The Colony [2013]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. Februar 2014
Genre: Horror / Science Fiction

Originaltitel: The Colony
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: Kanada
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: keine Jugendfreigabe

Regie: Jeff Renfroe
Musik: Jeff Danna
Darsteller: Kevin Zegers, Laurence Fishburne, Bill Paxton, Charlotte Sullivan, Dru Viergever, Atticus Dean Mitchell, John Tench, Lisa Berry, Lucius Hoyos


Kurzinhalt:
Mitte des 21. Jahrhunderts unternahmen die Menschen den Versuch, die Erderwärmung aktiv mit gigantischen Maschinen zu bekämpfen, welche die Atmosphäre verändern sollten. Es war ein Fehlschlag und seither schneit es weltweit unaufhörlich. Der neuen, globalen Eiszeit ist ein Großteil der Menschheit zum Opfer gefallen. Die wenigen glücklichen haben sich in abgeriegelte Einrichtungen, so genannte Kolonien retten können. Dort versuchen die Überlebenden, Nahrung selbst zu züchten. Der größte Feind sind neben Hunger und Krankheiten auch die anderen Kolonisten.
In Kolonie 7 ist es Leiter Briggs (Laurence Fishburne) gelungen, ein Gleichgewicht herzustellen. Auch wenn Mason (Bill Paxton), der für die Sicherheit verantwortlich ist, mit seinem Führungsstil zunehmen unzufrieden ist. Als sie einen Notruf von Kolonie 5 empfangen, einer der wenigen übrig gebliebenen, entschließt sich Briggs, zusammen mit Sam (Kevin Zegers) und einem Freiwilligen einen Rettungstrupp anzuführen. Die Leitung seiner Kolonie überlässt er Kai (Charlotte Sullivan) zum Missfallen von Mason. Als sie in der anderen Kolonie ankommen, ist diese verwüstet. Statt der Kolonisten, finden sie eine große Gruppe Kannibalen vor, deren Anführer (Dru Viergever) sich mit seinem Trupp an Sams und Briggs' Fersen heftet, um so auch die nächste Kolonie überfallen zu können ...


Kritik:
Die erste Hälfte dieses Low-Budget-Endzeithorrorfilms ist so kompetent umgesetzt und vielversprechend, dass was in der zweiten folgt, umso mehr enttäuscht. Die gar nicht uninteressante, wenn auch nicht wirklich neue Idee, die in The Colony schlummert, wird dabei so im Keim erstickt, dass es einen länger ärgert, als es der Film eigentlich verdient. Die beiden namhaften Hollywood-Darsteller, mit denen geworben wird, wählen in weiser Voraussicht den jeweils frühestmöglichen Abgang.

Fans des Genres werden viele Elemente bedeutend besserer Filme wiedererkennen. Die Musik und die Stimmung im ewigen Eis erinnern an Das Ding aus einer anderen Welt [1982], ebenso wie der langsame Aufbau der Geschichte. Begleitet wird sie immer wieder durch Off-Kommentare von Sam, der sich gar nicht mehr erinnern kann, wie sich die Wärme der Sonne anfühlt. Der Versuch der Menschen, die Erwärmung des Planeten mit Hilfe von Terraforming aufzuhalten oder gar umzukehren, hat sich auf grausame Weise ins Gegenteil verkehrt. Eines Tages hat es begonnen zu schneien – und nie wieder aufgehört. Dann gingen die Nahrungsmittel aus und es begann ein Kampf ums Überleben. Wie viele Menschen noch übrig sind, verrät The Colony nicht. Der ehemalige Soldat Briggs, mit einem Mindestmaß an Motivation vom charismatischen Laurence Fishburne verkörpert, leitet Kolonie 7, deren Crew stetig kleiner wird. Eine gewöhnliche Grippe wird in einer Welt ohne Medikamente so verhängnisvoll wie eine Allergie. Die Kolonie steht in Kontakt mit Kolonie 5, die einige Tagesmärsche entfernt liegt. Als von dort ein Hilferuf ausgesandt wird, macht sich Briggs zusammen mit Sam und einem Freiwilligen auf, die Art des Notrufs zu untersuchen.

Die unterirdische Basis mit ihren vielen verschiedenen Räumen und Kammern, einem kleinen Garten und Lagereinrichtungen, fängt Regisseur Jeff Renfroe in so beklemmenden wie trostlosen Bildern ein. Wie ausweglos die Situation in einer Welt ist, in der im Freien nichts und niemand dauerhaft überleben kann, wird ebenso spürbar wie die Gefahr, die umso mehr von den anderen Menschen in der Kolonie ausgeht. Sei es in Form von Krankheiten, die grassieren, oder aber durch Menschen wie Mason, der einst mit Briggs gedient hat, inzwischen jedoch radikale Methoden bevorzugt, um das Überleben der Art zu sichern. Dass ihm dabei seine Menschlichkeit abhanden kommt, bemerkt er nicht. Es ist eine undankbare Rolle für Bill Paxton, der – so glaubt man zumindest in seinem Gesicht abzulesen – die absurden Entscheidungen seiner Figur ebenso wenig fassen kann, wie das Publikum.

Nach ihrer Ankunft in der geisterhaften Kolonie treffen Sam und Briggs auf einen Überlebenden, der außer mit seinem verstörend ausgemergeltem Aussehen mit einer wichtigen Information auf sie wartet. Doch er ist nicht allein. Die Kolonie ist vielmehr von einer Horde Kannibalen überrannt worden, die in den Neuankömmlingen nicht nur "Frischfleisch" sehen (ein Wortspiel ist nicht beabsichtigt), sondern ihnen sogar bis zu ihrer eigenen Kolonie zurück folgen, wo sich Mason gegen die in Briggs' Abwesenheit zur Leitung erkorenen Kai aufgelehnt hat.

Auch wenn es sich im ersten Moment anhört, als könne aus dieser Idee kein guter oder zumindest solider (B-)Film werden, sogar der Aspekt mit den Kannibalen hätte zu einem spannenden Höhepunkt führen können. Es ist ja gar nicht so abwegig anzunehmen, dass in einer Welt, in der keine weitere Nahrungsquelle mehr vorhanden ist, sich die Menschen gegeneinander wenden, wenn der Hunger zu groß wird. Doch in welche Richtung hätte man dies entwickeln können? Dass Sam und Briggs, sowie alle anderen Kolonisten in diese "Gemeinschaft" aufgenommen werden sollen, man ihnen anbietet, sich zu verbünden, ihnen einen wortgewandten und vielleicht sogar charmanten Anführer der Kannibalen gegenüberstellt. Doch stattdessen wartet The Colony mit fleischfressenden, blutverschmierten und schemenhaften Figuren auf, die am Ende nicht viel mehr sein dürfen, als Kanonenfutter. Abgesehen vom Anführer der Kannibalen, dessen Zähne (wohl vom Verzehr seiner Artgenossen) schon klein und spitz geworden sind, wie man es von Raubtieren kennt. Auch scheinen sie der Sprache nicht mehr mächtig, sondern schreien und grunzen undefinierbar und beabsichtigt schaurig aus allen Lautsprecherboxen.

Dadurch steigt in der zweiten Filmhälfte der Brutalitätsgrad rasant an, im selben Maß, wie die schlechten Ideen zunehmen und das Potential eingefroren wird, getreu dem Motto des (deutschen) Untertitels des Films, Hell Freezes Over. Darüber vergisst das Skript allerdings die Figuren und selbst die Dialoge erscheinen zum Ende platter als zu Beginn. Das wirklich ärgerliche daran ist jedoch, dass trotz des geringen Budgets der Aufwand sichtbar ist und die Atmosphäre durchaus überzeugt. Bei dem Weg, den die Macher einschlagen, ist all das letztlich umsonst.


Fazit:
Auch wenn die Idee aus bekannten Filmen zusammengeklaut ist, die Mischung gelingt gerade durch das Set, die eisige Einöde und die lebensfeindliche Umgebung. Zumindest zu Beginn. Sogar die Entscheidung, zu alledem den Horror des Kannibalismus hinzuzufügen, kann man nachvollziehen, zumal die Bilder nicht so ekelerregend sind, wie sie hätten sein können – auch wenn die Altersfreigabe mehr als berechtigt ist. Doch in einem unvorstellbar schnellen Tempo reiht The Colony eine schlechte Entscheidung an die andere und macht sich damit selbst die Vorarbeit kaputt.
Die flachen Figuren, angeführt von einem farblosen und austauschbaren Hauptdarsteller, stören das Gesamtbild ebenso wie die in den Actionmomenten auf Heavy Metal getrimmte Musik. All das wird mit einem absehbaren und so comicartig überspitzten Showdown gekürt, dass man beinahe darüber lachen könnte. Wer darauf hofft, nach dem acht (!) Minuten dauernden Abspann mit einer genialen Idee entschädigt zu werden, welche die grausigen Drehbuchentscheidungen des letzten Drittels vergessen machen könnte, der kann sich die Zeit sparen. Wie auch am besten die für den Film selbst.