda vorgesehen, doch wurde nach einigen Test-Aufnahmen entschieden, dass die Technik noch nicht so weit entwickelt sei, als dass das Aussehen überzeugen könnte.
Für Stirnrunzeln bis Kopfschütteln sorgen außerdem die Frisuren und Kostüme, denn während gerade Königin Amidalas pompös-gediegene Kostüme herausragend geschneidert sind, erwecken manch andere Uniformen und Kostüme einen beinahe schon billigen Eindruck.
Haarsträubend ist im wahrsten Sinne des Wortes allerdings Ewan McGregors Frisur, die sich mitunter von Szene zu Szene verändert, mal länger, mal kürzer, dann wieder leicht gewellt mit einem etwas rötlichen Farbton und dann wieder bräunlich mit einem völlig anderen Schnitt daherkommt. So kann man relativ gut nachvollziehen, in welcher Reihenfolge die Szenen gedreht wurden, und welche Szenen bei den Nachdrehs aufgenommen wurden. Wie bei einer derart großen Produktion ein solch offensichtliches Detail nicht beachtet werden und offenkundige Kontinuitätsfehler enstehen konnten, bleibt unverständlich, zumal spätestens beim Einsehen der täglichen Aufnahmen die Unterschiede hätten deutlich werden müssen.

Dass insbesondere die Darsteller unter den Dreh-Bedingungen mit den zahlreichen Digitalen Effekten leiden mussten, versteht sich von selbst, ist aber nur in den wenigsten Szenen zu erkennen. So musste die Besetzung teilweise eine halbe, bis eine ganze Stunde warten, ehe die ILM-Mitarbeiter den aufzunehmenden Bereich vor Blue und Green Screens vorbereitet hatten, dann wurde für wenige Minuten gedreht, ehe erneut Warten angesagt war.
Liam Neeson (Schindlers Liste [1993]) ist es, der den Film trägt und seine Kollegen motiviert. Als Qui-Gon Jinn hinterlässt er einen ausgesprochen guten Eindruck, wenngleich sich der Darsteller nicht übermäßig anstrengen muss – er allein verteuerte die Produktionskosten um zusätzliche 150.000 Dollar, da aufgrund seiner Körpergröße die realen Sets größer gebaut werden mussten, bevor Hintergrund und Decke per Computer-Trick eingefügt werden konnten.
An seiner Seite spielt Ewan McGregor (Moulin Rouge! [2001]) den noch sehr jungen Obi-Wan Kenobi – in der Original-Trilogie dargestellt von Oscar-Preisträger Sir Alec Guinness – mit angemessener Leichtfüßigkeit, die der Rolle durchaus zugute kommt. Wirklich zum Einsatz kommt er erst beim Finale, zuvor wirkt er eher wie ein mäßig beschäftigter Statist.
Dass Natalie Portman, die jüngst für Hautnah [2004] für den Oscar nominiert war, und mit Leon – Der Profi [1994] ein außergewöhnliches Schauspieldebut vorgelegt hat, hier leider unterfordert ist, wird schnell deutlich und auch mimisch vermag sie als junge Königin nicht völlig zu überzeugen. Dafür wirkt Amidala, gerade als ihr Volk unterdrückt wird, viel zu passiv und distanziert. Die Premieren-Party verpasste sie übrigens, weil sie für ihre High-School-Abschluss-Prüfung lernen musste.
Ob in Jake Lloyd ein großer Darsteller steckt, vermag man angesichts seiner Leistung in Episode I nicht zu sagen. Der damals erst Zehnjährige war seit 2001 in keinem Film mehr zu sehen und konzentriert sich stattdessen auf seine schulische Laufbahn. Dass viele Fans mit seiner Darstellung des Anakin nicht zufrieden waren, ist zwar verständlich; andererseits ist die Rolle in Die dunkle Bedrohung aufgrund von Lucas' Vorlage sehr eindimensional geraten, und gibt einem Schauspieler nicht viel, womit man arbeiten kann. So ist Lloyds Darbietung nur durchschnittlich, aber sicher nicht wirklich schlecht. Ob an seiner statt Haley Joel Osment (Oscar-nominiert für The Sixth Sense [1999]) eine bessere Leistung gezeigt hätte, bleibt reine Spekulation.
Welche Mitwirkenden ebenfalls kategorisch unterfordert sind, lässt sich überdies leicht feststellen: Sowohl Pernilla August, als auch Ian McDiarmid, der immerhin einige der besten Dialoge im Film hat, und Terence Stamp haben nur wenig zu tun. Samuel L. Jacksons Auftritt ist kaum der Erwähnung wert und Frank Oz (Yoda), Anthony Daniels (C-3PO) und Ahmed Best (Jar Jar Binks) sind ohnehin lediglich zu hören und nicht zu sehen.
So hat Regisseur George Lucas zugegebenermaßen eine talentierte und namhafte Besetzung zusammengestellt, die aber von sich heraus nicht in der Lage scheint, die Szenen in den Griff zu bekommen, und der Lucas auch keine entsprechende Schauspielführung zuteil werden lässt. Deshalb bleiben alle Beteiligten hinter ihren Möglichkeiten zurück und liefern bestenfalls eine routinierte Darstellung ab. Das ist zwar ausreichend, allerdings immer noch etwas enttäuschend.

Wer ebenfalls einen immensen Erwartungsdruck auf sich lasten spürte, war Komponist John Williams, der für Eine neue Hoffnung mit dem Oscar belohnt und für die beiden Fortsetzungen zu Recht nominiert wurde.
Dabei sorgt hinsichtlich der Musik von Die dunkle Bedrohung am meisten für Überraschung, dass der Score selbst überraschungsarm daherkommt. Einerseits erscheinen die Themen und deren Einsatz bei weitem nicht mehr so tiefgründig und Leitmotiv-artig gestaltet, wie noch bei der alten Trilogie, andererseits sind die Action-Melodien durchaus mitreißend und temporeich, gleichzeitig aber nie aufdringlich und immer nur dann präsent, wenn sie notwendig sind.
Dass der Musiker während des Pod-Rennens zudem keine Musik einspielt, sondern diese erst einsetzt, wenn es zur Spannung beiträgt, zuvor aber die Bilder für sich sprechen lässt, zeugt von seinem wahren Können. Mit einer guten Steigerung in den spannenden Stücken, der gekonnten Verquickung der bereits etablierten Themen und neuen Melodien, sowie einem durchweg sehr harmonischen, wenn auch nur stellenweise innovativen Score (man denke an das Finale und den berühmten Track "Duel of the Fates"), gelang Williams eine stimmige Untermalung der neuen Episode, die zwar nicht so klassisch strukturiert – und darum für einen Star Wars-Film ungewöhnlich – erklingt, aber zu den Bildern sehr gut passt und Fans deshalb empfohlen sei.

Die Auflagen von Twentieth Century Fox bei Episode I waren bemerkenswert: Unter anderem mussten sich Kinos, die den Film zeigen wollten verpflichten, ihn eine bestimmte Anzahl von Wochen ausschließlich im größten Saal aufzuführen.
Doch die Beschränkungen begannen bereits im Vorfeld. So wurden den Kinos Poster und Film-Rollen mit dem Trailer des Films nur unter der Auflage zur Verfügung gestellt, dass diese auch ausnahmslos alle wieder zurückgesandt würden (ansonsten würde das Recht auf die Aufführung des Filmes entzogen). Darüber hinaus durften die Trailer erst ab einem bestimmten Tag gezeigt werden. Versehentlich geriet die Trailer-Rolle eines kanadischen Kinos zu früh in den Projektor, woraufhin dem Lichtspielhaus die Lizenz zum Aufführen von Die dunkle Bedrohung entzogen wurde. Dass selbst die Trailer-Aufführung sich wirtschaftlich lohnen konnte, sah man daran, dass unzählige Fans in den USA den Ticket-Preis nur dafür zahlten und dann noch vor dem Hauptfilm den Saal wieder verließen.

Ob dieser Hype gerechtfertigt war, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass George Lucas für die Fans nicht nur einen neuen Blick auf das Star Wars-Universum ermöglicht, sondern zahlreiche Bonbons (wie E.T.s und Wookies im Senat der Republik) für die Zuschauer bereit hält. Visuell ist Episode I beeindruckend geraten, und überfordert die Zuschauer mit den farbenprächtigen, imposanten Aufnahmen, den opulenten Schlachtszenen und fremdartigen Planeten beinahe schon.
Dass die Geschichte dabei, trotz aller konstruierter politischer Verwicklungen, nicht so viel hergibt, wie sich viele Fans erhofft haben, ist zweifelsohne richtig, macht aber deutlich, dass es George Lucas bei Krieg der Sterne seit jeher um die reine Unterhaltung ging.


Fazit:
Waren die einen nach dem Kino-Besuch wie paralysiert, immerhin hatten sie das erste Kapitel der Vorgeschichte zu einer der erfolgreichsten Science-Fiction-Sagas der Film-Geschichte erlebt, machte sich bei anderen Enttäuschung breit.
Dabei bietet George Lucas erste Regie-Arbeit in 22 Jahren exzellent umgesetzte Unterhaltung mit zwei außergewöhnlichen Sequenzen – das Pod-Rennen und der finale Laserschwert-Kampf –, die beide in die Filmgeschichte eingangen sind. Abgesehen davon wird Die dunkle Bedrohung zwar nie langweilig, vermag jedoch selten richtig mitzureißen, versprüht dafür aber das bekannte und lange vermisste Star Wars-Flair.
Zugegeben, die Dialoge und die Darsteller-Leistungen orientieren sich nur im Mittelfeld, die opulenten und faszinierend detaillierten Bilder, der erdrückende und facettenreiche Ton, sowie die Fülle an Eindrücken, die in jeder Sekunde über die Bildfläche flimmern, trösten darüber allerdings mühelos hinweg.
Obwohl Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung inhaltlich und dramaturgisch Potential verschenkt, liefert der Film perfekt gemachtes Unterhaltungskino, das die Prequel-Trilogie der Saga effektvoll einleitet.