Tremors 4: Wie alles begann [2003]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 31. Mai 2004
Genre: Horror / Komödie

Originaltitel: Tremors 4: The Legend Begins
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: S.S. Wilson
Musik: Jay Ferguson
Darsteller: Michael Gross, Sara Botsford, Brent Roam, Ming Lo, Lydia Look, Sam Ly, J. E. Freeman, August Schellenberg, Billy Drago


Kurzinhalt:
Rejection, Nevada, 1889: Als einige Arbeiter in einer Silbermine scheinbar von einem gefräßigen Raubtier getötet werden, gerät der Minenbesitzer Hiram Gummer (Michael Gross) in finanzielle Bedrängnis, weil niemand mehr freiwillig einen Fuß in die Mine setzen will. Vor Ort macht er sich kurz darauf selbst ein Bild von der Lage, muss aber nach einem weiteren Angriff der aus der Erde attackierenden Monster schnell feststellen, dass hier professionelle Hilfe von Nöten ist. Kurzerhand engagiert er den Revolvermann Black Hand Kelly (Billy Drago), doch auch der erweist sich nicht als passende Lösung für den Raketenwurmbefall in Rejection ...


Kritik:
Nach dem großen Erfolg bei der US-Erstausstrahlung 2001 des fürs Fernsehen produzierten dritten Teils der Tremors-Filmreihe – die mit Im Land der Raketenwürmer [1990] ihren Anfang nahm – gab der begeisterte Sci-Fi-Channel bei dem Kreativ-Team von "Stampede Entertainment" eine Fernsehserie in Auftrag, die mit respektablen Quoten über die US-Bildschirme flimmerte. Die Hauptrolle in Tremors: The Series [2003] übernahm wie schon zuvor in der Film-Trilogie erneut Michael Gross als Waffennarr Burt Gummer. Diesmal war Gross zudem als einer der Produzenten beteiligt.
Als die unterhaltsamen, in Deutschland bislang noch nicht ausgestrahlten 13 Episoden abgedreht waren, ging es mehr oder weniger direkt an die Produktion eines vierten Films, der direkt auf dem DVD- und Video-Markt veröffentlicht wurde. Zwar verlängerte der Sender leider die TV-Serie nicht für eine zweite Staffel, weil sie die Quotenvorgabe knapp verfehlte, der vierte Film kam allerdings bei seinen Auftraggebern genauso gut an, wie bei den Fans des inzwischen doch beachtlich gewachsenen Franchises.

Anstatt einen weiteren "Gegenwartsfilm" parallel zur Serie zu drehen, machten die Autoren S. S. Wilson, Brent Maddock und Nancy Roberts diesmal einen Schritt zurück und entwarfen eine Geschichte, die ungefähr 100 Jahre vor den Ereignissen des ersten Films spielen sollte.
Dabei hatte man die Gelegenheit zu zeigen, wie Perfection zu dem Kaff wurde, als welches man es später kennenlernen würde. Darüber hinaus bekam die inzwischen ja doch altbekannte Geschichte der Würmer-Jagd auf diese Weise nicht nur eine neue Perspektive, sondern ein völlig anderes Flair.
Scott Buck, der momentan unter anderem an der skurrilen Erfolgsserie Six Feet Under [seit 2001] arbeitet, schrieb, basierend auf der Story von Wilson, Maddock und Roberts, das eigentliche Drehbuch für dieses im 19. Jahrhundert angesiedelte Prequel, in dem auch ein alter Bekannter in neuem Gewand zu sehen ist.

Michael Gross, der ja bekanntlich seit dem ersten Film von der Partie ist, tritt hier erneut im Kampf gegen die Graboiden vor die Kamera, spielt aber zeitbedingt nicht den liebenswerten Waffennarr Burt Gummer sondern dessen Urgroßvater Hiram, der im Gegensatz zu seinem Nachfahren zunächst so gar kein Interesse an Feuerwaffen zeigt. Wie schon in der vorangegangenen Trilogie und der TV-Serie ist Gross als Gummer (egal welcher Generation) ein echter Sympathieträger, der außerdem einmal mehr sehr überzeugend agiert und sich in Tremors 4 gar von einer ganz anderen Seite zeigen darf. Er ist somit der einzige Darsteller, der in allen bisherigen filmischen Inkarnationen von Tremors mitwirkte.
Die meisten anderen Darstellerinnen und Darsteller sind weitgehend unbeschriebene Blätter, machen ihre Sache aber ohne Aussetzer gut.
Ein bekanntes Gesicht muss an dieser Stelle jedoch trotzdem noch lobend erwähnt werden: Billy Drago hat eine "Gastrolle" als Pistolero Black Hand Kelly. Drago ist ein vielbeschäftigter Mime in Filmen, die meistens der B- oder C-Klasse entspringen, und in denen er regelmäßig den fiesen Schurken gibt. In einer Vielzahl von Serien absolvierte er ebenfalls Gastauftritte, unter anderem mehrfach in der (unerklärlicherweise nach wie vor) erfolgreichen Aaron Spelling-Produktion Charmed – Zauberhafte Schwestern [seit 1998]. In Tremors 4 beweist der durchaus charismatische Mime, dass er dann am besten ist, wenn man ihn in ein schwarzes Western-Outfit steckt, und ihm einen Revolver um die Hüften schnallt. Denn sogar in seiner bisher vielleicht denkwürdigsten (wiederkehrenden) Rolle als Schurke John Bly in der leider auch nur eine Staffel gelaufenen Westernserie Die Abenteuer des Brisco County Jr. [1993-1994] (mit Tanz der Teufel [1981]-Star Bruce Campbell) war er so zu sehen. Dragos Anteil in Tremors 4: Wie alles begann ist zwar nicht sehr groß, macht aber Spaß.

Genau diese Aussage gilt im Übrigen für den ganzen Film. Zwar gibt es in Teil 4, wie schon in Tremors 3: Die neue Brut [2001], leichte Ermüdungserscheinungen, und dem versierten Fan mag vielleicht ein bisschen viel Zeit vergehen, ehe es endlich gegen die Monster zu Felde geht, doch weiß auch dieser Film, stets zu unterhalten. Immer dann, wenn man glaubt, die nächsten Entwicklungen vorhersehen zu können, überraschen die Autoren mit einem neuen verrückten oder einfach nur witzigen Einfall. An liebevollen Details und netten Bezügen zu den anderen Filmen wird ebenfalls nicht gespart.
Monster-Freunde werden wieder mit einer frischen Ausgabe der Graboiden belohnt, die diesmal jedoch keine weitere Mutation erleben und auch nicht als Shrieker oder gar "Arschknaller" auftreten. Vielmehr sieht man quasi die noch nicht voll ausgewachsenen "Babywürmer", die schon beeindruckendes Killerpotential aufweisen. Damit schließt sich zudem der evolutionäre Kreis der Saga, sah man doch im dritten Teil noch die Eier der "Arschknaller", aus denen wiederum die kleinen Würmer schlüpfen.

Die (teils hübsch splattrigen) Monster-Effekte sind, wie schon bei den vorangegangenen Filmen, recht gelungen.
Zwar hätte man mit einem deutlich höheren Budget sicherlich zumindest bei den CGI-Effekten noch ein klein wenig mehr herausholen können, gemessen an den eher geringen finanziellen Mitteln des Films sind aber selbst sie gut geraten.
In bewährter Manier setzte man hier auf eine gesunde Mischung aus computergenerierten und mechanischen Effekten, wobei letztere (wie in der Serie) von der (bei From Dusk Till Dawn [1996] erprobten) Crew von KNB hergestellt wurden. Das Team unter der Leitung von Greg Nicotero (einem der drei Firmengründer) führte damit die Arbeit von Alec Gillis und Tom Woodruff Jr. fort, die diesen Job bei den ersten drei Filmen ausübten, und die durch ihre Arbeit an der Alien [1979]-Saga bekannt sind.

Die Musik von Jay Ferguson kann ebenfalls überzeugen, greift sie doch Elemente der früheren Tremors-Scores auf – was kein Wunder ist, da Ferguson schon für die Musik des zweiten Films verantwortlich zeichnete – und die Melodien in einen netten und stellenweise fast rockigen Westernscore verwandelt.

In punkto Regie gibt es eine weitere Parallele zu Tremors 2 – Die Rückkehr der Raketenwürmer [1996], denn wie damals, nahm auch dieses Mal S. S. Wilson selbst "im Stuhl in der Mitte" Platz und leistete von dort aus routinierte Arbeit.

Die im Mai 2004 erschienene, ungeschnittene DVD von Universal bietet tolles Bild und Ton, leider fehlt jedes noch so kleine Extra. Nicht einmal ein Trailer hat sich auf die Scheibe verirrt. Das ist zwar bedauerlich, andererseits wird der Film für eine Deutschland-Premiere zu einem humanen Preis ausgeliefert, was die technisch empfehlenswerte Scheibe dennoch zu einer guten Investition macht.


Fazit:
Insgesamt ist dem "Stampede"-Team um S. S. Wilson, Brent Maddock und Nancy Roberts auch mit dem neuesten Beitrag zur Tremors-Saga ein unterhaltsamer Film gelungen, der leichte Abnutzungserscheinungen und den nicht zu leugnenden Trash-Appeal mit sympathischen Figuren, augenzwinkerndem Witz und originellen Ideen auszugleichen versteht. Und das ist mehr, als man von so mancher weit teureren und aufwändigeren Produktion heutzutage behaupten kann.
Obwohl er sicher der schwächste Teil der Tremors-Quadrilogie ist, kann man diesen netten Monster-Western daher sowohl Fans, als auch Tremors-Neulingen nahezu bedenkenlos ans Herz legen.