Die Biene Maja – Das geheime Königreich [2021]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Februar 2022
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Maya the Bee 3: The Golden Orb
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: Deutschland / Australien
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Noel Cleary, Alexs Stadermann
Musik: Ute Engelhardt
Stimmen: Coco Jack Gillies (Theresa Zertani), Benson Jack Anthony (Jan Delay), Frances Berry (Emilia Schüle), Christian Charisiou (Sasha), Tom Cossettini (Marius Clarén), Tess Meyer (Juana von Jascheroff), Justine Clarke (Sonja Deutsch), Jimmy James Eaton (Santiago Ziesemer), Shane Dundas (Constantin von Jascheroff), David Collins (Mario von Jascheroff), Callan Colley (Roland Hemmo), Cam Ralph (Axel Lutter)


Kurzinhalt:

Es ist Frühlingsanfang und Biene Maja (Coco Jack Gillies / Theresa Zertani) voller Tatendrang, noch ehe der Bienenstock durch die Frühlingssonne aufgeweckt wurde. Zusammen mit ihrem engsten Freund Willi (Benson Jack Anthony / Jan Delay) macht sie sich auf, die ebenfalls im Winterschlaf befindlichen Glühwürmchen aufzuwecken, doch richtet sie damit ein verheerendes Chaos an, so dass die Bienenkönigin (Justine Clarke / Sonja Deutsch) entscheidet, Maja und Willi zu trennen. Nur, wenn etwas Besonderes geschieht, würde sie es sich noch anders überlegen. Als Maja und Willi wenig später auf die Ameise Charlie (Tom Cossettini / Marius Clarén) treffen, die von drei Krachkäfern verfolgt wird, sieht Maja eine Möglichkeit, sich zu beweisen und willigt ein, für Charlie das königliche Ei von Grünblatt weit weg zum Bonsaiberg zu bringen, wo sein Volk droht, vom Stamm der Krachkäfer unter ihrem Anführer Bombulus (Christian Charisiou / Sasha) vertrieben zu werden. So machen Maja und Willi sich auf den Weg, wobei drei Käfer, darunter Bombulus’ Schwester Rumba (Frances Berry / Emilia Schüle), ihnen dicht auf den Fersen sind, um zu verhindern, dass das Ei zur Ameisenkolonie kommt. Unterwegs schlüpft aus dem Ei die Prinzessin der Ameisen, die Willi als ihren Papa ansieht …


Kritik:
Es gibt Familienfilme, die sich sowohl für Kinder wie auch für ältere Zuschauerinnen und Zuschauer eignen, und solche, die sich an eine der beiden Gruppen richten. Die Biene Maja – Das geheime Königreich, das inzwischen dritte Leinwandabenteuer der seit 2012 produzierten, gleichnamigen Neuauflage des bekannten Märchens, die anders als die Zeichentrickfernsehserie Die Biene Maja [1976-1980] nicht gezeichnet, sondern computeranimiert ist, ist ein ausgesprochener Kinderfilm, von dem ein erwachsenes Publikum nicht viel mitnehmen kann. Doch das ist kein Kritikpunkt und fällt letztlich deshalb nicht ins Gewicht, weil sich die Jüngsten hier durch eine Geschichte mit dem Herz am rechten Fleck unterhalten lassen können.

Hätte man mir in den letzten dreißig Jahren einmal erzählt, dass ich mir ein neues Abenteuer der Biene Maja auf der großen Leinwand anschauen würde, ich hätte wohl nur müde gelächelt. Dabei verdienen diese Geschichten ebenso viel Aufmerksamkeit wie diejenigen für Erwachsene, vielleicht sogar noch mehr, prägen sie ein junges Publikum womöglich ebenso, wie die Originalserie mir in Erinnerung geblieben ist. Erfreulicherweise sind die Verantwortlichen der Art und Weise, wie die Geschichten um die Titel gebende Heldin erzählt werden, treu geblieben. Insofern ist Das geheime Königreich trotz des modernen Looks ein beinahe klassisches Abenteuer mit Maja und Willi. Dabei steht er diesmal sogar lange Zeit im Vordergrund, selbst wenn es Maja ist, die das Chaos hervorruft, das sie auf ihre Reise schickt. Es beginnt am Frühlingsanfang, als Maja bereits voller Tatendrang darauf aus ist, den Bienenstock aus dem Winterschlaf zu holen und das Frühlingsfest vorzubereiten. Doch ihr Übermut sorgt dafür, dass der Sonnenstein des Bienenvolkes in mehr als ein Dutzend Scherben zersplittert und der Eingang zur Kolonie kaputt ist. Darum beschließt die Bienenkönigin, Maja und Willi zu trennen, denn nur wenn sie zusammen sind, geschieht ein solches Durcheinander. Einzig wenn etwas ganz Besonderes geschehen würde, könnte sie sich umstimmen lassen. Als die beiden wenig später auf die Ameise Charlie treffen, der von einer von Rumba angeführten Gruppe von Krachkäfern verfolgt wird, sieht Maja die Möglichkeit auf ein Abenteuer und gleichzeitig eine Chance, etwas Besonderes zu tun, um die Bienenkönigin zu überzeugen, dass sie und Willi unzertrennlich sind.

Charlie bittet sie, ein goldenes, königliches Ei zum entfernt gelegenen Bonsaiberg seines Volkes von Grünblatt zu bringen. Die Ameisen dort werden von den Krachkäfern bedroht, die den Berg für sich beanspruchen. Ihr Anführer ist Rumbas Bruder Bombulus, der sich gern als großer Sänger inszeniert. Darum gibt es bei Das geheime Königreich das ein oder andere Lied zu hören, die zwar inhaltlich nicht wirklich notwendig sind, aber am Ende zu einem Moment führen, der ganz jungen Zuschauerinnen und Zuschauern sicher gefallen wird. Eine bekannte Figur der Vorlage, die hier kaum auftritt, ist Grashüpfer Flip, der sich mit Charlie und der Lehrerin Frau Kassandra aufmacht, Maja und Willi zu helfen. Wie all das geografisch funktionieren soll, wurden Maja, Willi, das Ei und zwei Ameisen durch eine Pusteblume weit weggetragen, sei dahingestellt. Es ist ein Aspekt, mit dem sich der Film nicht aufhält und der dem Zielpublikum ebenfalls nicht auffallen wird. Auf dem Weg zu Charlies Ameisenvolk sind Maja und Willi nicht nur die drei Krachkäfer auf den Fersen, sie müssen fremde Länder erkunden, sich gegen angreifende Vögel wehren und unversehens schlüpft aus dem Ei die Prinzessin Smoosh, die Willi als ihren Vater sieht. Aus dem Umstand, dass Willi seine neue Vaterrolle nur widerwillig annimmt, gewinnt der Film ebenso viele amüsante Momente wie ein paar berührende Szenen, die die besondere Freundschaft zwischen Maja und Willi zum Ausdruck bringen.

Für Erwachsene verbergen sich hier zwar kaum Botschaften, für Kinder aber ist das eine manchmal temporeich amüsante Märchengeschichte mit einer schönen und versöhnlichen Botschaft am Ende. Dabei gerät die Verfolgungsjagd der Krachkäfer oder auch der Angriff der Vögel nie zu düster und bis auf einen scheinbar unausweichlichen Pups-Witz ist auch der Humor kindgerecht und im besten Sinne harmlos. Die eingangs majestätische Musik, die sich bedauerlicherweise nur selten an aus der alten TV-Serie bekannten Motiven orientiert, tröstet etwas darüber hinweg, dass es die deutsch-australische Koproduktion in Bezug auf das Aussehen nicht mit großen Animationsfilmen aufnehmen kann. Dennoch, der Look ist stimmig und bewegt sich spürbar über dem Niveau von animierten Fernsehserien, wobei einige wirklich schöne Bilder überraschen. So verhält es sich auch insgesamt mit Die Biene Maja – Das geheime Königreich, der als das, was er sein will, doch mühelos gelungen ist.


Fazit:
Die teils durchaus knuffigen Figuren erwecken zusammen mit bekannten Motiven den Charme der ursprünglichen Zeichentrickfiguren zum Leben und bestehen gleichzeitig für sich tadellos. Dass sich Filmemacher Noel Cleary an ein sehr junges Publikum richtet, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Entsprechend ist das dritte Leinwandabenteuer der Biene Maja niemals überdreht und zeigt kaum Gewalt. Obwohl die Konfrontation am Ende auf einen Kampf hinauszulaufen scheint, findet die Geschichte einen anderen Weg, die Situation aufzulösen. Das heißt aber auch, dass hier mehr gesungen wird, als notwendig, und dass Erwachsene nicht viel für sich selbst entdecken können. Doch müssen sie sich wenigstens über nichts ärgern, während Kinder sich ansprechend unterhalten lassen können. Die Biene Maja – Das geheime Königreich erzählt ein zwar absehbares, aber warmherziges Abenteuer der beiden unzertrennlichen Bienen, auf deren Weg der oft ängstliche Willi erkennen darf, dass auch in ihm ein Held schlummert, während Maja mehr auf ihren Freund Rücksicht nehmen sollte. Das mag nach nicht viel klingen, doch es sind Lehren, die man nicht nur einem Kinderpublikum gar nicht oft oder früh genug vermitteln kann. Das gelingt hier überaus gut.