Mörderspinnen [1977]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 30. November 2002
Genre: HorrorOriginaltitel: Kingdom of the Spiders
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1977
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: John 'Bud' Cardos
Musik: Dorsey Burnette
Darsteller: William Shatner, Tiffany Bolling, Woody Strode, Lieux Dressler, David McLean
Kurzinhalt:
In einer Kleinstadt, im Nirgendwo der USA werden urplötzlich Tiere getötet – der Veterinär Dr. Robert 'Rack' Hansen (William Shatner) steht vor einem Rätsel. Die Vorfälle ziehen das Interesse von Wissenschaftlerin Diane Ashley (Tiffany Bolling) auf den kleinen Ort, sie findet heraus, dass die Tiere (und bald auch Menschen) durch extrem giftige Spinnen getötet wurden, die sich gegen die Menschen zu formieren scheinen.
Gegen die unzähligen, achtbeinigen Biester scheint kein Kraut gewachsen, und sie bahnen sich unaufhörlich ihren Weg ins Stadtzentrum.
Kritik:
Im Schatten von Spielbergs Horrorklassiker Der weiße Hai [1975] kam alles mögliche Getier unter Stock und Stein hervorgekrochen, um die Kinozuschauern das Fürchten zu lehren. Urzeitliche Panikauslöser sind seit jeher Spinnen gewesen, und so war es nach den Klassikern Tarantula [1955] und Formicula [1954] und einem ähnlich angelehnten Ameisen-Film, Phase IV [1974], kein abwegiger Schritt, Spinnen mit giftigerem Gift als Kollektiv gegen die Menschen antreten zu lassen.
Überraschend in diesem Film ist, abgesehen von der Tatsache, dass die meisten Darsteller richtige Vogelspinnen auf sich herumkrabbeln ließen, Star Trek-Captain William Shatner, der in einer für ihn ungewohnten Rolle zu sehen ist. Und, ob man's glaubt oder nicht, er spielt gar nicht mal schlecht.
Das Drehbuch wartet mit den genreüblichen Ekelszenen auf, die allerdings gut vorbereitet sind und trotz der Vorhersehbarkeit immer noch einen ordentlichen Gruselfaktor bieten – für Leute mit Angst vor Spinnen versteht sich.
Die Spinnen, leicht mutiert durch die aufgrund der Pestizide im Boden veränderten Lebensbedingungen, nehmen sich als Nahrung, was sie kriegen können; angefangen von Tieren geht das über zu Menschen. Die brachliegende Ökobotschaft sticht dabei glücklicherweise nur in ein paar Szenen hervor; der Rest des Films widmet sich dem offensichtlichen Horror und der klaustrophobischen Stimmung in der von Spinnen umzingelten Kleinstadt. Dass dabei die eingefädelte Liebesgeschichte zwischen William Shatner und Tiffany Bolling nicht fehlen darf, sollte die Zuschauer auch nicht stören.
Shatners Charakter Rack bekommt sogar einige rührende Szenen und eine interessante Hintergrundgeschichte, die seinen verstorbenen Bruder beinhaltet.
Auch die anderen (Neben-)Charaktere bekommen alle etwas zu tun.
Alles andere, der Verlauf der Geschichte, die typischen "der glaubt solange niemand, bis es fast zu spät ist"-Entwicklungen sind dagegen Hausmannskost.
Verblüffend und erfreulich anders ist hingegen das Ende geraten, das viel Raum für Spekulationen offen lässt.
Die Inszenierung ist reibungslos verlaufen, wenn auch nicht unbedingt innovativ. Einzig die Musik kann nicht so recht überzeugen, was die Macher wohl auch erkannten und deshalb einige bekannte Stücke von Altmeister Jerry Goldsmith einkauften.
An den Spezialeffekten und den Masken gibt es nichts groß zu bemängeln, bis auf ein offensichtliches und leicht billig wirkendes Matte Painting am Schluss, das allerdings seinen Zweck mehr als erfüllt.
Überraschend realistisch kommen die Spinnen selbst rüber, die sich auch kurz vor ihrer "Beseitigung" durch die Filmhelden noch bewegen – ob da mehr als nur Puppenspinnen am Werk waren? Dass der in US-Filmen bekannte Satz "kein Tier wurde bei der Erstellung dieses Films verletzt" während des Abspanns völlig fehlt, lässt Tierfreunde skeptisch aufhorchen. In der Tat krabbelt da einiges unmittelbar vor Autoreifen oder den Schuhen der menschlichen Darsteller – an Realismus fehlt es also nicht.
Ursprünglich für's Fernsehen gedreht, spielte der 500.000 Dollar teure Film in den USA über 17 Millionen wieder ein; ein beachtliches Ergebnis, das angesichts der spannenden Umsetzung und dem für die Zeit typischen Inszenierungsstil allerdings nicht verwundert.
Aus heutiger Sicht ist der Film sicherlich "angestaubt" und an den modernen Klassiker im Genre, Arachnophobia [1990], reicht er auch bei Weitem nicht heran, aber dank der soliden Umsetzung und den schauderhaften Spinnen ist es kein Fehler, einmal reinzuschauen. In diesem B-Film-Genre gibt es bedeutend schlechteres und schlechter gemachtes.
Fazit:
Nach der Monster-Film-Welle in den 50er Jahren, die beinahe alle innerhalb kürzester Zeit auf Grund ihrer damals tricktechnischen Raffinesse Kultstatus erlangten, löste Der weiße Hai Mitte der 70er ein ähnliches Phänomen aus. Fische, Schlangen, Spinnen, Insekten – alles mögliche Getier trachtete damals den Menschen auf der Leinwand nach dem Leben. In Mörderspinnen sind es die achtbeinigen Exoten, die ihre Netze weben; dabei wird an Spannung und Ekelszenen nicht gespart.
Zwar kein Meilenstein, aber besser als vieles, was damals mit ebenso oder mehr Aufwand auf die Leinwand gebracht wurde.