Bloodshot [2020]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 4. März 2020
Genre: Action / Science FictionOriginaltitel: Bloodshot
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA / China
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Dave Wilson
Musik: Steve Jablonsky
Besetzung: Vin Diesel, Eiza González, Toby Kebbell, Guy Pearce, Sam Heughan, Lamorne Morris, Talulah Riley, Alex Hernandez, Jóhannes Haukur Jóhannesson
Kurzinhalt:
Als Ray Garrison (Vin Diesel) erwacht, kann er sich nicht erinnern, wer er ist, oder wie er in das Labor von Dr. Emil Harting (Guy Pearce) gekommen ist. Der erklärt ihm, dass Garrison ein Elitesoldat war, dessen Leiche ihm zu Forschungszwecken vom Militär überlassen wurde. Garrison war tot, wurde jedoch mit Nanotechnologie wieder zum Leben erweckt und ist durch die kleinen Roboter so gut wie unverwundbar. In der Einrichtung trifft Ray auf andere, ehemals verwundete Soldaten, die Harting mit seinen Erfindungen wiederhergestellt hat. Darunter auch der weibliche Marine-Offizier KT (Eiza González). Schon bald beginnt Garrison, sich zu erinnern an den Mann, der seine Frau Gina (Talulah Riley) und ihn selbst getötet hat – Martin Axe (Toby Kebbell). Von blinder Wut getrieben, begibt er sich auf einen Rachefeldzug, bei dem er nicht ahnt, dass er einen Weg geht, der ihm bereits vorgegeben ist …
Kritik:
Die Superhelden-Verfilmung Bloodshot ist nicht die schlechteste Leinwandadaption einer Comic-Vorlage der letzten Zeit. Es ist vielmehr ein durch und durch durchschnittlicher Science Fiction-Action-Thriller. In Anbetracht der Beteiligten ist das am Ende sicherlich zu wenig und auch enttäuschend, aber als reiner Unterhaltungsfilm für ein erwachsenes Publikum ist Dave Wilsons Spielfilmregiedebüt nicht ärgerlich. Hätte man die einzig große Stärke nicht vorab in der Filmvorschau verraten, gäbe es hier zumindest was Überraschendes zu entdecken.
Die Geschichte beginnt dabei nicht einmal uninteressant und würde sich sogar zu einem Mystery-Thriller abwandeln lassen, würden die Macher diesen Ansatz verfolgen wollen. Beim Auftakt trifft das Publikum auf den von Vin Diesel verkörperten Elitesoldaten Ray Garrison, der nach der Rückkehr von einem Einsatz gekidnappt wird. Weder er, noch seine Frau Gina überleben die Gefangenschaft – und doch wacht Ray wieder auf, nachdem er erschossen wurde. In einem Labor empfängt ihn der Wissenschaftler Dr. Harting, der ihm erzählt, dass er mit Nanotechnologie wiederbelebt und verbessert wurde. Nicht nur, dass er kaum mehr getötet werden kann, er ist auch stärker als je zuvor. Nur weiß Ray nicht einmal mehr seinen Namen, oder sonst etwas, was zuvor geschehen ist. Bis er durch Bruchstücke Erinnerungen dessen zurückbekommt, was ihm genommen wurde. So begibt er sich auf einen Rachefeldzug, mit dem auch die Probleme des Films ihren Lauf nehmen.
Dass die Naniten, die seinen Körper zum Teil inzwischen ausmachen, in der Lage sind, ihn per Funk überall auf der Welt mit Harting zu verbinden, der Wissenschaftler somit immer im Bilde über Rays körperliche Verfassung ist, kann man noch akzeptieren. Dass sie sich selbständig mit dem Internet verbinden, Hochsicherheitssysteme hacken können und Ray durch sie in Sekunden lernen kann, ein Flugzeug zu fliegen, erscheint dann aber selbst für diese Art Geschichte weit hergeholt. Vor allem jedoch muss Ray diese Fähigkeiten nicht entdecken, sondern kann all das direkt vom ersten Moment an einsetzen. Nur, wie packend ist eine Geschichte, bei der ein neuer Held seine Kräfte bereits kennt, anstatt dass das Publikum sie mit ihm erkundet?
Nicht sehr, wie sich herausstellt. So wirkt auch die erste Actionsequenz nach Rays „Wiedergeburt“ was sein Kampf gegen eine kleine Armee an gesichtslosen Widersachern anbelangt, eher wie ein Finale. Allerdings, so viel sei verraten, dies ist der gelungenste Action-Moment im Film. Zwar fehlt auch da bereits, die Szenerie in ein gleichmäßiges Rot getaucht, eine Übersicht, so dass oft nicht klar ist, wer hier durch die Luft geworfen wird. Aber Regisseur Wilson ist zu jenem Zeitpunkt noch bemüht, interessante Perspektiven zu finden, die aus einem Comic stammen könnten.
Später im Film ist es, als würden die Macher es nicht einmal mehr versuchen. Sei es eine Verfolgungsjagd in London, oder das Finale selbst, die Sequenzen in Bloodshot sind derart konzeptlos inszeniert, für Sekundenbruchteile so dicht an den Figuren, dass diese nicht einmal ganz zu sehen sind, dass keinerlei Tempo aufkommt. Geschweige denn ein spannender Szenenaufbau. Die einzigen Einstellungen, in denen die Besetzung halbwegs erkennbar ist, ist in den zahlreichen Zeitlupen, in denen die Figuren durch die Szenerie schreiten. Kein Handgemenge, kein Schlagabtausch ist am Stück choreografiert und eingefangen. Selbst die einzig nennenswerte Actionszene mit Eiza González ist auf diese Weise verschenkt. Dabei erscheint Vin Diesel in der Rolle überaus passend besetzt und auch Guy Pearce könnte als Dr. Harting durchaus aufgehen, wenn das Drehbuch ihm denn etwas zu tun geben würde.
Bedauerlicherweise gerät die eigentliche Story nach der im Grunde durchaus gelungenen Wendung in der Geschichte (die aus unverständlichen Gründen die Filmvorschau bereits verdorben hat) derart vorhersehbar, dass man kaum glauben mag, die Macher würden ihrem Publikum so etwas vorsetzen wollen. Dass Ray nach seiner Verwandlung über keine nennenswerten Schwachpunkte verfügt, macht es umso schwieriger, mit ihm mitzufiebern. Ist es so doch keine Frage, ob er seine Widersacher zur Strecke bringt, sondern vielmehr nur wann und wie. Bloodshot könnte – und will offensichtlich – stattdessen mit einem Helden überzeugen, dessen einziger Konflikt so schnell aufgelöst wird, dass er danach keine Rolle mehr spielt. Dank der Beteiligten und der hinsichtlich mancher Perspektiven gelungenen Bilder, ist das ansehnlich, aber als Beginn eines Film-Franchise nur leidlich überzeugend.
Fazit:
Sieht man Vin Diesel hier öfter als nicht im Unterhemd durch die Szenerie laufen, erinnert der Anblick stark an die Fast & Furious-Filme, nur dass Dave Wilsons Comic-Verfilmung bedeutend weniger Spaß macht. Dafür nimmt sich der Film zu ernst, ohne jedoch charakterliche Tiefe oder eine packende Story zu präsentieren. Hieran ändern auch Figuren wie der von Lamorne Morris verkörperte Wilfred Wigans nichts, dessen humoristische Einlagen die meiste Zeit unnatürlich hinzugedichtet wirken. Als Science Fiction-lastige Action-Unterhaltung für Erwachsene könnte das funktionieren, wäre die Action kompetenter inszeniert und die Erzählung selbst packender. So ist Bloodshot ein mittelmäßiger Superhelden-Film, der in zahlreichen Momenten erkennen lässt, was aus der Idee hätte werden können. Und der schon deshalb enttäuscht, weil das Endergebnis daran nicht heranreicht.