V – Die Besucher (Pilotfilm) [2009]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 31. Dezember 2009
Genre: Science Fiction / Thriller

Originaltitel: V: "Pilot"
Laufzeit: 43 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Yves Simoneau
Musik: Normand Corbeil
Darsteller: Elizabeth Mitchell, Morris Chestnut, Joel Gretsch, Logan Huffman, Lourdes Benedicto, Laura Vandervoort, Morena Baccarin, Scott Wolf, Alan Tudyk, Christopher Shyer, David Richmond-Peck


Kurzinhalt:
Die Welt hält den Atem an, als sich eines Tages überall auf dem Planeten riesige Raumschiffe über den Metropolen platzieren. Umso größer ist die Erleichterung, als eine Abgesandte der Besucher in einer universell verständlichen Nachricht davon spricht, dass sie in Frieden gekommen sind.
Die Skepsis bleibt bei vielen Menschen und insbesondere der Priester Jack Landry (Joel Gretsch) und die FBI-Agentin Erica Evans (Elizabeth Mitchell) haben mit dem neuen Weltbild nicht nur aus beruflichen Gründen ihre Schwierigkeiten. Nichtsdestoweniger richten die Besucher Gesundheitszentren ein und heilen in kürzester Zeit viele Menschen von Krankheiten. Ihre Absichten scheinen nobel zu sein – würde sich nicht jetzt bereits Widerstand gegen die Fremden regen. Während der Banker Ryan Nichols (Morris Chestnut) von seiner Vergangenheit eingeholt wird, nehmen Landry und Evans bei einem geheimen Treffen einer Widerstandszelle teil. Hier wird ihnen ein Blick hinter die Fassade der Botschafterin der Besucher, Anna (Morena Baccarin), gewährt. Nur bleibt die Frage, welche Ziele verfolgen die Besucher tatsächlich? Und vor allem, wo haben sie die Menschen bereits unterwandert ...


Kritik:
Ohne Vorwarnung schweben über den Metropolen der Welt riesige Raumschiffe. Wenig später verkündet eine makellos aussehende Gesandte der fremden Besucher, sie kämen in Frieden – immer. Aber während ein Großteil der Weltbevölkerung den Besuchern offen gegenüber steht und die Aufnahme diplomatischer Verhandlungen begrüßt, regt sich auch Widerstand. Es mehren sich Menschen, die behaupten, die Fremden wären nicht zum ersten Mal hier, und sie führten Böses im Schilde. Dass die Situation für FBI-Agentin Erica Evans neue Herausforderungen bietet, steht außer Frage, denn schon nach kürzester Zeit mehren sich auch Drohungen gegen die Besucher. Aber auch der Priester Jack Landry sieht sich mit einem Gewissenskonflikt konfrontiert. Immerhin soll er den vielen, verunsicherten Menschen in seiner Gemeinde Mut zusprechen und weiß dabei selbst nicht, was er glauben soll.
Der Auftakt der Neuauflage von V wirkt stellenweise wie eine Nacherzählung bekannter Science Fiction-Filme, die immer wieder um neue Szenen ergänzt wurden. Ohne Zweifel ist es schwierig, nach all der Zeit einem ersten Auftritt außerirdischer Wesen auf dem Planeten etwas Neues abzugewinnen, doch hätte man sich zumindest einige neue Impulse gewünscht, die auch die Dialoge der in den USA sehr erfolgreich gestarteten Serie spritziger gestaltet hätten. So folgt der Einstand der Besucher einem bekannten Muster und was vielleicht am meisten überrascht ist die überraschungsarme erste Hälfte des Pilotfilms. Dieser scheint auch unnötigerweise auf serienkonforme 45 Minuten zusammengestaucht, anstatt zumindest den Auftakt in Spielfilmlänge zu gestalten. Die zweite Episode schließt zwar nahtlos an den Pilotfilm an, wirkt jedoch inhaltlich dennoch losgelöst. So mag man die Szenenwechsel und die Sprünge in der Geschichte als rasantes Erzähltempo missverstehen, was dabei auf der Strecke bleibt sind die Charaktere, die gerade bei näherer Betrachtung farblos wirken.

FBI-Agentin Erica Evans, die als alleinerziehende Mutter mit ihrem pubertierenden Sohn zu hadern hat, scheint dabei ebenso am Reißbrett entstanden, wie der bislang farblos aufgebaute Priester Landry, der von Joel Gretsch zumindest routiniert gespielt wird. Elizabeth Mitchell scheint für die Rolle der FBI-Agentin Evans seltsam unterkühlt und ihr distanzierter Umgang mit ihrem Sohn Tyler unnatürlich. Gespielt wird dieser von Logan Huffman, der wohl die jungen weiblichen Zuschauer an die Serie binden soll, dessen Mimik aber dabei ebenso eingefahren ist, wie diejenige von Laura Vandervoort, die als Besucherin Lisa dafür immerhin eine Entschuldigung vorweisen könnte. Engagiert wirkt Morris Chestnut, dessen Rolle bislang leider ominös und unbeleuchtet gehalten wird. Vielleicht wird sich das in Zukunft noch bessern. Auch Scott Wolf macht seine Sache als schmieriger Moderator Chad Decker gut. Nur bleibt auch bei ihm offen, wie sich seine Figur weiterentwickeln soll. Wie lange Alan Tudyk als Gastdarsteller erhalten bleibt, steht in den Sternen. Er überzeugt in der ersten Hälfte des Pilotfilms mehr als in der zweiten. Als Anführerin der Besucher bewusst zwielichtig gehalten, hinterlässt Morena Baccarin als Anna den besten Eindruck.

So mag man festhalten, dass die durchaus namhafte Besetzung nach dem Auftakt noch nicht eingespielt ist, und in der Tat liegt hier noch viel Potential verborgen. Nur gibt es bislang keinen Moment, der von den Darbietungen her wirklich packt, weswegen die Mär um Besucher von anderen Planeten auch nie authentisch wirkt. Nach der gleichnamigen Miniserie aus dem Jahr 1983, deren Auflösung 1984 und einer weiteren, kurzlebigen Serie 1984, hätte man bei dieser Neuauflage schlichtweg ein innovativeres Konzept erwartet. Stattdessen spult V bekannte Versatzstücke des Genres ab, mischt diese mit stellenweise ansehnlichen, aber nicht überragenden Spezialeffekten und einem Mysterieambiente, das nie wirklich fesselt. Man kann hoffen, dass sich das in den kommenden Episoden bessert, nach dem Pilotfilm bleibt festzuhalten, dass trotz guter Absichten und dem Versuch der Autoren, hier eine unheimliche und unheilvolle Hintergrundgeschichte aufzubauen, V durch einen nicht zu leugnenden Wiedererkennungswert in jeder Einstellungen enttäuscht. Das macht den routiniert umgesetzten Pilotfilm nicht schlecht, nur eben nicht wichtig.


Fazit:
Würden die Aliens nichts Böses im Schilde führen, ließe sich schlichtweg keine Geschichte darüber erzählen. Eine politische Aussage versteckt sich hier beim ersten Hinsehen zwar nicht, aber man wird das Gefühl nicht los, man habe all diese Momente in Film und Fernsehen bereits gesehen. Nur damals irgendwie packender. Die Darsteller sind bemüht, auch wenn dem Protagonistenduo Mitchell und Gretsch eine gewisse Chemie fehlt, die es lohnen würde, einzuschalten. Und auch die handwerkliche Umsetzung ist tadellos geraten.
Es hapert an V einzig und allein am Inhalt. Statt den Erstkontakt realistisch oder dokumentarisch zu halten und so einen neuen Ansatz zu finden, erzählen die Macher die Geschichte so wie jede andere Filmgeschichte aus dem Genre. Selbst wer mit den alten V-Serien nicht vertraut ist, wird so viel zu viele Elemente wiedererkennen, als dass noch Überraschungen erhalten bleiben. Vielleicht gelingt es den Machern, hier später noch einen anderen Weg zu gehen. Bis dahin bleibt die Science Fiction-Serie zwar unterhaltsam, aber auch belanglos.