Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2 [2011]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Juli 2011
Genre: Fantasy / Action / Drama

Originaltitel: Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: David Yates
Musik: Alexandre Desplat
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Ralph Fiennes, Alan Rickman, Helena Bonham Carter, Jason Isaacs, Helen McCrory, Tom Felton, Bonnie Wright, Matthew Lewis, Maggie Smith, Jim Broadbent, Ciarán Hinds, Robbie Coltrane, Gary Oldman, Michael Gambon, Evanna Lynch, David Thewlis, Julie Walters, Mark Williams, James Phelps, Oliver Phelps, Emma Thompson, Warwick Davis, John Hurt


Kurzinhalt:
Wenige Horcruxe fehlen noch, bis Lord Voldemort (Ralph Fiennes) endlich verwundbar genug ist, um ihn direkt anzugreifen. Doch nachdem Harry (Daniel Radcliffe), Ron (Rupert Grint) und Hermione (Emma Watson) in die Schatzkammer von Bellatrix Lestrange (Helena Bonham Carter) eingebrochen sind, erahnt der Lord endlich, worauf Harry aus ist. Um dem zuvorzukommen, ruft Voldemort all seine Todesser zusammen und beginnt mit einem Sturm auf die Hogwarts-Schule. Der dortige Schulleiter Professor Snape (Alan Rickman) wird schließlich durch Professor McGonagall (Maggie Smith) zum Rückzug gezwungen und die Schule mit den mächtigsten Schutzzaubern belegt. Doch ewig werden sie Voldemorts finsterer Magie nicht standhalten können, zumal er nun im Besitz des mächtigsten Zauberstabs aller Zeiten ist.
Harry beginnt indes mit der Suche nach dem letzten Horcrux, während Ron und Hermione einen Weg suchen, sie überhaupt zu zerstören. Bis es soweit ist, dass Harry eine letzte Konfrontation mit Voldemort bevorsteht, muss er jedoch noch eine schreckliche Wahrheit erfahren, welche die Aufgabe, die vor ihm liegt, beinahe unlösbar erscheinen lässt ...


Kritik:
Zehn Jahre, nachdem Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson die Rollen von Harry Potter, Ron Weasley und Hermione Granger übernahmen, endet ihre Reise in Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2, dem (vorerst) letzten Teil der Reihe. Von ihrer kindlichen Unbeschwertheit ist ihnen kaum etwas geblieben, wie auch dem Universum der Reihe nicht, die mit jedem Jahr düsterer und bedrohlicher wurde. Die Figuren mussten erwachsen werden, während das personifizierte Böse Harry nach dem Leben trachtete und er doch gleichzeitig der einzige ist, der es besiegen kann. Wie es scheint ist das Opfer, das er hierfür erbringen muss jedoch ein höheres, als er vermutet hatte – und eines, das sein ehemaliger Mentor, der Schulleiter Dumbledore, lange vor ihm verheimlichte. Es verwundert also nicht, dass insbesondere die ersten Minuten von der Stimmung her an eine Bibelverfilmung erinnern, wozu auch die Musik von Alexandre Desplat beiträgt, der im Verlauf der zwei Stunden aber erfreulicherweise den Bogen zu den ursprünglichen Harry Potter-Themen schlägt und damit die Reihe auch so zu einem gelungenen Abschluss bringt.

Seit Jahren bereits vertröstet die Saga um den verwaisten Zauberlehrling auf ein Finale, auf eine letzte Konfrontation zwischen Gut und Böse, die bislang aber nie zufriedenstellend eingetreten ist. Im zweiten Teil von Die Heiligtümer des Todes ist es endlich soweit: Lord Voldemort schickt seine Legion von Todessern und alle möglichen anderen bösen Kreaturen, die sich ihm angeschlossen haben, auf eine letzte Schlacht zur Schule von Hogwarts, wo sein Vertrauter, Professor Snape, inzwischen die Geschäfte leitet. Nachdem Voldemort den mächtigsten Zauberstab der Welt an sich gebracht hat, ist er darauf aus, Harry Potter endgültig zur Strecke zu bringen. Dieser ist seinerseits weiter auf der Suche nach den letzten Horcruxen, den magischen Objekten, in denen Voldemort vor so langer Zeit seine Seele versteckt hat. Erst wenn sie vernichtet sind, hat Harry eine Chance, Voldemort zu töten – nur ist der Junge dazu überhaupt in der Lage?
Man müsste sich alle bisherigen Filme nochmals ansehen, möchte man wissen, ob Harry, Ron oder Hermione es je ausgesprochen hatten, doch Harry meint hier tatsächlich, er wolle seinen Erzfeind töten. Und zusammen mit der Überzeugung in seiner Stimme nimmt man sein Vorhaben durchaus ernst. Bis dahin gilt es noch den ein oder anderen Horcrux zu finden, und sogar Harrys Mitschüler Draco Malfoy, dessen Eltern enge Gefolgsleute von Voldemort sind, muss noch eine Lektion lernen. Mobilisiert die Lehrerin McGonagall jedoch erst einmal das Inventar von Hogwarts zur Verteidigung der Schule, ahnt man durchaus, dass hier eine epische Schlacht bevorsteht. Was folgt ist zuerst ein Aufeinandertreffen der Mächte des Guten und des Bösen, ehe sich schließlich Harry und Voldemort persönlich gegenüber sehen.

Aus dem passiven, davonlaufenden Jungen ist schließlich ein Kämpfer geworden, dessen Dreitagebart natürlich erscheint, und der alle Eigenschaften eines Helden besitzt, bis hin zu der, sich selbst für seine Sache zu opfern. Aus dem jungen Daniel Radcliffe ist ein junger Mann geworden, der die Rolle mit einem Charme ausfüllt, den man vor Jahren bei ihm so noch nicht beobachten konnte. Damit stellt er auch seine jungen Ko-Darsteller in den Schatten, auch wenn sie alle verblassen, sobald Schauspieler wie Ralph Fiennes oder Alan Rickman, Helena Bonham Carter, Robbie Coltrane oder Maggie Smith vor der Kamera stehen. Die Filmreihe wartete seit jeher mit einer namhaften Besetzung auf, die kaum einen bekannten britischen Darsteller ausließ. Sie alle wenn auch nur kurz in den letzten zwei Stunden in Aktion zu sehen, erinnert einen an die vorangegangen Abenteuer. Harry Potter und die Heiligtümer des Todes besitzt eine Endgültigkeit, die lediglich durch den unnötigen Epilog gestört wird, der die Geschichte weitererzählt, wenn sie schon hätte enden sollen.
Ralph Fiennes gelingt es dabei trotz seiner anstrengenden Maske, einen so übermächtigen und überwältigenden Antagonisten zu präsentieren, dass Harry Potter keine andere Wahl hat, als ihm ebenbürtig zu werden, möchte er nicht unter ihm zusammenbrechen. Alan Rickman hingegen, der seit jeher mit seiner subtilen Darbietung die interessantesten Momente der Filmreihe innehatte, belegt hier, weshalb es eine richtige Entscheidung war, seine Figur nicht aus dem Auge zu verlieren. Er veredelt den letzten Akt wie kaum ein anderer Charakter.

Mit etwas mehr als zwei Stunden scheint auch der zweite Teil des Finales etwas zu lang, wenngleich nicht in dem Maße wie der erste. Für ein kindliches Publikum eignet sich das nach wie vor nicht, hier vielleicht noch deutlich weniger. Und wenn alles vorüber ist, muss man durchaus die Frage erlauben, was von der einnehmenden Magie des ersten Films übrig geblieben ist.
Als werkgetreue Umsetzung ist Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2 sehr gut gelungen. Es ist der einzige Teil der Reihe, der vollständig in 3D im Kino gezeigt wird, auch wenn es sich hierbei nur um eine nachträgliche Konvertierung handelt. Gedreht wurde das letzte Abenteuer nämlich auch in 2D. Ob man sich den Aufpreis für die dritte Dimension leisten möchte, oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Notwendig oder wirklich spektakulär ist die Konvertierung nicht geraten – dafür aber dunkler als 2D.


Fazit:
Geht Harry Potter noch einmal über die Schlachtfelder, die einst die Hogwarts-Schule ausgemacht hatten, sieht die Verwundeten und die Toten, die Zerstörung, die Lord Voldemort über den einzigen Ort gebracht hat, an dem sich Harry immer sicher gefühlt hatte, dann kann man nachvollziehen, wie sich der junge Zauberer fühlen muss, der hier seinem Schicksal gegenüber tritt. Nach zehn Jahren endet die Saga um den Jungen, der überlebte, in einem schicksalhaften Gefecht, das in keinem Fall einen eindeutigen Sieger kennt. Der Ausgang ist Kennern des Buches bekannt, die hier wieder viele Anleihen an die Reihe finden werden.
Interessenten sollten sich im Zaubereruniversum auskennen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Die vielen Figuren und das Einbeziehen vorangegangener Ereignisse machen Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2 erstaunlich komplex trotz der Laufzeit. Immer noch hat man das Gefühl, dass sich die Geschichte stellenweise wiederholt, doch fesselt uns das Schicksal der Figuren viel zu sehr, als dass man darüber nachdenken könnte. So endet die Reihe auf einem hohen Niveau, angeführt von einer charismatischen Besetzung, die namhafter nicht sein könnte. Aufwändig und perfekt gemacht, fehlt lediglich eine Empfindung am Ende im Vergleich zur Herr der Ringe-Reihe: die Wehmut angesichts der letzten Momente mit den Figuren. Vielleicht, weil die Autorin wie die Filmemacher nicht so ganz abzuschließen scheinen.