All das Ungesagte zwischen uns – Regretting You [2025]

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Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. Oktober 2025
Genre: Drama / Liebesfilm

Originaltitel: Regretting You
Laufzeit: 117 min.
Produktionsland: Deutschland / USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt

Regie: Josh Boone
Musik: Nathaniel Walcott
Besetzung: Allison Williams, Mckenna Grace, Dave Franco, Mason Thames, Willa Fitzgerald, Scott Eastwood, Clancy Brown, Sam Morelos, Ethan Costanilla, Aubrey Brockwell


Kurzinhalt:

Für Teenagerin Clara (Mckenna Grace) scheint es wie ein Traum, dass sich der begehrteste Junge der Schule, Miller (Mason Thames), für sie interessiert. Doch während sie sich freut, ihre erste Liebe zu entdecken, wird ihr Leben durch einen schrecklichen Unfall auf den Kopf gestellt, bei dem ihr Vater Chris (Scott Eastwood) und ihre Tante Jenny (Willa Fitzgerald) ums Leben kommen, zu der Clara ein besseres Verhältnis hatte, als zu ihrer eigenen Mutter. Auch für Claras Mutter Morgan (Allison Williams) und deren Schwager Jonah (Dave Franco) zerbricht eine Welt. Umso mehr, da Chris und Jenny gemeinsam unterwegs waren, beide aber ihren Ehepartnern davon nichts erzählten. Gleichzeitig bestand zwischen Morgan und Jonah seit jeher eine Anziehung, die sich beide aber nie eingestanden haben. Es ist ein Gefühlschaos, das sich auch auf Clara überträgt, der Morgan nichts vom mutmaßlichen Betrug ihres Vaters erzählen will, während sie aber alle Erinnerungen an Chris Zug um Zug aus dem Haus verbannt. Die Spannungen werden zwischen allen Beteiligten nur größer, bis sie sich der Frage stellen müssen, ob sie lieber etwas bereuen wollen, was sie vielleicht tun wollten, oder etwas, was sie nie getan haben …


Kritik:
Basierend auf Colleen Hoovers gleichnamigem Buch aus dem Jahr 2019 erzählt All das Ungesagte zwischen uns – Regretting You von einer jungen Liebe, von Trauer und Verlust, auch dem Verlust von Vertrauen. Was sich nach schwerer Kost anhört, wird von Filmemacher Josh Boone jedoch in zunehmend seichter werdende Unterhaltung verpackt, bei der die Besetzung trotz ihrer Sympathie kaum gefordert wird. Das Ergebnis eignet sich als Teenager-Romanze mehr, denn als ernstzunehmendes Liebesdrama. Dabei wäre das Potential durchaus vorhanden.

Die Geschichte springt nach einem Prolog im Jahr 2007 17 Jahre nach vorn. Morgan und Chris Grant sind die Eltern von Teenagerin Clara, die jetzt so alt ist, wie Morgan, als sie nach der Schule mit ihr schwanger wurde. Morgans jüngere Schwester Jenny hat gerade erst ein Baby mit Jonah bekommen, Chris’ bestem Freund seit Jugendtagen, der vor beinahe 20 Jahren bereits mit Jenny zusammen war, dann aber verschwand und vor einiger Zeit als Lehrer an Claras Schule zurückgekehrt ist. Sie wirken nach außen wie zwei glückliche Paare, doch zwischen Morgan und Jonah existiert eine Anziehung, die keiner von beiden je zugeben würde, aber beide doch nicht abstreiten können. Blicke, die länger dauern als notwendig oder Gesten, die ein tiefes Verständnis für einander offenbaren. Die junge Clara verliebt sich unterdessen in ihren Mitschüler Miller. Dann geschieht ein Unglück, bei dem Jenny und Chris aus dem Leben gerissen werden. Während Morgan, Clara und Jonah versuchen, den Verlust zu verarbeiten, nagt bei den Erwachsenen ein Zweifel, was die jeweils eigenen Partner gemeinsam unternommen haben, als sie bei einem Autounfall ums Leben kamen. Clara soll, so will es Morgan, hiervon nichts erfahren, hat sie nicht nur ihren Vater, sondern auch ihre Tante Jenny vergöttert.

Dieses Geheimnis belastet Claras Beziehung zu den ihr einzig geblieben Bezugspersonen ebenso, wie es Morgan und Jonah in eine Krise stürzt, die einerseits von der Unsicherheit geplagt werden, ob ihre Ehepartner sie betrogen haben, während vielleicht die unausgesprochene Möglichkeit im Raum steht, dass sie sich nun eingestehen könnten, wie sie für einander empfinden. Die Ausgangslage von All das Ungesagte zwischen uns ist somit voller Konflikte, auch, weil Clara eine bessere Beziehung zu ihrer Tante als zu ihrer Mutter hatte und sie nicht versteht, weshalb diese nun beginnt, die Erinnerung an ihren Vater aus ihrem Zuhause zu verbannen. Doch es sind Konflikte, die Regisseur Boone bzw. das Drehbuch nicht bereit ist, in irgendeiner Art und Weise auszuhalten. Auf jede angespannte Situation, in der sich die Figuren einander und ihren Emotionen stellen müssen, folgt eine Aufheiterung. Clara stürmt aus der Beerdigung ihres Vaters, um wenige Momente später in Millers Auto kichernd Gras zu rauchen und selbst Morgan benimmt sich im Anschluss, als wäre sie einer Sitcom entsprungen und nicht zwischen Trauer und Wut auf den Betrug ihres Mannes innerlich zerrissen. Es ist ein Muster, das sich nach dem ersten Drittel, wenn die durchaus charmante Ausgangssituation in Anbetracht des verheerenden Unfalls kippt, bis zum Ende wiederholt. Ein Streitgespräch zwischen Clara und Miller oder eine Auseinandersetzung zwischen Morgan und Jonah wird je nach einer chic inszenierten Musikcollage aufgelöst. Auch Morgan, die in einem Moment ihrer Wut auf den Betrug ihres verstorbenen Mannes freien Lauf lässt, lächelt kurz darauf, als habe sie all dies überwunden. Nicht als Fassade, um für Clara einen Schein aufrechtzuerhalten, der irgendwann zusammenbricht, sondern weil sie so empfindet, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nicht einmal die große Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter hat länger als einen Augenblick Bestand.

So normal sich die Figuren eingangs verhalten, ab der Beerdigung erinnert ihr Verhalten an eine chic inszenierte Karikatur. Hinzu kommt eine junge Liebesgeschichte, die alle Klischees erfüllt, die man sich auch nur ansatzweise vorstellen könnte. Selbstverständlich steht die meist kurze Röcke tragende Einserschülerin Clara kurz vor ihrem Geburtstag und ist in den begehrtesten Mitschüler verliebt. Der trägt mitunter nicht verwegen einen Zahnstocher oder einen Strohhalm in Mundwinkel, sondern einen Lollystil. Dass er erfahrener ist als Clara, muss so sein. Ebenso, dass er sich zu Beginn noch in einer Beziehung befindet, was Claras Gefühlsleben durcheinander wirbelt. Zusammen mit den kitschigen Dialogen, klingt nicht nur die erste gemeinsame Nacht zwischen Clara und Miller, als hätte sich jemand jenseits dieses Alters überlegt, wie der perfekte Abend von zwei Teenagern aussehen könnte. Von einem greifbaren Facettenreichtum, der die Ängste und Wünsche von wirklichen Heranwachsenden einfängt, ist das meilenweit entfernt und wirkt bis zum Hochglanz verklärt.

Gleichzeitig kommt die Erzählung ohne irgendwelche Überraschungen aus. Küssen sich zwei Figuren, ohne dass die anderen davon wissen sollen, ist vorprogrammiert, dass die im selben Moment „erwischt“ werden. Ist sich eine andere Person über ihre Gefühle im Klaren geworden – selbstverständlich, während ein Song dies akustisch untermalt halt – und will aufbrechen, um einer anderen die Liebe zu gestehen, steht diese selbstverständlich vor der Tür. All das hat man bereits so oft gesehen, in der Regel mit mehr Charme und Herzlichkeit. Mit den jederzeit perfekt gestylten Charakteren, der Bilderbuchoptik und dem Soundtrack, der sämtliche Phasen des Verliebtseins widerspiegelt, wirkt All das Ungesagte zwischen uns bis in den letzten Winkel durchdesignt, um eine Klientel anzusprechen, die hier durchaus auf ihren Kosten kommen wird. Wer aber mehr von der Geschichte erwartet, die durchaus Themen anspricht, die relevant wären und ausgelotet werden könnten, wird hier vergebens suchen.


Fazit:
Nicht nur, dass die Tragödie des Unfalltods zwei Familien zerstört hat, wie erst muss es Morgan und Jonah ergehen, die eingangs von der Ungewissheit geplagt werden, ob ihre Geliebten ihnen untreu gewesen sind? Ganz abgesehen von der Wut und Enttäuschung, sie dafür nicht einmal zur Rede stellen zu können, wenn dem so wäre? Die Geschichte bietet, ganz abgesehen von der Erzählung einer ersten Liebe oder einer (Wieder-) Entdeckung einer seit Jahrzehnten bestehenden Anziehungskraft, viel Potential, vielschichtige Figuren aufzubauen und ihre Konflikte auszutragen. Doch daran zeigt Filmemacher Josh Boone kein wirkliches Interesse. Seine Erzählung bleibt durchweg oberflächlich und traut sich nicht, sich den Verletzungen und Hoffnungen der Charaktere zu stellen. Nicht nur die Besetzung hätte mehr verdient. Deren Darbietungen schwanken zwischen gelungen und stellenweise mit einem beständigen Lächeln derart entrückt von tatsächlichen Empfindungen, dass es einzig die Sympathiewerte der Beteiligten sind, die dafür sorgen, dass einem vom mit den Augen rollen angesichts der klischeebeladenen Dialoge nicht schwindelig wirkt. Wer eine chic umgesetzte Romanze mit eingängigem Soundtrack und stellenweise überbordendem Kitsch erwartet, kann sich mit gezückten Taschentüchern bei All das Ungesagte zwischen uns – Regretting You durchaus unterhalten lassen. Über den papierdünnen Charme einer Fan-Fiction kommt die Erzählung aber nie hinaus.
 

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