Lethal Weapon 4 - Zwei Profis räumen auf [1998]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. September 2004
Genre: Action / Komödie / Thriller

Originaltitel: Lethal Weapon 4
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Richard Donner
Musik: Michael Kamen, Eric Clapton, David Sanborn
Darsteller: Mel Gibson, Danny Glover, Joe Pesci, Rene Russo, Chris Rock, Jet Li, Steve Kahan, Kim Chan, Darlene Love, Traci Wolfe, Eddy Ko, Damon Hines, Ebonie Smith, Mary Ellen Trainor


Kurzinhalt:
In der Hoffnung, dass sie sich nun von der Straße fernhalten, auf der sie nur Verwüstung angerichtet haben, befördert Captain Murphy (Steve Kahan) die beiden Cops Roger Murtaugh (Danny Glover) und Martin Riggs (Mel Gibson) zu Captains. Als sie jedoch auf einer Bootstour mit Leo Getz (Joe Pesci) ein Flüchtlingsboot aus Asien entdecken, forschen sie weiter und stoßen auf Machenschaften der chinesischen Triaden, die in Los Angeles operieren.
Einer ihrer Untergebenen, Wah Sing Ku (Jet Li), entführt die Flüchtlingsfamilie von Hong (Eddy Ko), den Murtaugh bei sich aufgenommen hat. Auf der Suche nach dem Grund für die Entführung benötigen die beiden Polizisten nicht nur die Hilfe von Leo, sondern auch von Lee Butters (Chris Rock), der an Roger ein seltsam großes Interesse zu haben scheint. Unterdessen ist Lorna Cole (Rene Russo) mit Riggs erstem Baby schwanger.


Kritik:
Als Michael Kamen am 15. April 1948 geboren wurde, hätte niemand geahnt, was für ein musikalisches Talent in ihm schlummerte. 1965 schloss er die "High School of Music & Art" in New York ab. Eine von ihm mitgegründete Band steuerte gar einen Titel für den Rock-Western-Film Zachariah [1971] bei, was Kamen letztlich die Tür für Hollywood öffnete. Doch konzentrierte sich der Komponist vorerst mit ganzer Kraft auf das Ballett, ehe er (unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit der Rock-Band Pink Floyd an ihrem Sensationsalbum "The Wall") wieder nach Hollywood gezogen wurde. Seine Begabung bemerkte man dort auch durch unscheinbare Scores wie Stephen Kings Dead Zone [1983], der an sich eine Neuinterpretation und Abwandlung der "2. Symphonie" des finnischen Komponisten Jean Sibelius darstellt. Auch mit Brazil [1985] überraschte er nur wenig später und stimmte ganz andere Töne an. Mit seiner genreprägenden Arbeit für Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis [1987] und wenig später Stirb langsam [1988], erlangte er den Ruf eines Actionkomponisten, was sein Talent jedoch in einen Rahmen schnüren möchte, für den es viel zu groß ist. Zwar überraschte er in den beiden Filmreihen mit einer fast schon operettenhaften Musikuntermalung, die auch die Art Motive und Themen nutzte, die einst John Williams mit Star Wars – Krieg der Sterne [1977] in die Filmmusik eingeführt hatte, allerdings überzeugte Kamen immer wieder mit einer gänzlich anderen Musik, wobei er auch stets seine Verbindung zum Rock aufrecht erhielt und beispielsweise mit der Rockgruppe Metallica an "S&M" gearbeitet hat. Auch mit Legenden wie Sting, Bob Dylan und (nicht erst dank Lethal Weapon) Eric Clapton arbeitete er zusammen. Für seine Komposition an den Filmsongs zu Robin Hood - König der Diebe [1991] und Don Juan de Marco [1995] (beide mit Bryan Adams) wurde er je für den Oscar nominiert, durfte die Trophäe aber nie mit nach Hause nehmen.
Die Auswahl seiner Arbeiten veränderte sich zusehends, so war er Ende der 1990er unter anderem für einige Komödien verantwortlich, lieferte für X-Men [2000] einen der subtilsten und differenziertesten Scores, die es je für einen Comic-Film gegeben hatte und überzeugte durch ungewöhnliche Projekte wie Event Horizon - Am Rande des Universums [1997] in Zusammenarbeit mit der Gruppe Orbital. Für seinen bewegenden Score zur Anti-Kriegs-Miniserie Band of Brothers – Wir waren wie Brüder [2001] wurde er mit dem "BMI Film & TV Award" ausgezeichnet, wie schon für zahlreiche Werke zuvor. Im Kino war er zuletzt unter anderem mit seinem Soundtrack für Kevin Costners Open Range – Weites Land [2003] zu hören; und doch hatte ihn selbst kaum eine Arbeit so sehr beeinflusst wie die musikalische Untermalung des Dramas Mr. Holland's Opus [1995]. Nur ein Jahr später gründete er die "Mr. Holland's Opus Foundation", die durch Spenden Schulen und andere öffentliche Einrichtungen mit Instrumenten versorgt und ihnen die Welt der Musik näher bringen möchte. Für sie veranstaltete Kamen mehrere Konzerte und lud Kollegen und Freunde ein, auf der Bühne mitzuspielen.
Für seine Beteiligung an Lethal Weapon 4 sagte Kamen die Arbeit an Mit Schirm, Charme und Melone [1998] ab, für den er auch schon einige Stücke komponiert hatte. Über seine Arbeit zum kommenden vierten Actionfilm der Reihe von Regisseur Richard Donner meinte Kamen Folgendes: "Es ist wie ein wahr gewordener Traum! Ich habe mit David Sandborn schon zusammengearbeitet, als wir noch kleine Kinder waren und wir haben seit 30 Jahren zusammen in Bands gespielt. Eric [Clapton] und ich sind noch nicht so lange befreundet, aber immerhin seit 1985. ... Lethal Weapon ist immer ein Familientreffen, und dieser Teil ist keine Ausnahme. Ich werde für Lethal Weapon 125 bereit sein, wenn sie den Film machen wollen."
Hierzu kam es leider nicht. Am 18. November 2003 starb Michael Kamen in London an einem Herzanfall – und mit ihm eines der größten Talente unter Hollywoods Komponisten. Er hinterließ zwei Töchter, Sasha und Zoe, seine Ehefrau, Sandra Keenan, und viele Fans weltweit, die seine Musik vermissen, welche uns immerhin über drei Jahrzehnte alle möglichen Emotionen nahebrachte und immer die richtige Note traf.

Für das Komponisten-Trio Kamen, Clapton und Sanborn (der hier aber weniger zum Tragen kommt, als in den letzten beiden Filmen) markierte Lethal Weapon 4 die insgesamt dritte Zusammenarbeit; und dabei war es ihre größte Herausforderung, überhaupt einen Score für den Film zu schreiben. Auf Grund der anhaltenden Verzögerungen beim Dreh – aber nicht, weil logistisch etwas nicht geklappt hätte, sondern weil das Team so viel Spaß hinter der Kamera hatte, dass davor alles länger dauerte – hatten die Musiker nicht wie bei einer solchen Produktion üblich zwei bis drei Monate Zeit, den Soundtrack zu verfassen und einzuspielen, sondern nur drei Wochen. Eine Herausforderung der sie, eben weil sie gleichermaßen eingespielt waren wie Regisseur Richard Donner mit den Hauptdarstellern Danny Glover, Mel Gibson und Joe Pesci am Set, jedoch mühelos gewachsen waren.
So verwendet Kamen hier ganz bewusst und passend viele asiatische Klänge, ohne klischeehafte Themen zu kopieren, und verleiht damit den Actionszenen, darunter auch dem furiosen Finale samt Zweikampf und der ersten Verfolgungsjagd durch Chinatown einen ganz eigenen Touch, der viel zum Ambiente des Films beiträgt. Die gewohnten Themen für Martin Riggs, Murtaugh und auch das verspielte Motiv für Pesci aus dem dritten Film dürfen dabei nicht fehlen. Die bekannten Actioncues aus Teil zwei und drei werden hier dafür nicht so stark eingebunden. Der Score macht nichtsdestotrotz einen verspielten Eindruck und reflektiert so das Geschehen sehr gut. Wie viel er zum Ambiente beiträgt merkt man erst, wenn man sich B-Roll-Aufnahmen, also Hintergrundaufnahmen der Szenen ohne Musik ansieht. Dank Sanborns Saxophon und Claptons unverwechselbarer Gitarre trägt auch der letzte Lethal Weapon-Film die eindeutige musikalische Handschrift der Künstler, die als Wiedererkennungswert unverzichtbar ist.
Nicht nur für die kurze Zeit, in der die Macher den Score produzieren mussten, ist das Endergebnis ein Erfolg, auch im Vergleich zu anderen Scores überzeugt Lethal Weapon 4 mit einer passenden, leichtfüßigen und doch – durch die themenbezogenen Melodien – hintergründigen Musik, die sich auch zum Hören ohne den Film eignet.

Der vielleicht einzige Aspekt des Films, der einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt, ist das Skript aus der Feder von Channing Gibson, basierend auf einer Story von Jonathan Lemkin, Alfred Gough und Miles Millar, das gar zwei Geschichten zu einer verwebt: Einerseits die Story um die chinesischen Triaden, andererseits ein Drama um Flüchtlinge und Menschenhandel, der heute so aktuell ist wie eh und je. Dabei ist der Versuch zwar ehrbar und scheint auf Grund der ähnlich gelagerten Thematik auch nicht abwegig, da jedoch die dramatischere Story nach den ersten 30 Minuten keine Rolle mehr spielt und sich der Autor stattdessen auf die Thrillerstory konzentriert, wirkt der Versuch trotzdem halbherzig. Ob es beim Dreh zudem ein existierendes Drehbuch gab, darüber gibt kaum einer der Beteiligten heute Aufschluss. Kurz nachdem der Film vor elf Jahren im Kino lief machten Gerüchte die Runde, dass das Skript nur aus einer Reihe von Actionpassagen bestanden hätte und die Dialoge großteils improvisiert seinen.
Auch hier gibt ein Blick auf das Hintergrundmaterial Aufschluss, dort sind die meisten Dialogszenen nämlich anders zu sehen, als sie letztendlich im Film gelandet sind. Ob man für ein solches Drehbuch wirklich so viele Autoren benötigt, sei dahingestellt, die Story bietet genügend Substanz, um die Zuschauer mit einer Menge witziger Sprüche und einigen der besten Actionszenen des Genres bei Laune zu halten. Bereits der Anfang mit dem Pyromanen überzeugt durch mehr Aufwand und Einfallsreichtum, als es die Höhepunkte manch anderer Actionfilme tun.
Dass sich die Vorlage trotzdem Zeit für kleine, speziell diese Reihe betreffende Momente nimmt, ist ein kaum schätzbarer Pluspunkt und trägt unheimlich viel zur Atmosphäre bei. So spielt hier auch Murtaughs trautes Heim erneut eine gewichtige Rolle. Wurde es im ersten Film von einem Drogenhändler mit einem Auto demoliert, fand im zweiten sogar ein Kampf im Haus statt. Im dritten Film durfte es ruhen, ehe es hier zum letzten Mal in Aktion tritt. Und auch die kleinen Momente zwischen den Figuren, sei es nun zu Beginn die Szenen zwischen Martin und Lorna, oder die Tatsache, dass man nach den "Trockenausflügen" der vorangegangenen Filme nun Murtaughs Boot endlich in Fahrt sehen darf, zeichnen das Skript aus. Nicht nur deshalb erfüllt es zumindest das Mindestmaß an Anspruch und wäre in den Händen anderer Beteiligten sicher kein derartiger Erfolg gewesen. Inhaltlich ist es dennoch die schwächste Vorlage für einen der vier Lethal Weapon-Filme, auch wenn Kenner der Vorgänger all bekannten und notwendigen Versatzstücke der Reihe wieder erkennen werden.

Wieder bekommt jeder Darsteller, und auch noch so kleine Nebencharaktere, die inzwischen einfach zur "Familie" der Crew gehören, eine eigene Szene zugeschrieben. Fans der ersten Teile dürfen sich also auf ein erneutes Auftreten von Polizeipsychologin Mary Ellen Trainor freuen, die hier so witzig wie nie zuvor agieren darf. Auch Steve Kahan bekommt als Polizeichef Ed Murphy wieder ein paar Momente eingeräumt und darf am Schluss mit auf das Familienfoto.
Wenn man bedenkt, dass immerhin zwölf Jahre zwischen dem ersten und dem vierten Film liegen, dann ist es mehr als nur ein Wunder, dass die Macher für alle vier Filme dieselben Nebendarsteller verpflichten konnten. So wird auch Murtaughs Familie, bestehend aus Darlene Love, Traci Wolfe, Damon Hines und Ebonie Smith von denselben Schauspielern verkörpert, wie in den übrigen drei Filmen. Dies trägt nicht nur ungemein zur Atmosphäre bei, sondern ermöglicht es auch, dass man sich als Zuschauer als Teil dieser Filmfamilie wähnt, immerhin hat man sie über die ganzen Jahre hinweg aufwachsen sehen.
Dabei verleugnet Lethal Weapon 4 die Geschehnisse des dritten Teils nicht einfach, sondern bietet auch bei den Charakterentwicklungen neue Aspekte, weswegen man sich über ein erneutes Erscheinen von Rene Russo freuen darf, die hier jedoch deutlich weniger zu tun hat als im Vorgänger. Ihre Momente mit Mel Gibson gehören dabei zwar zu den wichtigsten, die übrigen zeigen sie zumindest nochmals in Aktion, wie man es aus Teil drei gewohnt ist.
Aus den beiden vorherigen Filmen bekannt ist Joe Pesci, der neben vielen witzigen Momenten hier auch einige ernste spielen darf, die ihm überraschenderweise ebenso gut stehen. Gerade sein Monolog am Ende des Films, zusammen mit seiner dezenten und überzeugenden Mimik sind mit die stärksten Szenen von Lethal Weapon 4, obgleich er mit seinem "Okay, okay" denselben quirligen Eindruck einer charmanten Nervensäge macht, wie bei seinen bisherigen Auftritten. Ergänzt wird er zudem durch Chris Rock, der vor seiner Filmkarriere als Stand-up Comedian tätig war und auch drei Jahre bei Saturday Night Live [seit 1975] auftrat. Doch für seine komödiantische Ader gibt er sich hier überraschend ernst, ehe er in der zweiten Hälfte des Films mit vielen coolen, witzigen Sprüchen überzeugt. Auch wenn er als Darsteller nicht allzu viel zu tun hat, man sieht ihm sein Engagement an.
Ebenfalls neu ist hier Jet Li als enigmatischer, wortkarger Bösewicht Wah Sing Ku. Obwohl der chinesische Darsteller nur sieben Jahre jünger ist als Mel Gibson, ergaben sich beim Dreh einige Komplikationen mit den Kampfszenen. Li ist nicht nur Weltmeister asiatischer Kampftechniken, er gewann seine erste Goldmedaille bereits im Alter von 11 Jahren und hat seine Fähigkeiten seitdem stetig weiter trainiert. Zwar kommt ihm eben diese Körperbeherrschung beim Film gelegen, allerdings bewegte er sich so schnell, dass Gibson und Glover nicht schnell genug reagieren konnten. Manche der Kampfszenen mussten darum in Slow-Motion aufgenommen und anschließend schneller abgespielt werden. Auf Grund seiner stoischen und beherrschten Ausstrahlung zählt Li zu den besten Widersachern, die es in der Filmreihe zu bewundern gibt. Seine Kampftechnik sorgt für offenes Staunen und die Einstellung, in der er mit einer Handbewegung eine Beretta 92 demontiert, ist schlichtweg umwerfend choreografiert. Dieser Trick funktioniert tatsächlich, allerdings wurden einige Maßnahmen hierfür schon vor dem Dreh der Szene an der Waffe vorgenommen, um die Bewegung noch flüssiger aufzuzeigen. Darstellerisch ist er zwar nicht stark gefordert, ist seiner Rolle – das kann man beim Finale beobachten – aber auf jeden Fall gewachsen. In solchen Rollen würde man den Darsteller gern häufiger sehen, anstatt dass er sein beeindruckendes Talent in "billig" anmutenden Reißern wie Romeo Must Die [2000] verschwendet.
Zu guter Letzt sind natürlich wieder Mel Gibson und Danny Glover mit dabei, die hier einmal mehr ihre freundschaftliche Beziehung pflegen durften und dafür auch noch bezahlt wurden. Dass sie beide mehr als nur gut aufgelegt sind merkt man schon bei der ersten Einstellung. Der Auftakt des Films ist nicht nur einfallsreich und skurril, sondern so witzig, dass man vor lauter Lachen kaum mehr Luft bekommt. Auch die übrigen, lebhaften Dialoge der beiden stehen dem in nichts nach, obwohl es immer wieder ernste Momente gibt, in denen sie ebenso glänzen. Dass beide auch unabhängig voneinander etwas zu tun bekommen, dafür ist mit Lornas Schwangerschaft und der Geschichte um die Hongs gesorgt. Ihre darstellerischen Leistungen bewegen sich wie gewohnt auf einem sehr hohen Niveau, auch wenn beide in der Reihe schon forderndere Szenen hatten. Ein Glanzlicht sind in diesem Film übrigens die Szenen nach dem eigentlichen Finale, und wer sich von der Atmosphäre am Set überzeugen will, der muss nur den Abspann abwarten.
Der Cast ist einmal mehr in bester Spiellaune und dank der beiden Hauptakteure Glover und Gibson bekommen auch alle ihre Szenen zugeschrieben, ohne dass die großen Stars des Films ihnen diese streitig machen würden. Die ausgelassene und spaßige Atmosphäre hinter der Kamera überträgt sich auf die Leinwand in das Spiel der Beteiligten; besser hätte man hier nichts machen dürfen und können.

Nachdem Jan de Bont die Kamera nach Lethal Weapon 3 [1993] an den Nagel hing, musste Regisseur Richard Donner notgedrungen auf einen neuen Kameramann umsteigen und fand in Andrzej Bartkowiak einen begabten Fotografen, der in diesem Beruf deutlich besser schien, als er inzwischen als Regisseur (Romeo Must Die). Kein Wunder also, dass sich gerade die Actionszenen im Regen als einige der besten herausstellen, die es bislang in der Reihe zu sehen gab. Sei es der feuergefährliche Auftakt, oder aber der harte Zweikampf zum Schluss (die FSK-Freigabe nicht unter 18 Jahren ist mehr als nur berechtigt), man hat als Zuschauer stets die Übersicht und ist doch mitten im Geschehen.
Ein unbestrittenes Highlight ist jedoch die Autoverfolgungsjagd auf dem Freeway, die nicht nur mit herausragenden Stunts aufwartet, sondern auch exzellent gefilmt ist (sie wurde übrigens wirklich auf einem Freeway bei Las Vegas gedreht, da die Crew nirgendwo sonst eine Drehgenehmigung bekam). Schon deshalb versteht man als Zuschauer nicht, woran es bei anderen Filmen so häufig scheitert.
Temporeich und doch nicht zu hektisch geschnitten, übersichtlich, aber nah am Geschehen – Regisseur Donner zieht hier einmal mehr alle Register und zeigt, dass 68 kein hohes Alter für einen Regisseur ist. Gleichzeitig lässt er seinen Darstellern aber Raum für Experimente, ermutigt sie zur Improvisation und erlaubt es dadurch, dass sich eine Dynamik in den Gesprächen entwickelt, die geskriptet so nicht möglich wäre.
Handwerklich gibt es nichts zu bemängeln, nebst den Actionpassagen sind auch die Dialoge und die witzigen Szenen erstklassig eingefangen und verwöhnen das Auge mit einem Cinemascope-Format, das jede einzelne Einstellung ausnutzt. Dank der exzellenten Ausleuchtung sind auch die Nachtaufnahmen ein Augenschmaus und wirken nie zu dunkel. Den Beteiligten kann man nur gratulieren, sie haben das Niveau der bisherigen Filme mühelos gehalten.

Dass sich die Figuren und Darsteller in den Jahren seit dem ersten Film entwickelt haben, sieht man zwar deutlich, aber gerade das trägt zum Flair des Films bei. Wer sich aber die Cover der DVDs genauer ansieht wird auch feststellen, dass sich die Plakate zu den Filmen über die Jahre geändert haben – abgesehen davon, dass immer mehr Figuren darauf zu sehen sind. So hält auf dem Cover des ersten Films Danny Glover eine Waffe in der Hand, beim zweiten Film nur Mel Gibson. Beim dritten Teil halten sie beide je eine Waffe und auf dem Plakat zum vierten Film hält gar niemand eine; wer sich nun an die Plakate im Polizeipräsidium in Lethal Weapon 4 erinnert, in denen sich die Macher für ein Verbot der Waffenlobby NRA aussprechen, begreift wohl auch wieso.
Fans der Reihe werden sich an vielen Szenen gar nicht satt sehen können, so viele Details und Insiderwitze haben sich im Film versteckt – dabei scheint es der Produktion nicht geschadet zu haben, dass man erst sieben Monate vor Kinostart zu drehen begann und der Film in wenigen Wochen fertig geschnitten wurde. Zwar ist er inhaltlich nicht so ausgereift wie die vorherigen Titel (von denen Teil zwei immer noch am komplexesten ausfällt), aber trotzdem steckt viel Liebe zum Detail in der Produktion.

Auch wenn nie gesagt wurde, dass dies der letzte Teil der Reihe ist, insgeheim waren sich sowohl die Fans, wie auch die Macher darüber im Klaren. Da Stammbeteiligte wie Michael Kamen inzwischen gar nicht mehr am Leben sind, kann man auch nur hoffen, dass es keine Fortsetzung geben wird. Dass die Crew mit diesem Teil abschließen möchte, merkt man auch an dem liebevoll gestalteten Abspann, in dem man Fotoaufnahmen sämtlicher Beteiligten des Films zu sehen bekommt, vor und hinter der Kamera.
Für die Zuschauer ist dies ein passender und würdevoller Abschluss einer Reihe, die sich dadurch auszeichnete, dass sich die Beziehung zwischen den Charakteren nie wirklich geändert hat. Es wäre ein katastrophaler Fehler gewesen, die Partnerschaft von Riggs und Murtaugh zu vergiften, denn gerade auf Grund ihrer nachvollziehbaren Beziehung funktionieren die Filme so gut. Zwar wartet der letzte Teil nicht mit einer umwerfenden Story auf, dafür gibt es neben erstklassigen Charaktermomenten aber auch eine mitreißend inszenierte und hervorragend choreographierte Actionpassage nach der anderen, die viele andere Filme (ob älter oder neuer) in den Schatten stellen.


Fazit:
Richard Donner schart ein letztes Mal die Crew um seine Hauptakteure Mel Gibson und Danny Glover um sich, verpasst den Figuren einen letzten Schliff, der ihre Entwicklung seit dem ersten Teil gekonnt und verständlich weiterführt und verwöhnt den Zuschauer neben herausragender Action und witzigen Momenten am laufenden Band mit dem besten Buddy-Team, das es bisher auf der Leinwand zu sehen gab.
So wird das Buch der Lethal Weapon-Filmreihe nach zwölf Jahren geschlossen, was man als Zuschauer mit einem lachenden und einem weinenden Auge bezeugt. Einerseits ist klar, dass es wohl nie wieder eine Filmreihe wie diese geben wird, die mit so leichtfüßiger und doch anspruchsvoller Unterhaltung den Zuschauer an sich bindet. Andererseits darf man dankbar sein, dass die Macher es zuließen, dass man sich als Zuschauer als Teil der Familie gefühlt hat.
Neben einem gelungenen Abschluss bietet der Film all das, was man an der Reihe schätzen gelernt hat – und noch viel mehr.