Star Trek Into Darkness 3D [2013]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 9. Mai 2013
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Star Trek Into Darkness 3D
Laufzeit: 132 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: J.J. Abrams
Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoe Saldana, Simon Pegg, Anton Yelchin, John Cho, Bruce Greenwood, Benedict Cumberbatch, Alice Eve, Peter Weller, Christopher Doohan


Kurzinhalt:
Nachdem Captain James T. Kirk (Chris Pine) eine Außenmission auf dem Planeten Nibiru mit unkonventionellen Mitteln gelöst hat, mit denen er selbst die Oberste Direktive der Sternenflotte verletzte, kann ihn nicht einmal sein Mentor Admiral Pike (Bruce Greenwood) vor disziplinarischen Maßnahmen bewahren. Doch bevor diese umgesetzt werden können, wird die Erde angegriffen. Verantwortlich hierfür ist John Harrison (Benedict Cumberbatch), laut Admiral Marcus (Peter Weller) ein ehemaliger Sternenflottenoffizier, der nach einem Attentat in London auch die oberste Riege der Sternenflotte ins Visier nimmt.
Als sich die Enterprise auf die Jagd nach Harrison macht, muss die Besatzung tief in klingonisches Gebiet vordringen. Dabei steht der jungen Crew um Kirk, seinem ersten Offizier Spock (Zachary Quinto) und Schiffsarzt McCoy (Karl Urban) eine Prüfung bevor, die sie nicht nur an ihren Befehlen zweifeln lässt. So berechnend Harrisons Vorgehen ist, er scheint ihnen immer einen Schritt voraus und willens alles zu tun, um sein Ziel zu erreichen ...


Kritik:
Mit seiner actionorientierten Neuinterpretation Star Trek [2009] hat Filmemacher J.J. Abrams das mehr als vierzig Jahre alte Science Fiction-Universum neuen Zuschauern ebenso nahe gebracht, wie alten. Für eingeschworene Fans war es ein Sakrileg und nicht mehr das Star Trek, das sie kannten. Die lange angekündigte Fortsetzung Star Trek Into Darkness wurde darum mit ebenso viel Skepsis erwartet. Manche Fans der Reihe werden ins Kino gehen, um zu sehen, ob Abrams den ersten Teil übertrifft, andere, um sich zu vergewissern, dass und nicht ob er scheitert. Doch sieht man sich beide Filme einmal im Vergleich an, gelingt es dem Regisseur, die Stärken des ersten konsequent auszubauen und dessen Schwächen zu minimieren. Dass trotz der Story um Vergeltung am Ende die eigentliche Aussage von Raumschiff Enterprise [1966-1969] und der nachfolgenden Serien erhalten bleibt, ist dem Drehbuch zu verdanken.

Das Skript konzentriert sich dabei ebenso auf die drei Hauptfiguren Kirk, Spock und McCoy, wie auch auf die übrigen Charaktere der Kernbesatzung, Uhura, Chekov, Sulu und Scotty, der ausgesprochen viel zu tun bekommt. Ihnen gegenüber steht John Harrison, diabolisch und doch mysteriös verkörpert von Benedict Cumberbatch, dessen physische Präsenz den übrigen Darstellern mühelos die Show stiehlt. Nach einer mehr oder weniger geglückten Mission befindet sich Captain James T. Kirk samt der Besatzung der Enterprise auf der Erde. So wenig begeistert Kirks Mentor Admiral Pike darüber ist, dass sich sein Protegé immer wieder über die Regeln der Sternenflotte hinwegsetzt, Kirks Mitarbeit wird wenig später nötig.
Die väterliche Rolle von Bruce Greenwood als Angelpunkt für die Entwicklung des ungestümen, jungen Kirk, ist ein Thema, das aus dem ersten Film wieder aufgegriffen wird und mit ihm finden sich einige der schönsten Momente in Star Trek Into Darkness, der nach dem ersten Drittel einen düsteren Weg einschlägt. Nachdem Harrison ein Attentat in London und wenig später einen Anschlag auf hochrangige Sternenflottenoffiziere verübt hat, erhält Kirk von Admiral Marcus den Auftrag, Harrison ausfindig zu machen und auszuschalten. Dass dieser sich auf der Heimatwelt der Klingonen versteckt hat, macht all das nicht einfacher, denn einen Krieg will niemand riskieren, auch wenn er laut Marcus unvermeidlich ist.

Erhält der Captain eines Sternenflottenraumschiffs den Auftrag, keine Gefangenen zu machen, sondern zu töten, läuft dies allem entgegen, was man als Star Trek-Fan zu wissen glaubt. Doch das Drehbuch bietet mehr, als eine blanke Rache-Story, manch einer würde sogar eine politische Aussage hinein interpretieren. Die Geschichte um John Harrison ist vielschichtig, wenn auch Kennern des Universums bekannt. Und so erzählen die Autoren um Regisseur Abrams wie im ersten Film erneut eine Ursprungsstory. Der Film scheint darum auch länger als er ist, nicht weil er nicht unterhalten oder mitreißen würde, ganz im Gegenteil. Aber die Handlung besucht so viele Schauplätze und die Story selbst schlägt mehrere Haken, verschiebt den Blick auf all das, was man zu wissen glaubt, dass Star Trek Into Darkness merklich umfangreicher als sein Vorgänger ist.
Der Neubeginn für die Figuren mit dem letzten Film wird hier konsequent aufgegriffen, so dass die Crew um Kirk, Spock und McCoy deutlich vertrauter miteinander wirkt. Davon profitiert der Wortwitz ebenso wie auch die Action. Nicht nur, dass die Handlungen der verschiedenen Figuren ineinander greifen, es wird spürbar, was auf dem Spiel steht. Ein Beispiel hierfür ist der Flug von Kirk im Raumanzug durch den Weltraum zu einem anderen Schiff durch ein dazwischen liegendes Trümmerfeld. So abstrus und unmöglich die Idee, so packend und unterhaltsam ist die Umsetzung. Nicht zuletzt, da auf der Gegenseite ein hoffnungslos unterlegener Montgomery Scott immer stärker unter Zugzwang gerät.

Wie gelungen das Casting von Star Trek gewesen ist, sieht man nun vier Jahre später. Das Drehbuch erweckt die bekannten Ikonen der alten Serie und Filme neu zum Leben. Ohne eine Darstellerriege, die dem gewachsen wäre, ist das kaum denkbar. Doch die Dialoge und die Verhaltensweisen der Charaktere sind so treffend eingefangen, dass auch die Schauspieler von damals stolz sein können. Die Story bietet genügend frische Elemente und neue Einfälle, dass auch die Parallelen zu einigen alten Storys und insbesondere einem Film mit der klassischen Crew nicht wie eine Kopie, sondern in der Tat wie eine Hommage wirken. Ohne einen würdigen Widersacher wäre all das vergebens, Benedict Cumberbatch sei Dank, dass dem nicht so ist. Er verkörpert eine Figur, die so viel neuen Esprit und eine körperliche Überlegenheit zur Schau stellt, dass er sie sich zu eigen macht, ohne zu plagiieren.

Einige Hinweise seien hier zur 3D-Präsentation des Films gegeben, beziehungsweise zum Prequel-Comic Star Trek: »Countdown to Darkness« [2013]. Auch wenn das Comic zumindest einen kleinen Bezug zum Film bietet, insofern, dass eine Figur erwähnt wird, die hier zu sehen ist, für das Verständnis des Films ist es (im Vergleich zum Film aus 2009 mit dem dazugehörigen Comic) unerheblich. Vielmehr wiederholt sich das Thema von Kirk, der die Regeln so auslegt, wie sie ihm genehm sind, dann sowohl im Film wie im Comic. Die Spannungen zwischen Spock und Uhura werden zwar im Comic vorbereitet, ergeben sich aber auch aus den Ereignissen des Films.
Star Trek Into Darkness wurde nicht in 3D gedreht, sondern nachträglich konvertiert. Auch wenn einige Szenen mit speziellen IMAX-Kameras gefilmt wurden, in Deutschland ist eine Vorführung in dem Format leider nicht zu sehen, da die verbleibenden IMAX-Kinos bedauerlicherweise nur die Eigenproduktionen zeigen. Die 3D-Vorstellung hingegen ist beinahe flächendeckend. Und auch wenn die Konvertierung in 3D sehr gut gelungen ist und es ein einmaliges Gefühl ist, die Enterprise plastisch vor einem zu sehen, am Film selbst ändert die Vorführung so nichts. Zumindest nutzt J.J. Abrams die Technik, um eine Tiefenwirkung zu erzeugen wie eingangs bei Szenen, die im Innern eines Vulkans spielen, beziehungsweise bei dem erwähnten Flug Kirks im Weltall durch das Trümmerfeld. Ob das den Aufpreis jedoch wert ist, sei dahingestellt.

Ähnlich verhält es sich mit dem Soundtrack des Films aus der Feder von Michael Giacchino. Dieser ist im Vergleich zum letzten Film noch rhythmischer und eingängiger und bietet mit ruhigen, melancholisch-traurigen Momenten und Actioneinlagen eine Bandbreite, die den Film enorm unterstützt. Nicht nur, wer den letzten Score sein Eigen nennt, sollte sich hier einhören. Doch weswegen die in Kürze veröffentlichte CD eine Laufzeit von nicht einmal 45 Minuten besitzt, ist ebenso unverständlich wie ein Schlag ins Gesicht der Interessenten.
Ein Jahr nach dem letzten Film veröffentlichte man eine vollständige Ausgabe auf zwei CDs als limitierte Edition. Dies bleibt auch bei Star Trek Into Darkness zu hoffen. Denn mit einem "Best of" des Soundtracks sollten sich Fans kaum zufrieden geben.


Fazit:
Zahlreiche unbekannte Welten, die vorgestellt werden, unbekannte innere Bereiche der Enterprise, die es zu sehen gibt und all das in einer Detailtreue, die erahnen lässt, wie lange die Macher daran gearbeitet haben. Der Aufwand, der für Star Trek Into Darkness betrieben wurde, ist immens und hat sich ausgezahlt. Kein Kinoabenteuer der Crew hat bislang so hervorragend ausgesehen und auch was die Vielseitigkeit angeht, muss man sich vor dem Imperium, das George Lucas geschaffen hat, nicht verstecken. Dass Regisseur J.J. Abrams darüber nicht die Figuren vergisst, ist ihm hoch anzurechnen. Er jongliert mit ernsten, bedrückenden Momenten und lockert sie durch humorvolle Einlagen und einen ansteckenden Wortwitz auf. Dank der Darsteller ist die Vertrautheit der Besatzung untereinander spürbar und wie sich manche bekannte Momente beim Finale umdrehen, sollte Fans nicht als Affront gelten, sondern als Würdigung des Vermächtnisses, das hier aufgegriffen wird.
Nach dem Neubeginn vor vier Jahren ist hier ein ebenso packendes wie humorvolles Actionabenteuer gelungen, das am Ende doch die Aussage und den Kern des Star Trek-Universums bewahrt. Das heißt nicht, dass man manche Sachen nicht hätte anders machen können, aber mit den Ideen, die hier umgesetzt wurden, ist es einer der besten Unterhaltungsfilme, die seit langem im Kino zu sehen waren.