Turtles II – Das Geheimnis des Ooze [1991]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 23. Februar 2003
Genre: Fantasy

Originaltitel: Teenage Mutant Ninja Turtles II: The Secret of the Ooze
Laufzeit: 86 min.
Produktionsland: USA / Hong Kong
Produktionsjahr: 1991
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michael Pressman
Musik: John Du Prez
Darsteller: Paige Turco, David Warner, Kevin Clash, Ernie Reyes Jr., Raymond Serra, Toshishiro Obata


Kurzinhalt:
Vor kurzem erst gelang es den vier durch eine radioaktive Substanz menschlich gewordenen Schildkröten Leonardo (Mark Caso), Donatello (Leif Tilden), Raphael (Kenn Scott) und Michelangelo (Michelan Sisti) den Shredder, einen niederträchtigen Ninja, der Street-Kids für seine Zwecke einspannte, außer Gefecht zu setzen und die Straßen von New York ein wenig sicherer zu machen.
Doch während ihre Freundin, die TV-Reporterin April O'Neil (Paige Turco), einem Fall von mutmaßlicher Umweltverschmutzung durch die Firma TGRI auf die Spur kommt, taucht der totgeglaubte Shredder (Francois Chau) wieder auf und bereitet seine Rache vor. Dieses Mal im Kampf Monster gegen Monster.
Mit Hilfe des gekidnappten TGRI-Wissenschaftlers Dr. Jordan Perry (David Warner) erschafft er zwei Kreaturen, die den Turtles ebenbürtig sein sollen, und zwar aus derselben Substanz, die auch für das Wachstum der vier Ninja und ihres Meisters Splinter (Kevin Clash) verantwortlich ist – dem geheimnisvollen grünen Ooze...


Kritik:
Bei einem Film, der binnen drei Wochen das Doppelte seiner Kosten einspielt und der zudem auf einem sehr beliebten Kulturphänomen basiert, liegt eine Fortsetzung in den Hollywood-Studios förmlich zum Greifen nahe in der Luft. So dauerte es auch nur ein gutes Jahr, bis nach dem Erfolgsfilm Turtles [1990], basierend auf den Charakteren von Kevin Eastman und Peter Laird, der zweite Teil ins Rennen geschickt wurde, der den Erfolg wiederholen und das blühende Franchise in neue Sphären heben sollte.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sequels ist dieser zweite Teil auch nicht völlig missraten und wiederholt nicht nur das aus Teil eins bekannte Schema in neuer Form. Dazu ist der Fundus an Geschichten schon alleine aufgrund der vielfältigen Comicvorlagen auch viel zu groß gewesen. Doch der Film, der erneut aus der Feder von Todd W. Langen stammt, reicht dennoch nicht an seinen Vorgänger heran.
Zu einem großen Teil liegt das schlicht daran, dass man die Atmosphäre und den Stil des ersten Films nicht würdigte oder gar fortführte, sondern im Grunde eine völlig andere visuelle Richtung einschlug. Aus den schmutzigen Tunneln und schattigen Straßen sowie dem – trotz allem Spaß – auch ernsten Ton von Turtles wurde hier eine reine Actionkomödie vor einer funkelnden Skyline, in peppigen Discos und plötzlich nicht mehr ganz so schmuddeligen Abwassersystemen.
Das alles macht den Film natürlich nicht zwangsläufig schlecht, doch gerade diejenigen, die den ersten Film mochten, werden unweigerlich über den stilistischen Bruch stolpern.

Teil zwei setzt da an, wo der erste endete und verschreibt sich dabei ganz dem Motto "Mehr Monster, mehr Spaß". Zwei weitere Mutanten werden ins Rennen geschickt und die Gag-Quote kräftig erhöht.
Ob es allerdings sonderlich klug war, den Shredder erneut auftreten zu lassen, sei dahingestellt. Bei der Vielzahl an Comic-Schurken, mit denen es die Turtles im Laufe ihres Comic- und Trickserien-Lebens zu tun bekamen, hätte es hier auch andere Möglichkeiten gegeben. Andererseits hat der Shredder nun eine ganz andere Motivation (und ein neues, noch fieser erscheinendes Kostüm). Anstelle der reinen Macht- und Profitgier ist es hier die blanke, unverfälschte Rachsucht und der damit einhergehende Wunsch, jenen Kreaturen, die ihn praktisch getötet haben, das Lebenslicht auszublasen. Schade nur, dass man nicht erneut den famosen James Saito für die Rolle zurückholte sondern mit Francois Chau einen anderen Schauspieler unter den silbernen Helm steckte. Auch aus diesem Grund hätte ein anderer Widersacher sicher nicht geschadet.
Neben dem Shredder und den Resten seines Foot-Clans (inklusive dem kahlköpfigen und schweigsamen Tatsu) beziehen natürlich in erster Linie Tokka und Razar ihre Position im Kampf um Leben und (die allgegenwärtige) Pizza. Dazu gesellen sich ein mutierter Wolf und eine mutierte Schnappschildkröte, die dem Shredder die Arbeit abnehmen sollen, aber dank einiger kleiner Änderungen an ihrem Chemie-Cocktail mit dem Gemüt von Säuglingen – neben aller Körperkraft – einen deutlichen Schwachpunkt bieten.

Jim Henson, Begründer des "Jim Henson's Creature Shop", der bereits für den ersten Film die animatronischen Turtles und Splinter zum Leben erweckte, verstarb leider kurz nach Fertigstellung des ersten Films und konnte so den überwältigenden Erfolg seiner grünen Kreaturen nicht mehr miterleben.
Nichtsdestotrotz zeichnet sein Creature Shop selbstverständlich erneut für die fünf Helden und auch die wundervoll geratenen Arbeiten an Tokka und Razar verantwortlich, die mit der immensen Detailliebe den in heutigen Filmen so beliebten computergenerierten Wesen einiges an Charme voraus haben.

Nicht nur beim Shredder, auch bei den anderen Charakteren des Vorgänger-Films gab es Umbesetzungen und viele Figuren verschwanden ganz aus der Fortsetzung.
So wird April O'Neil, Freundin und Vertraute der Turtles, in deren neuer Apartmentwohnung sich die vier grünen Jungs einquartiert haben, bis sie eine eigene neue Bleibe haben, nicht mehr von Judith Hoag gespielt, die im ersten Teil zu überzeugen wusste, sondern von Paige Turco, die ihre Sache zwar ebenfalls gut macht, aber ein ganz anderer Typ wie Hoag ist und etwas zu "streng" daher kommt. Turco, bei Erscheinen des Films noch eher wenig bekannt, hatte in der Folgezeit einige größere Serienengagements. Bei der Cop-Serie NYPD Blue [seit 1993] gehörte sie von 1996-1997 zum Maincast, in der Jugendserie Party of Five [1994-2000] von 1997-1998. In Sam Raimis nach einer Staffel eingestellten Mystery-Serie American Gothic [1995-1996] hatte sie ebenso eine Hauptrolle wie in der aktuellen, vom deutschen Star-Regisseur Wolfgang Petersen mitproduzierten, Serie The Agency - Im Fadenkreuz der CIA [seit 2001].
Casey Jones, im Vorgängerfilm nicht nur als kämpferische Unterstützung sondern auch als Aprils Love Interest aktiv, verschwand hier sang und klanglos aus dem Skript und sollte erst im nachgeschobenen Teil drei wieder reaktiviert werden.
Neben einem neuen Redakteur für April (Charles und Danny Pannington wurden nicht einmal mehr erwähnt) gibt es jedoch ein kurzes aber witziges Wiedersehen mit Police-Chief Sterns, dargestellt von Raymond Serra, mit dem April natürlich erneut aneinander gerät (wobei der Polizist im verbalen Schlagabtausch dieses Mal wesentlich besser abschneidet).
Der junge Ernie Reyes Jr. war zwar indirekt auch an Turtles beteiligt, dort aber noch nicht als Schauspieler. Das Kampfsport-Ass absolvierte "lediglich" die "Donatello"-Stunts und erhielt hier nun seine eigene Rolle als Pizza-Bote Keno, der um schlagende Argumente auch nicht verlegen ist. Kein Wunder, eiferte Reyes Jr. doch schon seit frühester Kindheit unter den wachsamen Augen seines Vaters (einem bekannten Kampfsport-Lehrer) seinem Vorbild Bruce Lee nach und bewies sein kämpferisches Können u. a. auch in der von Disney produzierten Kinder-Serie Secret Bodyguard [1991].
David Warner, der den etwas verschrobenen Professor Perry gibt, ist ein zwar nicht unbedingt weltberühmt, aber ein auf Leinwand und Bildschirm viel herumgekommenes filmisches Urgestein, besonders auch des fantasydurchzogenen Genrefilms. So wirkte er in bisher über 140 größeren und kleineren Filmen mit und absolvierte über 50 TV-Gastauftritte (u.a. in Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert [1987-1994], Babylon 5 [1994-1998] und Superman - Die Abenteuer von Lois & Clark [1993-1997]). Zu seinen Leinwandrollen gehören zum Beispiel der trunksüchtige Föderationsbotschafter Talbot in Star Trek V: Am Rande des Universums [1989] und aktuellere Auftritte in Blockbustern wie Titanic [1997], Scream 2 [1997] und dem Planet der Affen [2001]-Remake. Wie praktisch immer, legt Warner hier eine tolle Leistung ab und lässt die anderen menschlichen Stars des Films alt aussehen.

Eines der Hauptthemen (und der einzige ernstere Aspekt) des Films ist im Zusammenhang mit Warners Charakter und der Firma TGRI die Frage nach der eigenen Identität, die Suche nach den Wurzeln. Etwas, das die vier aufgedrehten Schildkröten schon lange beschäftigte, wofür aber nie eine Antwort in Aussicht war. Wie so oft im Leben, ist die Wahrheit (in diesem Fall die Erkenntnis, dass ihre Existenz im Grunde nur ein purer Zufall ist) ein schwerer Schlag, doch der kann die Stimmung nicht lange drücken, denn zum "Ninja-Rap" vom Kurzzeit-Superstar der Rap-Szene, Vanilla Ice (spielt sich selbst), kommt es schließlich zum großen Showdown gegen Shredders Abgesandte. Dabei mischen die vier Helden mal eben eine Szene-Disco am Hafen auf, nur um sich nach ihrem verdienten Sieg erneut ihrem Erzfeind Shredder gegenüber zu sehen.
Der ist diesmal jedoch nicht auf einen ehrenhaften Kampf Mann gegen Kröten aus sondern mutiert zu einem Super-Shredder ("gespielt" vom Wrestler Kevin "Diesel" Nash), der notfalls bereit ist, sich selbst mit in den Tod zu reißen, wenn er den vier Grünen dafür die Panzer eindrücken kann.
Spätestens an diesem Punkt hat der Film leider jede Bodenhaftung längst verloren, was zwar etwas schade ist, aufgrund der vielen gelungenen Gags aber den Film nicht ruiniert. Im Grunde ist Das Geheimnis des Ooze damit, und mit der neuen Optik, dem Geist der Comic-Hefte sogar eher gerecht geworden als der Steve Barron-Film.

Auf dem Regiestuhl nahm dieses Mal ebenfalls ein neuer Mann Platz, Michael Pressman, der seinen Film von Shelly Johnson ablichten ließ. Obwohl Pressman (der einen winzigen Auftritt als News Manager in dem Film hat) und seine Cutter John Wright und Steve Mirkovich kein ganz so gut getimetes Endergebnis präsentieren, wie Musik-Video-Experte Barron (was besonders beim großen Endkampf in der Hafen-Disko auffällt), sind ihnen doch einige sehr nette Szenen gelungen.
Bestes Beispiel hierfür ist der originelle Vorspann. Während mit grellbunter Farbe die Namen von Cast und Crew über die Leinwand huschen, arbeitet sich die Kamera durch die Straßen des nächtlichen New York und zeigt Menschen in allen Lebenslagen beim Verzehr von großen Pizzaschnitten was für den einen oder anderen Schmunzler sorgen dürfte. Dies endet schließlich in der Pizzeria, für die Keno arbeitet, der wiederum eine erneute Lieferung für April O'Neil erhält. Nach der gelungenen Einführung erwischt Keno zufällig ein paar Einbrecher, die er kurzerhand ausschaltet – bis deren zahlenmäßig weit überlegenen Kumpel auftauchen. Doch passenderweise erscheinen die Turtles für ein "Rettung in letzter Sekunde"-Manöver, welches in einem Kampf mündet, der von einem hohen Spaßfaktor unterstützt wird und damit den Ton für den Film festlegt.

Für die Erstellung des Soundtracks kehrte John Du Prez (Ein Fisch namens Wanda [1988]) zurück, wobei er Versatzstücke seiner vorangegangenen Arbeit nicht ganz gelungen neu interpretierte, und mit neuen Elementen ergänzte. Daneben gibt es aber natürlich auch dieses Mal eine ganze Reihe Rap- und Pop-Songs.

Das neue Produktionsdesign weiß nicht mehr so zu überzeugen wie das alte, vieles wirkt einfach sehr steril und entpuppt sich als Studiobauten. Da nützt auch ein an romanische Architektur angelehnter Schrottplatz als Hauptquartier der Schurken nicht viel, einzig das neue Zuhause der Turtles (eine uralte, mit Spinnweben überzogene U-Bahn-Haltestelle mit einem Wagon) weiß zu gefallen.

Bei allen Abnutzungserscheinungen und einer stilistischen Neuorientierung, die man entweder mag oder nicht, ist der Streifen randvoll mit zündenden Gags und ein paar knappen aber peppigen Fights, und er weiß obendrein zu unterhalten und macht fast zwangsläufig Hunger auf Pizza mit einer Extraportion Käse.

In Deutschland war der Film lange Zeit nur als VHS-Kassette des Labels "Fox Video" in einer 85 Minuten-Fassung erhältlich. Diese Version ist an einigen Stellen gegenüber der Kinofassung minimal gekürzt worden. Die Gründe dafür sind schleierhaft, enthält der Film doch keine "echten" Gewaltszenen oder ähnliches jugendgefährdendes Material.
Auffällig sind besonders eine Änderung in der Szene, in der der Shredder beschließt, die nicht seinen Erwartungen entsprechenden Mutanten Tokka und Razar zu vernichten und Perry ihn schließlich davon überzeugt, dass sie dafür andere Qualitäten (pure Kraft) besitzen. Spielten die beiden Mutanten ursprünglich noch "Ball" mit einem Motorblock halten sie sich nun zu Beginn der Szene im Inneren auf um dann wie aus dem Nichts im Freien zu stehen (Anschlussfehler).
Auch die finale Konfrontation mit der Foot-Gang war in der Kinofassung etwas länger, wobei durch die Kürzung leider auch ein netter Gag verloren ging.

Ende März 2003 erscheint der Film endlich auf DVD (wenn auch leider ohne nennenswerte Extras) und ist in der originalen 86 Minuten-Fassung angekündigt, sodass man hoffen darf, dass diese Szenen-Stücke wieder enthalten sind. Ebenfalls Ende März erscheint der dritte und (bislang) letzte Kinofilm der Ninja-Schildkröten – der erste Teil lässt jedoch bislang noch auf sich warten.


Fazit:
Mehr Action, fetzige Musik, schräge Gags und flapsige Sprüche mit mehr Monstern und weniger Schattenwurf.
Zwar nicht mehr so originell und atmosphärisch wie der erste Teil, aber immer noch eine sehenswerte Fantasy-Actionkomödie für Pizzaliebhaber, die mit ihrem Pepp und ihrer Leichtfüßigkeit näher an den Comics ist als ihr Vorgänger.