Greg Cox: "Terminator Salvation: Cold War" [2009]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Lars Adrian  |   Hinzugefügt am 01. Juli 2012
Autor: Greg Cox

Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Terminator Salvation: Cold War
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Englisch
Ausgabe: Taschenbuch
Länge: 376 Seiten
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 2009
Erstveröffentlichung in Deutschland:
ISBN-13-Nr. (gelesene Ausgabe): 978-1848560871


Kurzinhalt:
Im Jahr 2003 erhält das russische U-Boot K-115, die Gorshkov, unter Kapitän Dmitri Losenko einen folgenschweren Befehl von der Kommandozentrale in Moskau: Nachdem die Vereinigten Staaten von Amerika offenbar fast ihr komplettes Arsenal an Atomwaffen auf zahlreiche Ziele in aller Welt abgefeuert haben, schickt er mit seiner Besatzung als Vergeltungsmaßnahme 14 Atomraketen nach Alaska. Weder Losenko, noch seine Crew wissen zu diesem Zeitpunkt, dass die weltweite nukleare Zerstörung durch das taktische Abwehrsystem Skynet ausgelöst wurde, dessen Ziel die komplette Auslöschung der Menscheit ist. Die Gorshkov findet sich in einer verwüsteten, apokalyptischen Welt wieder, in der die wenigen verbliebenen Menschen mit hochentwickelten, übermächtigen Maschinen konfrontiert werden und Schritt für Schritt lernen müssen, dass nur der gemeinsame Widerstand ihr Überleben möglich machen kann.
Im Alaska des Jahres 2018 führt eine kleine Widerstandszelle, die von der ehemaligen Park-Rangerin Molly Kookesh geleitet wird, einen fast aussichtslosen Kampf gegen Skynets todbringende Maschinen. Nach einem verlustreichen Überfall auf eine Öl-Pipeline wird das Lager der Gruppe von einem Terminator des Modells T-600 angegriffen, wobei abermals zahlreiche Mitglieder ums Leben kommen, Mollys Entschlossenheit indes nur noch mehr angespornt wird.
Doch für ihren neuen Plan braucht sie die Unterstützung des Hauptquartiers der Résistance, das ihrer Gruppe bisher nur zaghaft entgegengetreten ist. Allerdings zeigt ein russischer General großes Interesse daran, dass die Menschen in Alaska eine Chance gegen Skynet bekommen ...


Kritik:
Cold War ist der zweite von drei Romanen, die bislang im Umfeld des vierten Terminator-Filmes Terminator – Die Erlösung [2009] veröffentlicht wurden. Aufgrund der Tatsache, dass weder dem Film, noch dem zugehörigen Merchandising ein durchschlagender Erfolg beschieden war, dürfte das Erscheinen eines neuen Buches vor einem weiteren Terminator-Teil eher unwahrscheinlich sein.
Diesem Umstand ist vermutlich ebenfalls geschuldet, dass bislang kein Verlag den Roman von Greg Cox in deutscher Sprache veröffentlichen wollte, was sehr bedauerlich ist, denn Interessenten ohne ausreichende Englisch-Kenntnisse entgeht dadurch ein sehr unterhaltsames Werk, das einige Aspekte beleuchtet, auf die insbesondere in der Kino-Reihe kaum eingegangen wurde.

Greg Cox kann im Genre einige Erfahrung vorweisen: Seit 1991 ist er als Autor tätig und verfasste zahlreiche Bücher, insbesondere zu bekannten Film- und Fernseh-Reihen, darunter Star Trek, Underworld, Alias und Iron Man.

Während Timothy Zahns Nach dem Feuer [2009] einige Monate vor der Filmhandlung in Los Angeles angesiedelt ist und Zahns Trial by Fire [2010] diese direkt fortsetzt, geht Cox' Cold War chronologisch, geografisch und inhaltlich eigene und damit auch erfrischend ungewohnte Wege.
Cox beginnt seinen Roman an Bord des russischen Atom-U-Bootes Gorshkov und schildert den verhängnisvollen "Tag der Abrechnung" im Jahr 2003 aus Sicht der Besatzung unter Kapitän Dmitri Losenko (in Terminator – Die Erlösung von Ivan Gvera verkörpert).
Die Charakterisierung Losenkos als Kommandeur, der an seiner Schuld verzweifelt, Millionen von Menschen aufgrund eines Irrtums den Tod gebracht zu haben, weckt die Sympathien des Lesers. Gleichzeitig liefert Cox interessante Informationen über die Anfänge der schon seit dem ersten Film bekannten Résistance und erweitert die bislang rein amerikanische Perspektive des Terminator-Universums um einen längst überfälligen globalen Blickwinkel, in dem ein Teil der Handlung in Russland stattfindet und andere Figuren von Ereignissen in weiteren Nationen und Kontinenten erzählen.
Die Einbindung von General Hugh Ashdown überzeugt ebenfalls. Dass dieser von seinen Männern als "Old Ironsides" bezeichnet wird, ist ein amüsantes Detail am Rande, wird er im vierten Film doch dargestellt von Science-Fiction-Veteran Michael Ironside (Total Recall – Die totale Erinnerung [1990] und Starship Troopers [1997]).

Im zweiten Schauplatz des Buches, Alaska im Jahr 2018, begibt sich Cox auf konventionelleres Terrain: Die Widerstandsgruppe unter Molly Kookesh fügt Skynet durch gezielte Sabotage-Aktionen immer wieder empfindliche Nadelstiche zu, begibt sich aber in zunehmend größere Gefahr, von den Maschinen ausgelöscht zu werden.
Obwohl der stetige Wechsel zwischen den beiden Handlungsebenen von Kapitel zu Kapitel zugegebenermaßen originell ist, wird schnell klar, dass die Abschnitte, in denen Losenko und seine Besatzung im Mittelpunkt stehen, inhaltlich deutlich interessanter und die Figurenzeichnungen vielschichtiger gestaltet sind, als dies bei Mollys Aktionen in Alaskas Wälder der Fall ist. Zwar gelingen Cox hier drei aufregende Action-Sequenzen, beispielsweise bei dem Überfall der Résistance-Gruppe auf einen Uran-Transportzug Skynets. Er erreicht aber zu keiner Zeit die ausgefeilte Verschachtelung und Spannung von Timothy Zahn im Finale von Nach dem Feuer.
Darüber hinaus bleibt Molly Kookesh, insbesondere im Vergleich zu Losenko, als Charakter erstaunlich eindimensional und erhält wenig Raum für eine Weiterentwicklung. Flapsig-ironische Kommentare und eine ironische Wortwahl bei der Beschreibung ihrer Gedanken in ernsten Momenten erwecken den Eindruck von Humor an unpassenden Stellen. All dies und ihr wenig nachvollziehbarer, unterkühlter Umgang mit den anderen Mitgliedern ihrer Zelle – sogar mit ihrem Liebhaber Geir Svensen – verhindern eine bessere Identifizierung mit ihr.

Im letzten Viertel werden die beiden Handlungsstränge etwas abrupt, aber durchaus konsequent zusammengeführt, und Cox schlägt am Ende direkt die Brücke zur Handlung von Terminator – Die Erlösung.

Cold War stellt einen unterhaltsamen, stellenweise sehr spannenden und actionreichen Beitrag zum Terminator-Universum dar.
Nicht zuletzt durch die Beschränkung auf bislang nicht oder kaum bekannte Figuren sind die unmittelbaren Bezüge zu den Filmen im Gegensatz zu Timothy Zahns beiden Romanen Nach dem Feuer und Trial by Fire geringer ausgeprägt, was einerseits den besonderen Reiz des Buches ausmacht, andererseits die Lektüre aber auch verzichtbarer erscheinen lässt, zumal es Greg Cox in Hinblick auf die Action-Choreographie mit dem versierten Zahn nicht ganz aufnehmen kann.


Fazit:
Es fällt ein wenig schwer, Greg Cox' Cold War abschließend zu bewerten. Zwar fesseln sämtliche Abschnitte, die sich mit dem russischen U-Boot-Kapitän Losenko und den Erlebnissen der Crew nach dem "Tag der Abrechnung" beschäftigen. Doch sind die Ereignisse im Jahr 2018 um Molly Kookesh und ihre Résistance-Zelle etwas simpel und sehr linear gestrickt, und die Charakterisierung der Protagonisten bleibt eher flach.
Aufgrund der nichtsdestotrotz gelungenen Action-Momente in beiden Handlungssträngen, der glaubhaften Darstellung einer tristen Welt nach der nuklearen Verwüstung und einer bedrückenden Atmosphäre kann Terminator-Fans dennoch eine uneingeschränkte Leseempfehlung ausgesprochen werden.