Honey Don’t! [2025]

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Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. September 2025
Genre: Komödie / Krimi

Originaltitel: Honey Don’t!
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Ethan Coen
Musik: Carter Burwell
Besetzung: Margaret Qualley, Aubrey Plaza, Chris Evans, Charlie Day, Kristen Connolly, Billy Eichner, Gabby Beans, Talia Ryder, Jacnier, Don Swayze, Josh Pafchek, Lena Hall, Lera Abova, Kale Browne


Kurzinhalt:

Auch wenn sich Privatdetektivin Honey O’Donahue (Margaret Qualley) nichts anmerken lässt, als Polizist Marty (Charlie Day) der Mordkommission sie zu einem Verkehrsunfall befragt, bei der die Fahrerin des Fahrzeugs ums Leben kam, erkennt sie das Todesopfer, oder besser: hätte sie kennenlernen sollen, da sie in Kürze einen ersten Termin mit Honey gehabt hätte. Darum beginnt Honey zu ermitteln und findet Unstimmigkeiten, die sie zur Kirche führen, der das Opfer angehört hat und die von Reverend Drew Devlin (Chris Evans) geleitet wird. Der verabredet sich mit den weiblichen Mitgliedern seiner Glaubensgemeinschaft für besonders spirituelle Sitzungen, hat aber seine Hände gleichzeitig in ganz anderen Geschäften. Während ihrer Nachforschungen lässt sich Honey auf die Polizistin MG Falcone (Aubrey Plaza) ein, doch die Ereignisse nehmen alsbald eine unerwartete Wendung, als Honeys Nichte Corinne (Talia Ryder) spurlos verschwindet …


Kritik:
Ethan Coens zweiter Film seiner sogenannten „Lesben B-Film-Trilogie“ nach Drive-Away Dolls [2024] bleibt zumindest dem Thema treu. Doch die Noir-Krimi-Story ist am Ende nicht mehr als ein Aufhänger für eine Erzählung, die an eine nur mäßig amüsante Parodie erinnert. Dass die Besetzung von Honey Don’t! zu mehr in der Lage ist, ist jederzeit zu sehen, doch das Drehbuch ist mehr an pseudo-intimen Szenen interessiert, die an Vertreter der Exploitation-Genres erinnern, als den Figuren etwas zu tun zu geben.

Im Kern der Erzählung steht die Privatdetektivin Honey O’Donahue, die von Polizist Marty zu Beginn zu einem vermeintlichen Verkehrsunfall gerufen wird, bei dem die Fahrerin Mia ums Leben kam. Was Honey Marty nicht erzählt, Mia hätte demnächst einen Termin bei ihr gehabt. Weshalb, weiß Honey aber nicht. Erst später drängt sich der Verdacht auf, dass dies mit Mias Kirche zu tun haben könnte, die vom schmierigen Reverend Drew Devlin geleitet wird. Für den ist die Glaubensgemeinschaft nicht nur ein Weg, die weiblichen Kirchenmitglieder für sein Sakristeischlafzimmer zu rekrutieren, sondern seinen Drogengeschäften einen seriösen Anstrich zu verleihen. Für Honey nimmt die Ermittlung zuerst eine unerwartet positive Wendung, als sie eine Affäre mit Polizistin MG Falcone beginnt, ehe Honeys Nichte Corinne verschwindet.

Wer nun aber denkt, Honey Don’t! würde all diese unterschiedlichen Aspekte schließlich zusammenführen und zumindest zu einem grundlegenden Abschluss bringen, der irrt. Zumindest im klassischen Sinn. Zwar wird Mias Schicksal am Ende aufgeklärt, was sie mit Honey aber besprechen wollte, bleibt ebenso im Unklaren, wie Devlins Drogengeschäft irgendwann keine wirkliche Rolle mehr spielt. Wäre es nicht um ein Opfer einer Überdosis und eine gescheiterte Drogenübergabe, wäre der Storyaspekt ebenso überflüssig wie derjenige um einen alten Mann, der urplötzlich vor Corinne steht und dessen Identität ebenso wenig eine Überraschung, wie er für die Geschichte notwendig ist. Es ist ein Muster, das sich durch die gesamte Erzählung zieht und sogar auf die Figuren erstreckt. Nicht nur, dass alle Charaktere unablässig auf das nächste sexuelle Abenteuer hinfiebern und Filmemacher Coen durchaus geneigt ist, die Wünsche eines Publikums zu befriedigen, das auf mehr oder weniger explizite Sex-Szenen aus ist, es scheint tatsächlich die einzig treibende Kraft hinter der Story zu sein. Dass es auch anders geht, zeigt beispielsweise Bound – Gefesselt [1996] von den Wachowski-Geschwistern, bei dem der erotische Aspekt dem Thriller das gewisse Etwas verleiht, anstatt ihn völlig zu überlagern.

Man könnte nun meinen, Ethan Coen wäre auf eine Persiflage des Genres aus, doch dafür sind die Klischees, die er aufgreift, weder bissig genug seziert, noch scheint er sich über die Absurdität der Momente und Figuren lustig machen zu wollen. Sicher, es gibt den ein oder anderen Kommentar darauf, wie Devlin seine Position als Pastor missbraucht, und wenn der in Tiraden verfällt, wenn sich seine Helfer dämlich anstellen, ist das amüsant. Aber es ist nicht entlarvend. Vor allem erfahren die Opfer seiner kriminellen Machenschaften, weder seines Drogenrings (von dem Honey nie auch nur Kenntnis erlangt), noch seiner ausbeuterischen Kirche, Gerechtigkeit. Das heißt nicht, dass Chris Evans an der Rolle keinen Gefallen findet. Das sieht man auch Margaret Qualley und Aubrey Plaza als Honey und MG an. Doch wenn die Figuren in Dialogen vertieft werden sollen, klingen die trotz passender Mimik reißbrettartig klischeebeladen und gleichzeitig flach wie banal. Nebenfiguren wie Honeys Schwester werden ebenso wenig beleuchtet, wie der an sich tragische Hector, dessen letzter Moment allem widerstrebt, was die Figur bis dahin ausgemacht hat. Ein solch inhaltlicher Bruch vollzieht sich auch beim Finale, das sich zwar vollends unvorhergesehen entwickelt, dafür aber auch keinen wirklichen Sinn ergibt und zum Rest der Erzählung kaum passen mag.

Dafür wartet Honey Don’t! mit einer sichtlich um den Stil bemühten Inszenierung auf, was bereits beim Vorspann deutlich wird, der sich zwar irgendwie in die Geschichte einfügen soll, bei dem aber nicht klar wird, was er dem Publikum an sich vermitteln möchte. Viele Noir-Krimis zeichnen wenn nicht nur ein Bild ihrer konfliktbehafteten, mitunter gebrochenen Figuren, dann auch ein Porträt eines Milieus, in dem sie spielen. Mit der staubigen Landschaft, umgeben von Canyons, und männlichen Figuren, die oftmals zu Gewalt greifen, scheint das Drehbuch diesen Aspekt aufgreifen zu wollen, ohne dies aber wirklich zu verfolgen. Honey definiert sich letztlich aus einer Ansammlung von Klischees, die man in Detektivgeschichten bereits unzählige Male gesehen hat, mit der einzigen Ausnahme, dass sie eine Frau ist, die „Frauen mag“, wie sie selbst mehrmals betont. Das klingt mehr nach einer Prämisse, als einer durchdachten Handlung und über dieses Stadium kommt Coens Noir-Film auch nie hinaus.


Fazit:
Irgendwo tief in der Idee schlummert ein Krimi, der es durchaus wert ist, erzählt zu werden. Man stelle sich eine Privatdetektivin vor, deren künftige Klientin stirbt, noch bevor sie mit ihr sprechen kann und deren Ermittlungen sie zu einer ansässigen Kirche führen, in der seltsame Dinge vor sich gehen. Den Fall aus ihrer Sicht zu entdecken, Schicht um Schicht die Abgründe menschlichen Handelns abzutragen, hätte durchaus seinen Reiz. Stattdessen zeigt Filmemacher Ethan Coen abwechselnd Honeys Ermittlungen und Devlins verbrecherische Machenschaften. Damit ist jegliche Spannung dahin, bevor sie entsteht. Viele Aspekte, darunter auch die sexuelle Orientierung der Hauptfigur, sind inhaltlich vollkommen unwichtig, sondern scheinen eher einen voyeuristischen Drang befriedigen zu wollen. Dass sich die Charaktere stellenweise wie Karikaturen verhalten und mit eingefahrener Mimik direkt in die Kamera sprechen, hilft ebenso wenig, wie dass die verschiedenen Storystränge nur notdürftig zusammengeführt werden und der Krimi eher zufällig vorangeht, als durch eine Ermittlung. Kommt es zum Finale, gerät Honey Don’t! nicht nur inhaltlich vollkommen abstrus, sondern wirkt auch handwerklich derart unbeholfen, dass man nicht recht weiß, ob dies eine Parodie drittklassiger Noir-Krimis sein soll. Das ist gelinde gesagt einfach schade.
 

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