Unsere Erde [2007]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 04. September 2010
Genre: Dokumentation

Originaltitel: Earth
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: Großbritannien / Deutschland / USA
Produktionsjahr: 2007
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Alastair Fothergill, Mark Linfield
Musik: George Fenton
Erzähler: James Earl Jones (Amerikanische Fassung), Patrick Stewart (Britische Fassung), Ulrich Tukur (Deutsche Fassung)


Kurzinhalt:
Auf einer Reise vom Nord- zum Südpol zeigt die aufwändige Dokumentation die Lebensräume verschiedener Tierarten, ungewohnte Landschaftsbilder und vermittelt interessante Fakten zur Natur nebst aussagekräftigen Eindrücken. Dabei liegt der Schwerpunkt sowohl auf der Tierwelt, wie auch ihrer Umgebung. Nach Bildern aus dem Leben der Meeressäuger schließt die Dokumentation mit jenen Polarbewohnern, mit denen sie begann ...


Kritik:
Wie lange man reisen müsste, um all jene Eindrücke selbst zu sammeln, die einem in Unsere Erde auf dem Silbertablett serviert werden, lässt sich schwer abschätzen. Wer sich für Naturdokumentationen interessiert, wird um die mehrteilige BBC-Reihe Planet Erde [2006] nicht herum kommen und wer diese sehenswerte Sammlung der aufwändigsten Dokumentaraufnahmen gesehen hat, der wird bei Unsere Erde nicht viel Neues finden. Der Spielfilm wurde zu großen Teilen aus den bekannten Aufnahmen zusammen geschnitten und mit einem neuen Kommentar versehen. Das ist jedoch kein Kritikpunkt, immerhin fasst Unsere Erde damit geschickt zusammen, was einen in der elfteiligen Reihe erwartet und ist somit ein "Best Of", das um einige Aufnahmen ergänzt wurde.
Der Zuseher wird auf eine Reise vom Nord- zum Südpol mitgenommen, ausgehend von den Erlebnissen einer Eisbärmutter mit ihren zwei Jungen, über die Wälder der Tundra und Taiga, bis hin zu den Tropen, den Meeren mit der unvorstellbar langen Reise der Buckelwale und letztlich in die Antarktis. Was gezeigt wird ist spektakulär und vermittelt dank der hochwertigen Kameras ein plastisches Bild mit Perspektiven, Zeitraffern, die den Verlauf der Gezeiten an dem jeweiligen Ort veranschaulichen, und Schauplätzen, die man so nie zuvor gesehen hatte. Die Eisbären sind dabei der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, sie beginnen Unsere Erde und lassen die Dokumentation auf einer nachdenklichen Note enden.

Man bekommt die seltensten Katzen der Welt vorgeführt, exotische Paradiesvögel, eine Elefantenherde, die ausgehungert durch die Wüste auf der Suche nach Wasser ums Überleben kämpft – und die Löwen, die in ihrer eigenen Verzweiflung sogar die majestätischen Elefanten angreifen. Wie die Szenen arrangiert sind, erhalten manche der Tiere beinahe eine Persönlichkeit, wobei sich die Macher die Freiheit herausnehmen, einen allein umherziehenden Eisbären als Vater der zu Beginn vorgestellten Jungen einzuführen. Ob dies so stimmen mag, darf bezweifelt werden, doch gibt es der Dokumentation einen gewissen Zusammenhalt und als Zuseher sollte man sich dieser Freiheiten der Filmemacher durchaus bewusst sein.
Die Bilder sorgen für Staunen, die Eigenheiten der Natur, ihre Besonderheiten und der Artenreichtum werden eingefangen und vermitteln auch ohne Worte des Erzählers ein Gefühl dafür, dass es so Vieles dort zu entdecken gibt. Und im letzten Ausklang der Dokumentation auch, wie zerbrechlich jenes Gefüge ist. Worauf es den Machern, der damals am Earth Day gestarteten Dokumentation ankommt, verstecken sie nicht. Denn nur, wenn man die Schönheit der Welt gesehen hat, kann man ein Interesse daran haben, sie zu erhalten. Umso schockierender sind Bilder eines Eisbären, der auf der Suche nach tragendem Treibeis beinahe ertrinkt und schließlich zu kraftlos ist, um zu jagen. Manche Erkenntnisse werden gar nicht kommentiert, vielleicht auch, um die jungen Zuschauer nicht zu verstören, auch wenn beim Jagdverhalten der verschiedenen Raubtiere durchaus gezeigt wird, dass das Naturgesetz des Stärkeren und Schnelleren überall gilt. Unzählige Fakten werden als Randnotiz erwähnt, wobei Kenner von Planet Erde Vieles vermissen werden, was man selbst womöglich als notwendig erachtet hätte. Unsere Erde stellt davon nur einen kleinen Teil vor, ist für sich genommen eine sehenswerte und schöne Dokumentation, weckt aber letztlich doch mehr Lust darauf, sich in die verschiedenen Schauspiele der Natur und des Lebens selbst weiter zu vertiefen. Insofern bleibt der Film bei vielen Elementen oberflächlich. Wie sollte das bei der kurzen Laufzeit auch anders möglich sein. George Fentons musikalische Untermalung bleibt wie schon in der Serie im Einklang mit der faszinierenden Optik.


Fazit:
Die Bilder, mit denen man als Zuschauer bei Unsere Erde überflutet wird, sind schlichtweg atemberaubend. Auch die Klangkulisse steht dem in nichts nach, obgleich das Geräusch einer in Zeitraffer wachsenden Blume kaum natürlich sein kann und man sich fragen darf, wie oft in der Dokumentation denn auf künstliche Geräusche zurückgegriffen wird. Die Macher komprimieren Vieles der Dokumentarreihe Planet Erde und Rahmen ihren Film mit einem der beliebtesten Großwildtiere der Erde ein, die gleichzeitig das Symbol des drohenden, zerstörerischen Klimawandels geworden sind.
Unterhaltsam zusammengestellt und wunderschön fotografiert, bleibt Unsere Erde auch für sich allein genommen bestehen, doch weckt der Film mehr Interesse an der mehrteiligen Dokumentationsserie, als dass er letztlich befriedigt. Wer angesichts der Eindrücke die Schönheit der Natur, die Faszination um sie und die Wichtigkeit um ihren Erhalt nicht nachvollziehen kann, der wird sich auch am Ende an den mahnenden Texteinblendungen stören.