Jurassic Park [1993]

Wertung: 6 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 08. Juli 2012
Genre: Fantasy / Horror / Thriller

Originaltitel: Jurassic Park
Laufzeit: 127 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1993
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Steven Spielberg
Musik: John Williams
Darsteller: Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum, Richard Attenborough, Bob Peck, Martin Ferrero, Joseph Mazzello, Ariana Richards, Samuel L. Jackson, Wayne Knight, BD Wong, Gerald R. Molen, Miguel Sandoval


Kurzinhalt:
Auf einer abgelegenen Insel hat der Milliardär John Hammond (Richard Attenborough) ein riesiges Reservat aufgebaut. Seine Attraktionen sind keine Tiere, die je ein Mensch zuvor gesehen hat. Seinen Wissenschaftlern ist es gelungen, aus gut erhaltener DNS Dinosaurier zu klonen und Hammond plant, mit den Tieren einen Vergnügungspark zu eröffnen. Doch nach einem tragischen Zwischenfall verlangen die Investoren, vertreten durch Anwalt Gennaro (Martin Ferrero), dass die Sicherheit des Parks überprüft wird. Während Gennaro den Mathematiker und Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) engagiert, überredet Hammond den Paläontologen Dr. Alan Grant (Sam Neill) und seine Partnerin, die Paläobotanikerin Dr. Ellie Sattler (Laura Dern).
Auf der Insel angekommen mischen sich zu dem Staunen angesichts der majestätischen Tiere kollektive Bedenken: Wie will man sie tatsächlich im Zaum halten? Zu Beginn der geplanten Tour stoßen zu den Wissenschaftlern Hammonds Enkel Tim (Joseph Mazzello) und Lex (Ariana Richards) – als Repräsentanten des Zielpublikums des Parks. Dass sich die ersten Tiere in ihren Gehegen nicht zeigen ist schon enttäuschend, dass die Tour abgebrochen werden muss, weil ein Sturm aufzieht, lässt Hammond verzweifeln. Doch als der korrumpierte Dennis Nedry (Wayne Knight) die Sicherheitssysteme im Park außer Kraft setzt, um Forschungsergebnisse von der Insel zu schmuggeln, setzt er eine Kettenreaktion in Gang, bei der nicht nur die Besucher den Tieren schutzlos ausgeliefert sind ...


Kritik:
Das Thema, das Komponist John Williams für Jurassic Park schrieb, klingt wie eine Hymne und eine Fanfare zugleich. Für all diejenigen Zuschauer, die den Film vor beinahe 20 Jahren im Kino sahen, ist damit unweigerlich ein Erlebnis verknüpft, das man so nie wiederholen konnte: Zum ersten Mal sah man tatsächlich lebendige Dinosaurier auf der Leinwand. Ihr Bewegungen und Geräusche haben so sehr Einzug in unser Verständnis jener Kreaturen gehalten, dass sich seither alle Produktionen daran orientieren. Regisseur Steven Spielberg gelingt damit ein Abenteuerfilm, dessen Vermächtnis damals bereits absehbar war, und der im Laufe der Zeit nur gewonnen hat.

Spöttisch titelten die Zeitungen bei der damaligen Veröffentlichung, dass die Darsteller nur Staffage seien und die Dinosaurier die Hauptattraktion. Zugegeben, kaum ein Zuschauer wird sich in den Film verirren, weil er allein Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum oder Richard Attenborough sehen wollte. Doch ohne ihren Überlebenskampf oder allein die Tatsache, dass ihre Figuren uns wichtig sind, wäre Jurassic Park nicht einmal annähernd so packend, wie er ist.
Dabei reagieren sie beim Anblick jener Geschöpfe, die der exzentrische Milliardär John Hammond aus dem Reagenzglas schaffen ließ, wie wir es ebenfalls tun würden. Alan Grant muss sich mit weichen Knien zuerst setzen, während Ellie Sattler der Mund offen stehen bleibt. Hammond züchtete auf einer Insel nahe Costa Rica Dinosaurier aus in Bernstein konservierter DNS. Sein Ziel ist es, einen Vergnügungspark daraus zu machen, der entgegen der Meinung des Investoren-Anwalts Gennaro, nicht nur den Reichen vorbehalten sein soll, sondern allen Menschen. Er hat noble Ziele und wie er selbst sagt, keine Kosten gescheut. Nach einem tödlichen Unfall sollen Experten, darunter der Paläontologe Dr. Grant und die Paläobotanikerin Dr. Sattler die Sicherheit des Parks absegnen. Der Anwalt bringt den Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm dazu. Dass das Wochenende nicht wie geplant ruhig verläuft, liegt in der Natur des Geschichtenerzählens. Dabei wenden sich die von Menschenhand geschaffenen Kreaturen nicht gegen ihre Schöpfer, sondern sie tun, was sie in ihrer natürlichen Umgebung tun würden.

Der Zusammenprall zwischen Mensch und Dinosaurier, Spezies, die natürlicherweise durch Millionen Jahre Evolution getrennt sind, versetzt die Besucher des Parks, darunter auch Hammonds Enkel Tim und Lex, sowie die Wissenschaftler, zuerst in Staunen. Trotz der meterhohen, elektrischen Zäune und der Befestigungen machen sich Zweifel breit, ob man wirklich in der Lage ist, solch gewaltigen Wesen zu bändigen. Dass es bislang funktionierte tut der düsteren Vorahnung keinen Abbruch. Auch trifft Hammond keine Schuld, dass die Systeme schließlich versagen. Hierfür verantwortlich ist der gierige Programmierer Dennis Nedry, der im Zuge einer Industriespionage seiner eigenen Überheblichkeit zum Opfer fällt.

Wie bei seinem Meisterwerk Der weiße Hai [1975] wartet Filmemacher Spielberg auch hier sehr lange, ehe er die meist gewünschten Dinos in Aktion zeigt. Wir bekommen eindrucksvolle Brontosaurier zu sehen und auch einen kränklichen Triceratops. Wirklich gespannt ist man allerdings auf den vielgerühmten T-Rex und die nicht weniger eindrucksvollen, tödlichen Velociraptoren. Zieht der Film nach einer Stunde Vorbereitung, in der wir über die Hintergründe der Insel und der Tiere aufgeklärt werden, in der zweiten Hälfte die Spannungsschraube an, gibt es kaum mehr Zeit zum Luftholen. Sind die Kinder dem angreifenden Saurier schutzlos ausgeliefert, stellen sich auch heute beim Publikum noch die Nackenhaare auf. Eine spannendere Konfrontation kann man sich kaum vorstellen. Dass es hierfür keiner musikalischen Begleitung bedarf, hat John Williams treffend erkannt und stört so den Regisseur nicht bei dessen eigener Komposition.

Sieht man die Entwicklung der Figuren, allen voran John Hammond, der im Laufe der Geschichte in seiner Überzeugung gebrochen wird, und der letztlich nur an seinen guten Absichten festhalten kann, dann lässt sich der Vorwurf nicht halten, dass die Charaktere nur nebensächlich wären. Sorgt Ian Malcolm für spritzige, lockere Kommentare, die einem selbst ebenso flapsig gelingen könnten, sind es Alan, Ellie und die beiden Kinder Lex und Tim, mit denen wir mitfiebern. Ihr Kampf ums Überleben macht den Reiz von Jurassic Park aus.
Dass der Film immer noch zeitlos erscheint, obwohl er so stark auf Spezialeffekte setzen muss, ist bemerkenswert. Es macht ihn ebenso zum modernen Klassiker wie die schweißtreibende, erstklassige Umsetzung.

Dass selbst auf der zuletzt veröffentlichten Blu-ray, auf der Jurassic Park immerhin in erstklassiger Bild- und ebenso guter englischer Tonqualität zu sehen ist, keine Gelöschten Szenen vorhanden sind, ist ärgerlich. Eine Einstellung ist immerhin im Trailer zu sehen (wie Dr. Sattler währen der Jeep-Fahrt ein Blatt einer Pflanze an sich nimmt), doch gibt es Nebenhandlungen, die nicht weiterverfolgt werden. So fragt man sich, was aus Ellies Untersuchung des Triceratops geworden ist. Vielleicht zeigt sich das Studio zum 20jährigen Jubiläum des Films nächstes Jahr hier großzügiger.


Fazit:
Auch wenn Regisseur Steven Spielberg in den 1990er Jahren Filme drehte, die nach wie vor wichtiger sind, kaum einer sprach ein breiteres Publikum so treffend an wie Jurassic Park. Basierend auf einer Vorlage von Michael Crichton entfesselt er ein Abenteuer, das bereits beim Hören der Geschichte die Fantasie der Zuschauer beflügelt. Er strickt daraus einen ebenso einfallsreichen wie einladenden Dino-Thriller, der vom Überleben der menschlichen Opfer erzählt, aber auch vom Überleben des Lebens selbst.
Das von Menschen geschaffene Monster erhält hier ein Gesicht, das einem vertraut vorkommt, und das man darum unterschätzt. Ebenso wie die Gier, die letztlich für die Katastrophe überhaupt verantwortlich ist. Beginnt die zweite Filmhälfte, gesellt sich zu dem Staunen des Publikums das Entsetzen angesichts unserer Unterlegenheit gegenüber der Natur. Das Feuerwerk, das Spielberg dann entzündet ist beeindruckend spannend und beispiellos inszeniert. Besser kaum zu machen gelingt ihm ein Meisterwerk des Unterhaltungskinos, das trotz allem einen gewissen Anspruch mit sich bringt.