Superman [1978]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Mai 2007
Genre: Action / Science Fiction

Originaltitel: Superman
Laufzeit: 146 min.
Produktionsland: Großbritannien, USA
Produktionsjahr: 1978
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Richard Donner
Musik: John Williams
Darsteller: Marlon Brando, Gene Hackman, Christopher Reeve, Ned Beatty, Jackie Cooper, Glenn Ford, Trevor Howard, Margot Kidder, Jack O'Halloran, Valerie Perrine, Maria Schell, Terence Stamp, Phyllis Thaxter, Susannah York, Jeff East, Marc McClure


Kurzinhalt:
Die Zivilisation auf dem Planeten Krypton ist der unseren weit voraus, doch der Planet ist dem Untergang geweiht. Alle Warnungen des Wissenschaftlers Jor-El (Marlon Brando) ignorierend, werden die Bewohner aufgefordert, auf Krypton zu bleiben. So sendet Jor-El seinen einzigen Sohn Kal-El in einem Raumschiff zu Erde, Momente bevor Krypton explodiert.
Dort wird der Knabe von Martha (Phyllis Thaxter) und Jonathan Kent (Glenn Ford), einem kinderlosen Farmerehepaar gefunden und aufgenommen. Sie erziehen den Jungen wie ihren eigenen Sohn, ohne dass jemand anderes außer den Kents seine Herkunft kennt. Doch nach einigen Jahren verlässt Clark Kent (Christopher Reeve), wie Kal-El auf der Erde genannt wird, die Kent-Farm. Etwas aus dem Raumschiff, in dem er kam, zieht ihn nach Norden. Dort findet er die Festung der Einsamkeit vor, ein Gebilde, das durch die Technologie seines Vaters entsteht. Ein Abbild seines Vaters lehrt ihn all das Wissen, das Krypton angesammelt hat, und erst zwölf Jahre später kehrt Clark auf die Erde zurück.
Nun in Kontrolle seiner übermenschlichen Fähigkeiten – wie unter anderem die Fähigkeit zu fliegen – macht er sich in der Großstadt Metropolis als Superman auf, das Verbrechen zu bekämpfen, während er zusätzlich als Clark Kent bei der Tageszeitung "Daily Planet" als Reporter arbeitet. Dort trifft er auch auf Lois Lane (Margot Kidder), die allerdings an Superman weit mehr interessiert ist, als an Clark Kent.
Supermans Fähigkeiten werden schon bald auf eine harte Probe gestellt, als der Schurke Lex Luthor (Gene Hackman) seinen Plan in die Tat umsetzen möchte, ganz Kalifornien im Meer versinken zu lassen – doch da er mit Widerstand vom Mann aus Stahl rechnet, hat er sich über Supermans Schwachstellen informiert. Darunter ist auch Meteoritengestein vom Planet Krypton, das für Clark tödlich ist ...


Kritik:
Es scheint beinahe, als würden sich auf lange Zeit nur diejenigen Superhelden im Comic-Genre etablieren, die es zu Beginn besonders schwer haben. "Der Mann aus Stahl" beispielsweise wurde bereits 1932, also vor über 75 Jahren, erfunden, fand aber erst sechs Jahre später, 1938, seinen Weg in eine Comic-Veröffentlichung. Bis dahin wurde er bei allen großen Verlagshäusern abgelehnt. Erfunden von Jerry Siegel und Joe Shuster, gehört Superman heute zu den bekanntesten und beliebtesten Comic-Superhelden. Erste Auftritte in bewegten Bildern hatte der "Letzte Sohn Kryptons", wie er auch genannt wird, bereits zehn Jahre später in der kurzlebigen Kurzfilm-Serie Superman [1948], obgleich von 1941 bis 1943 über ein Dutzend animierte Kurzfilme um den mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestatteten Helden in den Kinos liefen.
Von 1952 bis 1958 schließlich, fand Adventures of Superman den Weg auf die Fernsehbildschirme, wobei der Pilotfilm gar im Kino gezeigt wurde. Star der Serie war George Reeves, der auch in Vom Winde verweht [1939] mitwirkte, und im Sommer 1959 unter dubiosen Umständen den Tod fand.
1966 fand ein Musical den Weg auf die Bühne, das aber nur leidlichen Erfolg mit sich brachte. Zurück auf der Leinwand fand sich die Superhelden-Mär erst 1978, vierzig Jahre, nachdem Superman zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Eine Möglichkeit, Superman zu inszenieren, bot sich dabei recht vielen Regisseuren, doch lehnten die meisten das mit einem Budget von 55 Millionen Dollar immens hoch dotierte Projekt ab – Steven Spielberg verlangte ursprünglich angeblich eine zu hohe Gage und wurde von den Produzenten auf Distanz gehalten, bis sich Der weiße Hai [1975] bewiesen hätte. Anschließend sah das Wunderkind aus Hollywood keine Notwendigkeit mehr, auf die Macher zu warten und wandte sich anderen Filmen zu. Schließlich bekam Richard Donner, der sich durch den Horror-Film Das Omen [1976] einen Namen machte, den Zuschlag, musste sich aber in kreativer Hinsicht vielen Vorgaben der Produzenten geschlagen geben.
Mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 300 Millionen Dollar (nach wie vor weniger als der nur ein Jahr zuvor veröffentlichte Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung [1977]) war Superman ein durchschlagender Erfolg, katapultierte über Nacht den Hauptdarsteller Christopher Reeve zum Star und etablierte die Comicreihe letztlich auf der großen Leinwand – wenn auch nur für wenige Jahre. Aus heutigem Abstand betrachtet, überzeugen manche Elemente der Comicadaption nach wie vor. Andere hingegen weniger. Aber während man über manche Mängel der ansonsten zweifelsohne aufwändigen Spezialeffekte mühelos hinweg sehen kann, sind es die inhaltlichen Längen, die den Film selbst für Super-Fans mitunter sehr lang erscheinen lassen.

Grund hierfür mag sein, dass sich beinahe ein halbes Dutzend Autoren am Skript zum ersten großen Leinwandabenteuer des Kryptoniers zu schaffen machten. Neben Mario Puzo, der auch an der Story feilte, waren drei weitere Schreiber am Werk, wobei von den Beiträgen von Tom Mankiewicz im Abspann gar nichts zu lesen ist, er wird beim Stab offiziell nicht mit aufgeführt. Auch Regisseur Donner selbst, schrieb zahlreiche Szenen um.
Das Endergebnis zeigt sich dementsprechend uneins in sich selbst. Denn während viel Zeit auf die Vorgeschichte von Kal-El (so Supermans kryptonischer Name) verwandt wird, auf die Hintergründe, die das Ende des Planeten Krypton herbeiführen, und auch auf das einschneidendste Erlebnis des jungen Farmers Clark Kent, wie sich der übermenschliche Superheld im normalen Leben nennt, erfährt der Film im Anschluss an jenen immerhin beinahe 50 Minuten dauernden Prolog einen regelrechten Schnitt. Fortan vergessen ist die wenig fröhliche Grundstimmung der Charaktere, an ihre Stelle tritt ein omnipräsenter Slapstick-Humor, gepaart mit einer arg konstruierten Bösewichts-Story rund um Lex Luthor, von dem man bis zu seinem ersten Auftritt noch überhaupt rein gar nichts gehört hat.
Dabei wirken die Kabbeleien zwischen Clark Kent und Lois Lane im ersten Moment erzwungen, selten natürlich, wiederholen sich aber im Lauf des Films so oft, dass man letztlich als Zuseher den Reiz daran verliert. Ebenso ergeht es all denjenigen, die sich vom Schurken Lex Luthor einen charismatischen, gewitzten Bösewicht erhofft hatten. Stattdessen präsentiert sich der Toupetträger als halbgare Mischung aus Tyrann und Komiker mit einem mitunter durchaus amüsanten Hang zur Theatralik. Wirklich beängstigend wirkt er allerdings nicht und sein Imperium bestehend aus immerhin zwei Gehilfen nicht im Entferntesten dem angemessen, was man sich von einem Widersacher des beinahe übermächtigen Superman erhoffen würde.
Der Plan des machtversessenen Luthors scheint dabei zwar nicht wirklich schlecht, wird aber derart schnell präsentiert und seine Fixierung auf Superman als seinen Erzgegner so halbherzig eingeführt, dass manche Dialoge gerade in der zweiten Filmhälfte unfreiwillig komisch wirken. Von den absurden Wendungen während des Finales ganz abgesehen.
Doch nicht nur, dass die Gegner des außerirdischen Findlings blass bleiben, auch er selbst hat nach seiner recht spontanen Wandlung zum fliegenden Superhelden mit Umhang keine neuen Aspekte mehr zu bieten, von einer vielschichtigen Darstellung Lois Lanes ganz zu schweigen. Statt die Figuren auszuarbeiten, eine Chemie zwischen den verschiedenen Charakteren herzustellen, versteift sich das Skript auf eine reihe zweifelsohne actionreicher Sequenzen, die letztlich aber weder über die hanebüchene Story, noch den abrupten Schluss hinweg täuschen können. Dass ausgerechnet nach dem eindrucksvollen Auftakt und dem dargebrachten Hintergrund Clark Kents das Drehbuch einen solch plumpen Weg einschlägt, ist ärgerlich und an sich auch unverständlich.

Dass von den Darstellern ausgerechnet der exzentrische, wenn auch unbestritten charismatische Marlon Brando den besten Eindruck hinterlässt, ist beinahe ärgerlich. Nicht nur, dass dieser mit insgesamt vier Millionen Dollar eine fürstliche Summe für seine Rolle einstrich, er stellte beim Dreh auch wieder allerlei Bedingungen – und weigerte sich, manche Textzeilen auswendig zu lernen, sondern legte sich vielmehr vorgefertigte Blätter mit seinen Dialogen in den Sets zurecht. Nichtsdestotrotz macht er seine Sache als Jor-El wirklich sehr gut und verleiht seiner Figur die Tragik, die sie von Grund auf umgibt.
In seinem Schatten steht Christopher Reeve allerdings nicht allein, zumal der damals 26jährige bis dahin nur in kleineren Rollen zu sehen war. Reeve vereint dabei die kindliche Naivität seines Clark Kent gekonnt mit der leichten Überheblichkeit und des fürsorglichen Wohlwollens von Superman, vor allem aber hat bereits gegenüber seinem jüngeren Alter Ego Jeff East, der Clark Kent in jungen Jahren verkörpert, eine gewisse Ausstrahlung voraus. Darüber ob es eine bessere Besetzung für Kal-El hätte geben können, lässt sich streiten, Reeve macht seine Sache gut, und das ist mehr, als man von manch anderen sagen kann.
Gene Hackman, der von manchen Details um seinen Filmcharakter nicht begeistert war, wirkt nicht sonderlich motiviert, womöglich deswegen, weil er im Film auch kaum etwas zu tun hat. Zusammen mit Ned Beatty sorgt er zwar gelegentlich für Lacher, in Erinnerung bleibt diese Darbietung allerdings nicht.
Von Glenn Ford ist ebenso wenig zu sehen, wie von Phyllis Thaxter, die beide nur wenige Auftritte genießen, ebenso wie Jackie Cooper leisten sie jedoch solide Arbeit. Ebenso Marc McClure, der als Jimmy Olsen lediglich eine Nebenrolle füllt.
Terence Stamp, der als General Zod in Superman II [1980] wieder mit dabei sein wird, hat ebenfalls kaum etwas zu tun – doch spricht der Darsteller interessanterweise in der Superman-Ableger-Serie Smallville [seit 2001], die die jungen Jahre von Clark Kent chronologisieren, die Stimme von Kal-El.
Die einzig wirkliche Enttäuschung ist Margot Kidder, die als Lois Lane weder eine Chemie zu Superman aufzubauen in der Lage ist, noch durch ihre frivole Art zu überzeugen vermag. Stattdessen scheint ihr abweisendes Auftreten gegenüber dem grundsätzlich sympathischen Clark Kent und ihr beinahe kindlicher Enthusiasmus angesichts der Aufmerksamkeit des Superhelden eher unsympathisch – zugegebenermaßen verstärkt die unnötige Musical-Einlage während des Films diesen Eindruck noch. Man mag nun spekulieren, ob eine andere Darstellerin diesen Spagat besser gemeistert hätte, auf diese Art ist sie jedoch diejenige Beteiligte, die am wenigsten in Erinnerung bleibt.

An der rein handwerklichen Umsetzung durch Richard Donner ist nichts zu bemängeln, im Gegenteil. Zusammen mit seinem Kameramann Geoffrey Unsworth, der kurz nach den Dreharbeiten verstarb, kleidet er Superman in malerische Bilder, die insbesondere während der Zeit in Smallville, Kents Heimatstadt, durch exzellente Einstellungen und bedeutungsstarke Kompositionen überraschen. Es scheint hier beinahe so, als hätte Donner versucht, die ruhigeren Elemente des Films in ähnlichen Perspektiven zu filmen, wie die einzelnen Bilder eines Comics.
Durch die tadellose Schnittarbeit von Stuart Baird gelingt ihm dies auch einwandfrei. Obgleich insgesamt bis zu sieben Teams gleichzeitig an Superman drehten, wirkt der Look des Films, bis auf jenen Schnitt vom Prolog zur eigentlichen Handlung, durchgehend sehr homogen, Kamera und Schnitt wirken durchdacht und dienen dem Erzähltempo der Geschichte.
Dass aus heutiger Sicht viele Spezialeffekte auch als solche erkennbar sind, stört überdies nicht, auch wenn der Film trotz des merklich höheren Budgets nicht in dem Maße erstaunt, wie dies ein Jahr zuvor bei Star Wars der Fall war. Die Bauten, insbesondere bei den Krypton-Szenen oder jenen in der Festung der Einsamkeit, sind jedoch beeindruckend, manche Flugszenen ebenso, und auch die Modellarbeiten beim Finale können sich sehen lassen. Sicherlich haftet vielen Einstellungen ein Studioflair an, doch fällt dies insbesondere im Hinblick auf die Entstehungszeit des Films, nicht negativ ins Gewicht.
Dass die Flugszenen von unterschiedlicher Qualität sind, ist allerdings ärgerlich, eine einheitlichere Linie hätte man sich hier sicherlich gewünscht.

Während sich Superman noch in Produktion befand, wollte Richard Donner den Komponisten Jerry Goldsmith für den Film gewinnen – hatte dieser mit dem oscarprämierten Omen-Score doch bewiesen, wozu er in der Lage ist. Doch auf Grund einiger Verpflichtungen konnte Goldsmith das Angebot nicht wahrnehmen, und so griff man auf den ebenfalls prämierten John Williams zurück, der für die Superhelden-Verfilmung einen ähnlichen Stil aufgriff, wie für die Sternensaga Star Wars nur ein Jahr zuvor.
So finden sich in Superman zahlreiche verschiedene Themen wieder, wie beispielsweise die eigentliche Superman-Fanfare, das Krypton-Thema oder auch eine Melodie, die immer wieder zu hören ist, wenn Luthor oder seine Gehilfen auftreten. Zwar ist diese opernhafte Einteilung nicht in dem Maße exerziert, wie bei George Lucas Sternenmärchen, doch gelingt Williams hier erneut das Kunststück, eine Melodie derart mit einer Figur zu verbinden, dass nur ein paar Takte genügen, um den Zuschauer auf das einzustellen, was ihn folgend erwartet.
Der Score ist dabei sowohl temporeich, wie getragen, wirkt bei der Fanfare majestätisch, wie bei den Einstellungen des Babys Kal-El zerbrechlich und minimalistisch. Williams begleitet die eindrucksvollen Bilder gekonnt, unterstützt die Handlung wo nur irgend möglich und verleiht durch seinen Score dem Superhelden-Epos einen unvergleichlichen Wiedererkennungswert.
Für Fans und Sammler gehört die "Special Edition"-DVD mit der isolierten Soundtrack-Spur somit zum Pflichtsortiment.

Dass man bei einem Science Fiction-Film, beziehungsweise bei einer Comic-Verfilmung, nicht nach Löchern in der Story suchen soll, steht außer Frage. Und in der Tat öffnen sich bei Superman bei näherer Betrachtung mitunter Abgründe, die selbst diejenigen des San Andreas Grabens noch übertreffen.
Doch definiert sich der Film glücklicherweise nicht nur diejenigen Aspekte, die nicht funktionieren, als vielmehr durch jene, die einem positiv in Erinnerung bleiben. Ganz entscheidend hierbei ist die grundsätzlich gelungene Ausgangslage des Films zu nennen, die auf gekonnte Weise einen Helden etabliert, der trotz seiner Fähigkeiten und seiner außerirdischen Herkunft, menschlich bleibt. Welchen Sinn und Zweck er dabei tatsächlich auf der Erde erfüllt, sei dahingestellt, doch funktioniert eben jene Einführung für sich allein genommen sehr gut. Schade nur, dass der übrige Teil des Films hiermit nicht ganz mithalten kann.


Fazit:
Welcher Aufwand für die Superhelden-Adaption betrieben wurde, ist schon in den ersten Minuten offensichtlich, in denen den Zuschauer Eindrücke und Bilder von einer weit entfernten Welt erwarten – allein der Vorspann verschlang mehr Geld, als manch andere Filme gekostet hatten.
Doch während es Richard Donner und seinen Autoren gut gelingt, die Figur des Clark Kent/Superman einzuführen, vernachlässigen sie sträflich, dem Helden einen geeigneten Bösewicht zu spendieren. Statt eines Furcht einflößenden, einflussreichen und übermächtigen Lex Luthor, der Metropolis in Schrecken hält, findet man als Zuschauer ein Komikerduo vor, dessen absurder Plan rund um ein gigantisches Erdbeben nur durch die noch absurde Umkehrung desselben aufgehoben wird.
Es ist der soliden Darstellerleistung von Christopher Reeve zu verdanken, dass Superman dennoch überwiegend gut in Erinnerung bleibt und durch den Auftritt von Marlon Brando noch veredelt wird. Nichtsdestoweniger scheint der Einstand des Kryptoniers eine halbe Stunde zu lang, dabei nach dem wirklich guten Prolog aber ohne tatsächliches Konzept. Die gelungenen Effekte retten somit die zweite Hälfte des ersten Superman- Auftritts, nur sollten sich die Macher für den zweiten Teil mehr einfallen lassen.