Transformers 3 [2011]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Juni 2011
Genre: Science Fiction / Action / Komödie

Originaltitel: Transformers: Dark of the Moon
Laufzeit: 157 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michael Bay
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Shia LaBeouf, Rosie Huntington-Whiteley, Josh Duhamel, John Turturro, Patrick Dempsey, Frances McDormand, John Malkovich, Tyrese Gibson, Alan Tudyk, Peter Cullen, Hugo Weaving, Leonard Nimoy, Ken Jeong, Julie White, Kevin Dunn, Glenn Morshower


Kurzinhalt:
Immer noch planen die Decepticons, die auf Tyrannei aus sind, unter der Führung von Megatron (Hugo Weaving), die Übernahme der Erde. Währenddessen erfahren Optimus Prime (Peter Cullen) und seine übrigen Autobots davon, dass eines ihrer Raumschiffe auf dem Mond gestrandet war und schon vor Jahrzehnten gefunden wurde. An Bord war Sentinel Prime (Leonard Nimoy). Die Autobots vermuten, dass er eine Technologie entwickelt hatte, mit welcher der Krieg gegen die Decepticons hätte gewonnen werden können.
Sam Witwicky (Shia LaBeouf) versucht unterdessen mit seiner neuen Freundin Carly (Rosie Huntington-Whiteley) ein ganz normales Leben zu führen, auch wenn er sich wünscht, den Autobots bei ihrem Kampf helfen zu können. Da gerät er selbst erneut ins Visier von einem von Megatrons Mitstreitern. Er vermutet wie Simmons (John Turturro), dass mit dem gestrandeten Raumschiff nicht alles so ist, wie es scheint. Als auch das Militär um NSA-Direktorin Mearing (Frances McDormand) dies erkennt, hat die Übernahme der Erde durch die übermächtigen und zahlenmäßig den Autobots weit überlegenen Decepticons bereits begonnen ...


Kritik:
Michael Bays dritte und vermutlich letzte Regiearbeit in der Transformers-Reihe ergibt einen Film, der sich über jegliche Logik hinwegsetzt – und über die Physik ebenso: Menschen werden von haushohen Robotern durch die Luft geschleudert, Gelenke müssen aushalten, was sie nie im Leben würden aushalten können, und ein in der Mitte auseinander gesägtes Hochhaus stürzt auf ein benachbartes Gebäude, bildet eine Brücke, ohne nach unten durchzubrechen. Zehn Jahre sind vergangen seit einem Ereignis, das uns in der festen Überzeugung ließ, wir würden es nicht mehr erleben, dass eine solche Massenzerstörung, insbesondere mit glänzenden Wolkenkratzern, zur Sommerunterhaltung im Kino gezeigt würde. Bay hat dieses Inferno wieder salonfähig gemacht und präsentiert mit Transformers 3 ein Actionfeuerwerk, das alles in den Schatten stellt, was man bis dahin gesehen hat. Sowohl an Perfektion, wie auch an Bombast.

Der Science-Fiction-Film kommt in 3D in die Kinos, und bietet ohne Frage das beste 3D-Erlebnis, das man seit James Camerons Avatar - Aufbruch nach Pandora [2009] in den Lichtspielhäusern bewundern konnte. Das heißt nicht, dass die dritte Dimension zur Erzählung der Geschichte notwendig wäre, dafür müsste die Story ohnehin erst einmal interessant genug sein. Doch hat die eingesetzte Technik einen angenehmen Nebeneffekt: um die Auswirkungen des für viele gewöhnungsbedürftigen Seheindrucks in Grenzen zu halten, muss der Regisseur seinen Film weniger hektisch erzählen. Herausgekommen sind Actionszenen, denen man vom Aufbau her mühelos folgen kann, und die anzusehen Genrefans auch wieder Spaß macht. Dass dabei nicht alles in 3D gedreht, sondern ebenso viel von gewöhnlichem 2D auf 3D konvertiert wurde, tut den Bildern erstaunlich gut, denn die Nahaufnahmen überzeugen mit einem erfreulich natürlichen Filmkorn und einem Detailreichtum, der atemberaubend aussieht.

Die Geschichte beginnt vor fünfzig Jahren, als ein besonderes Schiff der Roboterwesen auf unserem Mond abgestürzt ist. Der Wettlauf der Supermächte, als erstes zum Mond zu gelangen, war nicht dem wissenschaftlichen Fortschritt geschuldet, sondern dem, als erster herauszubekommen, was dort oben verborgen liegt. Wie sich herausstellt, ist an Bord des Alienschiffes eine besondere Waffe versteckt, zusammen mit dem damaligen Anführer der Autobots, Sentinel Prime. Was es damit genau auf sich hat, wird Sam Witwicky noch früh genug erfahren, der inzwischen nicht mehr mit der dunkelhaarigen Mikaela zusammen ist, sondern mit der blonden Carly. Die Autobots unterstützen die Menschen inzwischen dabei, menschliche Konflikte zu lösen, während die Decepticons etwas Finsteres planen.
Transformers 3 hält sich nicht lange mit Charakterentwicklungen auf, sondern kommt in regelmäßigen Abständen zu neuen Actionhöhepunkten. Dazwischen liegen Gastauftritte von Frances McDormand als Leiterin der NSA, John Turturro mimt erneut den ehemaligen Agenten Simmons und hat mit seinem Gehilfen Dutch sogar einen Sidekick bekommen – obwohl Simmons selbst nur ein solcher ist. Patrick Dempsey spielt Carlys Boss, der ebenfalls böse Absichten hegt. Und immer wieder sieht man die imposanten Roboter der verschiedenen Parteien aufeinander einprügeln und die Umgebung demolieren. Dass sich John Malkovich in den Film verirrt hat, könnte man dabei glatt übersehen.

Es unterscheidet also Transformers 3 nicht viel von den ersten beiden Filmen, bis die zweite Hälfte der immerhin zweieinhalb Stunden beginnt. Dann kommt Licht ins Dunkel, was die Decepticons im Schilde führen. Was folgt, ist zwar einerseits berauschend für Augen und Ohren, andererseits allerdings auch erschreckend, wenn eine amerikanische Großstadt in Schutt und Asche gelegt wird, die Bewohner zu wehrlosen Opfern der Aliens werden. Es ist eine Stimmung, die in der Ausweglosigkeit durchaus Parallelen zum 11. September 2001 nahelegt, was in dem pathoslastigen Epilog dann aufgegriffen wird, und gleichermaßen an die Ereignisse im Film und den realen Kampf gegen den Terrorismus erinnern soll. Dass die Figuren dabei zu Beginn die Zeit finden, flapsig Smalltalk zu betreiben und sich in Situationskomik zu verlieren, während das Ende der Welt vorbereitet wird, scheint absurd – und wiederholt dabei nur, was bei Transformers Die Rache [2009] und bei Transformers [2007] ebenfalls schon im Argen lag.

Wer sich darauf einlässt und Transformers 3 als laute Sommerunterhaltung sieht, wird genau das bekommen, in einer technischen Perfektion, bei der einem die Luft weg bleibt. Dass dabei weniger als eine Handvoll Einstellungen jeweils mit einem fliegenden Witwicky nicht ganz überzeugen, stört angesichts der übrigen Effekte nicht. Dank der Darsteller, nicht zuletzt dem sympathischen Shia LaBeouf und der im Vergleich zu Megan Fox merklich aufgeweckter agierenden Rosie Huntington-Whiteley haben wir zumindest einen menschlichen Aspekt, an dem wir festhalten können, wenn alles Andere in Flammen aufgeht. Ihre Szenen sind es auch, die uns mehr mitfiebern lassen bei einem Finale um ein umstürzendes Hochhaus, das in den Schatten stellt, was Michael Bay bislang auf die Leinwand gebracht hat. Es sind Bilder, die sich wie der gigantische Roboter ins Haus, uns ins Gedächtnis bohren, auch wenn die schwächere erste Stunde nach dem gelungenen Auftakt und der Exkursion in die Ukraine, schon wieder vergessen ist.


Fazit:
Wie könnte man alle Eindrücke verinnerlichen, die man bei über zweieinhalb Stunden Film vermittelt bekommt? Insbesondere, wenn sie so überwältigen, wie bei Transformers 3? Regisseur Michael Bay legt die Messlatte für andere Filme dieser Art zumindest in Punkto technischer Perfektion ein Stückchen höher. Dass es dabei stellenweise so aussieht, als würde er einen Werbespot für Autos oder Unterwäschemodels inszenieren, stört schon deshalb nicht, weil er es immer ansehnlich verpackt. Inhaltlich ist dies zwar nicht zuletzt auf Grund der politischen Andeutungen der vielschichtigste Transformers-Film, doch das allein hat nicht viel zu sagen.
Mit Bildern, bei denen man nur staunen kann, zeigt die zweite Filmhälfte, was mit einer ernsten Geschichte möglich wäre, wobei es vielleicht dem übertriebenen Humor der anfänglichen eineinhalb Stunden zu verdanken ist, dass die Katastrophe, die danach kommt, nicht auf Grund ihrer realistischen Umsetzung paralysiert. Transformers 3 ist Sommerkino, das besser nicht zu machen ist, sich aber eindeutig an ein jugendliches Publikum richtet. Für die Älteren sind hingegen Einfälle wie das Apollo-Programm oder die Katastrophe in der Ukraine gedacht. Wer mit einer beispiellosen Zerstörungsorgie rechnet, bei der Logik und herkömmliche Gesetzmäßigkeiten keine Rolle spielen, wird genau das bekommen. Mehr würden wir hier ja auch nicht erwarten, oder?