Lang erwartet, wurde das an sich für den PC konzipierte Spiel Halo zu dem Vorzeigetitel der XBox. Wir haben den 1st-Class-Shooter durchgespielt und dabei alle Höhen und Tiefen mitgemacht - und derer gab es leider genug. Jedem, der Halo zum ersten Mal auf dem Bildschirm sieht wird der Mund offen stehen bleiben: die Grafik markiert wahrlich das Non-Plus-Ultra der aktuellen Spielegeneration und stellt alle bekannten Grafikengines locker in den Schatten. Der Kampf auf der berühmten Ringwelt Halo gegen die Allianz, einen Zusammenschluß außerirdischer Rassen, wird dank Partikeleffekten, mit Pixel-Shader veredelten Oberflächen und Bump-Mapping so weit das Auge reicht, effektvoll in Szene gesetzt. Hinzu kommt die Möglichkeit mehrere Fahrzeuge, wie den sagenumwobenen Jeep Warthog, selbst fahren zu können. Doch alles, was man zu sehen bekommt, ist technisch auf dem PC schon seit mindestens einem Jahr möglich, wenn auch mit hohen Hardware-Anforderungen. Dass viele Entwickler Hardware-Bump-Mapping nicht einsetzen, kann nicht an der technischen Unterstützung liegen - bei Halo kommen diese Effekte pausenlos zum Einsatz und veredeln die Grafik mit eindrucksvollen Lichteffekten. Dennoch wäre das auf dem PC ohne Weiteres mit einer High-End-Grafikkarte aus dem Hause nVidia oder ATi möglich. Die imposante Musik untermalt das Geschen, obwohl diese nur spärlich eingesetzt wird und sich zum Schluss hin oft wiederholt. Der Score wäre mit einem richtigen Orchester wahrscheinlich noch ergreifender gewesen, so hört man den Synthesizer nur allzu oft. Wie schon gesagt sind gerade die Außenwelten bei Halo einfach atemberaubend - daher ist es unverständlich, warum 90 % des Spiels entweder im Inneren stattfinden, oder aber bei Nacht und Nebel. Hier erzeugt die Grafik zwar eine bedrückende Atmosphäre, aber vor allem die zu dunklen Innenlevel der verschiedenen Raumschiffe wirken eintönig und wiederholen sich permanent. Hinzu kommt, dass man in manchen Leveln erst zu einem bestimmten Raum kommen muss und anschließend die Hälfte des Weges wieder zurückmarschieren darf - nur, dass nun neue Gegner auftauchen. Anhand dieser Gegnerflut fragt man sich allerdings zwei Sachen: Power-Ups, um Schilde, Waffen und Gesundheit aufzufüllen, sind in manchen Leveln sehr rar gesät, in anderen stolpert man im Minutentakt über sie. Man kann und muss allerdings die Waffen seiner Gegner aufnehmen und einsetzen - die eigene Munition findet man viel zu selten. Erschwerend kommt hinzu, dass man nur zwei Waffen gleichzeitig bei sich tragen kann. Anhand der Masse an Gegnern sollte man sich allerdings stets mit Nachschub versorgen können. Die Speicherfunktion von Halo bereitet dem Spieler hin und wieder Kopfzerbrechen: man passiert im Spielverlauf Kontrollpunkte, an denen gespeichert wird. Diese Punkte sind allerdings willkürlich gewählt, manchmal kommen sie alle zwanzig Sekunden, dann mussten wir ein riesiges Gefecht über mehr als zehn Minuten schlagen und selbst dann war noch kein Kontrollpunkt in Sicht. Überdies kann man solche Kontrollpunkte nicht “sehen”, es wird im Bild einfach eingeblendet, dass man soeben einen Kontrollpunkt passiert hat. Wer das Spiel beendet, speichert den letzten Kontrollpunkt ab, alle seit dem letzten Kontrollpunkt erzielten Fortschritte gehen verloren. Man kann auch nur immer den letzten Kontrollpunkt laden, andere sind nicht mehr verfügbar. Zudem ist es nicht möglich, beim Beenden den Kontrollpunkt nicht zu speichern, es sei denn man drückt den Powerschalter der XBox. Wer dies unvorsichtigerweise tut, verliert alle Fortschritte, die er seit seinem letzten Verlassen des Spiels erreicht hat, da erst beim Verlassen des Spiels der letzte Kontrollpunkt dauerhaft auf der Festplatte der Box gespeichert wird. Durch die Kontrollpunkte wird ein Schwierigkeitsgrad geschaffen, der nicht hätte sein müssen: man muss immer einen Kontrollpunkt passieren, um seine Fortschritte abspeichern zu können - vor allem, weil diese so unberechenbar auseinander liegen, kann man nicht einfach aufhören, da man sonst alles verliert, was man sich seit dem letzten Kontrollpunkt erarbeitet hat. Die Möglichkeit, alle möglichen Fahrzeuge, vom Panzer, über den Jeep Warthog, bis hin zu zwei Fluggleitern, steuern zu können, erhöht den Spielspaß beträchtlich. Aber während die Macher Halo zu Fuss eine ordentliche und wirklich beeindruckende Physik verpasst haben (Patronenhülsen rollen die Berge hinunter, ebenso wie verwundete Außerirdische und andere Gegenstände), vermisst man diese bei den Gefährten fast gänzlich. Der Warthog schwimmt auf Gras, Eis und Metall schlimmer als eine Segelyacht. Ebenso verhält es sich mit den Gleitern. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber hevorragend gelöst ist die Steuerung der Fahrzeuge: während man mit dem linken Steuerkreuz Gas gibt und bremst, bestimmt man mit dem rechten, in welche Richtung das Fahrzeug fahren soll. Die eigentliche Lenkarbeit übernimmt dann das Fahrzeug selbst. Es braucht eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, aber so hat man den Vorteil, jederzeit Die Landschaft im 360° Winkel bewundern und beobachten zu können. Dass ausgerechnet der Warthog unzerstörbar ist, verwundert allerdings: mittels Raketenwerfer kann man ihn zwar “tanzen” lassen, zerstören kann man ihn allerdings nicht. Er fährt übrigens auch unter Wasser - unbegrenzt. Minutenlang sind wir ins Meer hinausgefahren, ohne je am Ende anzukommen, oder dass der Warthog nicht weiter wollte. Unsere Gesundheit litt auch nie darunter - ein eindeutiger Bug im Spiel. Wirklich beeindruckend ist die Künstliche Intelligenz der Spielfiguren: die Außerirdischen gehen in Deckung, wenn sie angegriffen werden, sie gruppieren sich und greifen in Horden an - und auch die eigenen Marines lassen sich nicht nur niedermezeln, sondern gehen in Stellung und verteidigen sich. Die Steuerung ist dank des ins Spiel integrierten Tutorials schnell erlernt und die Rütteleffekte sind angenehm - toll ist, dass der Rütteleffekt stärker und unkontrollierter wird, wenn sich die verwendete Waffe beinahe erschöpft hat. Die Grafik von Halo spricht für sich, zumindest in den Außenlevels, der Sound ist gut, auch wenn er im Vergleich zur Musik etwas dumpf klingt. Die deutsche Synchronisation schwankt dagegen zwischen durschnittlich und peinlich - wieso Spiele nicht einfach in Originalversion mit optionalen Untertiteln verkauft werden, verstehe, wer will. Halos Ladezeiten während dem Spiel sind erfreulicherweise kurz und an sich nur durch kleine Ruckler nach bestimmten Gebäuden oder Arealen zu erkennen. Zwischen den großen Leveln gibt es dann längere Ladezeiten von einer halben, bis eine ganze Minute. Ansonsten gibt es im Spiel selbst kaum Ruckler - in den Zwischensequenzen, die allesamt in Spielgrafik präsentiert werden, allerdings ständig. Schon beim Intro werden diese Ruckler sichtbar und man fragt sich berechtigterweise, woher das kommt? Entweder wurde das Spiel nicht recht für die XBox optimiert, oder aber, die Konsole ist bereits an ihren Leistungsgrenzen angekommen, was an sich nicht möglich ist. Dass ausgerechnet bei einem solchen Vorzeigetitel in Videosequenzen gravierende Ruckler auftreten, ist dabei umso ärgerlicher, ganz zu Schweigen von den sichtbaren Treppeneffekten auf Grund des fehlenden Anti-Aliasings. Sehr spaßig ist die Möglichkeit, das Spiel im Kooperativ-Modus bestreiten zu können - nur, warum kann man dabei den Spielstand nicht speichern? Dass Halo unter der schillernden Fassade nicht mehr ist als ein gut aussehender und überraschungsarmer Shooter, wird spätestens an der Story deutlich: mehr als ein grober Aufhänger für eine Massenschlacht ist die eigentlich interessante Ringweilt nämlich nicht. Über die Erschaffer und den Zweck von Halo wird ebenso wenig bekannt, wie über die Allianz der Außerirdischen. Ja, sogar über die Menschheit in der futuristischen Geschichte erfährt man so gut wie nichts. Dabei hätten die Macher wirklich genug Zeit dazu gehabt. Mit 10 - 15 Stunden Spielzeit ist Halo, wie viele aktuelle Vertreter des Genres, sehr kurz geraten. Fazit: (5 von 6 Punkten) |
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