Alien3 [1992]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 30. Januar 2005
Genre: Science Fiction / Horror
Originaltitel: Alien3
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1991
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: David Fincher
Musik: Elliot Goldenthal
Darsteller: Sigourney Weaver, Charles Dutton, Charles Dance, Brian Glover, Ralph Brown, Daniel Webb, Paul McGann, Holt McCallany, Vincenzo Nicoli, Pete Postlethwaite, Lance Henriksen
Kurzinhalt:
Als Ellen Ripley (Sigourney Weaver) aus ihrem Tiefschlaf erwacht, befindet sie sich auf einem verlassenen Gefängnisplaneten mit einigen der größten Schwerverbrecher – ihre Notfallkapsel ist hier aufgeschlagen, und sie hat den Absturz als einzige überlebt.
Kraftlos und niedergeschlagen versucht sie herauszufinden, was den Absturz verursacht hat und findet in dem Arzt Clemens (Charles Dance) einen Freund unter den Gefangenen. Während der Firmenangestellte und Aufseher Andrews (Brian Glover) ebenso wie sein Adjutant Aaron (Ralph Brown) in Ripley eine Störung der Ordnung sehen und darauf hoffen, dass ein Rettungsschiff möglichst bald eintreffen wird, ereignen sich zahlreiche Vorfälle unter den Gefangenen.
Wie es scheint, war Ripley nicht die einzige Überlebende des Absturzes, ein auf der Oberfläche geschlüpftes Alien macht Jagd auf die Insassen. Doch ohne Waffen scheint ein Kampf gegen das übermächtige Alien aussichtslos. Zudem weiß die Firma von der Existenz des Aliens und setzt alles daran, mit einem Rettungsteam das Wesen lebend zu fangen. Ripley bleibt zusammen mit dem Gefangenen Dillon (Charles Dutton) wenig Zeit, bis zum Eintreffen des Teams ...
Kritik:
Der am 10. Mai 1962 geborene David Fincher machte sich relativ früh einen Namen in Hollywood; 1980 kam er zur Effektefirma 'Industrial Light & Magic' und arbeitete sogar an Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter [1983], sowie Indiana Jones und der Tempel des Todes [1984] mit. Mitte der 1980er verließ er die Firma und gründete 'Propaganda Films', mit der er Videoclips für bekannte Musiker wie Madonna (darunter "Express Yourself"), Aerosmith und die Rolling Stones drehte, wofür er auch zahlreiche Auszeichnungen bekam – wie auch für seine Werbespots für Nike. Anfang der 90er Jahre wechselte er wie viele andere seiner Zunft der Videoclip-Regisseure (darunter Spike Jonze, Michael Bay und Russell Mulcahy) ins Filmfach und durfte mit Alien3 das teuerste Regiedebut Hollywoods umsetzen. Doch die Produktion war von Schwierigkeiten, Auseinandersetzungen und Drehbuchproblemen überschattet, die das Budget von ursprünglich 45 Millionen auf über 60 Millionen anhoben, den Filmstart um beinahe ein Jahr verzögerten und Fincher derart frustrierten, dass er nach Abschluss der Dreharbeiten das Projekt verließ, ohne sich selbst in den Schneideraum zu setzen. Heute betrachtet er den Film als einen Fehlschlag, ein Director's Cut existiert nicht und sei laut Regisseur auch nicht möglich, da er hierfür ohne kreative Einschränkungen den gesamten Film neu drehen müsste. Was der Verleih 'Twentieth Century Fox' 2004 auf DVD veröffentlichte war ein "Assembly Cut", eine Schnittfassung, die zahlreiche gedrehte Szenen, Nebenstorys und erweiterte Charaktermomente beinhaltet und Finchers Vision am ehesten nahe kommt – doch dazu später mehr.
David Fincher schwor sich, nicht mehr mit 'Twentieth Century Fox' zusammen zu arbeiten und nahm erst drei Jahre später erneut auf dem Regiestuhl Platz. Sein düsterer Thriller Sieben [1995] überraschte dabei nicht nur die Zuschauer, sondern katapultierte Brad Pitt an die Spitze der Hollywood-Stars. Sein darauf folgender Film The Game [1997] war nicht einmal ansatzweise so erfolgreich. Dass sein dritter Film, den er erneut für 'Fox' drehte, gleichzeitig sein unerfolgreichster war, ist eine Ironie des Schicksals, zumal Fight Club [1999] sein bislang bestes, kontroversestes und tiefsinnigstes Werk ist. Mit Panic Room [2002] gelang ihm hingegen erneut ein Erfolg. Angebote lehnte er im Laufe der Jahre zur Genüge ab, darunter sowohl Mission: Impossible III [2006], als auch Batman Begins [2005].
Als Alien3 seinerzeit in die Kinos kam waren Fans wie Kritiker reihenweise enttäuscht; zwar konnte der Film dennoch seine Kosten wieder einspielen, er nahm jedoch nie den Stellenwert ein, den die Macher sich erhofft hatten. Einer, der kein Blatt vor den Mund nahm war Regisseur James Cameron, der sechs Jahre zuvor mit Aliens – Die Rückkehr [1986] einen Meilenstein im Genre geschaffen hatte. Als er jedoch sah, dass seine Figuren, seine Charakterentwicklungen und Storyelemente in den ersten Minuten buchstäblich ertränkt wurden, war er empört und frustriert.
Dabei geht das Drehbuch einen mutigen Schritt zurück und präsentiert dem Zuschauer nach der bombastischen Action in Aliens erneut eine kleinere Gruppe Menschen auf engstem Raum, die mit nur einem Alien fertig werden muss. Dabei wird Ripley zudem in eine bedrohliche Umgebung gesetzt, die schon ohne Alien beängstigend genug wäre. Doch ehe Vincent Wards Story von David Giler, Walter Hill und Larry Ferguson als Drehbuch umgesetzt wurde, gab es zahlreiche Entwürfe, in denen unter anderem die Erde eine Rolle spielte, oder Ripley die meiste Zeit im Koma verbrachte. Eine weitere Story von Ward spielte auf einem Waldplaneten mit einer Gruppe von Mönchen in einem Kloster – davon handelte auch der erste fertige Drehbuchentwurf, der vom Studio gebilligt wurde. So begannen die Konstruktionsarbeiten am Kloster, ehe sich das Studio entschied, die Story auf einem Gefängnisplaneten stattfinden zu lassen. Zudem gab es Pläne, das erste Alien des Films aus Corporal Hicks entstehen zu lassen, wofür bereits eine Puppe des Darstellers gefertigt wurde, ehe Michael Biehn drohte, das Studio zu verklagen, woraufhin auch diese Idee fallen gelassen wurde.
Bedenkt man diese ganzen Änderungen, die zum Teil auch dann noch stattfanden, als die Dreharbeiten bereits begonnen hatten, ist es nicht verwunderlich, dass Regisseur Fincher, der mangels Mitspracherecht die Entscheidungen der Produzenten hinnehmen musste, den Film nicht so umsetzen konnte, wie geplant. Dabei gelingt es dem Drehbuch schon sehr früh, eine beunruhigende und klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen und schafft es zudem, dem Zuseher die verschiedenen Charaktere nahe zu bringen, ohne den Hintergrund der Gefängnisinsassen zu verharmlosen.
Abgesehen davon nutzt das Skript das überaus ausgefallene Setting gekonnt, zeigt sowohl die minimalistischen Quartiere der Insassen, als auch technologisch-rustikale Einrichtungen der Bleischmiede. Dass sich Ripley nach ihrem letzten Zusammentreffen mit der Außerirdischen Figur nun mit deutlich primitiveren Mitteln dagegen zur Wehr setzen muss, verschärft die bedrückende Stimmung nur noch. Denkt man dann noch an die spirituellen Aspekte, die das Drehbuch hier ergründet, eine wirklich erstklassige Collage zwischen der Beerdigung der beiden umgekommenen Begleiter Ripleys im Kontrast (oder zur Verdeutlichung) zur Geburt des neuen Alien, erschließt sich dem dritten Teil der Alien-Saga eine tiefgründigere Story, als man vermuten würde.
Dabei werden die Charaktere nicht vernachlässigt, ganz im Gegenteil; Ripley wird in diesem Teil vor ihre schwerste Entscheidung gestellt, muss sich mit einem weitaus größeren Verlust abfinden, als in den vorangegangenen Filmen und reagiert darauf dementsprechend. So holen viele Szenen, darunter auch die kleinen, leisen Momente zwischen Clemens und Ripley das beste aus den Figuren heraus, wohingegen die neuen Mitstreiter ebenso viel Hintergrund zugeschrieben bekommen. Der Prediger Dillon bleibt schon deshalb so interessant, da man über ihn am wenigsten erfährt.
So verblüfft das Skript trotz des zusammen geschusterten Zustandes mit vielen guten Dialogen, einer ruhigeren, persönlicheren Umsetzung des Alien-Themas und ausgenutzten, ungewöhnlichen Sets, sowie einer unerwarteten und deshalb umso tragischeren Entwicklung der Heldin. Der philosophische Ansatz mag nicht jedermanns Geschmack sein, und im Mittelteil mäandriert die Story ein wenig ziellos umher, dennoch verleihen die Autoren der Reihe eine neue Richtung und lassen die Figuren weiter zum Zug kommen.
Die Darsteller werden wie bislang von einer überragenden Sigourney Weaver angeführt, die die dunkelsten Stunden in Ripleys Leben hervorragend zur Geltung bringt, sowohl verletzlich, als auch kämpferisch wirkt. Ihre Anteilnahme, ihre Trauer und ihre Wut sind exzellent verkörpert und stehen den ohnehin preisgekrönten Darbietungen der bisherigen zwei Filme in nichts nach. Weaver, die auch als Produzentin tätig war, erhielt für ihre Rolle die Rekordgage von fünfeinhalb Millionen Dollar – als Nachdrehs angesetzt wurden, und ihr Haar bereits wieder zurück gewachsen war, verlangte sie jedoch einen Bonus von 40.000 Dollar, woraufhin das Studio auf eine beinahe halb so teure, speziell angefertigte Make-up-Perücke zurück griff.
An ihrer Seite ist Charles Dance zu sehen, der den introvertierten Clemens mit einer unterschwelligen Intensität mimt. Er wirkt dabei mindestens ebenso charismatisch wie Charles Dutton, der ebenso unheimlich, wie vertrauenerweckend erscheint.
Doch auch der inzwischen leider verstorbene Brian Glover, als auch Ralph Brown machen ihre Sache gut, ebenso wie die zahlreichen Nebendarsteller, die allesamt gefordert sind und den Hauptcast gekonnt unterstützen.
Inszenatorisch beweist David Fincher bereits in seinem ersten abendfüllenden Film ein besonderes Gespür für Kamera und Schnitt, präsentiert dem Zuschauer bedrückende Bilder eines verwüsteten Planeten und endlose Katakomben, in denen sich das Alien mit den Insassen einen erbarmungslosen Wettlauf liefert.
Die einzelnen Einstellungen, angefangen von den ungewöhnlichen Blickwinkeln, weit winkliger Aufnahmen, bewegter und doch immer fokussierter Kamera, sowie die Szenenkomposition (man denke nur an die Autopsie zu Beginn) erscheinen stets choreographiert und derart exzellent zusammen gestellt, dass der Regisseur sowohl die wenige Action, als auch die spannenden Momente hervorragend einfängt.
Wenn das Alien zudem noch an der Wand oder der Decke entlang läuft, sich die gigantische Feuerwalze ihren Weg durch die Gänge bahnt, oder Ripley ihre wichtigste Entscheidung trifft, wird Finchers großes Talent sichtbar. Optisch gehört Alien3 zu den best-gefilmten Werken der 1990er Jahre und ist womöglich auch der beste der Reihe. Kamera und Schnitt harmonieren hier perfekt zusammen, vermitteln dem Zuseher stets das Gefühl, bei den Figuren zu sein und bringen ihre Bedrängnis exzellent zum Ausdruck.
Die ausgeklügelten Kamerafahrten, das durchdachte Spiel mit Licht und Schatten, sowie die perfekt ausgenutzten und detailreichen Sets wirken dabei lediglich wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Fincher meinte einmal "die Leute sagen, 'es gibt eine Million Arten, eine Szene zu drehen', doch das denke ich nicht. Ich denke es gibt zwei Arten, womöglich. Und eine davon ist falsch" – hier traf er bei jeder Einstellung die richtige.
Für die Musik verpflichtete das Studio den in Hollywood noch recht neu vertretenen Elliot Goldenthal, der für Frida [2002] mit dem Oscar ausgezeichnet und schon zuvor für viele Scores nominiert wurde. Ausgerechnet für Alien3 hat er jedoch keine Nominierung erhalten, obgleich sein kraftvoller und doch minimalistischer Score exzellent zum Film passt und in den notwendigen Szenen mit fremdartigen Klängen, einer imposant-epischen Melodie und bereits zu Beginn mit dem ungewöhnlichen, aber stimmigen "Agnus Dei" überzeugt.
Seine melancholischen Themen fügen sich nahtlos mit den überwältigenden Bildern zusammen, wirken dabei aber trotz allem nicht hoffnungslos, sondern im Gegenteil hoffnungsvoll. Goldenthal lässt er immer wieder Elemente von Jerry Goldsmiths Musik zu Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979] einfließen und schafft damit auch in musikalischer Hinsicht eine natürliche Verbindung innerhalb der Saga.
Man kann ihm zu seiner Arbeit nur gratulieren, auch wenn sich sein Soundtrack nur für Kenner des Films zum Hören ohne die Bilder eignet.
An den umfangreichen und detailverliebten Sets gibt es nichts zu bemängeln, ebenso wenig wie an den Spezialeffekten des Films, die im Bezug auf das computergenerierte Alien zwar nicht immer überzeugen können, aber dennoch während des kurzen Auftritts ausreichen.
Das Alien selbst wirkt im dritten Teil deutlich agiler und energetischer, was sich auch im Design des Außerirdischen widerspiegelt. Leider bekommt man als Zuschauer keine Zeit, das Design zu genießen, dennoch sieht man deutlich, dass das Alien Eigenschaften seines Wirts übernommen hat und auch dementsprechend aussieht. Die übrigen Maskeneffekte beziehen sich meist auf das, was von den Menschen nach einer Auseinandersetzung mit dem Alien übrig bleibt, und auch hier leisten die Macher wieder exzellente Arbeit. Dass der Aufwand hinter Alien3 merklich groß war, bekommt man in jeder Einstellung zu sehen.
Glücklicherweise verhält es sich da mit den zahlreichen Problemen beim Dreh anders. Nicht nur, dass David Fincher recht spät zu dem Projekt hinzu kam (zuvor sollte Renny Harlin Regie führen, der aber wegen Stirb langsam 2 [1990] absagte), auch der ursprüngliche Kameramann Jordan Cronenweth musste wegen Krankheit von dem Film nach wenigen Wochen zurücktreten und wurde durch Alex Thomson ersetzt.
Die unerwartete Story mit dem Tod bekannter Figuren stellte zudem zahlreiche Comics vor Probleme; die nach Aliens erschienenen Hefte erzählten die Geschichte der erwachsenen Newt, die zusammen mit Hicks ins All aufbricht, um Weyland-Yutani daran zu hindern, ein Alien zu bergen – nach Alien3 wurden die Comics neu aufgelegt mit anderen Charakternamen.
Die Figur Clemens ist übrigens die erste der Alien-Saga, die den Namen Weyland-Yutani überhaupt ausspricht; zuvor war die Firma zwar immer namentlich auf Dokumenten und Bildschirmen erwähnt worden, von den übrigen Charakteren aber nur mit "die Firma" bezeichnet worden.
Die von 'Twentieth Century Fox' mühsam rekonstruierte Langfassung von Alien3, die jedoch nach wie vor keinen "Director's Cut" darstellt, sondern vermutlich Finchers Vorstellung des Films an nächsten kommt, wartet mit insgesamt 30 Minuten an neuem Material auf. Aber auch wenn manche Szenen wirklich notwendig gewesen wären, viele andere machen den "Assembly Cut" im Grundsatz zwar länger und auch interessant, aber nicht unbedingt besser.
Zwar gibt es zahlreiche kleine Szenen, die mehr Charakterentwicklungen aufzeigen – abgesehen von einer vollkommen anderen Erklärung, weswegen Ripley den Absturz überhaupt erst überlebt hat –, doch findet sich der längste und wichtigste Teil nach der verheerenden Explosion, die zahlreiche Insassen ihr Leben kostet. Während Ripley und Dillon nun versuchen, den Verwundeten zu helfen, kann das Alien durch das Opfer eines Mannes in einen sicheren Raum gelockt, und dort auch sicher eingesperrt werden. Dort bleibt es auch, doch als Ripley Dillon später zu erklären versucht, dass die Firma das Alien nicht töten, sondern mitnehmen und untersuchen wird, werden sie von Morse überrascht, der von Golic niedergeschlagen wurde. Der verrückt gewordene Verbrecher hat das Alien (das er für eine Art Gottheit hält) wieder aus dem Lagerraum befreit, so dass Ripley und die übrigen erneut versuchen müssen, es einzufangen.
Doch auch wenn die erweiterte Explosion und das Einfangen des Alien durchaus Sinn machen und vor allem dem Opfer der Männer, die bei der Feuerwelle ihr Leben verloren haben, Respekt zollt, es zieht die Erzählung unnötig in die Länge und wiederholt Elemente, die zuvor bereits und später erneut dargebracht werden. So auch die letztendliche Treibjagd mit dem Alien durch die Korridore beim Finale, die ebenfalls länger gestaltet und um zahlreiche Dialogzeilen ergänzt wurde. So wirkt die Sequenz zwar ausgewalzter, macht aber nicht wirklich mehr Sinn, sondern verwirrt auf Grund der verschachtelten Gänge noch mehr.
Bishops zusätzliche Bekundungen am Schluss hätten der normalen Fassung dabei ebenso wenig geschadet wie das Weglassen des letzten Chestburster, was die Sequenz deutlich mehr veredelt, als die letztendliche Kinoversion.
Betrachtet man den "Assembly Cut" als Ganzes, so wird doch deutlich, wie sehr sich das Erzähltempo des Films durch die Kürzungen des ursprünglichen Cutters Terry Rawlings geändert hat – und das bisweilen zum Guten. Manche Szenen könnte man ohne Zweifel in eine neue Fassung übernehmen, vor allem deswegen, weil sie wichtige Hintergründe erzählen oder einem die Figuren näher bringen. Manche Dialogzeilen erscheinen jedoch schlichtweg überflüssig und die ständigen Ansprachen durch Dillon, gefolgt von den Kämpfen mit dem Alien wirken auf Dauer ermüdend. In der ersten Hälfte scheinen die Erweiterungen dabei durchweg sinnvoller und auch gekonnter, als in der zweiten Hälfte. Die Kinofassung ist dabei aber dennoch als die eigentliche Filmfassung zu sehen, Fans sollten den "Assembly Cut" aber sicher einmal gesehen haben, um sich eher eine Vorstellung dessen machen zu können, was die Autoren und der Regisseur damals im Sinn hatten.
Dass David Fincher mit Alien3 ein Meisterwerk gelingen würde, hatte niemand erwartet – mit dem ersten Film hatte Ridley Scott nicht nur den Grundstein gelegt, sondern auch den Horror im Science Fiction-Genre auf ein ganz neues Niveau gehoben, wohingegen James Cameron nach einer atmosphärischen ersten Hälfte in Aliens den Zuschauer ein herausragend gemachtes Actionfest bot, das seines gleichen suchte.
Dies zu übertreffen war kaum möglich, darum legten sich die Macher auf einen Mittelweg fest, zeigen hier, wie sich eine Gruppe unterschiedlicher Menschen mit den primitivsten Mitteln gegen ein einzelnes Alien zur Wehr setzen muss und schicken dabei Ellen Ripley erneut durch eine lebendig gewordene Hölle. Als Zuschauer, der sich auf einen ruhigeren Ansatz an das Thema gefasst macht, erlebt man ein intensives, persönliches und auch ergreifendes Aufbäumen der kämpferischen Ripley gegen einen übermächtigen Gegner. Dabei wirken die verzweigten Gänge ebenso klaustrophobisch wie die Nostromo in Alien, auch wenn Alien3 dessen Originalität nicht erreicht.
Fazit:
Fincher, der zugibt, seit Der weiße Hai [1975] nicht mehr im Meer schwimmen gewesen zu sein, war laut eigener Aussage schon immer an Filmen interessiert, die einen das Fürchten lehren. Wer als Zuschauer Ripley in den vorangegangenen Filmen gefolgt ist, ihrem Kampf gegen die Aliens beigewohnt hat und mit ihr erleben muss, dass diejenigen Personen, um die ihr am meisten bedeutet haben umgekommen sind, ist wie sie am Boden zerstört.
Die Kraft, die sie antreibt, einen letzten Kampf mit dem Alien aufzunehmen ist nicht Rache, es ist die Sehnsucht nach einem Abschluss. Diese Melancholie, die tiefe Traurigkeit, fängt Regisseur David Fincher gekonnt in seine atemberaubend choreographierten Bilder ein. Visuell umwerfend wartet Alien3 mit einem philosophischeren Ansatz an das Thema auf und bietet auch einen guten Abschluss.
Mag sein, dass die Story im Mittelteil ziellos erscheint, doch dafür entschädigen sowohl die herausragenden Darstellerleistungen, als auch die sehr gute Musik und das ebenso packend aufgebaute Finale bei weitem. Handwerklich wie optisch gibt es am dritten Teil der Alien-Saga nichts zu bemängeln. Am Inhalt mag man sich stören, doch bietet dieser genügend neue Ideen, um auch skeptische Fans überzeugen zu können.