Game of Thrones: Staffel 7 [2017]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 9. Juli 2022
Genre: Fantasy / Drama

Originaltitel: Game of Thrones: Season 7
Laufzeit: 439 min. (7 Episoden)
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Jeremy Podeswa, Mark Mylod, Matt Shakman, Alan Taylor
Musik: Ramin Djawadi
Besetzung: Peter Dinklage, Nikolaj Coster-Waldau, Lena Headey, Emilia Clarke, Kit Harington, Aidan Gillen, Liam Cunningham, Sophie Turner, Maisie Williams, Nathalie Emmanuel, Gwendoline Christie, Conleth Hill, John Bradley, Isaac Hempstead Wright, Hannah Murray, Kristofer Hivju, Rory McCann, Iain Glen, Carice van Houten, Indira Varma, Alfie Allen, Jerome Flynn, Joe Dempsie, David Bradley, Jim Broadbent, Pilou Asbæk, Anton Lesser, Hafþór Júlíus Björnsson, Jacob Anderson, Diana Rigg, Gemma Whelan


Kurzinhalt:

Während die weißen Wanderer unaufhaltsam vom Norden her auf die Große Mauer zumarschieren, trifft Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) zusammen mit ihrer Gefolgschaft, zu der auch Tyrion Lannister (Peter Dinklage) gehört, auf Drachenstein ein, dem Sitz ihrer Familie. Aber während sie gewillt ist, Königsmund mit ihren Drachen zu erobern, setzt Tyrion auf eine andere Taktik. Dort zieht Cersei Lannister (Lena Headey) auch ein Bündnis mit wenig vertrauenswürdigen Feinden in Betracht, um den Norden zu erobern und Herrscherin über die sieben Königslande zu werden. Jedoch fehlt es der Krone an Gold, weshalb sie ihren Bruder Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) mit einem verheerenden Feldzug beauftragt. Die Gefahr der Armee der Toten vor Augen, versucht Jon Schnee (Kit Harington), Daenerys zur Zusammenarbeit zu bewegen, entgegen Sansas (Sophie Turner) Rat. Während seiner Abwesenheit, plant Petyr „Kleinfinger“ Baelish (Aidan Gillen) auf Winterfell seine nächsten Schachzüge und auf Drachenstein angekommen, entwickeln sich die Dinge anders, als Jon erwartet hat. Zu alledem erleiden Daenerys’ Pläne zur Rückeroberung des Eisernen Thrones einen Rückschlag nach dem anderen …


Kritik:
Mit reduzierter Episodenanzahl beschreiten die Verantwortlichen die Zielgerade ihrer insgesamt acht Jahre umspannenden Erzählung in Game of Thrones: Staffel 7. Auch wenn die Folgen selbst länger sind als zuvor, die komprimierte Erzählung hält ebenso viele Verbesserungen wie Verschlechterungen gegenüber den vorigen Staffeln bereit. Und auch wenn manche Überraschungen durchaus gelungen sind, viele Entwicklungen sind lange absehbar und es offenbaren sich handwerkliche Schwächen, die es so bislang nicht gab.

Wartete das Finale der vorigen Season mit einer Sequenz auf, die sich nachhaltig einprägte und gab es beispielsweise auch mit der Roten Hochzeit zuvor bereits Sequenzen, die einen spürbaren Eindruck hinterließen, fehlen solche Momente in Staffel 7 bezeichnenderweise. Dafür stellt die Erzählung (endlich) Figuren einander gegenüber, die lange Zeit die Geschicke von Westeros gleichermaßen gestalteten, ohne sich tatsächlich zu begegnen. Nicht nur, dass Arya mit ihrer Schwester Sansa wiedervereint wird, auch trifft Jon Schnee nach all dieser Zeit endlich auf Daenerys Targaryen und selbst Tyrion steht im Verlauf der sieben Episoden seinen Geschwistern Jaime und Cersei wieder gegenüber. Als wäre das nicht genug, nimmt die Bedrohung der Armee der Toten im Norden auch bei den übrigen Menschen in Westeros endlich den Stellenwert ein, den sie verdient, selbst wenn der Nachtkönig der weißen Wanderer kaum eine spürbare Rolle spielt.

Bis es soweit ist, führen die Verantwortlichen jedoch noch offene Erzählstränge zu Ende, was dazu führt, dass Figuren ein überraschendes Ende finden, das ihnen nicht wirklich angemessen scheint. Oder aber, dass sie schlichtweg aus der Erzählung verschwinden, wie Daario Naharis, der kein einziges Mal auch nur erwähnt wird. Die Art und Weise, wie Theons Schwester oder Ellaria Sand aus der Geschichte verschwinden, ist ebenfalls wenig zufriedenstellend, zumal ihre Storys bei ihrem letzten Auftritt nicht am Ende angekommen scheinen, wenigstens teilweise wohl aber sind. Insoweit ist das merklich gesteigerte Erzähltempo von Game of Thrones: Staffel 7, das sich nicht notwendigerweise auf die Dramatik der einzelnen Episoden bezieht, nicht unbedingt ein Vorteil. Nebencharaktere kommen so kaum mehr zur Geltung und es befremdet auch, dass Reisen, die früher ganze Episoden gedauert haben, nunmehr innerhalb einer Folge nach wenigen Szenen abgeschlossen sind. Distanzen scheinen in jener Welt nunmehr nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, was es auch schwer macht, den immer fortschreitenden Winter wirklich einzuschätzen. Auch werden die Zusammenhänge über die Herkunft der weißen Wanderer, die bereits angedeutet wurden, nicht weiter ausgeführt, als hätten die Verantwortlichen vergessen, was sie selbst begonnen haben.

So undurchschaubar wie manch inhaltliche Entwicklungen, welche die Serie innerhalb von wenigen Augenblicken beenden könnten – wenn Daenerys mit ihren Drachen beispielsweise nicht die Armee der Toten, sondern unmittelbar die weißen Wanderer und den Drachenkönig angreifen würde –, so wenig gelungen sind manch handwerkliche Entscheidungen. Der Aufwand ist weiterhin sichtbar und die Trickeffekte, selbst wenn sie stellenweise offensichtlich sind, immer noch eindrucksvoll. In der zweiten Episode, „Sturmtochter“, enden die kreativen Köpfe hinter der Serie die im Grunde ruhige Erzählung allerdings mit einer Actionsequenz um einen Angriff der Seeflotte von Euron Graufreud, die nicht nur aus heiterem Himmel kommt, sondern derart unübersichtlich gefilmt und fürchterlich geschnitten ist, dass man kaum entziffern kann, wer in dem Gemetzel abgemeuchelt wird. Zu allem Überfluss werden die kaum erkennbaren Kampfszenen mit künstlichem Funkenflug überlegt, so dass man teilweise nicht einmal mehr die Gesichter der Figuren sehen kann. Wodurch die Serie bisher oft glänzte, die handwerkliche Ausführung, verkommt hier zu einem dunkeln, verwackelten Einheitsbrei.

Das bedeutet nicht, dass Game of Thrones: Staffel 7 eine Enttäuschung wäre. Kostüme, Bauten und Trickeffekte sind weiterhin beeindruckend und allein die verschiedenen Landschaften sind ein überwältigender Anblick, von den entfesselten Drachen in „Kriegsbeute“ ganz zu schweigen. Auch überzeugt nach wie vor die Besetzung, die gerade in den ruhigen Momenten glänzen kann, in denen die Figuren ihre Fäden ziehen, Petyr „Kleinfinger“ Baelish oder auch Varys ihre Züge auf dem Spielbrett der Macht vorbereiten. Charaktermomente wie das Aufeinandertreffen von Tyrion mit Cersei oder auch Jaimes Entwicklung sind gelungen, und selbst Theons Wandlung wirkt am Ende der Staffel greifbar. Doch es ist auffällig, dass sich beispielsweise die Kampfsequenzen spürbar vertraut anfühlen, als hätte man all dies bereits gesehen. Scheinbare Zwickmühlen, in welche die Figuren geraten, lösen sich genau nach dem Muster auf, wie man es erwarten würde. Bis auf eine Entscheidung zum Hintergrund einer tragenden Figur, sind die Wendungen allesamt absehbar, gleichzeitig jedoch derart in Szene gesetzt, als wären die Verantwortlichen stolz auf ihren Einfallsreichtum. Man kann nur hoffen, dass der Abschluss der Serie diesbezüglich stimmiger ausfällt.


Fazit:
Auch wenn nicht alle Figuren gleichermaßen gefordert sind, wenn sie es werden, zeigt die Besetzung, allen voran Lena Headey als Cersei und Peter Dinklage als Tyrion Lannister, aber auch Nikolaj Coster-Waldau, die im Lauf immer stärker gewordene Emilia Clarke als Daenerys, Kit Harington, Sophie Turner bzw. Maisie Williams und Nebendarsteller wie Aidan Gillen („Kleinfinger“), Liam Cunningham (Davos), wie hervorragend sie ausgewählt ist. Bezeichnenderweise sind es die ruhigen Momente, die mehr überzeugen, als die actionreichen Schlachten, die sich in ihren Bildern entweder wiederholen, oder aber so unübersichtlich inszeniert sind, dass man gar nichts erkennen kann. Ob die inhaltliche Ausrichtung der Vision von Game of Thrones: Das Lied von Eis und Feuer [seit 1996]-Autor George R. R. Martin entspricht, sei dahingestellt, das nahende Ende der Erzählung spiegelt sich jedenfalls in mehreren Aspekten wider. Einerseits werden Storybögen recht überraschend beendet, teils auch mit Figuren, die aus dem Nichts auftauchen und anschließend genau dorthin wieder verschwinden, um sich auf weniger Schauplätze konzentrieren zu können. Andererseits geschieht „mehr“ in einer Episode, was dazu führt, dass die Charaktere große Distanzen im Nu zurücklegen. Das macht es schwer, ein Gefühl für die verstrichene Zeit zu entwickeln und es hebt auch ein wenig die getragene Atmosphäre der Geschichte auf. Worauf Game of Thrones: Staffel 7 zusteuert, ist keine große Überraschung, selbst wenn die Verantwortlichen ihre Geschichte so erzählen, als wäre sie kaum vorhersagbar. Das Ergebnis ist weiterhin aufwändig gemachte Fantasyunterhaltung, die aber über ihren erzählerischen Höhepunkt hinaus scheint. Hoffentlich belehrt der Serienabschluss hier eines Besseren.