Diamantenfieber [1971]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. Juli 2013
Genre: Action / Thriller / Komödie

Originaltitel: Diamonds Are Forever
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 1971
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Guy Hamilton
Musik: John Barry
Darsteller: Sean Connery, Jill St. John, Charles Gray, Lana Wood, Jimmy Dean, Bruce Cabot, Putter Smith, Bruce Glover, Norman Burton, Joseph Fürst, Bernard Lee, Desmond Llewelyn, Leonard Barr, Lois Maxwell, Margaret Lacey, Joe Robinson


Kurzinhalt:
Nachdem er Ernst Stavro Blofeld (Charles Gray) über den ganzen Globus hinweg verfolgt hat, gelingt es dem britischen Geheimagenten James Bond (Sean Connery), Blofeld zu stellen. Nach seiner erfolgreichen Mission erhält Bond von seinem Vorgesetzten M (Bernard Lee) den Auftrag, den Schmuggel von Diamanten aufzuklären. Hierfür reist er nach Holland, wo sich Bond als Schmuggler ausgibt und Kontakt mit der Mittelsfrau Tiffany Case (Jill St. John) herstellt. Auf der Suche nach den Verantwortlichen im Hintergrund, gerät Bond unter anderem ins Visier der Attentäter Mr. Kidd (Putter Smith) und Mr. Wint (Bruce Glover). Auch der zurückgezogen lebende Milliardär Willard Whyte (Jimmy Dean) ist in die Vorkommnisse verwickelt.
Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, umso verworrener werden sie und führen Bond unter anderem auf ein Testgelände in der Wüste von Nevada. Wie es scheint, werden die Diamanten für eine geheime Operation eingesetzt, bei der einmal mehr die Sicherheit der ganzen Welt auf dem Spiel steht ...


Kritik:
Nachdem George Lazenby nach nur einem Film die Rolle des Geheimagenten 007 wieder an den Nagel hängte, gelang es mit einem unwiderstehlichen Angebot, Sean Connery für Diamantenfieber nochmals zu gewinnen. An ihm liegt es nicht, dass der siebte Film der Reihe zu den schwächsten der frühen Filme gehört. Im Gegenteil, ihm passt die Figur des süffisanten und sarkastischen Spions nach wie vor wie angegossen. Aber auch wenn die Macher sichtlich darum bemüht sind, mit vielen verschiedenen Schauplätzen und aufwändigen Sets zu trumpfen, ihre Geschichte ist zu lang und Bonds Gegner eigentlich nicht der Rede wert.

Dabei hätte nach dem tragischen Ende von Im Geheimdienst Ihrer Majestät [1969] die Entscheidung nahe gelegen, Bond auf die Jagd nach Ernst Stavro Blofeld zu schicken. Doch was sich dahinter an Ermittlungsarbeit verbirgt, wird in den ersten Momenten ebenso schnell wie plump gezeigt. Und stehen sie sich im Teaser noch gegenüber, verweist kein Wort darauf, was mit Tracy im Film zuvor geschehen, oder wie persönlich die Angelegenheit für James Bond nun ist. Schlimmer noch, scherzt Miss Moneypenny, dass sie von Bond gern einen Verlobungsring erhalten möchte – denkt man einmal darüber nach, zu welch unpassendem Zeitpunkt diese Bitte kommt, kann man als Zuseher nur den Kopf schütteln.
Die Story um Blofelds Pläne, die dem Titel des Films entsprechend Diamanten umfassen, ist zur Zeit des Kalten Krieges durchaus aktuell und bringt eine gefürchtete Bedrohung zum Ausdruck, die sehr ähnlich in einem dreißig Jahre späteren Film um den Agenten wieder aufgegriffen werden wird. Von seinem Vorgesetzten M erhält Bond den Auftrag, den Schmuggel von Diamanten zu untersuchen, der ihn unter anderem in die Arme von Tiffany Case führt. Sie ist nur eine Mittelsperson, aber wer immer hinter dem massenhaften Diebstahl der Edelsteine steckt, scheint seine Spuren verwischen zu wollen. Immer mehr Mittelsmänner und –frauen finden urplötzlich den Tod. Tiffany selbst entkommt ihm nur, weil die Angreifer sie mit einer anderen Frau verwechseln. Dahinter steckt schließlich Blofeld selbst, dem es gelungen ist, täuschend echte Doppelgänger zu erschaffen.

Wie all das mit dem Verschwinden des Milliardärs Willard Whyte zusammenhängt, macht zwar innerhalb des Films durchaus Sinn, doch kann man sich danach kaum mehr daran erinnern. Auch ist fraglich, weswegen es Bond gleich mit einer Handvoll Bösewichtern zu tun bekommen muss. Neben Blofeld trifft er auf die in Kampfkunst trainierten Damen Bambi und Klopfer, was zu einer der unterhaltsamsten Momente des Films führt, und auf Mr. Kidd und Mr. Wint. Ein homosexuelles Attentäterpaar in einem Bond-Film vorzufinden ist dabei durchaus eine Überraschung. Doch aus ihnen weiß das Drehbuch am Ende ebenso wenig zu machen, wie aus dem erstgenannten Pärchen. Sie scheinen jeweils für einen Moment interessant, letztere werden sogar nach dem Finale nochmals gezeigt, aber keiner scheint eine wirkliche Gefahr für den Geheimagenten. Auch der Wandel von Tiffany Case ist wenig nachvollziehbar. Einzig der Schmuggler Peter Franks ist eine ernstzunehmende Bedrohung. Doch gerade dieser Charakter ist viel zu schnell verschwunden.

Diamantenfieber ist so sehr darum bemüht, die vorigen Filme der Reihe zu übertreffen, dass die Geschichte zu viele Zwischenstopps einlegt, zu viele Storys verbindet, anstatt sich für eine zu entscheiden. So interessant die Idee um Blofelds Doppelgänger ist, sie ist nicht mehr als ein Gimmick und spielt nur eine untergeordnete Rolle. Sein Plan die Diamanten betreffend ist gut, doch läuft er auf das bekannte und ebenso absurde Erpressungsschema hinaus, dem er immer wieder folgt. Zusammen mit schwachen Nebenfiguren und einem merklich spürbareren, aber nicht immer passenden Humor, steht der Thriller seinen Vorgängern in vielen Punkten nach. Die sehr deutlichen Spezialeffekte, die auf eine Kürzung des Budgets durch Connerys Lohnerhöhung zurückgeführt werden, sind hier nur der Tropfen auf den heißen Stein.


Fazit:
Wie könnte nach Bonds Erlebnissen in Im Geheimdienst Ihrer Majestät mehr auf dem Spiel stehen? Nie war seine Jagd auf Blofeld persönlicher. Doch statt dies zu nutzen, um Bond seinem kantigen Image der ersten Filme näher zu bringen, schweigt das Drehbuch diese Verbindung schlichtweg tot und löst das, was viele Zuschauer lange erwartet und erhofft hatten, bereits im Teaser wenig spektakulär auf. Beginnt die eigentliche Geschichte, ist alles, was zuvor war, wieder auf null gesetzt.
Sean Connery zurück in der Rolle zu sehen, ist eine Freude. Und auch der trockene Humor passt zu ihm wie eh und je. Doch abgesehen von Jill St. John verkommen alle übrigen Darsteller zur Staffage. Die vielen zusätzlichen Bösewichte sind stiefmütterlich untergebracht – mit einer Ausnahme, der aber kaum eine Handvoll Sätze sagen darf. Darum hinterlässt Diamantenfieber einen durchweg unstrukturierten und aufgeblähten Eindruck. Das siebte Abenteuer um den britischen Geheimagenten ist zwar aufwendig und von John Barry mit einem tollen Score vertont. Doch der Film ist weniger spektakulär als die letzten und am Ende auch weit weniger mitreißend. Es ist bedauerlich, dass sich Connery hiermit endgültig von der Figur verabschiedet, die er wie kein anderer geprägt hat.