Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem [2023]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Juli 2023
Genre: Animation / Action / Komödie

Originaltitel: Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Jeff Rowe, Kyler Spears
Musik: Trent Reznor, Atticus Ross
Stimmen: Nicolas Cantu, Micah Abbey, Shamon Brown Jr., Brady Noon, Jackie Chan, Ayo Edebiri, Ice Cube, Hannibal Buress, Rose Byrne, John Cena, Natasia Demetriou, Giancarlo Esposito, Post Malone, Seth Rogen, Paul Rudd, Maya Rudolph


Kurzinhalt:

Bei seiner Forschung für den skrupellosen Konzern TCRI entdeckt Wissenschaftler Baxter Stockman (Giancarlo Esposito) ein Mutagen, das aus herkömmlichen Tieren anthropomorphe Wesen macht. Sie werden groß wie Menschen und ebenso intelligent. Als Projektleiterin Cynthia Utrom (Maya Rudolph) die Forschungsergebnisse sichern will, gerät eine Probe in die Kanalisation von New York, ebenso wie Stockmans Versuchstiere, vier Babyschildkröten. Die wachsen in der Kanalisation bei der mutierten Ratte Splinter (Jackie Chan) auf, der sie beschützt und aus Angst vor den Menschen im Nahkampf ausbildet. 15 Jahre später macht eine Reihe spektakulärer Diebstähle die Stadt unsicher. Dahinter soll der Schurke Superfly (Ice Cube) stecken, der etwas Verheerendes plant. Weil die vier Schildkröten / Turtles Leonardo (Nicolas Cantu), Donatello (Micah Abbey), Michelangelo (Shamon Brown Jr.) und Raphael (Brady Noon) nicht ihr ganzes Leben im Untergrund verbringen wollen, ersinnen sie ohne Splinters Wissen den Plan, Superfly aufzuhalten und sich so als Helden den Menschen zu präsentieren. Helfen soll ihnen die jugendliche Schülerreporterin April O’Neil (Ayo Edebiri). Doch sie ahnen nicht, mit wem sie es zu tun haben – und wie gefährlich Superflys Plan für die ganze Stadt ist …


Kritik:
Manches ist bei Jeff Rowes aktueller Interpretation der Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem derart gut gelungen, dass es geradezu frustrierend ist, wie wenig andere Elemente zusammenpassen wollen. Handwerklich so einfallsreich wie beeindruckend, klingt die Story packender, als sie präsentiert ist. Das mag auch daran liegen, dass das Drehbuch sich nicht entscheidet, welches Alter das Zielpublikum haben soll. So dürfte keines mit dem Ergebnis ganz zufrieden sein.

Nachdem das Comicfranchise der Teenage Mutant Ninja Turtles zuletzt von niemand geringerem als Infernospezialist Michael Bay als Realverfilmung ins Kino gebracht wurde, geht die inzwischen siebte Leinwandadaption der Vorlage in gewisser Hinsicht zurück zu ihren Wurzeln. Statt mit einer erneuten Realverfilmung, nähert sich Regisseur Rowe der Thematik als Animationsfilm, der dabei jedoch wie ein zum Leben erwecktes Comic präsentiert wird. Figuren und Hintergründe wirken oftmals überzeichnet, Flächen nicht in dem Maße detailliert, wie man es zuletzt aus Computeranimationsfilmen gewohnt ist, und die Bewegungen der Charaktere erscheinen nicht flüssig, sondern erinnern an Zeichentrickserien, während aber die Kamerabewegungen koordiniert und geschmeidig ausfallen. Hinzu kommen knallige Farben, Lichtquellen, die einerseits die Struktur von Papier widerspiegeln oder aber schimmernde Lichtkegel, deren Aura um das Leuchtmittel herum zu zittern scheint. Eben ganz so, wie ein Comic aussehen würde, würde es sich bewegen. Der Stil ist eingangs gewöhnungsbedürftig, aber nicht nur einzigartig, sondern gleichzeitig dank der Kreativität und des Einfallsreichtums das Highlight des Films.

Inhaltlich hingegen erzählt Mutant Mayhem als Neubeginn eine vertraute Geschichte und beginnt damit, wie vier kleine Babyschildkröten mit einer Substanz in Berührung kamen, die sie mutieren ließ. 15 Jahre lang wuchsen sie in der Kanalisation von New York bei ihrem Lehrmeister, der Ratte Splinter, auf, der ebenfalls mutiert war und nach einem missglückten Versuch, sich der Menschheit zu präsentieren, wieder in den Untergrund gerettet hat. Die Menschen seien dämonisch, bläut Splinter den wie er aufrecht gehenden und menschengroßen Turtle-Brüdern Donatello, Michelangelo, Leonardo und Raphael ein und bildet sie deshalb im Nahkampf aus, so dass sie sich verteidigen können. Doch das erste Versuchstier des Wissenschaftlers, der seinerzeit diese anthropomorphen Geschöpfe ins Leben gerufen hat, war eine Fliege, die inzwischen als „Superfly“ die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Spektakuläre Diebstähle von speziellen Komponenten häufen sich, so dass die Vermutung naheliegt, Superfly würde einen Apparat bauen. Da die Turtles sich frei unter den Menschen bewegen und zur Schule gehen wollen, ersinnen sie den Plan, Superfly dingfest zu machen und sich so als Helden der Welt zu präsentieren, denn jeder liebt Helden, oder? Helfen soll ihnen dabei die Schülerreporterin April O’Neil, die selbst damit zu kämpfen hat, dass sie an ihrer Schule ausgegrenzt wird.

Worauf die Aussagen der Geschichte letztendlich hinauslaufen werden, ist keine große Überraschung und der Erzählung auch nicht vorzuwerfen. Während Splinter auf Grund seiner Erfahrungen mit den Menschen vorsichtig bis verbittert ist, weshalb er dafür plädiert, dass sie sich alle dauerhaft vor der Oberwelt verstecken, suchen die Turtles Anerkennung. Doch als sie sich der Welt offenbaren, ist das Ergebnis mehr als ernüchternd – und erwartbar. Aber selbst, wenn die Menschen ihnen nicht vertrauen, wollen sich die Turtles Superfly stellen und New York retten, das der Schurke mit seinem Plan von den herkömmlichen Menschen befreien will. Die Idee hinter Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem klingt wie eine blanke Kopie von X-Men [2000], was kein Kritikpunkt sein muss. Fans sollten sich jedoch darauf einstellen, dass Erzfeind Shredder hier nicht zu sehen ist. Aber so durchaus temporeich sich die Story anhört, die tatsächliche Erzählung wird dem nicht gerecht.

Das mag auch daran liegen, dass die vielen Popkulturreferenzen, sei es an Godzilla oder eben andere Comicfranchises, sich eher an ein jugendliches oder älteres Publikum richten, während sich die Turtles selbst wie Jugendliche verhalten und mit lockeren Sprüchen um sich werfen, die bestenfalls bei einem Publikum im Kindesalter für Erheiterung sorgen werden. So auch Bösewicht Superfly. Die Action ist zwar rasant in Szene gesetzt, dabei aber auch geradezu unübersichtlich geschnitten, so dass man nie wirklich weiß, was genau wo geschieht. Hinzu kommt, dass mit Superfly und seiner Crew aus Mutanten einerseits sowie der von Cynthia Utrom geleiteten Firma TCRI andererseits, die eine Armee von Mutanten heranzüchten will, gleich zwei Widersacher auf die Turtles warten, von denen beide aber kaum ausgearbeitet sind, während selbst die unterschiedlichen Charaktere der Turtles nur rudimentär vorgestellt werden. Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem hat sich inhaltlich viel vorgenommen. Trotz der spürbaren Laufzeit von mehr als eineinhalb Stunden (inklusive einer für Fans wichtigen Szene während des Abspanns), kann der Film dies jedoch nicht einlösen.


Fazit:
Nicht erst beim langen Finale wird deutlich, dass das Geschehen kaum mitnimmt. Das kann einerseits an den aufheiternden Kommentaren liegen, die unentwegt und mitunter mehr gewollt, denn gekonnt eingestreut werden und nicht den Eindruck aufkommen lassen, als stünde für die Turtles selbst etwas auf dem Spiel. Oder daran, dass sie selbst als Figuren kaum vorgestellt werden. Ohne tatsächliche Bezugspunkte oder dass für die Titelfiguren etwas persönliches auf dem Spiel steht, wohnt man dem Gezeigten allerdings nur bei, ohne wirklich mitzufiebern. Was man sieht, ist dahingegen eine Wucht. Die Optik ist bestechend, der Stil bunt, erfrischend und stimmig. Dahingegen mag der kindgerechte Humor mit anderen Elementen der Geschichte nicht zusammenpassen. In der Länge einer Fernsehepisode mag dies besser funktionieren, als als abendfüllender Spielfilm und für eine neue Generation an Fans sich eher eignen, als für ältere. Schade ist, dass trotz der positiven Aussagen der Unterhaltungswert darunter leidet, dass Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem stilistisch gelungener und sicherer ist, als in Bezug auf Story und Erzählung. Dabei gäbe es gegen ein weiteres Abenteuer in dieser Interpretation des Franchise nichts einzuwenden, im Gegenteil.