V – Die Besucher: "Muttertag" [2011]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 04. August 2012
Genre: Science Fiction / Thriller / Action

Originaltitel: V: "Mother's Day"
Laufzeit: 42 min.
Produktionsland: Kanada / USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Bryan Spicer
Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Elizabeth Mitchell, Morris Chestnut, Joel Gretsch, Logan Huffman, Laura Vandervoort, Charles Mesure, Morena Baccarin, Scott Wolf, Jane Badler, Christopher Shyer, Mark Hildreth, Martin Cummins, Roark Critchlow, Marc Singer, Jay Karnes, Cassidy Mahler


Kurzinhalt:
Unter Leitung der FBI-Agentin Erica Evans (Elizabeth Mitchell) bereitet sich die Widerstandsbewegung Fünfte Kolonne auf ihren entscheidenden Schlag gegen die außerirdischen Besucher vor. Zusammen mit Diana (Jane Badler), Mutter der derzeitigen V-Königin Anna (Morena Baccarin), plant sie Annas Sturz. Hierfür wird Annas Tochter Lisa (Laura Vandervoort) entführt, die ebenfalls mit dem Widerstand zusammenarbeitet. Anna soll sich im Tausch für Lisa anbieten und bei der Gelegenheit Lisa ihre Mutter töten. Der Priester Jack Landry (Joel Gretsch) leitet die genauen Übergabedetails an Anna weiter. Währenddessen organisiert Ryan Nichols (Morris Chestnut) zusammen mit Joshua (Mark Hildreth) Dianas Befreiung auf dem V-Mutterschiff.
Doch Anna hat bereits Vorkehrungen getroffen, sollte sich Lisa nicht mit Ericas Sohn Tyler (Logan Huffman) paaren wollen. Und auch Kyle Hobbes (Charles Mesure) hat Pläne, von denen niemand weiß. Dass der TV-Reporter Chad Decker (Scott Wolf) auch an Lisas Entführung beteiligt war, ist den Besuchern nicht entgangen und Ryan muss erkennen, dass seine Tochter Amy (Cassidy Mahler), eine Hybridin zwischen Mensch und Alien, nicht nur Annas Lügen erlegen ist, sie könnte auch der Schlüssel für Annas endgültige Herrschaft über den freien Willen der Menschen sein ...


Kritik:
V ist der Vertreter einer Serie, deren Prämisse gut genug war, sie einem Studio zu verkaufen, die aber von Anfang an nicht so weit durchdacht war, die Prämisse auch vernünftig zu erzählen. Nach zwei Staffeln und nur 22 Episoden ist Schluss, und obwohl die Produzenten die drohende Einstellung der Serie haben kommen sehen müssen – immerhin war die Diskussion um eine Verlängerung des Formats bereits nach der ersten Staffel entbrannt –, schließen sie die Geschichte um eine Invasion von außerirdischen Besuchern nicht ab, sondern lassen einen Großteil der Figuren und damit auch das Publikum in der Luft hängen.

Dass eine Story um einen Besuch von Außerirdischen, die das Wohl der Menschen im Blick haben und fortan friedlich mit ihnen zusammenleben, nicht interessant genug ist, überhaupt erzählt zu werden, versteht sich von selbst. Doch V folgt in seiner Hintergrundgeschichte vielen in anderen Serien bereits vorgestellten Elementen, ohne sie neu oder frisch zu erzählen. Die Besucher genannten Fremden sind demnach schon lange auf der Erde und haben die Menschen studiert. Auch gibt es Fraktionen unter ihnen, die den Plänen, welche die Besucher mit den Menschen haben, entgegenstehen und eine Untergrundbewegung gebildet haben. Diese Fünfte Kolonne genannte Organisation ist auch auf der Erde tätig und schart im Verborgenen Anhänger um sich – ohne dass sie jedoch genau wüssten, was die Anführerin der Besucher, die mysteriöse Anna, genau plant.

Wie kann man einen Feind bekämpfen, wenn man gar nicht weiß, was dieser vorhat? Insbesondere in der ersten Staffel begleitete V immer wieder Missionen der Fünften Kolonne, die jedoch nur aus fünf Personen zu bestehen schien. In den letzten zehn Episoden wirft die Serie mehr einen Blick auf die globalen Zusammenhänge. Gleichzeitig werden die Mittel auf beiden Seiten radikaler. Wenn über unausweichliche Verluste bei der Zivilbevölkerung gesprochen wird, erinnert das an die berüchtigten Kollateralschäden – nur dass die Menschen und nicht die V so denken und handeln. Die einzig wirklich vernünftige Figur der Serie ist der Priester Jack Landry, der nicht nur als Gewissen fungiert, sondern die Pläne des Widerstandes auch in Frage stellt. Selbst Hauptfigur und FBI-Agentin Erica Evans verhält sich zunehmend abstruser. Das mag in der Entwicklung des Charakters begründet sein, doch wenn man sich als Zuseher weder mit den V, noch mit dem Widerstand identifizieren kann, bleibt es schwer, ein Interesse an der Geschichte zu behalten.

Im Serienfinale Muttertag kommen schließlich manche Storyelemente zusammen, die lange vorbereitet wurden. Die Fünfte Kolonne täuscht die Entführung von Annas Tochter Lisa vor, die sie mit einer speziellen Waffe töten soll. Gleichzeitig wird Annas eingesperrte Mutter Diana auf dem V-Schiff befreit und soll wieder die rechtmäßige Königin der Besucher werden. Dass der Plan nicht vollständig aufgehen würde, kann man als Zuseher noch vorhersagen, wie grundlegend er jedoch scheitert, ist tatsächlich überraschend.
Die Fünfte Kolonne hat während ihres Bestehens immer mehr Zulauf bekommen und wurde gleichzeitig in der Öffentlichkeit immer stärker kritisiert. Mit dem ständigen Warnen vor der Veränderung durch die V bekommt die Story einen unschönen politischen Beigeschmack, der auch dann noch nachwirkt, wenn der Widerstand mit seinen dunklen Prophezeiungen recht behält. Was die V tatsächlich planen war lange ungewiss und wurde durch zahlreiche Experimente, die sie an Menschen durchführten, dem ständigen Verlangen Annas, die menschliche Seele auszulöschen und menschliche Gefühle zu unterdrücken, nur noch obskurer. Dabei geht es ihnen letztendlich nicht darum, die Ressourcen der Erde abzuschöpfen, sondern vielmehr, unser wertvollstes Gut für sich zu nutzen. Sieht man dann die größte Gabe des Mensch-Alien-Hybriden, kann man sich kaum vorstellen, wie der Fünften Kolonne ein weiteres Aufbäumen gelingen soll.

Wie es sich für ein Staffelfinale gehört, werden viele Schicksale von Figuren nur angedeutet und dass manche wirklich ihren letzten Auftritt gehabt haben sollen, kann man sich kaum vorstellen. Doch die eigentliche Story um die Invasion, die mit den Vorbereitungen der Besucher ohnehin in die Länge gezogen schien, endet wieder mit einem Cliffhanger. Zugegeben ein sehr düsterer, aber letztlich als Serienabschluss auch ein sehr unbefriedigender.
Das Finale selbst leidet wie der Pilotfilm bereits unter der kurzen Lauflänge von weniger als 45 Minuten. In dieser knapp bemessenen Zeit lassen sich weder verschachtelte Storystränge erzählen, noch ein entsprechend komplexer dritter Akt. Stattdessen schreitet die Geschichte geschwind voran, ohne sich mit den tatsächlichen Überleitungen zwischen den Szenen aufzuhalten. Weshalb eine so hochqualifizierte Spezies wie die V das Konzept der menschlichen Seele nicht begreifen können ist ebenso verwunderlich, wie weshalb sie ihre Invasion nicht vorziehen und die Menschheit schlicht versklaven – die Möglichkeit haben sie ebenso wie die Kapazitäten.

Handwerklich ist das überzeugend gemacht, wenngleich die zahlreichen Spezialeffekte gerade in den vielen Blue-Screen-Aufnahmen offensichtlich sind. Dank der musikalischen Untermalung haben zumindest die bedeutsamen Momente auch das emotionale Gewicht, das sie haben sollten, doch täuscht das nicht darüber hinweg, dass die Geschichte halbfertig bleibt und Nebenhandlungen wie eine angekündigte Kaste übermächtiger V-Such-Soldaten nach wenigen Auftritten im Nichts versandeten.


Fazit:
Trotz der bekannten Versatzstücke konnte V während der 22 Episoden zumindest das Interesse der Genrefans halten. Nicht zuletzt, weil lange Zeit unklar war, was die augenscheinlich wohltätigen Besucher tatsächlich im Schilde führten. Die einzelnen Episoden pendelten zwischen mäßig unterhaltsam und inhaltlich hanebüchen, doch dank mancher Figuren und der charismatischen Hauptdarsteller Elizabeth Mitchell, Morris Chestnut und Joel Gretsch – nicht zuletzt die zur mysteriösen Rolle passenden Morena Baccarin , sowie Scott Wolf als Chad Decker, wollte man wissen, wie es weitergeht. Die Trickeffekte waren für eine Fernsehserie allein schon durch ihre Anzahl beeindruckend, wenngleich oft zu erkennen.
Doch was man beim Finale Muttertag leider erneut bemerken muss, ist dass die Autoren und Produzenten keinen richtigen Abschluss finden und viele Fragen offen lassen. Als einzelne Episode ist das leicht über dem Seriendurchschnitt, als Staffelfinale wäre es durchaus sehenswert, doch als Serienende ist es ebenso unbefriedigend wie lückenhaft. Die Bemühungen der Fans und verantwortlichen Filmemacher, das Konzept bei einem anderen Sender vorstellig zu machen, waren nicht erfolgreich und auf Grund der rechtlichen Hintergründe ist auch ein abschließender Film nicht wahrscheinlich. Es wäre für die Fans zumindest angenehm zu wissen, ob es sich am Ende gelohnt hätte, mit dem Widerstand mitzufiebern. Doch das wird man wohl nie erfahren.