The Transporter [2002]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 23. August 2005
Genre: Action / KomödieOriginaltitel: The Transporter
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: Frankreich / USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Corey Yuen
Musik: Stanley Clarke
Darsteller: Jason Statham, Qi Shu, Matt Schulze, François Berléand, Ric Young, Doug Rand, Didier Saint Melin, Tonio Descanvelle, Laurent Desponds, Matthieu Albertini, Vincent Nemeth
Kurzinhalt:
Nach seiner streng geheimen Spionage- und Militärtätigkeit hat sich Frank Martin (Jason Statham) in Frankreich niedergelassen. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Fahrer bei brenzligen Angelegenheiten, so transportiert er mitunter Diebesgut, fährt bei Banküberfällen oder erledigt jeden Transport-Job, für den er bezahlt wird – dabei hat er jedoch strenge Regeln, die nicht verletzt werden dürfen.
Doch eines Tages, muss er erkennen, dass ein Paket, das ihm in seinen Kofferraum gelegt wird, die junge asiatische Frau Lai (Qi Shu) beherbergt. Als er sie bei Darren Bettencourt (Matt Schulze) abliefert, pflanzen seine Schergen eine Bombe in Martins Wagen, die den Fahrer jedoch nicht tötet.
Aber nach anfänglicher Wut, verfliegen seine Rachegelüste schnell wieder, hätte sich nicht die gefesselte und geknebelte Lai in einen Wagen bei Bettencourts Anwesen geschlichen. Nun machen die Bösen Jagd auf die beiden, und als wäre das nicht genug, erklärt Lai Martin, dass ihr Vater Mr. Kwai (Ric Young) Menschen von Asien über Marseille schmuggelt. Nun muss Martin auf die Hilfe des Polizisten Tarconi (François Berléand) zurückgreifen, der Martin schon lange im Verdacht hat.
Kritik:
Seinerzeit war The Transporter im Kino kein wirklicher Erfolg; weltweit nahm die nur 20 Millionen Dollar teure Produktion ihr Budget und die investierten Marketingkosten wieder ein – erst bei der Video/DVD-Verwertung konnte man Gewinn erwirtschaften und das, zusammen mit einem aus unerfindlichen Gründen erhobenen Kultstatus des Films wohl so gut, dass sich gar mehrere Fortsetzungen rechtfertigen ließen.
Als Drehbuchautoren werden Luc Besson und Robert Mark Kamen angegeben, obwohl es kaum zu glauben ist, dass man mehr als eine handvoll Blätter benötigte, um den Inhalt von The Transporter zu skizzieren.
Die Story liest sich deutlich komplexer, als sie eigentlich ist, und wirft man zudem einen Blick auf die Charakterentwicklungen, beziehungsweise auf die Figuren selbst, kann man nicht umhin sich zu fragen, was sich die Filmemacher dabei dachten. Sprünge in der Story gibt es zuhauf – von der kompliziert eingebrachten Menschenhändler-Story angefangen, die in der Form schlicht keinen Sinn ergibt, über die klischeebeladenen Facetten beim Fahrer Frank Martin selbst. Da zaubert Martin urplötzlich unter Wasser ein extra paar Schwimmflossen aus dem Nichts, sein Stethoskop kann er durch Gedankenkraft verschwinden lassen, Öl ist seit neuem am besten mit Wasser löslich und die Bösewichter verwenden spezielle Kugeln, die zwar massiven Stein durchschlagen, aber bei Körpern halt machen – abgesehen davon ist Frank Martin gar in der Lage, sich bei einer Leiche unter Wasser neue Atemluft zu holen.
Sieht man sich allein die inhaltlichen Fehler des Films an, muss man schon tief durchatmen, wirklich ärgerlich ist dabei aber, dass sich The Transporter grundsätzlich sehr ernst nimmt und die absurden Storyideen deshalb so unnötig und vor allem unglaubwürdig erscheinen.
Das Konzept haben die Autoren ohne Zweifel von der BMW-Filmreihe The Hire [2001 / 2002] geklaut, nur dass die meist nur 10 Minuten langen Kurzfilme mitunter eine deutlich vielschichtigere Story bieten, als Bessons und Kamens Skript, dessen Thrillerstory so gequält wie altbacken eingebracht ist. Man hat das Gefühl, als hätten sie Ideen für einige Actionszenen gehabt, und notdürftigst eine Story darum gebastelt. Das Endergebnis ist eine Beleidigung für jeden denkenden Zuschauer. Es ist kaum zu fassen, dass es Luc Besson vor zehn Jahren mit Leon – Der Profi [1994] gelang, einen der facetten-, einfallsreichsten und subtilsten, actionreichen Thriller der Neuzeit zu schreiben und zu inszenieren – wie es scheint, ist dies schon sehr lange her.
Dass die Darsteller bei einer derart hauchdünnen Vorlage nicht wirklich gefordert werden, überrascht nicht, aber wäre da nicht Jason Statham (der sich aus unerfindlichen Gründen dazu hinreißen ließ, die meisten seiner Stunts selbst durchzuführen), gäbe es zum Einschalten gar keinen Grund. Auch er hat seine Mühe, mit den peinlichen Dialogen zurande zu kommen, überzeugt aber immerhin durch eine exzellente Körperbeherrschung und eine nicht zu leugnende Chemie zwischen ihm und Qi Shu.
Auch sie macht ihre Sache gut, gleichwohl Shu kaum etwas zu tun hat, und ihre Figur – wie bereits erwähnt – keinen rechten Sinn ergibt.
Als Bösewicht eher lachhaft, denn Angst einflößend, ist Matt Schulze, der angesichts seiner bisherigen Engagements in Blade [1998] oder The Fast and the Furious [2001] zumindest nicht hinter seinen Möglichkeiten bleibt.
Dass Ric Young nicht unbegabt ist, demonstrierte er zuletzt unter anderem in seiner wiederkehrenden Rolle in Alias – Die Agentin [2001-2006] und auch in Der letzte Kaiser [1987], sowie in Sieben Jahre in Tibet [1997], was er hier jedoch darbietet, ist eigentlich nicht einmal eine Erwähnung wert; unfreiwillig komisch, und dabei doch erschreckend unglaubwürdig gibt sich Young von einer sehr unvorteilhaften Seite.
Der französische Darsteller François Berléand ist in seinem Heimatland nicht nur ein bekannter, sondern auch ein vielbeschäftigter Künstler, der zuletzt mit Die Kinder des Monsieur Mathieu [2004] international Erfolge feiern konnte und sogar für den Auslandsoscar nominiert war. Doch auch er kann nicht gegen das Drehbuch ankämpfen und verkommt damit zur Karikatur eines Polizisten, der ohnehin kaum etwas zu tun hat. Selbst die übrige Besetzung kann nur leidlich überzeugen, doch das stört letztlich wenig.
Corey Yuen war zuvor nicht nur als Regisseur von Hongkong-Actionfilmen verantwortlich, sondern wirkte auch jahrzehntelang als Darsteller mit; die Kampfszenen sind es dann auch, die immerhin mit einigen originellen Einfällen überzeugen können, und man wird das Gefühl nicht los, als wäre Yuen für die Martial-Arts-Action verantwortlich gewesen und Louis Leterrier, der hier für das zweite Drehteam verantwortlich war und bei Transporter – The Mission Regie führte, für sämtliche Autorasereien. Leterrier, der zuvor bereits als Regieassistent bei Asterix & Obelix: Mission Kleopatra [2002] mit von der Partie war, scheint jedoch mehr auf schnelle Schnitte, die gezwungen witzige Inszenierung und unlustige Einfälle zu setzen, als den Zuschauern eine vernünftige Verfolgungsjagd zu bieten.
Das sieht man schon daran, dass die erste Jagd durch eine französische Innenstadt so umgesetzt wurde, dass man als Zuseher nie weiß, wer eigentlich wo unterwegs ist. Man wird das Gefühl nicht los, als habe das Drehteam ohne Genehmigung gefilmt und musste nach jeder Einstellung das Lager fünf Kilometer weiter wieder aufschlagen. Ohne Zusammenhang wird dem Publikum präsentiert, wie das Auto des Fahrers an der Kamera vorbeirast, aber einen richtigen Aufbau in der Jagd gibt es nicht, die Hintergründe, die Landschaft wechselt im Sekundentakt, eine Kontinuität innerhalb der Szene ist nicht zu sehen.
Wie eine solche Autohatz durch Nizza aussehen kann, hat Regisseur John Frankenheimer exzellent in Ronin [1998] bewiesen, ohne Kameragimmicks, aus dem Stand heraus hüpfende BMWs oder derartige Kameraeinstellungen, dass man außer den großen Logos der Autohersteller oder der Schalthebel nichts erkennt.
Wer aber nach der anfänglichen Raserei der Meinung ist, dass dies die einzige im Film sei (immerhin ist in den nächsten 60 Minuten keine zu sehen), der wird enttäuscht, auch beim Finale gibt es, erneut mit typisch französischem Humor gespickt (sprich brutale, comicartig umgesetzte Szenen), eine Verfolgungsjagd, die offensichtlich an James Bond und Indiana Jones erinnern soll, doch auch hier sucht man Kontinuität vergebens – da fällt die Hauptfigur aus der Fahrerkabine eines Lastwagens hinaus, um eine Sekunde später unter dem Anhänger wenige Zentimeter über dem Boden zu hängen; wieso, warum? Mit solchen Details hält sich die Produktion nicht auf, immerhin muss gezeigt werden, wie der Bösewicht unter wirklich alle Räder des Sattelschleppers gerät.
Fans von gut umgesetzter, handwerklich sauber gemachter Action können nicht, sie müssen hier unverständig den Kopf schütteln.
Die musikalische Untermalung von Stanley Clarke ist zwar im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend, doch das gänzlich anders, als der Komponist vermuten mag. Nicht nur, dass seine Synthesizermelodien sich häufig wiederholen, mit ihren dudeligen, künstlichen, kitschig-zuckerigen Klängen erinnern sie (was durch die weiche Kamera noch verstärkt wird) unweigerlich an Filme eines Genres, in dem meist junge, ansehnliche Menschen ohne Bekleidung zu sehen sind.
Ohne jegliches Gespür für Tempo, Spannungsaufbau oder Zusammenhalt präsentiert Clarke einen Score, der buchstäblich jeder Beschreibung spottet. Diese musikalische Untermalung zerstört alles, was auch nur im geringsten an Unterhaltungswert vorhanden wäre. Sieht man sich die bisherige Karriere des Komponisten an, fallen vor allem die vielen TV-Engagements und der ebenfalls katastrophale Romeo Must Die [2000] auf.
Kultstatus, das ist heutzutage leider eine traurige Tatsache, erreichen viele Filme, und wenn man sich den sehr unterdurchschnittlichen Transporter ansieht, kann man nur stirnrunzelnd fragen, wieso? Gegen anspruchslose Actionunterhaltung ist ja nichts einzuwenden, wenn die Actionhatz denn handwerklich gut umgesetzt ist.
Doch genau daran scheitert Yuens Film, der mit einem nicht vorhandenen Drehbuch und entweder unterforderten oder nur physisch präsenten Darstellern, genügend zu kämpfen hat. Nicht nur die Verfolgungsjagd zu Beginn ist indiskutabel gefilmt, auch die Handkämpfe können nur selten überzeugen – das alles ergibt einen Mix, den man sich schon deshalb nicht zumuten muss, weil es genügend bessere Filme gibt, die eindrucksvoll beweisen, dass eine Verfolgungsjagd nicht so wirr und unzusammenhängend gefilmt sein muss. Fans sei hier Ronin oder auch der Actionklassiker The Rock – Fels der Entscheidung [1996] empfohlen. Selbst die viel zu hektisch und verwackelt gefilmte Verfolgungsjagd in Die Bourne Verschwörung [2004] ist The Transporter vorzuziehen.
Fazit:
Nicht von ungefähr erinnern die Kampfszenen hier frappierend an Jackie Chan-Filme, Regisseur Corey Yuen arbeitete mit der Kampfsportlegende mehrmals zusammen, und wie der Filmemacher Hauptdarsteller Jason Statham in Szene setzt, kommt bewanderten Zuschauern vor, wie ein Jean-Claude Van Damme-Streifen – auch hier war Yuen bereits in Karate Tiger - Der letzte Kampf [1985] aktiv.
Doch das alles ist nicht lobenswert, sondern insofern erschreckend, als dass The Transporter ohne eine eigene Identität auskommen muss, die Story ist quasi nicht vorhanden, das Drehbuch glänzt durch leere Seiten und Einfälle, die man lieber wieder vergisst. Wer darauf hofft, dass der Actionfilm wenigstens gut gefilmt ist, wird maßlos enttäuscht. Eine meist planlose Kameraführung, katastrophale Schnittarbeit und eine Musik, die man selbst gehört haben muss, um es zu glauben, zerstören jeglichen Unterhaltungswert.
Wenigstens sind die Martial-Arts-Einlagen mitunter einfallsreich umgesetzt, aber das macht das Flickwerk eines Films im Endeffekt auch nicht besser. Diesen Transport sollte man als Actionfan wohlweislich meiden.