Tron: Ares [2025]

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Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. Oktober 2025
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: Tron: Ares
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Joachim Rønning
Musik: Nine Inch Nails
Besetzung: Jared Leto, Greta Lee, Evan Peters, Jodie Turner-Smith, Hasan Minhaj, Arturo Castro, Gillian Anderson, Jeff Bridges, Cameron Monaghan, Sarah Desjardins


Kurzinhalt:

Seit vier Jahrzehnten liefern sich die beiden Software-Giganten Dillinger Systems und ENCOM einen erbitterten Wettstreit. Um ENCOM ranken sich seit dem Verschwinden des legendären Programmierers Kevin Flynn (Jeff Bridges) immer noch Geschichten, doch bei beiden Firmen scheint eine große Ankündigung unmittelbar bevorzustehen. Als der ehrgeizige junge Firmenchef Julian Dillinger (Evan Peters) dem Vorstand und Vertretern des Militärs vorstellt, woran er gearbeitet hat, sind diese durchaus beeindruckt. Dillinger ist es gelungen, Objekte aus dem digitalen Raum in die wirkliche Welt zu übertragen. Nicht nur leblose Gegenstände, sondern sogar Programme, die wie Menschen aussehen, aber dank Künstlicher Intelligenz lernen können, nie ermüden und so oft reproduziert werden können, wie notwendig. Auch Eve Kim (Greta Lee), Leiterin von ENCOM, arbeitet an dieser Technologie. Doch sie, wie Julian, scheitern an einer Schwelle: die in die wirkliche Welt materialisierten Objekte zerfallen nach 29 Minuten. Beide vermuten, dass Flynn seinerzeit einen Permanent-Code geschrieben hat, weshalb Dillinger das super-intelligente Sicherheitsprogramm Ares (Jared Leto) entsendet, Eve und den Permanent-Code zu finden. Doch Ares beginnt, seine eigenen Ziele zu verfolgen …


Kritik:
Der inzwischen dritte Einstand des Tron-Franchise wartet mit vielen Anleihen und Verweisen an die vorherigen auf. Aber während diese je eine Science Fiction-Geschichte erzählten, anhand derer veranschaulicht wurde, wie Programme und Code innerhalb von Computern funktionieren, beschränkt sich Filmemacher Joachim Rønning in Tron: Ares auf eine actionreiche Fantasy-Story, die sich weder den großen Fragen unserer Zeit stellt, noch an diesen interessiert scheint. Das Ergebnis ist unterhaltsam und chic anzusehen, bleibt aber hinter den Möglichkeiten zurück.

Über 40 Jahre sind vergangen, seit der visionäre Programmierer Kevin Flynn zum ersten Mal das System innerhalb seines Computers besucht hat, desintegriert und dort digital zum Leben erweckt. Seine Firma ENCOM hat inzwischen mehrmals die Eigentümer gewechselt und befindet sich mit Dillinger Systems seit jeher in einem erbitterten Wettstreit. Dessen junger Firmenchef Julian Dillinger hat, wie ENCOM-Leiterin Eve Kim, eine Möglichkeit gefunden, digitale Objekte in die Wirklichkeit zu übertragen. Doch das Verfahren hat einen Haken: die Objekte zerfallen nach 29 Minuten. Sowohl ENCOM als auch Dillinger Systems sind darauf aus, den sogenannten Permanent-Code zu finden, der eine dauerhafte Materialisierung von digitalen Objekten ermöglicht. Während Eve mit Lebensmitteln Versuche unternimmt, schwebt Julian ein militärischer Ansatz vor. Nicht nur, dass er Kriegsgerät im Nu aus dem Computer materialisieren lassen kann, er will dasselbe auch mit Programmen schaffen. Seine Künstliche Superintelligenz Ares ist das Master Control Program von Dillinger Systems und gleichzeitig für die Cyberabwehr des Firmen-Netzes zuständig. Ares wäre der perfekte Soldat und könnte immer wieder erschaffen werden, wenn seine Mission scheitern sollte. Doch in der wirklichen Welt angekommen, entwickelt Ares eigene Ziele und währen Julian immer rücksichtsloser wird, bei seinem Bemühen, Eve den Permanent-Code abzujagen, den sie gefunden hat, entgleitet allen Beteiligten zunehmend die Kontrolle.

Tron: Ares kehrt in diesem Zuge das bekannte Verfahren um, mit dem in Tron [1982] und TRON: Legacy [2010] Personen aus der wirklichen Welt in die digitale „gebeamt“ werden konnten. Was nach einem 3D-Druck mit Lasern aussieht, wird nicht weiter erklärt, was womöglich unterstreicht, dass die Verantwortlichen vom Publikum erwarten, dass es diesen Glaubenssprung einfach akzeptiert. Woher Programme in der wirklichen Welt ihre menschliche Form erhalten sollten, ihre körperlichen Eigenschaften, wie Energiequellen aus dem nichts materialisieren sollten oder weshalb Programme beim Rennen nach Luft ringen, obwohl sie doch keine Menschen sind, all das sind Details, mit denen sich das Drehbuch nicht aufhält. Akzeptiert man diese Grundvoraussetzung, springt Filmemacher Rønning in seiner Erzählung mehrmals zwischen der wirklichen und digitalen Welten hin und her, so dass man tatsächlich aufmerksam bleiben sollte, wo sich die Figuren gerade mit welchen Einschränkungen befinden.

Inhaltlich mag das eher dürftig sein, woran selbst der Gastauftritt von Flynn, gespielt von Jeff Bridges, nicht viel ändert. Insbesondere, da die Figuren kaum entwickelt werden und die wenige Charakterentwicklung so absehbar ist, wie die vermeintlich überraschenden Wendungen. Doch fällt dies deshalb kaum ins Gewicht, da Tron: Ares ein enormes Tempo entwickelt. Immerhin findet in gleich mehrfacher Hinsicht ein Wettlauf gegen die Zeit statt. Sei es, wenn Julian Eve den Permanent-Code entwenden will und die Programme Ares und Athena in die wirkliche Welt entsendet, oder dass die digitalen Weltenwanderer jeweils nur 29 Minuten haben, ihre Mission zu erfüllen. Es steht viel auf dem Spiel, denn die Zerstörung, die die Programme in der wirklichen Welt anrichten, sind sehr wohl von permanenter Natur. Doch was der durchaus temporeichen und unterhaltsamen Erzählung fehlt, ist eine inhaltliche Aussagekraft.

Eine Geschichte wie diejenige von Tron würde sich geradezu anbieten, sich heute mit Themen zu beschäftigen, was es bedeutet, permanent online und somit einer stetigen Informationsflut ausgesetzt zu sein. Mit der Möglichkeit, Fakten online zu manipulieren und die Wahrnehmung der Wahrheit zu verzerren, oder der mangelnden Privatsphäre angesichts eines Cybersicherheitsvorfalls. Ganz abgesehen von den Potentialen und Gefahren, die von Künstlicher Intelligenz ausgehen (können). Ein klein wenig schimmert dies durch, wenn sich Ares seiner Programmierung widersetzt, weil er seinen Selbsterhalt über die Befehlsausführung stellt. Oder wenn Athena zur Ausführung eines Befehls alle nur erdenklichen Mittel anwendet, ungeachtet der ethischen Konsequenzen. Moral und Ethik überhaupt könnten angesichts von intelligenten Programmen thematisiert werden. Doch die wenigen Andeutungen werden vom Drehbuch nicht kommentiert, so dass sich auch ein Gelegenheitspublikum mit den Fragen beschäftigen könnte. Das ist, wenn nichts anderes, dann zumindest eine verpasste Chance.

Dass einem dies nicht sofort ins Auge springt, liegt auch am fantastischen Look des Films, der das bestehende Design der Vorgänger aufgreift und zum Teil sogar direkt wiedergibt, aber alledem doch eine eigene Note verleiht. Tatsächlich schlummern die sichtbarsten Effekte in der wirklichen Welt zu Beginn, während die digitale durchweg fantastisch umgesetzt ist. Das macht es einfach, sich in Tron: Ares fallen und von der Story mitreißen zu lassen. Aber während Greta Lee als Eve zumindest eine interessante Hintergrundgeschichte verliehen bekommt, sie als Figur aber kaum definiert wird, und Evan Peters als Julian Dillinger einen zunehmend größenwahnsinnigen Bösewicht zum Leben erweckt, bleibt vor allem Jared Leto als der Titel gebende Ares blaß. So einfach der Einstieg in die Geschichte ist, sich in ihr zu verlieren, ist merklich schwerer, wenn es kaum Figuren gibt, deren Reise mitreißt.


Fazit:
Auf den ersten Blick scheint es nicht allzu schwer, eine thematisch aktuelle wie relevante Geschichte im Tron-Universum zu finden. Immerhin betreffen uns Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit jeden Tag mehr. Dass Filmemacher Joachim Rønning die Erzählung aus dem Digitalen ins Reale transferieren möchte, ist insofern nachvollziehbar, da es die größte Unterscheidung zu den Vorgängern ist. Doch so cool das aussieht, inhaltlich ist es völlig hanebüchen und sieht man Programme emotional reagieren, wirkt das nicht erst beim darüber nachdenken absurd. Statt Science Fiction bietet die Story Fantasy mit viel Action, die durchweg gut umgesetzt ist, aber großteils deshalb ohne Wirkung bleibt, weil sie keine für die Figuren spürbaren Auswirkungen hat. In technischer Hinsicht überaus gelungen und toll anzusehen, sind Design und Aussehen eine Wucht, wie die vielen Details und Anspielungen an die vorigen Filme ein Fest für Fans. Die mangelnde inhaltliche Aktualität ist es, die Tron: Ares am Ende schwächer erscheinen lässt, als der langerwartete Dritte Teil hätte sein sollen – ja, müssen. Dem Unterhaltungswert schadet das aber glücklicherweise nicht.
 

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